K. H. Scheer und seine SF-Leihbücher der Jahre 1948 bis 1965 - Reihenbuchverlag
K. H. Scheer und seine SF-Leihbücher
der Jahre 1948 bis 1965
Reihenbuchverlag
Von Scheer stammt auch die Konzeption dieser Reihe, die nach seinem Ausscheiden wegen Streitigkeiten mit dem Verleger nach seinen Ideen weitergeschrieben wurde. .
Diese technisch utopischen Romane stehen am Anfang der schriftstellerischen Laufbahn Scheers und zeigen auch noch nicht die für Scheer typischen Stilelemente wie sein später oft verwendetes Zweigespann eines großgewachsenen Heldentyps und seines kleinwüchsigen Partners. Aber seine Technikverliebtheit und Präzision hat er schon von Anfang an gezeigt.
Auch wenn die ersten Romane noch etwas unbeholfen und klischeehaft sind, erkennt man schon seine Wortgewalt und sein schriftstellerisches Talent. Er konnte mit einer Farbigkeit und Dynamik erzählen wie nur wenige seiner Zeit, nicht zu vergessen seine exakte Beachtung der technischen Möglichkeiten.
Seine Romane sind danach in verschiedenen Versionen erst als Heftromane im Rahmen der Reihen Utopia, Terra und Terra Extra erschienen, zuletzt als Taschenbuchausgabe in den Jahren 1985/86. Die älteren Leihbuchversionen beinhalten allerdings die vollständig publizierte Textvariante.
Bei den im Reihenbuch-Verlag im Rahmen der Reihe „Romane aus dem Jahr 2000“ erschienenen Büchern handelt es sich dabei um folgende SF Romane:
- Jahr / Nr. / Titel
Die Reihenfolge des Erscheinens der Romane ist aus der Verlagsliste der „ROMANE AUS DEM JAHRE 2200“ des Verlages abzuleiten.
In der Reihe unserer Zukunftsromane sind bisher folgende Titel erschienen:
Die Reihe wird fortgesetzt!.
Sie wurde zwar bis zur Pleite des Verlags im Jahr 1954 fortgesetzt, aber ohne den bisherigen Starautor K. H. Scheer.
Frühwerk 1951/52
Hier gibt es 2 Romane, die eine etwas kuriose Erscheinungsweise hatten. Diese Romane erschienen nicht nur im Reihenbuchverlag, sondern auch als sogenannte Fortsetzungsromane in einer Wochenzeitschrift, dem „Grünen Blatt“.
Als meines Wissens erster Roman Scheers ist der Roman „ “ im Jahr 1951/52 in insgesamt 16 Fortsetzungen im „Grünen Blatt“ (4. Jahrgang Heft 43 - 52, 5. Jahrgang Heft 1 - 6) erschienen.
„ “ erschien in insgesamt 18 Fortsetzungen im „Grünen Blatt erst 1953 (6. Jahrgang Heft 19 - 36).
Im Reihenbuchverlag erschienen beide Romane im Jahr 1952 in umgekehrter Reihenfolge.
Als Frühwerk handelt es sich hier um etwas schwächere Romane.
„Piraten zwischen Mars und Erde“ erscheinen mir als eine in den Weltraum transponierte Seefahrts- bzw. Kriminalgeschichte mit Kapitänen mit Pfeife im Mund auf der Brücke, aber durchaus spannend geschrieben.
„Stern A funkt Hilfe“ ist bereits ein richtiger SF-Roman, wenn auch im Stil noch etwas unbeholfen und holprig.
Rahera-Zyklus
Diese Kurzserie innerhalb Romanreihe hat ein bißchen einen fantasyartigen Einschlag, der Held erreicht den Planeten Rahera, der unsichtbar die Sonne umkreist, stürzt dort mit seinem Raumschiff ab und trifft dort auf Nachkommen von ausgewanderten Bewohnern des sagenhaften Erdkontinents Lemuria. Er rettet sie vor dem Untergang, bekommt als Lohn die Prinzessin und verhindert letztlich einen interplanetarischen Krieg mit insektenhaften Marsbewohnen. Mit Hilfe der technischen Hinterlassenschaft der Lemurer verhindert er auch einen Krieg auf der Erde.
Diesmal ist es schon mehr Science Fiction mit ein paar typischen Versatzstücken dieses Genres.
Und es gibt auch eine technische Innovation, erstmals verwendet Scheer statt der damals üblichen Raketen Kugelraumschiffe der Lemurer, schon mit Landestützen und Antigrav. Dieser Raumschifftyp wird später von Scheer noch oft verwendet und auch in die Perry Rhodan Serie eingebracht.
Weltraumstation-Zyklus
In diesen 4 Romanen schildert Scheer mit allen technischen Einzelheiten den Bau einer Weltraumstation, wie er über 50 Jahre später mit dem Bau der ISS verwirklicht wurde.
Das Ganze ist zur Erhöhung der Spannung mit einer Spionagegeschichte verbunden, wobei ein verrückter Milliardär aus Südamerika den Bau zu sabotieren versucht, um seine eigene Station zu bauen und die Weltherrschaft zu erringen.
Dazu kommt noch die unvermeidliche Liebesgeschichte, deren Held Dr. von Roter dem bekannten Konstrukteur Werner von Braun nachempfunden ist.
Mit seinen technischen Einzelheiten des Baus der Raumstation war Scheer seiner Zeit weit voraus.
Er hat die Probleme beim Bau richtig erkannt, wie sich erst viel später beim Bau der ISS herausgestellt hat.
Und der Romanteil, der im atomverseuchten Amazonas-Dschungel mit dem unter einer Pyramide verborgenen Atomwerk wird in der ZBV-Reihe im Roman „Unternehmen Pegasus“ wieder verwendet.
