Monstrula - Kelters Schauer-Shocker: Band 46 Die Gruft der bleichen Gebeine
Band 46
Die Gruft der bleichen Gebeine
Callum und Sin Tao fahren sofort hin. Bürgermeister Indcox setzt den Geisterseher ins Bild. Man hat den Mord vertuscht, denn es gibt eine Legende, nach der eines Tages das Grauen über die Stadt kommt. Der Reporter Latham hat veranlasst, dass man Callum ruft. Latham ist Callum und Sin Tao sofort sympathisch; der Mann ist seit einem Monat in Marston und hat zuvor in London bei einer Tageszeitung gearbeitet.
Ein Hinweis führt Callum zu der Gruft. Dort findet er einen leeren Sarg. Am nächsten Tag mauern die Dorfbewohner bei seinen Ermittlungen. Sin Tao erlebt hautnah, wie die Mumie ihr nächstes Opfer ermordet, aber das Ungeheuer verschont sie. Callum kommt dazu und fährt das Monstrum über den Haufen. Die Mumie entkommt ins Moor. Callum will sie an der Gruft abfangen, aber das Ungeheuer taucht nicht auf. Callum informiert Scotland Yard.
Als Latham die Gruft inspiziert, stellt sich heraus, dass er das Böse spüren kann. Inspektor Hobson trifft ein. Man patrouilliert durch die Straßen. Die Mumie bringt den Ortspolizisten um und drapiert die Leiche an der Rathausfassade. Die Mumie macht Callum so viel Angst, dass er Sin Tao zurück nach London schickt. Grummelnd fügt sie sich. Die Mumie kommt wieder in die Stadt und bringt eine Frau um.
Als Sin Tao in London mit Parker und seiner Frau essen geht, um sich von ihren Sorgen abzulenken, lernt sie einen ehemaligen Kollegen von Latham kennen. Als sie ihn auf Latham anspricht, teilt ihr der Mann mit, dass Latham vor einem Monat überfahren wurde und tot ist. Offenbar eine Verwechslung, haben die beiden Männer doch keine Ähnlichkeit miteinander. Aber dann kommt heraus, dass der Latham aus Marston Dinge erwähnte, die nur der Tote wissen konnte. Als Sin Tao sofort den Geisterseher anrufen will, bekommt sie keine Verbindung. So fährt sie erneut nach Marston.
Als der erschöpfte Callum die Geschichte hört, stellt er die Theorie auf, dass der Geist des überfahrenen Tony Lathams auf den Mann überging, der sich Latham nennt. Aber was hat das mit der Mumie zu tun? Als sie Latham im Rathaus überprüfen, finden sie heraus, dass seine Papiere gefälscht sind. Dann entdeckt Callum zufällig ein altes Bild, das einen Lord Basil darstellt, der im 18. Jahrhundert lebte. Der Mann sieht aus wie Latham. Das kann kein Zufall sein. Im Heimatmuseum erfahren sie, dass Lord Basil der Richter der Stadt war. Dann wurde Basils Sohn ermordet, der Mörder aber nie gefunden. Der Richter ermittelte, dass die Stadtbewohner den Mörder deckten. Er begrub den Sohn auf dem Grufthügel und versprach den Städtern, dass er seinen Sohn eines Tages aus dem Jenseits losschicken würde, um die Nachkommen der Schuldigen zu bestrafen.
Callum konfrontiert den Reporter mit dem Wissen und behauptet, dass er der Sohn des Lords ist. Er ist die Mumie. Latham kann das nicht glauben. Hysterisch will er dem Geisterseher beweisen, dass er ein Mensch und kein Mörder ist, und sticht sich mit einer Schere in den Arm. Es fließt kein Blut. Latham verwandelt sich in die Mumie, wehrt sich aber gegen den Einfluss seines bösen Vaters und marschiert ins Moor, wo er versinkt.
DIE MEINUNG
Im Mittelpunkt des letzten Monstrula steht eine originelle Idee. Der nette neue Freund ist das Monster der Woche und weiß es nicht. Das hatten wir noch nicht.
