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Eine Legende wird vierzig Jahre alt - Die Dämonenkiller-Chronik 11

Dämonenkiller zum 40.Eine Legende wird 40 Jahre alt
Die Dämonenkiller-Chronik (11. Teil)

Aus Anlass des vierzigjährigen Jubiläums der Dämonenkiller-Serie habe ich eine Chronik erstellt, die sich mit der Geschichte der Serie beschäftigt.

Im 11. Teil der Dämonenkiller-Chronik beschäftigen wir uns mit den DK-Exposés 28 – 30.

Viel Spaß beim Lesen...

 

Im Exposé Nr. 28, daß Ernst Vlcek im September 1974 geschrieben hat, kann man folgendes lesen.

23JAGT DEN WOLF
LYKANTHROPUS
Der Dämonen-Killer 28
Schauplatz: Schweden
Zeit: Dezember (im Anschluß an Band 27)
Wenn der Autor will, kann er es Weihnachten sein lassen; es könnte ja sein, daß ihm das zu einem dramaturgischen Gag verhilft.
Autor: Walter Appel

Titelbild: eine Art Werwolf kriecht auf allen vieren von links über das Bild, im Hintergrund Wald (Vorlage: Bild 6) 

Auf die Geschehnisse der vorangegangenen Bände braucht nicht einge­gangen zu werden. Der Autor hat in der Behandlung des Stoffes freie Hand. Es gilt, wie immer, daß die im Exposé dargestellten Szenen dem Autor als Anregung dienen und keine Pflicht sind; wenn er glaubt, etwas besser zu machen, oder Szenen so darstellen möchte, daß sie seiner Schreibe genehmer sind - ich bitte darum. Nur um Beachtung der Grunddaten bitte ich auch und um treffende Charakterisierung unseres Helden Dorian Hunter (was nicht heißen soll, daß der Autor dies in seinem ersten DK-Band nicht getan hätte). Zum besseren Verständnis nochmals die Daten zur Person von

Dorian Hunter: zu Handlungsbeginn war er 29 Jahre. Da wir für die Handlungs­zeit keine Jahreszahlen nennen, also ein zeitloser Zustand herrscht, sagen wir, daß er um die 30 ist, permanent; 1,90 Meter, schlank, durchtrainiert, sportlich, schwarzes Haar, grüne Augen, schmales Gesicht, deutliche Backenknochen, starker Bartwuchs, gutaussehend - sein gutes Aussehen wird jedoch von einem dichten Schnurrbart zunichte gemacht; wortkarg, hat was für saloppe Kleidung übrig (den weißen Smoking, den er einmal trug, muß er von einem Kostümverleiher gehabt haben). Die Autoren (mich eingeschlossen) sollten mehr Mut zu trockenem Humor haben. Trinkt Bourbon, raucht Players (nicht in Kette!)

Achtung! Es wurde bisher noch nicht ausgesagt - aber der DK liebt klassische Musik. Besonders den Bach'schen Orgelwerken schreibt er "die elementare Wucht, die Dämonen zertrümmern kann" zu.

