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Eine Legende wird vierzig Jahre alt - Die Dämonenkiller-Chronik 25

Dämonenkiller zum 40.Eine Legende wird 40 Jahre alt
Die Dämonenkiller-Chronik (25. Teil)

Aus Anlass des vierzigjährigen Jubiläums der Dämonenkiller-Serie habe ich eine Chronik erstellt, die sich mit der Geschichte der Serie beschäftigt.

Heute beschäftigen wir uns mit dem Dämonenkiller-Exposé 52, das Ernst Vlcek am 30. April 1975 für Earl Warren (Walter Appel) geschrieben hat.


48RUMMELPLATZ DER DÄMONEN
DAS HERZ DER SCHLANGE
Dämonenkiller 52
Schauplatz: Umgebung von London
Zeit: Ende November - Anfang Dezember
Autor: Appel-Warren

Titelbild:
Schädel eines Monsters mit mächtiger Mähne, plattgedrückter, affenartiger Nase und eindrucksvollem Gebiß, im Vordergrund über das ganze Bild geschlungener Schlangenkörper - es wird nicht ersichtlich, ob der Schlangenkörper zu einem selb­ständigen Wesen gehört, oder mit dem Monster verwachsen ist.

Vorbemerkungen:
Keine Grausamkeiten, dennoch aufkommen von Langeweile verhindern. Mystery Press nicht zu einer "bürokratischen" Organisation auf­bauschen.
Situationsdaten sparsam in die Handlung bringen.
Olivaro und die Schwarze Familie vorerst aus dem Spiel lassen, oder höchstens am Rande erwähnen, daß unter den Dämonen so etwas wie totale Anarchie herrscht. Olivaro schmollt in irgendeinem Winkel.
Ergiebige Szenen richtig ausschlachten und erschöpfen.
Schnoddrigkeiten tunlichst vermeiden.

Daten zur Handlung:
Wichtigste Nebenpersonen dieses Bandes sind eine Sippschaft von Zigeunern, etwa zwanzig bis dreißig Personen (nach Wahl des Autors), die in drei Wohnwagen durch die Welt kutschieren. Einige dieser Zigeuner werden nachfolgend charakterisiert, weitere kann der Autor frei schildern. Aber nicht zu viele Personen ins Spiel bringen (vor allem nicht gleichzeitig), das verwirrt den Leser nur.
Raffael Amalfi, 50, gedrungen, rundliches Gesicht, Narbe auf rechter Backe, schwarze Locken, Ohrringe. Er ist das Sippenoberhaupt, herrschsüchtig, autoritär, tut alles zum Schutz der Sippe, nur das Familiengesetz gilt für ihn, jeder Außenstehende ist sein potentieller Feind. Auf seine Art ist er aber ein famoser Bursche.
Er tritt als Entfesselungskünstler und Schwert- und Allesschlucker auf. Sein Magen hat ein irres Fassungsvermögen, kann 30 Liter Flüssigkeit innerhalb kürzester Zeitspanne trinken und speit sie dann in hoher Fontäne aus. Atmet auch Gas ein und entzündet es dann vor seinem Mund. Fische, die er in sieh wie in einem lebenden Aquarium aufbewahrt, befördert er nach einer halben Stunde wieder lebend zutage.
Louretta, seine Frau ist eine zänkische Schlampe, faul nichtsnutzig, steckt tüchtig Prügel von ihrem Mann ein.
Sie haben vier Kinder, von vierzehn bis fünfundzwanzig, drei Söhne über zwanzig, bärenstark und Messerkünstler, und die Tochter Lucia, 18, heißblütig, eine Schönheit, aber stumm, sie tritt als Schlangenbändigerin auf. Hat ständig eines von ihren giftigen Reptilien um den Hals hängen, mit dem sie schmust. Sie wirkt sehr geheimnisvoll, sie wird von ihren drei Brüdern eifersüchtig bewacht, und schon mancher, der sich Chancen bei ihr ausrechnete, hat sich mit gebrochenen Rippen oder einem Messer dazwischen wiedergefunden. Verständigt sich durch Zeichensprache, bringt aber auch eine abge­richtete Klapperschlange dazu, in einer Art Morsekode zu klappern, so daß eingeweihte Familienmitglieder ihre Botschaft verstehen können. Ein faszinierendes Mädel.
Zarina, uralt, unbestimmbaren Alters, Aussehen wie der Prototyp der Knusperhexe, riesige Ohrringe, Kopftuch mit magischen Symbolen, darunter Strähnen schmutziggrauen Haares sichtbar. Ihr zollen alle Hochachtung, selbst Raffael, denn sie ist die "Weise", wird von allen Mutter oder Mütterchen genannt, obwohl eigentlich keiner recht weiß, in welchem Verwandtschaftsverhältnis er mit ihr steht.
Sie tritt als Wahrsagerin auf, lest die Zukunft aus der Hand, aus der Kristallkugel oder aus den Karten. Sie hat ihren eignen Wohnwagen, während der Rest sich in den beiden anderen zusammendrängt.
Der eine Wohnwagen könnte auch ein alter ausrangierter, umge­bauter Autobus sein.
In die Sippe wurde aufgenommen: Hervio Masto, ein "Knochenmensch" von 36 Kilo, ein Verrenkungs- und Hungerkünstler, der es in einem Glaskasten 70 Tage aushält, ohne was zu sich zu nehmen. Er bekommt immer von den anderen zu spüren, daß er eigentlich nicht dazugehört. Dabei haben sie ihn mit Waffengewalt gezwungen, die rassige Ramona zum Weib zu nehmen, weil er sie schwängerte. Das Kind aus dieser Verbindung, verschwand aber vor zwei Jahren, gleich nach der Geburt spurlos. Jedermann schweigt darüber. Hervio hält sich unauffällig im Hintergrund.
Immer, wenn Hervio eine "Hungerkur" hinter sich hatte (seine Fastenzeit läßt man sich von einem Arzt und einem Notar immer bestätigen, um daraus Kapital zu schlagen), so bekommt er bei den nachfolgenden Freßorgien Verformungen der Extremitäten. Seine Beine oder Arme können dann unförmig wie bei Elephantiasis werden.

