John Sinclair revisited: Die 400 - Beginn einer neuen Ära Teil 22 - Staub zu Staub …
Die 400er
Beginn einer neuen Ära
Teil 22 - Staub zu Staub…
Wenn man sich die alten Leserseiten anschaut, könnte man beinahe annehmen, dass er dabei hin und wieder auf die zahlreichen Anregungen seiner Fans zurückgriff.
Diese machten nämlich auch gern mal mit schrägen Vorschlägen ihre Aufwartung, Dark jedoch verließ sich lieber auf seine eigenen Ideen und schien immer auf der Suche nach neuen Themen und Elementen zu sein, die es in der Serie vorher noch nicht gab. Wie etwa einem fliegenden Teppich…
Doch wie jubelt man nun so ein märchenhaftes Objekt aus 1000 und einer Nacht einem mit Silberkugeln um sich schießenden Geisterjäger unter? (wobei in diesem Zusammenhang eine gewisse Ironie mit der Vernichtung des Teppichs einhergeht…) Richtig, man kombiniert den Bettvorleger mit einem der gerade aktuellen Themengebiete: Der Templerthematik.
In dem bekommt unser Held einen Hinweis von seinem Freund und Templeranführer Abbe Bloch, welcher ihn in ein Museum führt, wo besagter Teppich nur darauf wartet, dass Sinclair ihn betritt, um mit ihm in die Lüfte zu entschweben. Der Rezensent musste bei dieser Szene unwillkürlich an die Zeichentrickserie “Dr. Snuggles” denken, wo die Haushälterin von einem fliegenden Teppich entführt wird… und ebenso wie Fräulein Reinlich denkt auch unser Geisterjäger nicht im Traum daran, einfach von dem fliegenden Staubfänger abzuspringen, allerdings hindern ihn daran auch die plötzlich aus dem Teppich wachsenden Hände…
Der Leser erfährt schnell, dass Bloch diese Entführung geplant hat, um Sinclair in die Vergangenheit zu schicken, wo er der Hinrichtung des Templerführers beiwohnen und diese evtl. verhindern soll.
Warum der Teppich dann erst an eine bestimmte Stelle fliegen muss, anstatt gleich ein Portal in die Vergangenheit zu öffnen, bleibt allerdings unklar, vermutlich wollte der Autor seinen Helden einfach ein bisschen durch die Gegend segeln lassen, um zumindest einen kleinen Bezug zu Titel und Cover herzustellen. Denn erst einmal in der Vergangenheit angekommen, spielt der Teppich kaum noch eine Rolle - abgesehen davon, dass er Sinclair am Ende wieder in die Gegenwart zurück befördert. Dazwischen kämpft man sich durch knapp 30 Seiten, auf denen Sinclair sich den Templern anschließt und mit ihnen versucht, das unvermeidbare zu verhindern. Was natürlich nicht gelingt, womit als einziger Sinn dieser Seiten die Erkenntnis bleibt, dass man die Geschichte nun mal nicht ändern kann.
Dann muss der Teppich am Ende natürlich noch vernichtet werden, denn was wäre ein Sinclair-Roman ohne einen Gegner, der am Ende vernichtet wird, auch wenn wir es hier mit einem eher passiven “Feind” zu tun haben, mal abgesehen von den Händen. Diese werden den Helden dann wohl auch zu dem Entschluss gebracht haben, seine Beretta zu zücken, anstatt einfach einen Teppichklopfer zu benutzen…
Nach einem derart “abgehobenen” Thema ist selbst der Rezensent froh, dass mit dem anschließenden wieder ein bodenständigeres Abenteuer vorliegt - zumindest scheint es auf den ersten Blick so zu sein. Tatsächlich beginnt der Roman auch mit einer klassisch anmutenden Geister-Story, die allerdings recht schnell einen Zusammenhang zum Themenkomplex um die vermeintlich tote Shao und den durch sie befreiten Dämon Susannoo erkennen lässt. Dass es sich bei der Geister-Lady um eine Dienerin dieses Dämons handelt, erfährt der Leser zwar erst gegen Ende, allerdings dürfte es zu diesem Zeitpunkt niemanden mehr überrascht haben. Ganz im Gegensatz zu der Aktion des in seiner Trauer mittlerweile völlig durchgedrehten Chinesen Suko, welcher sich auf der verzweifelten Suche nach seiner Shao eines Utensils bemächtigen muss, das sich leider im Yard-Building befindet. Was also tut der sonst immer so friedliche und besonnen handelnde Chinese, um an Sir James vorbei und an den “Würfel des Heils” heranzukommen? Er schlägt ihn nieder und droht sogar, ihn umzubringen, wenn er sich ihm in den Weg stellt… Nun könnte man meinen, dass ein solches Verhalten die Trauer und Verzweiflung des Chinesen nur glaubwürdiger macht, wenn, ja WENN der Superintendant sich denn geweigert hätte, den Würfel herauszurücken (doch warum hätte er das tun sollen, schließlich wäre es nicht das erste Mal, dass ein Mitglied des Teams ihn benötigt). Dieser wird jedoch gar nicht erst gefragt, sondern gleich aus dem Weg geräumt.
Ein ganz ähnliches Schicksal ereilt schließlich auch die Geister-Lady, von der wir noch erfahren, warum sie denn halbseitig sekelettiert daherkomt: Sie hatte zuviel von der roten Dämonensonne abbekommen (falscher Sonnenschutzfaktor?) Doch nicht nur das sorgt hier wieder einmal für unfreiwillige Erheiterung, auch die ellenlange Diskussion um die Definition des Begriffs “Zombie” ist noch für einige Lacher gut. Als der erboste Gemahl damit droht, sich bei Sinclairs Chef über die rüde Behandlung zu beschweren (wohlgemerkt, nachdem bereits klar ist, dass er seine Frau zum Zombie gemacht hat) bleibt es einem dann spätestens im Hals stecken…
Ich war keineswegs davon überzeugt, dass ich in dem fliegenden Teppich einen Freund und Helfer sehen konnte.
(JS Band 454 / S.11)
In der oberen Hälfte waren die Finger so gekrümmt, wie die eines Campers, wenn er bei Sturm seine Zeltstange festhält.
(JS Band 454 / S.11)
Der scharfe Halogenstrahl tötete einen Teil der Finsternis ab.
(JS Band 454 / S.26)
Der Teppich griff an. Er kam im Sturzflug.
(JS Band 454 / S.64)
Aus ihrem Körper schienen das Leben und die Kraft herausgelaufen zu sein.
(JS Band 455 / S.19)
“Ich habe einen Blick in das Totenreich werfen können. (…) Ich habe es gesehen und komme mir vor, wie eine Botin. Verstanden?”
“Nicht ganz…”
(JS Band 455 / S.26)
Die rostigen Spiralen gaben fast menschliche Laute ab, als der Chinese sein Gesicht verlagerte.
(JS Band 455 / S.39)
Neben und auch hinter den hochgerissenen Armen sah ich sein Gesicht.
(JS Band 455 / S.58)