Der Autor soll die nachfolgenden Daten in entsprechender Form zur Erklärung bringen:
Dorian Hunter hatte acht "Brüder", die er in den Anfangsbänden nacheinander killte. Einer davon war Jörg Eklund, ihm wurde in Band 13 der Garaus gemacht, also vor fast sieben Monaten. Eklund war ein Dämonenkind, von Asmodi und einer Gefährtin gezeugt, wurde aber von einer Sterblichen ausgetragen. Erst mit 29 Jahren (Band 1) erfuhr Eklund die Wahrheit über sich. Die Frau, die ihn austrug, hatte auch eine Tochter: Verena. Diese hielt Jörg immer für ihren wirklichen Bruder.
Als Jörg Eklund in Band 13 starb, da entsann er sich im Augen­blick seines Todes an seine Schwester Verena und er stellte durch Schwarze Magie eine Gedankenbrücke zu ihr her, über die sein Todes­erlebnis und ein Teil  seiner Fähigkeiten au sie überfloß.
So erst wurde Verena zu einer Hexe. Sie konnte sich mit den von Jörg übertragenen Fähigkeiten zwar nicht in einen Werwolf ver­wandeln, sie war ja kein echter Lykanthrop, aber immerhin konnte sie andere bannen - und auch dem alten Elmar Larsson zu einem werwolf­artigen Körper verhelfen. Das alles geschah nur, um Dorian Hunter hierher zu locken.
Zuerst wollte sie ja den jungen Gunnar Larsson für ihre Zwecke einspannen. Er sollte den Alten beseitigen, den größten Teil des Vermögens übernehmen und nun finanziell unabhängig, in ihrem Auftrag Dorian Hunter beseitigen. Aber als sie dann auch noch den Alten in ihre Gewalt bekam, änderte sie ihren Plan ab. Von Jörg Eklund wußte sie ja alles über den Dämonen-Killer. Sie kombinierte, daß er sich die Gelegenheit nicht nehmen lassen würde, einen Werwolf zur Strecke zu bringen und deshalb hierher kommen würde. Und hier, in der ver­trauten Umgebung, konnte sie ihn leichter vernichten.
Das alles erfährt Dorian von Verena, oder er kann es sich zu­sammenreimen. Nun will sie ihn becircen, verhexen und anschließend wie ein wehrloses Opfer töten. Aber das macht sie nicht mit einem Dämonenkiller. Dorian läßt sich erst gar nicht von ihr verblenden, er entzieht sich ihrem Bann und tötet sie. Damit wird auch der Bann von Gunnar Larsson genommen. Er flieht. Dorian läßt ihn laufen; er ist ja auch nur ein Opfer. Dorian zündet das Haus der Hexe an.
Als sie alle ins Herrschaftshaus zurückkommen, passiert etwas, das sich nicht erklären läßt (der Autor soll es auch nicht versuchen, sondern alles im mystischen Dunkel lassen). Aufruhr im Haus. Es stellt sich heraus, daß Gunnar Larsson seinen im Sterben liegenden Vater erwürgt hat. Er hat nun die Tat vollendet, die er schon vor einem Monat mit Hilfe von Verenas Gift ausführen wollte.
Kirst und Forst verlangen die Prämie von 100.000 Kronen, denn sie behaupten, den Werwolf erschossen zu haben. Aber davon will niemand von den Larssons und deren Anverwandten etwas wissen. Ein Wolf? Ein Werwolf gar? Ungläubigkeit. Alle Familienmitglieder haben die Geschehnisse des letzten Monats glatt vergessen. Die Jäger müssen mit leeren Händen von dannen ziehen. Als sich Dorian von Birgit verabschiedet, sagt sie, daß sie träumte, ihr Großvater sei ein Wolf gewesen, aber ein lammfrommer Wolf mit einem liebenden Herzen.
Alle hätten ihn gejagt, weil sie ihn nur nach seinem Aussehen, seinem Äußeren beurteilten, aber ihr habe der Wolf gezeigt, daß sich unter seiner rauhen Schale ein guter Kern befinde. Sei dieser Traum nicht wie ein Gleichnis? Auch im wirklichen Leben sei ihr Großvater von allen gehaßt worden, aber ihr habe er seine Liebe gezeigt.
Bevor der Dämonen-Killer Leine zieht, versichert er ihr, daß ihr Großvater bestimmt kein schlechter Mensch gewesen sei. Was sollte er sonst auch sagen? Daß sie nicht nur geträumt hat? Wozu denn...

Abschließende Bemerkungen:
Die vielen Erklärungen im Schlußteil des Exposés mögen den Autor anfangs vielleicht verwirren. Aber wenn er sich die entsprechenden Stellen mehrmals zu Gemüte führt, kommt er sicher klar. Wenn nicht, genügt ein Anruf im keineswegs gebirgigen Brunn.
Wenn Verena Dorian ihre Motive erklärt, dann ist sie eine regelrechte Furie, ordinär, entfesselt, fast wie ein echter Dämon.
Der Autor kann auch weitere Personen ins Gras beißen lassen; entweder reißt der Wolf einen der Jäger, aus Selbsterhaltungstrieb, oder jemand anderen, der seinem Schützling Birgit was antun will. Aber bitte auf Motivation achten. Unser Werwolf paßt nicht ins Klischee. Ruhig auch eine Szene aus seiner Warte schildern. Aber nicht zu früh ver­raten, wer er ist.
Mehr fällt mir dazu nicht mehr ein.