Venus-Zyklus
In diesen beiden Romanen greift Scheer wieder das Thema eines die Weltherrschaft anstrebenden Diktators auf, was durch die Hilfe von Venusbewohnern letztlich vereitelt wird.
Es sind zwei farbig und spannend geschriebene Romane mit der unvermeidlichen Liebesgeschichte.
Einige Motive daraus hat Scheer später in einem anderen Zyklus, den im Pfriem-Verlag erschienenen Romanen des Diskus-Zyklus verwendet.
Letzter Roman im Reihenbuch-Verlag
Der Roman „ “ ist der letzte (1954) in diesem Verlag erschienene Roman von Scheer. Der Plot erinnert ein bißchen an die Romane von John W. Campbell jr. Auch hier machen zwei Freunde Erfindungen, hinter denen internationale Konzerne her sind. Letztlich bauen sie ein kugelförmiges Raumschiff, mit dem sie ins All fliegen; sie bleiben aber anders als bei Campbell im bekannten Universum. Die Idee zu dem Roman könnte von Campbell stammen, allerdings wurden dessen Romane erst Jahre später ins Deutsche übersetzt.
Die im Reihenbuch Verlag erschienenen Bücher sind meist spannend geschrieben, wobei ich persönlich die später von Scheer verfaßten Bände vorziehe.
Scheer hatte überhaupt die Angewohnheit, seine Ideen und Stories auch in anderen Verlagen wiederzuverwenden und konnte so seinen Romanausstoß beträchtlich erhöhen. Allerdings waren Selbstplagiate damals nicht so selten.
Interessant sind auch Scheers Vorlieben für die Bösewichte in seinen Romanen: skrupellose Bosse von internationalen Konzernen und asiatische Staatenbünde. Irgendwie hat Scheer schon zu Zeiten des kalten und des Korea Krieges den Aufstieg Asiens, insbesonders Chinas vorausgeahnt, ebenso die damals beginnende Globalisierung der Wirtschaft.
Diese Romane können auf Grund der fehlenden urheberrechtlichen Voraussetzungen nur mehr im Original gelesen werden, falls man diese Bücher überhaupt noch auftreiben kann.
Falls man sich dafür näher interessiert, habe ich die Original-Klappentexte im zweiten Teil dieses Artikels zusammengefaßt.
Kommentare
Es ist immer wieder erstaunlich, wie unbekümmert Scheer seine Konzepte mehrmals verwendet hat. Er hat ja nicht nur auf seine Raumschifftypen zurückgegriffen, Gerade Rahera nimmt die halbe Rhodan-Serie vorweg, bis hin zu den Figuren. Wie weit ist es von der außerirdischen Prinzessin "Tara" zur Arkonidin "Thora"?
Ich will das nicht verurteilen, damit ich da nicht falsch verstanden werde. Aber es wirft schon die Frage auf, wie sehr Scheer an das Projekt Rhodan im Planungsstadium geglaubt hat bzw wie viel Konzeptarbeit er reinstecken wollte.
Natürlich hat Scheer seine Ideen von überall her genommen (nicht nur von sich selbst). Entscheidend ist aber, wie er das umgesetzt hat. Denn sein Schreibstil ist unverkennbar und immer spannend.
Ich denke, man sollte auch die alten und vollstämdigsten Texte lesen, nicht nur die TB-Ausgaben oder die meist sehr gekürzte Heftausgaben (Terra, Utopia), die einst meine erste Bekanntschaft mit Scheers Romanen waren.
Da hast du recht. Wenn man bedenkt, dass es von den ersten ZBV mindesten drei unterschiedliche Fassungen gibt.
Ich habe mal zufällig zwei Kneifel-Romane in verschiedenen Ausgaben gekauft, und ich war überrascht, wie viel Arbeit vermutlich Schelwokat (oder Hofmann?) in die Neuauflagen reingesteckt hat.Und Scheer hat sie ja wohl selbst bearbeitet bzw seine Frau.
Ich denke da z.B an eine köstliche Szene in "Kommandosache HC-9", wie Konnat allein daheim seinen Geburtstag feiert und sich mit dem Getränkeautomaten unterhält. Noch dazu ist dieser Roman großteils von Klaus Tannert, "Alarm in Thule" abgekupfert.
Bei der Heftausgabe war auch Clark Darlton als Herausgeber beteiligt. Ich erinnere mich, ein Interview gelesen zu haben, wo er die Aussage machte, dass es manchmal sinnvoll gewesen sei, Scheer zu kürzen.
"Alarm in Thule" und "Kommandosache HC9": Da hat er wohl bei sich abgeschrieben. Hat auch Karl May schon gemacht (und dieser hat das auch nicht erfunden...)
Ich würde auch gerne wissen von welcher Auflage die serie ZbV in französicher Sprache übersetzt wurde...
Gut war er dann, wenn er seinen Helden Knüppel zwischen die Beine warf und der schöne Schlachtplan perdu ging. Dann folgte natürlich wieder der nächste "unausweichliche" Gegenzug ...
*HEute nennt man das wohl alternativlos.
Oui! C'est tout à fait ça! Stimmt genau!
ZB / Wie Rhodan das schafte die Macht und das Kommando auf der Erde zu übernehmen - mit eine menge "knüppel zwischen den Beinen" -ist grandios. Und das ist es ja: da kann man darüber nachdencken, aber ohne alternativ plan zu finden.
So viele Geschehen (beschrieben oder impliziert) in ein paar Hefte unter zu bringen: das ist klasse.
(Vielleicht musste es so sein. Seit der 80eJahre, würden die selbe Geschehen auf hunderte Hefte gestreckt werden.)