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Eine Legende wird vierzig Jahre alt - Die Dämonenkiller-Chronik 27

Dämonenkiller zum 40.

Eine Legende wird 40 Jahre alt
Die Dämonenkiller-Chronik (27. Teil)

Aus Anlass des vierzigjährigen Jubiläums der Dämonenkiller-Serie habe ich eine Chronik erstellt, die sich mit der Geschichte der Serie beschäftigt.

Heute werfen wir einen Blick auf das Dämonenkiller-Exposé Nr. 54 und zwar in doppelter Weise. denn Ernst Vlcek hat die erste Vision am 2. Mai 1975 geschrieben, aber schon vier Tage später schrieb er ein weiteres DK-Exposé Nr. 54.


Damit Ihr die beiden Exposés vergleichen könnt, habe ich beide Versionen komplett in diesen Artikel eingefügt.

Hier nun die erste Fassung:

54DIE MUMIE
Dämonenkiller 54
Schauplatz: Ägypten (hauptsächlich Felsental Der-el-Bahri)
Zeit: Anfang Januar
Autor: Luif-Davenport

Titelbild:
Vor dem Hintergrund einer ägyptischen Tempelanlage bedroht Mumie dunkelhaariges Bikini-Mädchen (Das könnte Coco sein!)
!! Titelbildfoto geht Autor mit Exposé zu!!

Vorbemerkungen:
C.W. Ceram schreibt: "... der Mumie (haftet) seit Jahrhunderten die Unheimlichkeit (an). Kein Wunder, daß besonders die schlechte Literatur... immer wieder die Mumie bemüht, um Gruseln zu erzeugen."
Das wollen wir uns ins Stammbuch schreiben. Abgesehen davon, daß die griechische Mythologie sehr ergiebig ist, wurde für DK oben beschriebenes Titelbild angekauft. Also müssen wir schon zwangs­läufig die Ruhe einer Mumie stören. Da wir noch ein zweites, ähnlich gestaltetes Titelbild haben, machen wir eine Fortsetzung, die jedoch - um Überschneidungen zu vermeiden - vom selben Autor geschrieben wird. Um außerdem nicht in Terminnot zu geraten, schieben wir einen Band dazwischen (und an die Geschehnisse von Nr. 54 wird in 56 angeknüpft).
Wie Luif-Davenport versichert, hat er genügend Unterlagen und Interesse, daß es ihm nichts ausmacht, Daten für den geschicht­lichen Background zu pauken.

Amenophis IV. (Mitte XVIII. Dynastie, 1375 - 1358), Gatte der Nofretete, gilt sozusagen als Ketzerkönig, weil er die Herrschaft der ägyptischen Götter und Dämonen brach und den monotheistischen Kult des einen Gottes Aton einführte. So benannte er sich auch in Echanton ("Der dem Aton gefällig ist") um. Es ist klar, daß er damit überall auf Widerstand stieß und sich den Unmut der konser­vativen Kreise und besonders der Priesterschaft zuzog. Es ging ja nicht nur darum, daß Echnaton nur die Ein-Gott-Religion einführte, der reformerische Pharao glaubte auch nicht an ein Leben nach dem Tode und lehnte die Totenmagie, die sich bereits zu einer komplizierten Wissenschaft entwickelt hatte, glattweg ab. Um die Sache auf die Spitze zu treiben, baute er sogar eine dem Aton geweihte Stadt (Horizont des Aton), deren Ruinen auf dem Gelände von Tell Amarna stehen.

