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K. H. Scheer und seine SF-Leihbücher der Jahre 1948 bis 1965

Leihbücher von ScheerK. H. Scheer und seine SF-Leihbücher
der Jahre 1948 bis 1965

Über Karl Herbert Scheer, den 1991 viel zu früh verstorbenen Schriftsteller, und seine utopischen Romane noch etwas zu schreiben, wäre für Fans nur eine Wiederholung längst bekannter Tatsachen. Jeder kennt ihn als Mitbegründer und Autor von Perry Rhodan, als Verfasser von 44 SF-Romanen und natürlich der ZBV-Serie. Wer darüber mehr wissen möchte, kann auf der Webseite zur Serie alles darüber finden, alle Titel der veröffentlichten Bücher, Romane und Hefte.

 

Karl Herbert Scheer

Scheer wurde 1928 geboren und rückte im 2. Weltkrieg zur U-Boot-Waffe als Maschinenmaat ein, kam aber nicht mehr zum Einsatz. Diese Erfahrungen haben seine spätere schriftstellerische Tätigkeit geprägt. Sein Bezug zur Seefahrt und zu exakten technischen Vorgaben machen seinen Stil unverwechselbar und ihn zu einem der bedeutendsten Schriftsteller auf dem Gebiet der Trivialliteratur der Nachkriegszeit. Natürlich hat er auch stark polarisiert und wurde wegen seines Hanges zu manchmal gewaltsamen Lösungen als Kanonen- oder Handgranaten-Herbert bezeichnet.

Der Witz dabei ist, dass er tatsächlich in einer seiner Piratenromanreihen Handgranaten als neue Waffe eingeführt hat. Außerdem dürfte er ein ziemlicher Choleriker gewesen sein, seine Streitereien mit Kollegen bei Redaktionssitzungen sind legendär.

Ich habe ihn leider nie persönlich getroffen, schätzte aber schon seit meiner Schulzeit seine Bücher und seinen unverwechselbaren Schreibstil. Er konnte eine Raumschlacht oder einen Kampf einer Gruppe seiner Helden mit einer Übermacht von Feinden, mit einer Farbigkeit und Dynamik erzählen, wie nur wenige seiner Zeit. Nicht zu vergessen seine exakte Beachtung der technischen Möglichkeiten. Heute wäre er wahrscheinlich einer der ganz großen Action-Schriftsteller.

Aber das ist nicht das Thema dieses Artikels. Man kennt die Scheer-Romane als Taschenbücher, Heftchen und auch die ZBV-Romane in Buchform.

Weniger bekannt ist, dass die ersten Scheer-Romane in Buchform veröffentlicht wurden, und zwar als sogenannte Leihbücher.

Leihbücher nach 1945 waren speziell für gewerbliche Leihbüchereien produzierte, im Sortiment nicht erhältliche Unterhaltungsromane. Als es das Taschenbuch noch nicht gab, war das Leihbuch neben dem Romanheft die eigentliche Publikationsform vor allem für deutschsprachige Autoren. Zwischen 30.000 und 40.000 dieser in Kunststofffolie gebundenen „Schwarten“ hat es gegeben, die Auflagen lagen oft nur bei 2.000 Exemplaren.

Und noch etwas ist bemerkenswert. Leihbücher hatten meist einen Umfang von etwa 270 Seiten, ein Taschenbuch ca. 144 bis 160 Seiten und ein Heft so an die 62 bis 64 Druckseiten. Mit anderen Worten: Der Text musste bei Nachdrucken teilweise brutal auf das Heftformat gekürzt bzw. verstümmelt werden. Erst als die Nachdrucke als Doppelhefte erschienen, wurde nur mehr wenig gekürzt. Bei einem Zyklus (Centauri) wurde dabei sogar der Schluss, der ursprünglich mit der Vernichtung des Planeten Centauri geendet hatte, auf ein versöhnlicheres Ende geändert.

Aus diesem Grund sind meiner Meinung nach die alten Leihbücher als Quelle des ursprünglichen Textes unverzichtbar.

Die insgesamt 44 SF-Leihbücher sowie die ersten 18 Bände der ZBV-Reihe sind nur ein Teil von Scheers Leihbüchern, er schrieb noch ca. 33 Piraten-, Kriminal- und Abenteuerromane und zeichnete für 56 Perry Rhodan-Leihbücher verantwortlich.

Über die Piraten-, Abenteuer- und Kriminalromane habe ich bereits eine Artikelreihe verfasst, die derzeit leider nicht zur Gänze online ist.

Scheer war als Schriftsteller in den Jahren von 1950 bis 1961, dem Beginn der Perry Rhodan-Serie, sehr produktiv und hat nicht nur SF, sondern auch unter Pseudonymen Piraten-, Abenteuer- und Kriminalromane geschrieben, und zwar für mehrere Verlage wie Engelbert Pfriem, Reihenbuch, Balowa und Iltis.

Diese Pseudonyme waren Diego el Santo, Pierre de Chalon, Klaus Tannert/Rolf Torak, Roger Kersten sowie auch Alexej Turbojew. Das letzte eigene SF-Leihbuch von Scheer „Die Männer der Pyrrhus“ erschien 1965. Eine Variation dieses Romanes mit dem Titel „Der Hundesohn“ erschien noch 1975 als Kurzgeschichte in einem holländischen Magazin.

Ab diesem Zeitpunkt schrieb er auch wegen seiner schweren Krankheit außer einigen Taschenbüchern für die ZBV-Serie nur mehr für die Heftreihen Perry Rhodan und Atlan.