Achtung: Wie gesagt, diese und andere Personen aber nicht alle auf den Leser einstürmen lassen, damit er nicht verwirrt wird. Der Autor soll die Personen nach eigenem Gutdünken zurechtrücken. Es wird ja in späteren Bänden nicht mehr auf sie eingegangen. Der Autor hat freie Hand.

Noch ein Hinweis: Im Angelsächsischen heißen Ausstellungen von Freaks und anderen menschlichen Abnormitäten "Sideshows". Und das ist auch das Geschäft dieser Zigeunersippschaft, mit dem sie sich in allen Ländern, durch die sie kommen, ihren Lebensunterhalt verdienen.

Haupthandlung:
Coco bittet Dorian aus einer Laune heraus zu einem Besuch des Rummelplatzes in einem Londoner Vorort. Sie ist an diesem Tage beschwingt, möchte Unsinn treiben. Als sie aber dann die Schaustellung der Zigeunersippe Amalfi sieht, wird sie wortkarger. Dorian merkt natürlich die Veränderung, die mit ihr vor sich geht, aber sie sagt ihm nicht, was sie hat. Als er ihr scherzhaft vorschlägt, die Wahrsagerin Zarina in ihrem kitschig aufgemachten Wohnwagen aufzusuchen, stimmt sie überraschend zu.
Als sie der Alten gegenübersitzen, wird Coco noch ernster, und auch Dorian hat das unbestimmte Gefühl, daß er es hier mit einer wirklich begabten Hellseherin zu tun hat. Ihre Trance scheint echt zu sein. Ihre Weissagungen lassen Dorian und Coco frösteln.
Zarina sieht eine Schlange als Symbol der Bedrohung. Und diese Schlange nähert sich einem in seiner Gestalt nicht deutlich erkennbaren Kind, will es auffressen - verschlingt sie es wirklich? Schatten liegen über der Zukunft. Glas birst, ohne wirklich in Scherben zu zerbrechen. Blut - viel Blut fließt - lautlose Worte aus einem stummen Mund vereinen sich zu einem Fluch...
Coco denkt natürlich sofort an ihr Kind. Sie ist fix und fertig. Dorian will dem grausamen Spiel ein Ende machen, zumal auch die Alte wie in den letzten Zügen röchelt. Und da kommt auch noch Raffael hereingestürzt, will Dorian verjagen, der es nicht gerade gerne sieht, wenn man ihm so kommt. Aber Raffaels Söhne sind auf einmal auch da, in ihren Fäusten blitzen versteckt die Messer, ein Auflauf, der Sippenführer will nun wieder schlichten, drängt aber Dorian, der Coco stützt ab. Raffael lenkt aber die Schaulustigen mit seiner Ausruferstimme sofort wieder auf seine Attraktionen... Hervio sitzt hungernd in seinem Glassturz... die Stumme Lucia sieht Coco nach, die Schlange auf ihrer Schulter züngelt hinter Coco her.
Zurück in der Jugendstilvilla, spricht Dorian mit Sullivan über den Vorfall, nachdem sich Coco zurückgezogen hat. Als der Name Amalfi fällt, zuckt Sullivan leicht zusammen. Er will sofort seinen Computer befragen, tippt den Namen ein, auf dem Monitor steht eine Zusammenfassung über die Zigeunerfamilie Amalfi.
Sullivan braucht noch eine Weile, um alle schnell abberufenen Daten, Zeitungsmeldungen und Presseagenturberichte zusammenzufassen. Dann kann er dem DK Bericht geben.
Die Amalfis sind im letzten Jahr von Spanien nach Deutschland über die Beneluxländer gereist und haben sich von Calais aus mit ihren Wagen nach England schiffen lassen. In diesem einen Jahr - aus früheren Jahren findet Sullivan keine Berichte - hat es vier eigenartige Vorfälle gegeben, die immer in der Nähe der Zigeuner­sippe passierten. Jedes Mal verschwanden eine oder auch mehrere Personen. In München war es ein Mädchen, das aus einem Erziehungs­heim durchbrannte und nachweislich in der Show der Zigeuner gesehen wurde. Die Amalfis aber sagten einhellig aus, daß sich niemand an das Mädchen erinnern konnte.
In Calais ging eine vierköpfige Familie auf die Fähre und kam nie auf der Insel an. Nur der Wagen blieb auf der Fähre zurück.
Ein Zeuge aber meldete sich, der einen Streit zwischen der englischen Familie und den Zigeunern beobachtet hatte. Es ging um eine Delle an dem Wagen, die ein Zigeuner verursachte. Ein anderer Zeuge will gesehen haben, knapp vor dem Anlegen in Dover, wie der Sohn mit der Schlange Lucias gespielt hatte. Man konnte den Zigeunern aber nichts anhängen und verwehrte ihnen auch nicht die Einreise.
Dorian erinnert sich an sein Gefühl bei der Wahrsagerin, das ihm sagte, sie hätte übernatürliche Fähigkeiten. Und auch Coco wurde merklich stiller, als sie in die Nähe der Zigeuner kamen.

Zwischendurch umblenden zu den Zigeunern. Auf dem Rummelplatz ist nicht mehr viel los. Die alte Zarina verläßt ihren Wohnwagen und sucht sich zielstrebig ihren Weg, bis sie einen weinenden Jungen sieht, der seine Eltern verloren hat. Die Hellseherin nimmt den Jungen an der Hand und sagt, daß sie wisse, wo seine Eltern zu finden seien.
Da taucht Lucia auf, mit einer Klapperschlange um den Hals. Sie gibt der Alten zu verstehen, daß sie es nicht zulassen werde, daß sie den Jungen entführt. Zarina sagt erstaunt und verärgert: Lucia glaube doch nicht, daß sie dem Jungen etwas antun wolle.
Sie hätte mit dem Verschwinden der anderen Personen eben so wenig zu tun, aber, dafür habe sie in ihren Wahrträumen gesehen, wie eine von Lucias Schlangen ein fremdes Kind verschlingt - das könnte auch dieser Junge sein.
Da reißt sich der Junge los und rennt an die Arme seiner Eltern, die auftauchen.
Man sieht, daß nicht einmal mehr die Zigeuner einander trauen. Nach außen hin halten sie aber zusammen.