Der Autor Hans E. Ködelpeter alias Charles Fleming hatte die Figur Kiwibin in seinen DK-Erstlingswerk DK Nr. 22 erfunden und Ernst Vlcek hatte die Figur so gut gefunden, daß er sie in seine Serie einfügte und so sollte Charles Fleming die Nummer 29, wo Kiwibin Dorian Hunter nach Russland entführte, schreiben. Der Autor Ködelpeter wollte aber nicht nach Exposés schreiben und deshalb sprang Kurt Luif alias Neal Davenport als Autor ein.

29DAS GEWÖLBE DES DÄMONS
DIE SCHÖNE UND DAS MONSTER
BEFEHLE AUS DER GRUFT
TANJANS BESTIE
Der  Dämonen-Killer 29
Schauplatz: Dorf in den Karpaten
Zeit: Januar (Gegenwart)
Autor: Hans E. Ködelpeter

Titelbild: nackte (herb, üppig) Blondine liegt auf rechten Arm gestützt, rücklings auf Steinquader, das rechte Bein abgewinkelt, ebenfalls aufgestützt; hinter ihr ein affenartiges Ungeheuer, Raubtiergebiß gefletscht, hat an der Stirn furchterregendes, nach oben gedrehtes Horn, ist an Halsring und Kette an den Steinquader gefettet; im Vordergrund menschliches Skelett und Totenkopf. Mädchen hat Stirnreif mit Amulett!!!
(diese Szene sollte der Autor im Roman schildern; es wird im Exposé noch darauf hingewiesen)

Situation:
Dorian hat in dem irischen Dorf Gruelymoe den geheimnisumwitterten Hr. Kiwibin kennengelernt, der Interesse an allem Dämonischen be­kundet. Dorian bot ihm an, sich seiner Organisation zur Dämonenbe­kämpfung anzuschließen. Doch Mr. Kiwibin bat sich Bedenkzeit aus. Inzwischen jagte Dorian dem Goldenen Drudenfuß nach und machte den Abstecher nach Schweden (Band 28). Nun ist er wieder zurück in London und kann sich Mr. Kiwibin widmen. Diese Figur hat der Autor in Band 22 selbst entwickelt, deshalb braucht sie nicht näher beschrieben werden. Coco Zamis ist nach Wien abgereist, um die Erbschaftsangelegenheiten zu regeln. Bekanntlich wurde die Dämonenfamilie Zamis in Band 12 ausgerottet. Coco ist die Erbin. Bitte nicht näher darauf eingehen, das bleibt den Folgebänden vorbehalten. Eben nur kurz erwähnen, daß Dorian Coco nach seiner Rückkehr aus Schweden nicht mehr angetroffen hat, weil sie nach Wien abreiste.

Hinweise:
Mr. Kiwibins Geheimnis soll anfangs gewahrt bleiben und erst später, als kleiner Zusatzgag, gelüftet werden.
Vorweg als Autoreninformation: Kiwibin ist ein Dämonenjäger des Ostens.
Es wird nämlich Zeit, daß wir einen Blick hinter den Eisernen Vorhang wagen, aber ganz unpolitisch natürlich. Dort hat man durch Geheim­dienstberichte von der Existenz der Schwarzen Familie erfahren und daß man sie im Westen bekämpft. Kiwibin ist der Sachbearbeiter. Er hat Dorian beobachtet etc., um Erfahrungen zu sammeln. Die Arbeitsweise der Dämonenjäger des Ostens muß nur auf die dortigen Verhältnisse zugeschnitten werden.