Soweit Authentisches. Nun fabulieren wir einiges dazu:
Nefer-Amun war einer der einflußreichsten Priester und Verfechter der traditionellen Kulte. Er wetterte gegen den monotheistischen Sonnenkult und gründete mit etlichen Gleichgesinnten einen Geheim­bund, der das Ziel verfolgte, Amun-Re zu mobilisieren, auf daß er Aton stürze. Echnaton merkte bald, daß die Opferungen für Aton immer spärlicher wurden und dem Geheimkult des Nefer-Amun zuflossen. Der Pharao nahm sich Nefer-Amun vor, doch als gutes Zureden nichts half, beschloß er, ein Exempel zu statuieren.
In einer Art Machtdemonstration für Aton ließ er den unbeug­samen Priester bei lebendigem Leibe einbalsamieren und öffentlich zur Schau stellen. Anhänger Nefer-Amuns aberraubten die Mumie und brachten sie fort. An einen geheimen Ort, den wir aber vorweg nennen wollen: In das Felsental von Der-el Bahri.
Dort steht nicht nur der Grabtempel und "Lustgarten des Gottes Amun" der Pharaoin Hatschepsut, sondern dort wurden auch die mumifizierten Körper von über sechzig Kriegern ebenso wie die 40 Mumien der größten ägyptischen Könige gefunden (was wiederum authentisch ist), die Priester zum Schutze vor Grabräubern dorthin gebracht haben.
Wir aber können ruhig sagen, daß sie es nur taten, um sie dem Schutze Nefer-Amuns übergeben wollten!
Denn in Der-el-Bahri war im alten Ägypten die geheime Stätte des Geheimkults von Nefer-Amun, der über die Jahrtausende bis in unsere Zeit erhalten oder zumindest wirksam blieb (das kann nicht authentisch sein). Und wir sagen aus, daß die hochaufragenden Steilwände von Der-el-Bahri noch so manches schaurige Geheimnis bergen - wie etwa auch die Mumie des Nefer-Amun.
Es heißt, daß dem Priester Menschenopfer dargebracht werden, damit er wiederauferstehen könne, wenn eine gewisse Anzahl von Menschen - sagen wir etwa 2000 - ihr Ba (Seele) ausgehaucht hätten und diese in ihn aufgegangen wären. Dann wird der Ka (die geheimnis­volle Lebenskraft, die der Mumie innewohnt) so stark, daß Nefer-Amun wieder zu den Lebenden zurückkehrt.
Nun, im Laufe der Jahrtausende muß durch die ständigen Opferungen genug Ba zusammengekommen sein, so daß in unserer Gegenwart nicht mehr viele Seelen fehlen können.
Es heißt auch, daß Nefer-Amun furchtbare Rache nahmen wird, wenn er vom Tode erwacht. Aber an wem will er sich heute rächen, da es das Ägypten seiner Zeit und die Aton-Lehre nicht mehr gibt? Es gibt natürlich noch genügend Kulturzeugnisse, die an Echnaton erinnern, aber diese toten Gegenstände zu zerstören kann nicht das Ziel einer Mumie sein, die fast dreieinhalbtausend Jahre auf den ersehnten Augenblick warten mußte. Aber eine Mumie braucht ja nicht unbedingt ein hehres Ziel vor Augen zu haben, sie verbreitet auch schon Angst und Schrecken genug, wenn sie den Leuten ihr Ba und ihren Ka aussaugt. Richtiger: auch Ba ist männlich.
Wichtig ist für uns auch, daß die Ägypter ihre Magie darauf aufbauten, daß alles, was einmal einem Menschen gehörte, mit seiner Persönlichkeit 'durchtränkt' wurde und über den Tod hinaus mit ihm in magischer Verbindung steht: abgeschnittene Haare und Nägel bleiben weiterhin mit seinem Wesen verbunden: in seinem Abbild ist ein Teil von ihm und auch sein Name ist ebenso Bestandteil von ihm wie ein Glied. Deshalb erhielt jeder Mensch bei seiner Geburt zwei Namen, der richtige und wichtige blieb geheim - und wer ihn herausfand, konnte damit Tod und Unheil über den Besitzer bringen.
Nefer-Amun hat also einen zweiten, geheimen Namen!

Anfangsepisode:
William Baxter ist Archäologe, der im Auftrag des Ägyptischen Museums von Kairo im Felsental von Der-el-Bahri Untersuchungen anstellen soll. Obwohl die Zeit der großen Funde vorbei zu sein scheint, macht man an den historischen Stätten immer noch bedeutungsvolle Funde. Und der Schwarzmarkt blüht. Es scheint, daß es sich immer noch lohnt, Grabräuber zu sein.