Am nächsten Tag will Dorian auf den Rummelplatz, um den Zigeunern auf den Zahn zu fühlen. Da erwartet ihn Zarina vor dem schmiedeeisernen Tor. Sie will ihn an einem sicheren Ort sprechen, wo sie ungestört sind. Und er führt sie in sein Reihenhaus.
Dort beteuert sie, es täte ihr leid, daß sie seine Freundin Coco erschreckt habe. Jetzt wisse sie, daß Coco Angst um ihr Kind hat, und sie weiß auch, daß es nicht ihr Junge ist, der bedroht wird. Damit will die Alte fort.
Dorian aber möchte mehr von ihr wissen. Ob Zarina ihm nicht helfen wolle, den Dämon in ihrem Kreis zu entlarven. Aber da weigert sich die Alte. Sie sagt, ihre Sippe müsse mit dem Scheusal selbst fertig werden - oder mit ihm leben oder untergehen.
Dorian bietet der Alten an, sie ein Stück zu fahren. Sie nimmt an. Doch er tut mehr: Er bringt sie mit dem Wagen direkt ins Zigeunerlager. Das bringt der Wahrsagerin giftige Blicke der anderen ein. Dorian aber hofft, daß er - nachdem die anderen gesehen haben, daß Zarina ihm traut - auch das Vertrauen der anderen gewinnt.
Raffael will Dorian sprechen. Er liegt ihm Bett, ihm ist so übel, daß er fürchtet, zur Abendvorstellung nicht auftreten zu können. Er bringt nicht einmal einen Bissen herunter, geschweige denn ein Schwert. Das hat er in den letzten beiden Jahren schon öfter gehabt, aber das Leiden ging nach einer Weile wieder vorbei. Dorian bietet auch ihm die Hilfe an, aber Raffael sagt auch, daß sie selbst mit ihrem Problem fertig werden müßten.
Zarina, die ihn "verarztet", keift zwischendurch, daß der Teufel in ihm stecke und er deshalb nicht mehr alles schlucken könne.
Dorian geht ins Freie, scheue böse Blicke der anderen begleiten ihn. Nur Lucia betrachtet ihn emotionslos. Da geht Dorian hin und hängt ihr die Gnostische Gemme um den Hals. Sie lächelt, glaubt es sei ein Gunstbeweis - in Wirklichkeit wollte Dorian mit dieser Probe auch erkennen, ob in dem Mädel ein Dämon wohnt. Er ist deshalb etwas beschämt, weil sie keine Reaktion zeigt, also "rein" ist und überläßt ihr die Gemme.
Da kommt es aber zu einem Zwischenfall. Lucia begleitet ihn ein Stück. Dabei kommen sie auch an dem Glaskasten vorbei, in dem Hervio hungert. So apathisch er gerade dagesessen hat, so aus dem Häuschen ist er auf einmal. Er scheint einen Kollaps zu haben.
Alles rennt zusammen. Sie holen den Hungerkünstler heraus - das heißt, sie organisieren schnell eine Nachmittagsvorstellung, um Kapital aus der Situation zu schlagen. Sie glauben, daß Hervio es vor Hunger nicht länger mehr aushält.
Dorian und Lucia sehen einander an und wissen, daß sie es besser wissen. Die Gnostische Gemme hat Hervio zur Raserei gebracht. Lucia drückt Dorians Hand - sie hat einen Narren an ihm gefressen. Nur ihren drei Brüdern gefällt das nicht. Dorian ist aber entschlossen, sich die Zuneigung des Mädchens zunutze zu machen. Er verabredet sich mit ihr für später - und nimmt dich vor, Phillip zu dem Rendezvous mitzunehmen.
Raffael geht es immer schlechter. Zarina, die ihn betreut, sagt, daß komme davon, daß er in seinem Leben schon so viel Teufelszeug geschluckt habe. In seinen Eingeweiden tobe ein Dämon, der ihn aufzehren wird.
Hervio beginnt nun eine Freßorgie, und alle Leute, denen das eine 50-Pence-Münze wert ist, dürfen ihm dabei zusehen, wie er während des Fressens einem Hefeteig gleich aufgeht. Das linke Bein schwillt ihm en, als pumpe jemand Wasser rein.