Anfangsepisode:
Damit beginnen, wie Dorian allein Mr. Kiwibin in dessen Wohnung irgendwo in London aufsucht. Dabei die "Situations"-Daten kurz einblenden, aber das Hauptgewicht auf die Handlung legen. Kiwibins Wohnung düster, geheimnisvoll wie den Mann selbst schildern. Kiwibin hat Dorian herbestellt. Nun ist er nicht allein. Zwei finstere Typen sind bei ihm, die Englisch mit einem harten Akzent sprechen. Kiwibin stellt die beiden nicht vor. Er kommt sofort zur Sache. Er braucht Hunters Unterstützung in einer Sache auf Leben und Tod. Er zeigt ihm ein Foto und sagt, daß es sich um eine Bildmontage handelt. Die Bild­montage stellt die Titelbildszene dar. Kiwibin äußert sich nicht, wann und wo und unter welchen Umständen das Bild gemacht wurde. Er sagt Dorian nur, dieses Ungeheuer, das tatsächlich lebt, muß unbedingt zur Strecke gebracht werden.
Bitte Kiwibin suspekt zeichnen, das wird er schon durch seine geheimnisvollen Andeutungen. Während Dorian auf das Bild starrt, erfaßt ihn ein Schwindel.

Achtung: Das Mädchen auf den Bild hat einen Stirnreif mit einem Amulett (Durchmesser etwa 4 cm), das seltsam verschlungene Ornamente aufweist. Das Amulett fasziniert Dorian, er glaubt, daß es ihn in den Bann schlägt. Bitte nicht definitiv aussagen, daß das Amulett für sein schwächeanfalle verantwortlich ist (in Wirklichkeit verhält es sich anders - Kiwibin betäubt Dorian). Aber Dorian glaubt es, und der Leser soll es mit ihm glauben. Das Bild scheint für Dorian zu wachsen, er selbst zu schrumpfen. Dorian glaubt, in das Bild zu stürzen. Er verliert das Bewußtsein. Sonst keine weiteren Aussagen machen. Auch nicht darüber, was mit Kiwibin passiert, oder was er tut.

Dorian erwacht in fremder Umgebung. In einem Blockhaus auf einem einfachen Felllager. Ein offener Kamin spendet Licht und Wärme. Der DK ist sofort hellwach, als ihm das Mädchen von der Bildmontage einen Becher mit einem heißen Getränk bringt. Die kleinen Fenster sind mit Eisblumen beschlagen. Das Haar des Mädchens wird mit dem Stirnreif‑Amulett zusammengehalten, das Dorian ebenfalls kennt. Das Mädchen sagt auf Russisch, daß sie Tanja heißt. Ihr Haus sei eine Freistatt, und der Fremde könne hier immer Asyl finden, wenn er in Bedrängnis gerät, hier wird ihm niemand etwas tun. Dorian versteht Russisch, er ist bekanntlich ein Sprachengenie.

Achtung: Dorians Sprachenkenntnisse stammen zumeist aus früheren Leben. Russisch hat er zudem noch gelernt, als er sich in Moskau aufhielt, um dort Berichte über Phänomene über Schwarze Magie zu sammeln und sie dann in einer Artikelserie herauszubringen. Das war vor vier Jahren. Vor drei Jahren brachte er dann seine Artikelserie in "News of the World" unter dem Pseudonym Lester Hawks, heraus. Er wurde vorzeitig aus Moskau ausgewiesen, weil er die braven Genossen mit seinen Theorien über Geister und Dämonen infizierte. Damals war Dorian noch nicht der Dämonen-Killer und wußte auch noch nichts über seine Vergangenheit.