Anfangsepisode:
Fremdenführung im Amun-Tempel von Der-el-Bahri. Eine junge Studentin irgendwelcher Nationalität, ausnehmend hübsch, ist etwas zurückge­blieben. Sie wird das Gefühl nicht los, daß jemand hinter ihnen ist. Aber jedes Mal, wenn sie sich umdreht, ist nichts zu sehen. Trotzdem bleibt das Gefühl, daß da noch jemand ist. Aus den Augenwinkeln entdeckt sie Schatten, die ihr wie alt-ägyptisch ge­kleidet vorkommen.
Die Fremdenführung ist vorbei, die Touristen streben dem Ausgang zu. Unsere Studentin wendet sich jedoch in eine andere Richtung. Sie hat links von sich eine Statuette entdeckt, die wie vergessen dasteht. Obwohl das Mädchen das Unheimliche, das sie belauert fast körperlich spürt, wird sie von der Statuette magisch angezogen. Sie muß hin. Und sie erreicht die Statuette, hebt sie hoch: vierzig Zentimeter hoch, anscheinend aus Gold, doch mit einer schwärzlichen Patina überzogen. Es ist eine menschliche Gestalt mit einer Art Januskopf. Aber anstatt der beiden menschlichen Gesichter hat sie auf der einen Seite den eines Ibis (Toth, der Gott der Magie und der Gelehrsamkeit) und auf der anderen Seite das eines Schakals (Anubis, der Totengott und göttlicher Balsamierer).
Das Mädchen kratzt an der Patina, entdeckt im Sockel die Hieroglyphen - und plötzlich wird sie von seltsamen Gestalten umringt, die wie alt-ägyptische Priester gekleidet sind. Sie wird überwältigt und in den Tempel gezerrt, tiefer, immer tiefer in ein Höhlenlabyrinth, üb in das man durch eine Geheimtür gelangt.
Niemand hat das Verschwinden des Mädchens bemerkt.

Haupthandlung:
Gleich damit beginnen, wie Coco solo in Kairo eintrifft. Nur kurz - oder in einer Rückblende einstreuen, was sie veranlaßt hat, hierher zu kommen. Der Fernschreiber der Mystery Press hat eine Meldung über einen mysteriösen Vorfall ausgespuckt (Coco war zufällig anwesend - und auch der Hermaphrodit. Aber das nur nebenbei erwähnen):
In Kairo ist die Archäologin Susan Baxter verschwunden. Sie sollte im Auftrag des Ägyptischen Museums von Kairo antike Funde untersuchen. Einer ihrer Helfer, ein Fellache, vermittelte sie an eine Grabräuberbande, wovon sich die Archäologin eine Sensation versprach. Doch sie verschwand in dem Haus in der Alt­stadt, in das sie der Fellache führte, spurlos. Offiziell wird angenommen, daß Susan Baxter ein Opfer der Diebe wurde.
Sullivan wußte Coco jedoch zu berichten, daß dahinter auch die Mitglieder des Nefer-Amun-Kultes stecken könnten, über den sich Gerüchte massieren - ebenso wie über das Auftauchen einer archäologischen Novität, der Statuette mit dem Ibis- und Schakalkopf. Die Auswertung dieser Gerüchte ist positiv ausgefallen. Da Dorian Hunter die Erledigung eines anderen Falles vorzog, hat sich Coco kurzerhand auf den Weg nach Kairo gemacht.
Und nun kommt sie ins Ägyptische Museum, weist ihren Presse­ausweis vor (Mystery Press) und wird freundlich aufgenommen. Als sie erklärt, sie wolle Nachforschungen über das Verschwinden der Archäologin Susan Baxter anstellen, begegnet ihr Verwunderung an allen Linien.
Susan Baxter sei gar nicht verschwunden! Und dann lernt Coco die Archäologin persönlich kennen. Diese ist überaus verärgert, als Coco nicht glauben kann, daß sie es wirklich sei. Und die Archäologin ist auch sonst sehr schroff, abweisend, sagt, sie hätte eine wichtige Verabredung und rauscht davon.
Coco will der Sache auf den Grund gehen und nimmt die Verfolgung auf.