Dorian trifft mit dem Hermaphroditen beim vereinbarten Treff­punkt ein. Der Puppenmann ist mit von der Partie - kundschaftet inzwischen schon die Wohnwagen aus.
Lucia ist von Phillip fasziniert, zwischen den beiden springt sofort ein Funken über, und Lucias Schlange schmiegt sich zärtlich um Phillips Hals. Das imponiert der stummen Schlangenbändigerin.
Und so ist sie bereit Dorian jede gewünschte Auskunft zu geben.
Dorian ist natürlich kein solches Genie, daß er den Schlangen­kode versteht - aber deshalb hat er ja Phillip mitgenommen. Und so beginnt Phillip mit der vermeintlichen Stimme des Mädchens den Kode zu übersetzen.
Dorian stellt seine Fragen - Phillip antwortet in Lucias Sinn.
So erfährt Dorian, daß Hervio erst vor zwei Jahren und neun Monaten zu ihnen gestoßen ist, weil er Ramona schwängerte. Lucia hat ihm schon immer mißtraut. Und sie glaubt auch, daß er sein eigenes Kind gleich nach der Geburt getötet oder gar gefressen hat. Jedenfalls verschwand es - und sie macht Hervio dafür verant­wortlich. Es ist auch bezeichnend, daß immer nur dann Menschen in ihrer Nähe verschwanden, wenn Hervio gerade seine Fastenzeit beendete und mit seiner tagelangen Fressorgie begann. Sein Verhalten, als er die Ausstrahlung der Gnostischen Gemme verspürte, beweist in ihren Augen seine Schuld. So denkt auch der DK.
Aber beide irren.
Plötzlich ertönt aus dem Gebüsch hinter ihnen ein Geschrei. Die Todesschreie zweier Menschen. Dorian stürzt sofort hin. Lucia läßt ihre Schlange los. Dorian sieht ein Liebespaar in seinem Blut. Ein scheußliches Monster (vom Titelbild, aber ohne Schlangen­körper), das fast nur aus Kopf - und der wiederum nur aus Gebiß besteht und sich auf stummelartigen Fortssätzen bewegt, ist gerade dabei, die beiden zu zerfleischen. Das unheimliche Wesen ist im Ganzen kaum einen halben Meter hoch, also sehr klein.
Es wird jedoch in seinem schaurigen Mahl durch die Schlange und Dorians Erscheinen gestört. Flüchtet in Richtung des Zigeuner­lagers.
Dorian kann nicht Schritt hatten. Er läßt auch Lucia und die Schlange die Verfolgung aufnehmen, kümmert sich um die beiden Verletzten und veranlaßt, daß die Rettung gerufen wird.
Beim Zigeunerlager geht es drunter und drüber. Lucias Schlange klappert vor dem Zigeunerwagen, in dem Raffael ruht. Ramona, Hervios Frau benimmt sich wie verrückt, schreit Lucia an, sie soll ihre Schlange zurückrufen. Und als Raffael herauskommt, hätte ihn die Schlange gebissen, wäre sie nicht von der tobenden Ramona erschlagen worden.
Als Dorian zu den Zigeunern kommt, springt Don Chapman zu ihm heraus und berichtet ihm, daß zum Zeitpunkt, als das Liebespaar überfallen wurde, Hervio auf seinem Platz war. Er kann es also nicht gewesen sein. Vielleicht beherrscht er aber auch die Massenhypnose, hat seinen Zuschauern nur einsuggeriert, daß er genüßlich speiste, während er sich in Wirklichkeit an Menschenfleisch gütlich tat.
Dorian, der inzwischen Phillip trotz heftigen Widerstandes zum Wagen zurückbrachte, winkt ab. Er kann sich nun verschiedenes zusammenreimen. Raffael der Allesschlucker, fühlt sich zeitweise nicht gut. Hat er vielleicht etwas verschluckt, das ihm nicht bekommen ist? Und sein Leiden begann ziemlich mit Datum von Ramonas Kind. Und warum gebärdete sich Ramona gar so wild, als die Schlange Raffael bedrohte? Bedrohte die Schlange überhaupt Raffael oder etwas in ihm?