Nun kommen ihm seine Russischkenntnisse zugute. Er will seine Natio­nalität verschweigen, sagt, daß er sich nur noch daran erinnere, Dorian zu heißen. Wie er herkam und von wo er stamme, habe er vergessen. Das Mädchen erzählt ihm auf seine Fragen, wie sie ihn gefunden habe. Als er etwas über das Amulett auf ihrer Stirn wissen will, meint sie geheimnisvoll lächelnd, ob es ihm gefalle. gibt keinerlei Auskünfte darüber. Sie heiße Tanja, und das Dorf sei Novornaja, liege in den tiefsten Ostkarpaten, nahe der rumänischen Grenze: Transsilvanien.
Für Dorian ergeben sich eine Reihe von Fragen: Wie ist er hierhergekommen? Durch Schwarze Magie? Von wem hat er die Kleider? Er kann sich nur noch daran erinnern, wie er in London und in Kiwibins Gegenwart das Bewußtsein verlor. Was wurde aus Kiwibin?
Dorian muß die Wahrheit herausfinden. Tanja kann oder will ihm nicht helfen. Er will sich in Novornaja umhören. Dorian ist noch schwach und jede Begleitung fällt ihm schwer. Tanja begleitet ihn. Sie rät ihm, sich nicht mit den Leuten einzulassen. Sie wirken feindselig, einige bedrohen Dorian, doch Tanjas Gegenwart scheint sie davon abzu­halten, tätlich zu werden.
!!! Dorian stellt fest, daß Tanja keine Fußabdrücke im Schnee hinter­läßt. Bei anderer Gelegenheit findet er heraus, daß sie kein Spiegel­bild hat. Aber wenn er sie berührt, kann er sie fühlen!!!
Anderntags erwacht er in Tanjas Hütte. Sie steht über ihm. Sie hat wieder den Stirnreif. Dorian will von ihr die Wahrheit wissen.
Er ist jetzt wieder ganz Dämonen-Killer; er will das Geheimnis von Novornaja um jeden Preis ergründen. Tanja schweigt, auch als er von ihr wissen will, wieso sie keine Fußspuren hinterläßt, kein Spiegel­bild hat. Sie meint nur, daß es den meisten Bewohnern von Novornaja so ergeht.
Bitte einfließen lassen, daß sich Dorian auch über seine Situation Gedanken macht. Wie ist er hergekommen? Hat er im Bergwerk wirklich Kiwibin gesehen. Sind überhaupt Dämonen im Spiel, oder leben die Einheimischen nur in diesem Wahn?

Abschließende Bemerkungen: Der Autor soll das kleine Karpatendorf in unheimlicher Atmosphäre schildern. Viele Bewohner sind Untote, die man daran erkennt, daß sie keine Fußspuren hinterlassen, kein Spiegelbild haben und auch keine Schatten werfen. Diese Untoten sind jene, die durch das Opfer­ritual in den Bann des Wijschs gerieten, und der ihnen das Leben dann in seinem Gewölbe aussaugte. Als Ersatz, oder Belohnung dafür, ließ er sie ein Scheinleben führen, das mit seinem Tode natürlich. aufhört. Diese Schattenwesen sind nicht imaginär in dem Sinne, daß man durch sie hindurchgreifen könnte. Man kann sie befühlen, ihren Schlag spüren, wenn sie einem eine Ohrfeige geben etc... Aber es sind perfekte Imaginationen der Schwarzen Magie. Das trifft auch auf Tanja zu, mit der Dorian sich körperlich vereinigt. Tanjas wirklicher  Körper ist die Mumie, die das Ungeheuer umhätschelt.

Im Oktober 1974 schrieb Ernst Vlcek das Exposé für die Nummer 30, dass er  für sein Alter-Ego Paul Wolf reservierte ...

30DER TÄTOWIERTE TOD
Der Dämonen-Killer 30
Schauplatz: Istanbul
Zeit: Mitte Januar (in Anschluß an Band 29)
Autor: Paul Wolf

Titelbild: gutgebautes Mädchen, an sich hübsch, jedoch Gesicht wie in schmerzhafter Ekstase verzerrt, entblößt ihre Brust (nicht unbedingt Brüste, falls jugendgefährdend), reißt sich das Gewand vorne auseinander, so daß Tätowierung sichtbar wird. Bei der Tätowierung handelt es sich um ein abscheuliches Ungeheuer, das sich selbständig macht und meinetwegen einen Mann in Abwehrstellung bedroht. Das alles kann vor unifarbenem Hintergrund spielen.