Aus Susan Baxters Warte weitererzählen. Es ist tatsächlich die echte Susan Baxter. Sie hat von einem ihrer Helfer einen Wink be­kommen. Grabräuber hätten ihr eine Statuette anzubieten, die ihres­ gleichen sucht. Sie soll angeblich Toth und Anubis in einer Gestalt darstellen.
Susan Baxter folgt der zwielichtigen Gestalt in die Altstadt, kommt in ein düsteres Haus. Plötzlich werden unheimliche Geräusche laut. Als ob irgendwo ein mörderischer Kampf stattfände. Eine unverständliche Stimme wie Donnergrollen dröhnt durchs Haus, das wie von einem Erdbeben in seinen Grundfesten erschüttert wird.
Die Archäologin kommt zu dem Raum, hinter dessen verschlossener Tür die mysteriösen Geschehnisse abrollen. Als sie die Tür öffnet, wird es schlagartig still. In der Mitte des Raumes liegt, ein Toter. Er hat auf der Stirn ein blutiges Mal. In der Hand hält er noch die schwarz patinierte Statuette mit dem Ibis- und Schakalkopf. Der Schnabel des Ibis ist blutig, als hätte er dem Mann die töd­liche Wunde beigebracht.
Die Archäologin nimmt die Statuette ansich, entdeckt die Hieroglyphen im Sockel und entziffert sie teilweise: Nefer-Amun.
Bei den anderen Hieroglyphen scheint es sich aber um eine chiffrierte Geheimschrift zu handeln. Ist das der zweite, geheime Name von Nefer-Amun?
Die Archäologin entziffert auch diese Schrift. Plötzlich wird das Haus wiederum von unsichtbaren Kräften erschüttert.