Dorian sagt dem Sippenoberhaupt, daß er nun keine andere Wahl mehr habe, als mit ihm, dem DK, zusammenzuarbeiten. Sonst werde er mit der englischen Polizei Schwierigkeiten bekommen.
Raffael gibt knirschend nach. Er will alles tun, was Dorian von ihm verlangt.
Dorian befragt erst einmal Zarina über Ramona.
Ramona war schon immer ein Luder. Nicht einmal zehn Bewacher konnten mit ihr fertig werden. Und dann passierte etwas, vor nicht ganz drei Jahren, das in der Sippe verschwiegen wurde. Es war im Balkan, Zarina sah es mit ihrem geistigen Auge, wie Ramona an einer Orgie teilnahm, es ging zu wie bei einer Schwarzen Messe. Und als sie ins Lager zurückkam, stank sie nach Pech und Schwefel, überhaupt nach Hölle. Und sie gebärdete sich wie eine Besessene. Deshalb war man eigentlich ganz froh, als man sie Tage später mit Hervio erwischte - und sie danach schwanger wurde. Zarina hat aber nie daran geglaubt, daß das Kind von Hervio war.
Dorian ist jetzt auch sicher, daß es von einem Dämon stammt. Und er glaubt auch zu wissen, wo es sich versteckt hält! in Raffaels aufnahmefähigem Magen. Dort lauert es, bis es das Verlangen nach neuen Opfern überkommt.
Dorian weiht den Puppenmann ein, und der erklärt sich bereit zu einem lebensgefährlichen Experiment.
Raffael sagt urplötzlich, daß er sich wieder blendend fühle. Dorian fordert ihn heraus. Ob er ein dreißig Zentimeter großes Männchen schlucken und lebend wieder herauslassen kann. Für mich eine Kleinigkeit, behauptet Raffael. Und er läßt den an einer Schnur baumelnden Puppenmann in seinen Schlund hinein. Don ist nur mit einem winzigen Silberkreuz und einer Kapsel mit Weihwasser bewaffnet. Damit kann er den Dämon in dem Zigeuner nicht töten, aber zumindest aus seinem Versteck ekeln.
Dorian sieht, wie die Schnur, an der Don baumelt immer kürzer wird. Plötzlich wird Raffael wie von Krämpfen geschüttelt. Ein Schrei, ein Sturm entfährt seiner Kehle. Der Puppenmann wird in hohem Bogen herausgeschleudert.
Und dann quillt etwas anderes heraus. Das Monstrum! Es ist für alle umstehenden ein Schock. Nur für Lucia nicht, die mit einem halben Dutzend ihrer Schlangen dasteht - und die sich auch sofort auf das Monster stürzen, das Raffaels Rachen entfleuchte.
Das Schlangengift lähmt das Monster - und Dorian kann es den Flammen übergeben.
Als später die Polizei Erkundigungen einzieht, ist schon längst alles wieder vorüber. Nur Ramona geht es noch schlecht, und Dorian kann nicht garantieren, daß sie durchkommen wird, zu stark müssen ihre Bande zu dem Dämon gewesen sein.
Aber dafür kann er den Zigeunern ruhigen Gewissens Stillschweigen garantieren. Was hier geschehen ist, wird nie an fremde Ohren dringen. Und die Zigeuner werden dieses Land vorlassen, weiterziehen und vielleicht einen Ort finden, wo man keine Vorurteile gegen sie hat. Und Lucia wird sich immer an den DK erinnern, wenn sie die Gnostische Gemme um ihren Hals sieht.
Dar Dämonenkiller hat noch jede Menge von Gemmen und Amulet­ten und Talismanen - das sei deshalb erwähnt, damit nicht wer an­nimmt, Dorian laufe von nun an schutzlos herum.