Aber damit die Geschichte funktioniert, konstruiert der Autor so viele haarsträubende Zufälle und – im Kontext der Serie – unglaubwürdige Situationen, dass es schwerfällt, das alles ernst zu nehmen. Plötzlich entdeckt Callum seine Sorge für Sin Tao, die bei vorherigen Missionen selten oder nicht vorhanden war, seine Fähigkeiten lassen ihn auch dauernd im Stich. Nach allen Gefahren der Vorbände weiß er auf einmal ausgerechnet bei einem popligen Untoten nicht mehr weiter. Der größte Schwachpunkt ist natürlich der abstruse Zufall, der Sin Tao schließlich auf die richtige Spur bringt. Von allen Restaurants auf der Welt trifft unsere fitte Chinesin natürlich am richtigen Abend ausgerechnet den einzigen Menschen auf der ganzen Welt, vor dessen Augen der richtige Latham starb. Lustloser geht's nimmer. Gefallen hat mir auch, dass der alte Heimatmuseumsleiter nicht weiß, wen das betreffende Gemälde im Rathaus darstellt und daher den Lord nicht kennt, der den Fluch ausgestoßen hat. Glaube ich sofort. Schließlich ist hier die Rede nicht von der Wiki-Generation, sondern einem lokalen Hobbyhistoriker. Die wissen für gewöhnlich auch im richtigen Leben, dass vor 246 Jahren der Müllerssohn an einem Dienstag und nicht an einem Mittwoch im Mühlbach ertrunken ist.
Andere Dinge nimmt man nur noch zur Kenntnis. Dass der Untote grundsätzlich als Mumie bezeichnet wird, obwohl er faktisch keine Mumie ist, das ist so eine Eigenart des Autors, die man schön öfter lesen konnte. Was soll's? Aber dass die Mordszenen hier allen Ernstes gar nicht mehr oder in einem Fall mit drei Punkten beschrieben werden – "dann hob die Mumie den Arm und … " -, macht die Sache auch nicht farbiger. Das ist nur noch öde. Monstrula, am Ende hat man dich wirklich kastriert.
Witzig hingegen ist die Verlagsnachricht auf der letzten Seite. Die Information, dass eine Serie eingestellt wird, ist natürlich immer eine peinliche Sache. Als Leser sollte man so etwas als nette Geste betrachten, die wegen der Umstände ohnehin nur selten möglich ist. Bei wie vielen Serien gab es da nicht einmal einen Hinweis, dass Schluss ist, was immer einen fahlen Beigeschmack hinterlässt? Aber das hier ist echt albern und auf seine Weise unerreicht: "Zweifellos sahen wir hier Jack Callum auf dem Höhepunkt seiner seherischen Fähigkeiten. Und gerade hier wollen wir unsere erfolgreiche Serie abbrechen, da wir keine vergleichbaren neue Erlebnisse und Ereignisse anfügen können, die Sie mit demselben Interesse lesen würden."
So kann man es auch ausdrücken. Ersetzt man "Höhepunkt" und "erfolgreich" allerdings durch Worte wie "lustlos", "konzeptionslos", "entschärft" oder "keiner kauft es mehr", liegt die Redaktion eigentlich gar nicht so falsch. Monstrula hätte einen besseren Abschiedsgruß verdient.
CHINA GIRL
Zum Abschluss gibt es nicht nur einen gewaltlosen Roman, sondern auch einen sexlosen. Sin Tao fährt brav und ohne großen Widerspruch aus der Gefahrenzone, weil ihr Freund es ja bekanntlich besser weiß, und hat das wahnsinnige Glück, darum zufällig über die Lösung zu stolpern. Ende gut …
DAS TITELBILD
Ganz nett. Auch wenn ich mit Lührs nie warm werden konnte, ist es vom handwerklichen Standpunkt gesehen in Ordnung.
DIE MONSTRÖSE KONKURRENZ
In diesen Wochen erschienen unter anderem am Kiosk:
Kommentare
@Thomas. Wenn as man nicht agr wirklich ein Monstrula war. Leider können wir Richard Wunderer nicht mehr fragen.
Seine Sinclairs sind ja immer verrissen worden, obwohl es da bedeutend schlechtere gab; ich fand sie auch nicht übel. Zeichen der Angst ist in der Tat ein toller Roman. Ich habe aus Anlaß der Erwähnung noch mal reingesehen. Immer noch richtig gut.