Umblenden zu Coco. Sie stürzt sofort in das Haus. Doch sie kommt zu spät, der Raum, in dem die Archäologin war ist leer, sie selbst scheint sich in Luft aufgelöst zu haben. Coco sieht aber noch wie ihr fellachischer Begleiter mit der unheimlichen Statuette verschwindet.
Coco wird sich einer Tatsache erschrocken bewußt: Sie wurde Zeuge des Vorfalles, von dem sie geglaubt hat, daß er schon vor Tagen passierte und dessentwegen sie hergekommen ist. Wie aber konnte das Verschwinden der Archäologin schon vor Tagen per Fernschreiber gemeldet worden sein?
Coco findet auch darauf die Antwort, als sie sich erinnert, daß Phillip zum Zeitpunkt in der Mystery Press war, als der Fernschreiber anlief. Und sie weiß, der Hermaphrodit hatte ein Gesicht und wollte sie auf die kommenden Ereignisse hinweisen, auf daß sie sie verhindere. Doch Coco hat nicht richtig geschaltet, und ärgert sich, weil sie das Unheil nicht abwenden konnte, obwohl sie davon wußte.
Aber sie will der Sache auf der Spur bleiben. Sie hat den Namen des Fellachen, der Susan Baxter begleitete und erfährt vom Ägyptischen Museum seine Adresse. Sie fährt hin - es sollten inzwischen einige Stunden vergangen sein - findet den Fellachen aber nur noch (von seiner Familie) aufgebahrt vor. Er starb vor kurzem. Auf der Stirn hat er ein blutiges Mal. Eine viel zu kleine Wunde eigentlich, als daß sie tödlich sein könnte. Also muß Magie im Spiel sein. Aber darüber ist sich Coco ohnehin bereits klar. Von den verstockten Verwandten des Toten erfährt sie, daß sie die "unheilbringende Statuette, auf der ein Fluch liegt" schnellstens an eine französische Antiquitätenhändlerin verhökert haben. Coco bekommt die Adresse.
Auf der Straße wird sie von zwei üblen Gesellen angefallen. Aber Coco kann sich ihrer Haut wehren und hypnotisiert die beiden, die ihr nun bereitwillig alle Fragen beantworten. Sie sind Diebe gehören der Bande des Abd-el-Baran aus dem Dorfe Kurna an, die im Tale Der-el-Bahri das recht einträgliche Geschäft der Grabräuberei betreibt. Die beiden nahmen sich Cocos an, weil sie herumschnüffelte. Coco verlangt von den beiden (posthypnotischer Befehl), daß sie sie am nächsten Tag zu ihrem Boß bringen. Dann läßt sie sie laufen.
Denn Coco will zuerst die Antiquitätenhändlerin aufsuchen.
Um die Sache aufzulockern, bitte zwischendurch ein Zeremoniell des Nefer-Amun-Kultes einblenden. Die Sektenmitglieder sind alles Bewohner der umliegenden Dörfer, manche auch wohlhabend. Sie haben ihre Kultstätte tief in den Felsen von Der-el-Bahri. Der eigentliche Tempel ist ein unheimliches Gewölbe. In den Wänden sind lauter kleine Nischen, in den Hunderte von Mumien aufbewahrt werden. Es sind jene Opfer, die im Laufe der Jahrtausende ihr Leben für Nefer-Amun lassen mußten, damit er seine Seelen sich einver­leiben konnte.
Und nun wird gerade das neueste Opfer (es könnte sich um Susan Baxter handeln) zur Mumifizierung vorbereitet. Normalerweise werden das Gehirn und die Eingeweide aus dem zu mumifizierenden Körper herausgenommen. Doch nicht so hier, denn die Archäologin lebt noch. Und sie muß lebend mumifiziert werden, weil das auch eines der mit Nefer-Amun so gemacht wurde. Aussagen, daß dies das letzte Opfer sein wird - dann kann Nefer-Amun - so der Glaube der Sekte - zu fürchterlichem Leben erwachen.

Achtung:
Die Statuette mit dem Doppelkopf von Toth und Anubis ist dafür ver­antwortlich, daß Susan Baxter auf magische Weise in diesen Tempel "transmittiert" wurde. Um diesen Effekt hervorzurufen, muß man aber den Geheimnamen entziffern können. Wer die Statuette besitzt und dies nicht kann, wird getötet. Und noch etwas: Nur Frauen dürfen ihr Leben für Nefer-Amun geben!

Umblenden zu Coco. Sie kommt zur angegebenen Adresse. Aber das Haus der Antiquitätenhändlerin liegt im Dunkeln. Kurz entschlossen dringt Coco gewaltsam auf das Grundstück ein, durch eine Terrassentür gelangt sie ins Arbeitszimmer. Welche Überraschung: Dort sitzt die Antiquitätenhändlerin hinter vorgezogenen Vorhängen und versucht, die geheime Inschrift der Statuette zu entschlüsseln.
Coco schaltet sich ein. Da erfährt sie von der Französin, die glaubt, Coco wolle ihr die Statuette abluchsen, daß dies nicht das Original, sondern nur ein Abguß aus Wachs sei. Das Original hebe sie bereits an einen zahlungskräftigen Interessenten nach London geschickt.
Noch während des Gesprächs hat die Antiquitätenhändlerin eine Eingebung. Sie ruft aus, daß dies der geheime Name von Nefer-Amun sein müsse, sie triumphiert, daß sie ihn entschlüsselt hat und berührt gleichzeitig den Wachsabguß. Coco ruft ihr noch eine Warnung zu. Doch beginnt die Gestalt der Antiquitätenhändlerin bereits zu flimmern - und denn ist sie verschwunden. Coco will den Wachsabguß an sich nehmen, doch der zerfließt ihr zwischen den Fingern.
Am nächsten Tag trifft sich Coco mit den beiden Dieben. Sie spielt ihre Gefangene. Und also solche wird sie auch in das Tal Der-el-Bahri zum Bandenchef Abd-el-Baran gebracht.
Dem spielt sie eine reiche Sammlerin antiker Gegenstände vor und erklärt, selbst einmal dabei sein zu wollen, wenn ein Fund gemacht wird. Herausstellen, daß die Grabräuber nichts mit dem Nefer-Amun-Kult zu tun haben, sondern eher die Hosen gestrichen voll. Abd-el-Baran hat schon viele seiner Leute an den Kult verloren, d. h. entweder wurden sie abtrünnig oder gekillt. Und Nachwuchs ist nicht so leicht zu finden. Die Grabräuber sind also mehr ein erbärmlicher Haufen, wenn auch der Boß unbestrittene Fähigkeiten hat. Coco verspricht ihm das Blaue von Himmel, und die Geldgier läßt Abd-el Baran das Wagnis eingehen, sie zu den Fundstätten zu führen.