Schlußbemerkungen:
Denke nicht, daß irgendwelche Bedenken bestehen könnten, daß menschenfressende Monster in Raffaels Körper nisten zu lassen. Selbstverständlich steht es dem Autor frei, die Schlußszene abzuwandeln, aber sie sollte auf jeden Fall einen Höhepunkt dar­stellen. Und aussagen, daß der Puppenmann freiwillig das Risiko eingeht, sich von Raffael verschlucken zu lassen - sein Mitwirken in diesem Roman bekommt somit eine dramaturgische Berechtigung.
Die Zigeuner bitte nicht als Monstrositäten hinstellen, sondern sie sind Artisten, geächtet und doch wiederum irgendwie beneidet. Sie also eher gut als schlecht malen. Es könnte auch ein Freak (ein Ausgestoßener der Schwarzen Familie) zur Truppe gehören.

Zur Einleitung - Zum ersten Teil - Zur Übersicht

Kommentare  

#1 Thomas Mühlbauer 2013-12-25 07:45
Wobei die "dramaturgische Berechtigung", Don Chapman von Rafael schlucken zu lassen, absoluter Unfug ist: Warum den Puppenmann diesem völlig unberechenbaren Risiko aussetzen und Raffael nicht einfach ein Kreuz und das Weihwasser schlucken lassen, was genau diesselbe Wirkung hätte?
#2 Schnabel 2013-12-25 16:14
Vielleicht wollte Ernst Vlcek nur Don Chapman mal wieder eine tragende Rolle spielen lassen...

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