Situation:
Dorian wurde von dem Russen Kiwibin in London gekidnappt und in ein Karpatendorf gebracht, wo er einen Dämon zur Strecke bringt.
Nach bestandenem Abenteuer verspricht Kiwibin weitere Zusammenarbeit.
Der Dämonenkiller merkt aber nichts davon. Er will zurück in den Westen, genauer: nach Wien, zu Coco, die dort gerade die Erbschaft der Familie Zamis antritt. Doch Kiwibin scheint falsch zu spielen. Er bedauert, er könne Dorian nur nach Istanbul bringen. Und Dorians Papiere seien verlorengegangen; er bekommt deshalb einen Paß auf den Namen Juri Samjatin      und soll sich als russischer Archäologe ausgeben. Angeblich ist dieser Name frei erfunden. Dorian hat keine andere Wahl, als mitzuspielen. Er wird nach Istanbul gebracht.
Diese Vorgeschichte bitte am Anfang in die Handlung einfließen lassen (in Form einer unverbindlichen Rückblende, oder mittels Dorians Gedanken).
Zurück zu Dorian. Da er kein Geld hat, bleibt ihm nichts anderes übrig, als ins Hotel zurückzukehren. Der eine Bewacher, der mit der Schlangennadel gestochen wurde, liegt wie scheintot auf seinem Zimmer, die beiden anderen geben auf einmal vor, Dorian alias Juri Samjatin nicht zu kennen. Die Archäologengruppe reist gerade ab. Donau gelingt es aber, den einen Archäologen, mit dem er sich verabredet hat, kurz zu sprechen. Dieser sagt, er, Dorian, könne nie und nimmer Juri Samjatin sein, denn dieser sei bei Ausgrabungen in der Ruinenstadt Abydos verschollen.
Da weiß Dorian, daß Kiwibin ihn furchtbar hereingelegt hatte. Ohne zu wissen, warum er die Identität eines Verschollenen annehmen mußte, beschließt er, sich auf die Beine zu stellen und da nicht mehr mitzuspielen. Er ruft London an, die Jugendstilvilla. Dort geht es drunter und drüber, weil der O.I. immer noch in Lebensgefahr schwebt (Achtung: Diesbezüglich Zusatzexposé für Band 27 beachten!)
Coco ist in Wien. Er bekommt die Nummer ihres Anwalts. Der weigert sich zuerst  ihm zu sagen, wie er Coco erreichen kann. Doch dann kommt Coco die gerade im Büro des Anwalts ist, doch an den Apparat. Sie sagt, welch ein Glück, daß Dorian anruft, sie hat Schwierigkeiten, er müsse ihr so schnell wie möglich zu Hilfe kommen. Unter diesen Umständen kommt Dorian gar nicht dazu, zu sagen, daß er selbst Hilfe benötigt. Plötzlich ist die Verbindung unterbrochen.
Dorian ist auf sich allein gestellt. Aus London kann er auch keine Hilfe erwarten, weil der 0.I. Trevor Sullivan im Sterben liegt und. der Secret Service die "Inquisitions-Abteilung" vorerst lahmgelegt hat; ihr droht die Auflösung (Zusatzexposé 27 a!)

Achtung: Dem Exposéschreiber ist klar, daß das Abhäuten eines Menschen ein grausiger Vorgang ist, der, wenn überhaupt, nur dezent gestreift werden darf. Aber in diesem Fall handelt es sich um ein Ritual einer längst in Vergessenheit geratenen Religion. Und auf der Suche nach neuen Gags hat sich der Exposéschreiber dieses Rituals angenommen. Später mehr darüber.