Achtung: Coco könnte die Diebe natürlich hypnotisieren, aber sie fürchtet, daß die Nefer-Amun-Anhänger das mittels Schwarzer Magie herausfinden könnten. Und es bleibt später auch dem Autor überlassen, ob Coco ihre Fähigkeit der Zeitmanipulation einsetzt, oder ob ihre Kräfte gerade von ihrem Baby absorbiert werden.

Es beginnt mit einem Einstieg in eine unscheinbare Höhle. Von dort dringen die Diebe mit Coco immer tiefer in ein Labyrinth vor. Sie kommen in geplünderte Grabkammern. Plötzlich ein Schrei! Ein Grabräuber fehlt. Man findet seine Leiche, aber nicht den Mörder.
Nun gibt es aber kein Zurück mehr. Weiter geht es. Man dringt in Bereiche vor, in denen sich die Spuren der Nefer-Amun-Anhängern finden. Das kann der Autor nach belieben ausschlachten, und er kann auch einen Dieb nach dem anderen auf geheimnisvolle Weise verschwinden lassen.
Und dann kommt man in den eigentlichen Tempel. Von den Mumien in den Nischen scheint ein Raunen auszugehen. Coco spürt das Böse, das Magische fast körperlich. In die Mumien in den Nischen scheint Bewegung zu kommen, als würden sie zu unheimlichem Leben erwachen, ihre Ausstrahlung bildet eine magische Sphäre, aus der Coco nicht entkommen kann.
Und dann findet sie den verschlossenen Sarkophag des Nefer-­Amun. Auch in den Stein ist sein gebräuchlicher Name (eben Nefer-­Amun) und sein geheimer eingemeißelt. Sie bringt den traurigen Rest der Diebe dazu, ihr beim Öffnen des Sarkophags zu helfen. Und dann blicken sie auf eine unheimlich gut erhaltene Mumie. Sie sieht aus, als könnte sie jeden Augenblick zum Leben erwachen. Ein Zittern geht durch die Mumie und durch die Bandagen über dem Mund dringt ein qualvoller Schrei. Es scheint sich um einen Namen zu handeln, der klingt wie Istaneschru. Das "Gesicht" der Mumie hat sich wie unter Qualen verzerrt.
Coco ist schockiert. Es hat fast den Anschein, als habe ihr "Anblick" die Mumie so entsetzt oder sonst welche schmerzlichen "Gefühle" hervorgerufen.
Da kommen die Priester heran gerannt, ein aufgeschreckter Ameisenhaufen, überwältigen die Diebe. Coco erkennt nur unterbewußt, was mit ihr passiert. Wie sie in den Mumifizierraum gebracht wird, wo auch schon Susan Baxter und die Antiquitätenhändlerin einbalsamiert wurden. In Cocos Kopf ist ein Heulen, alles dreht sich darin. Und ihr ist, als werde sie von einem Sog erfaßt und über Zeiten und Räume hinweg getragen und erlebe das folgende selbst, als jene Amunpriesterin Istaneschru, deren Namen die Mumie gerufen hatte.