Leihbücher von ScheerReihenbuch-Verlag - Im Jahr 2200
Jahr / Nr. / Titel
1952 / Piraten zw. Mars und Erde
1952 / Stern A funkt Hilfe
1953 / Der rätselhafte Planet / Rahera-Zyklus
1953 / Macht der Ahnen /     “
1953 / Ruf der Erde /     “
1953 / Das große Projekt / Weltraum-Zyklus
1953 / Weltraumstation I /     “
1953 / Sprung ins All /     “
1953 / Kampf um den Mond /     “
1953 / 112 / Stern der Rätsel / Venus-Zyklus
1953 / 123 / Brennpunkt Venus /     “
1954 / 174 / Und die Sterne bersten

Pfriem-Verlag
1955 / 259 / Unternehmen Diskus / Diskus-Zyklus
1955 / 264 / Der Gelbe Block /     “
1955 / --- / Hölle auf Erden /     “

Leihbücher von ScheerIltis-Verlag - Alexej Turbojew
1958 / 398 / Antares II
1959 / 418 / Welt ohne Ende
1960 / 463 / Rak 1212 überfällig

Balowa-Verlag-Centauri-Zyklus
1955 /  14 / Flucht in den Raum
1956 /  16 / Vorposten Jupitermond
1956 /  22 / Grenzen der Macht

Balowa-Verlag
1956 /  29 / Verweht im Weltraum
1956 /  34 / Stern der Gewalt
1956 /  38 / Sie kamen von der Erde
1956 /  50 / Verdammt für alle Zeiten
1957 /  59 / Und sie lernen es nie
1957 /  67 / Die Fremden
1957 /  75 / Der unendliche Raum
1957 /  83 / Über uns das Nichts
1957 / --- / Die lange Reise
1958 / 135 / Oktavian III
Leihbücher von Scheer1958 / 119 / Galaxis ohne Menschheit
1958 / --- / Vergessen
1958 / --- / Der Mann von Oros
1959 / 151 / Nichts außer uns
1959 / 175 / Pronto 1318
1959 / 200 / Amok
1960 / 219 / Revolte der Toten
1961 / 255 / Expedition
1961 / 288 / Die Großen in der Tiefe
1962 / 328 / Die kosmische Fackel
1963 / 368 / Korps der Verzweifelten
1964 / 401 / Der Verbannte von Asyth
1965 / 450 / Die Männer der Pyrrhus

Balowa-Verlag - ZBV
1957 /  63 / 1 / Zur besonderen Verwendung
1957 /  71 / 2 / Kommandosache HC-9
1957 /  79 / 3 / Ordnungszahl 120
1957 /  87 / 4 / Unternehmen Pegasus
1957 /  95 / 5 / CC-5 streng geheim
1958 / 103 / 6 / Hölle unter null Grad
Leihbücher von Scheer1958 / 111 / 7 / Großeinsatz Morgenröte
1958 / 131 / 8 / Eliteeinheit Luna-Port
1958 / 134 / 9 / Überfällig
1959 / 163 / 10 / Vollmachten unbegrenzt
1959 / 179 / 11 / Zutritt verboten
1960 / 215 / 12 / Fähigkeiten unbekannt
1961 / 244 / 13 / Vorsicht Niemandsland
1961 / 272 / 14 / Diagnose Negativ
1962 / 303 / 15 / Kodezeichen Großer Bär
1963 / 362 / 16 / Raumpatrouille Nebelwelt
1964 / 386 / 17 / Offensive Minotaurus
1965 / 415 / 18 / Gegenschlag Kopernikus

2. Auflage
1966 / 492 / 1 / Zur besonderen Verwendung
1967 / 504 / 2 / Kommandosache HC-9
1968 / 581 / 3 / Ordnungszahl 120

Wie man aus den Erscheinungsjahren in Verbindung mit den Verlagsnummern ersehen kann, war Scheer bis zum Beginn der Perry Rhodan-Serie im Jahr 1961 ein ungemein produktiver Schriftsteller. Er hat bis dahin in einem Zeitraum von 10 Jahren über 90 Romane verfasst.

Außerdem zeichnete Scheer noch für insgesamt 56 Leihbücher der Perry Rhodan-Serie verantwortlich, die inhaltlich die ersten 3 Zyklen der Heftserie umfassen (bis zur Nummer 150) - wobei jeweils zwei Hefte den Buchinhalt bildeten. Das heißt aber auch, dass ca. jedes dritte Heft nicht aufgenommen wurde.

Diese Bücher, die zwischen 1962 und 1968 erschienen, kann man als Vorläufer der späteren Silberbände sehen.

Die einzelnen Romangruppen aus dem SF-Bereich möchte ich später noch in weiteren Artikeln behandeln, da die Inhalte dieser Romane den Fans zwar weitgehend bekannt sind, es aber mehr oder weniger große Änderungen bei den Heft- und Taschenbuchausgaben gibt.


Wer sich für die Piraten-Reihe „Herr der Meere“ näher interessiert: Diese wird derzeit beim Terranischen Club EdeN mit Genehmigung der Rechteinhaberin Frau Heidrun Scheer neu aufgelegt. Alle neun Bände sind bereits erschienen.

Auch eine Neuauflage der 4 Scheer-Romane aus der Reihe „König der Meere“ ist geplant. Der erste Band ist bereits erschienen, der zweite Band sollte demnächst erscheinen.

Für eine Neuauflage von anderen Scheer-Romanen war die Zustimmung der Rechteinhaberin bisher nicht zu bekommen. 

Zu den weiteren Artikeln
Reihenbuch-Verlag
Pfriem-Verlag
Iltis-Verlag

Grünes Blatt-Piraten zwischen Erde und Mars

Balowa-Verlag-Centauri

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