Es handelt sich um eine Sekte von Manichäern. Der Manichäismus ist eine heute erloschene Religion. Doch in einer Zeit, wo überall in der Welt obskure Sekten gegründet werden, hatte auch der Manichäismus eine Chance (Einzelheiten über diese Religion bitte dem Fischer Lexikon "Die nichtchristlichen Religionen" entnehmen). Hier nur so viel: Mani hat diese Religion im 3. Jh. n. Chr. gegründet und Zarathustra, Buddha und Jesus als Vorbilder genommen. Das Weltbild: Licht und Finsternis, also Gut und Böse. Über das Licht herrscht der Vater der Größe, über das Dunkel der Fürst der Finsternis. Das paßt uns herrlich ins Konzept! Die Gefolgsleute des Dunkelherrschers sind die Archonten, und es gibt unzählige solcher Dämonen. Auf der Seite des Guten steht, unter anderen, der Demiurg, der lebende Geist. In den Schriften steht, daß er eines Tages "die dämonischen Archonten bestrafen wird - aus ihrer abgezogenen Haut bildet er den Himmel, aus ihren Knochen die Gebirge, aus ihrem Fleisch die Erde".
Das Abhäuten von Dämonendienern haben die Neu-Manichäer also aus den uralten Schriften übernommen, wie sie überhaupt die ganze Religion. verzerrt haben. Das auszusagen, können wir uns ruhig leisten. Wir adaptieren den Manichäismus sozusagen für unsere Zwecke.
Der Hohepriester nennt sich Demiurg und behauptet, die Inkar­nation des "Lebendigen Geistes" zu sein. Der Demiurg erklärt Dorian (von dem er nun weiß, daß er nicht Juri Samjatin ist), daß der echte Archäologe in den Ruinen von Abydos die tätowierte Mumie des bösen Dämons Srasham gefunden habe (dieser Name bedeutet so viel wie „Beherrscher des unbelebten Bildes“; was man auch als Dämon der Tätowierung auslegen könnte). Indem Juri Samjatin die Tätowierungen der Mumie auf Sterbliche überträgt, macht er sie zu Sklaven des Dämons. Und wenn dies mit der letzten Tätowierung geschehen ist, dann wird Srasham zu furchtbarem Leben erwachen. Der Manichäer bekämpft den Dämonenkult.
Dies erfährt Dorian während eines heidnischen Zeremoniells. Die Manichäer bringen Tieropfer dar und  vollziehen eine Reihe von Riten (bitte ausdenken), die alle den Zweck haben, Dorian gegen Srasham immun zu machen. Einer Taube wird das Herz aus dem Leib gerissen, und mit dem blutenden Herzen wird ein Kreis um Dorian gezogen (authentisch), dabei wird er auch mit den geheiligten Nadeln traktiert (nicht authentisch, sondern ersonnener Gag.
Dorian ist nicht gerade glücklich, denn schon wieder soll er für die Zwecke anderer eingespannt werden. Aber er wagt keine Gegen­wehr, denn wer weiß, vielleicht häuten ihn die Sektenmitglieder gar ab? Als Dorian für die Auseinandersetzung mit dem Dämon Srasham gewappnet ist, läßt man ihn einfach seines Weges ziehen. Er ist nun ein Auserwählter, der völlig asketisch und keusch zu leben hat.
Man sagt ihm, daß sein Körper nun dermaßen mit Lichtpartikeln "aufgeladen" sei, daß er den richtigen Weg zum Ziele finden wird.
Dorian muß nun nach den "drei Siegeln" leben: Das "Siegel des Mundes" erfordert die Enthaltung von Fleisch, Blut, Wein; das "Siegel der Hände" verbietet jedwede sündige Handlung; das "Siegel des Busens" den Geschlechtsverkehr. Jene, aus denen der tätowierte Dämon ausgetrieben wurde, durch Abhäuten, sind geheilt und werden ebenfalls zu Außerwählten, die nach den 3 Siegeln handeln müssen.
Die Anbeter Srashams haben ihren Unterschlupf gewechselt. In einem unterirdischen Gewölbe entströmt Opferschalen beizender Dampf. Juri Samjatin ist der Oberpriester, auf seiner behaarten Brust ist ein abscheuliches Ungeheuer eintätowiert. Die Mumie Srashams steht auf einem Sockel, sitzt auf einer Art Thron mit zarathrutrischen und persischen Symbolen. Die Schar der tätowierten Dämonendiener beginnen das Zeremoniell. Juri Samjatin sagt, daß Srasham nur noch eine Tätowierung trägt. Sie soll auf Dorian übertragen werden, dann kommt es zur Wiedergeburt des Dämons. Diese letzte Tätowierung befindet sich im Gesicht der abscheulichen Mumie. Der Tätowierer kommt, um sie auf Dorians Gesicht zu übertragen. Dorian kann sich nicht dagegen wehren - und selbst wenn er könnte, er würde es nicht tun. Denn er weiß, daß er gegen den Dämon gewappnet ist.
Schier eine Ewigkeit scheint zu vergehen, bis Dorians Gesicht tätowiert ist. Endlich hält man ihm einen Spiegel vors Gesicht eine Teufelsfratze starrt ihn an. Und gleichzeitig bewegt sich die Mumie: Srasham ist wiederauferstanden, jubeln die Dämonendiener!
Doch ganz so ist es nicht. Die Sache hat einen Haken. Denn Dorian ist ein Auserwählter, dadurch kann er nicht zum Sklaven des Dämons werden. Da die letzte Tätowierung aber auf ihn übertragen wurde, hat er sogar Macht über den Damon. Und der Dämonen-Killer setzt sie auch ein. Ein Kampf auf übergeordneter Ebene beginnt sich zwischen Gut und Böse anzubahnen. Der Tempel wird von den frei werdenden Kräften erschüttert. Die Tätowierungen der Dämonendiener machen sich selbständig und beginnen in einer Art Amoklauf willkürlich Opfer zu reißen.
Schließlich gelingt es Dorian jedoch den Dämon Srasham zu vernichten. Die Überlebenden sind von ihm erlöst, darunter befinden sich auch Paul und Ginger. Ebenso wie die anderen Überlebenden werden sie in ihre Heimat zurückkehren und die Lehren Manis verbreiten.
Paul und Ginger werden fortan in Askese leben. Juri Samjatin ist während des Kampfes der überirdischen Mächte getötet worden.
Dorian aber ist von den  drei Siegeln befreit. Dadurch, daß auch das Böse des Dämons auf ihn übergegangen ist, hat er den Nimbus eines Auserwählten verloren und braucht sich nicht mehr an das Gelübde zu halten. Auch seine Gesichtstätowierung ist verschwunden, doch  - und das ist nur Autoreninformation und darf nicht einmal angedeutet werden, um einen späteren Gag nicht vorwegzunehmen - nicht für immer.
Der Autor kann noch Aussagen, daß Dorian trachten wird, den Manichäern auszuweichen, denn er will ja von ihnen nicht verehrt und vielleicht gar als neuer Abgott gehuldigt werden, sondern so schnell zu wie möglich zu Coco. Paul und Ginger wollen sich ihm anschließen, um den Manichäismus in den Westen zu bringen.

Abschließende Bemerkungen:
Mit diesem Band dringen wir absichtlich tief in die Materie der Fantasy ein, aber soll das in Grenzen gehalten werden, indem die Horror-Elemente und philosophischen Aspekte den Phantastischen vor­gezogen werden. Die nächsten Bände werden wieder klassische Horror‑Themen behandeln, aber um die Serie lebendiger zu gestalten, sollten wir immer wieder Ausflüge in die Mythologie machen.
Paul und Ginger könnten, wenn sie in diesem Roman gut herauskommen, zu ständigen Figuren werden - zu Helfern des Dämonen-Killers.
Was Doris Gesichtstätowierung betrifft: Sie ist am Ende dieses Romans verschwunden. Aber sie könnte in bestimmten Situationen wieder erscheinen. Dann zum Beispiel, wenn Dorian darangeht, einem Dämon den Garaus zu machen. Dann tritt die Tätowierung als leuchtendes Stigma hervor, blendet den Dämon, oder lähmt ihn oder schwächt ihn. Die Tätowierung könnte zu einer Waffe für den Dämonenkiller werden, und sie bietet für die Autoren, die eine solche Situation beschreiben, einen effektvollen Zusatzgag. Die Tätowierung tritt also nur in "Streßsituationen" hervor, sonst ist sie unsichtbar und Dorian sieht aus wie immer. Diese Idee ist einem SF-Roman von Alfred Bester entlehnt, allerdings kommt sie bei uns in einem ganz anderen Zusammenhang zum Tragen.

 

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