Achtung: Und jetzt erst sollte der Leser in dieser Rückblende erfahren, was damals zur Zeit Echnatons passierte. Wie der Pharao den Amunpriester Nefer verurteilte, als Gegner des Monotheismus bei lebendigem Leibe mumifiziert zu werden. Nefer-Amun wie er sich bereits nannte, ertrug sein Schicksal geduldig. Denn er wußte, daß die Amunpriesterin Istaneschru sein Erbe übernehmen würde. Und doch fällt ihm der Abschied von diesem Leben schwer, denn er verehrt die Priesterin - und sie ihn. Sie haben nicht nur den Glauben an ihre Götter gemeinsam, sondern auch die Liebe zueinander.
Und Istaneschru (als die sich Coco sieht) versichert dem Priester, daß sein Kult alle anderen überleben werde, und daß er nach Jahr und Tag wiederauferstehen und dann mit ihr vereint würde.
Sie sehen sich in späteren Zeiten bestimmt wieder. Welches Idyll! Doch es wird je durch den Reformer zerstört, der mit seinen Mannen dazwischentritt. Und er läßt Istaneschru vor den Augen Nefer-Amuns töten und auswaiden und balsamieren. Und das erlebt Coco praktisch körperlich und geistig mit. Und als man ihr einen Metallspiegel vors Gesicht hält, erkennt sie sich selbst. Und da weiß sie, daß sie eine verblüffende Ähnlichkeit mit jener Amunpriesterin hat und versteht, daß die Mumie Nefer-Amun bei ihrem "Anblick" aus der Fassung geriet. Er muß sie für seine geliebte Priesterin halten - und ist deshalb völlig aus der Fassung geraten.
Coco vermeint währenddessen, es mitzuerleben, wie Istaneschru balsamiert, bandagiert und mumifiziert wird.
Und als sie mit ihrem Geist wieder in der Gegenwart weil, da merkt sie, daß dies auch jetzt mit ihr passiert. Die Nefer-Amun-­Anhänger sind dabei, sie zu einer lebenden Mumie zu machen.
Doch sie haben die Rechnung ohne die Nefer-Amen-Mumie gemacht. Der zu dämonischem Leben erwachte Priester will nicht noch einmal mit ansehen, wie die  geliebte Priesterin noch einmal vor seinen Augen dieses grausame Schicksal erleidet. Und er dreht durch.
Eigentlich hätte er erst zum Leben erwachen dürfen, wenn der Ba von Susan Baxter und der Antiquitätenhändlerin endgültig in ihn aufgegangen ist und somit die Zahl von 2000 erreicht. Dann erst wäre die Mumie wieder vollwertig gewesen. Doch, wie gesagt, er dreht durch. Und da der magische Kreis nicht geschlossen ist, muß die Nefer-Amun-Mumie als entartet angesehen werden.
Coco hört die schaurigen Schreie der gequälten Mumie. Die Priester sind gänzlich aus dem Häuschen. Da kommt es zur Katastrophe.
Nefer-Amun steigt aus seinem Sarkophag und schlägt alles nieder, was sich ihm in den Weg stellt. Hätte Coco den Sarkophag nicht geöffnet, wäre Nefer-Amun bis zum Abschluß des magischen Rituals drinnen geblieben. Aber so hat er vorzeitig seine Freiheit erhalten - und will seine Istaneschru retten. Dabei geht er über die Leichen seiner Priester, die ihn verehren. Diese erkennen noch nicht, welches Ungeheuer da zum Leben erwacht ist.
Nefer-Amun holt sich Coco, und mit ihr in den Armen will er sich davonmachen. Doch Coco hat was dagegen. Sie ruft der Anti­quitätenhändlerin, die aus ihrer Trance erwacht, zu, sie soll Nefer-Amun Geheimnamen rufen.
Und diese tut dies. Doch wer glaubt, damit sei es getan, die Mumie zu Staub zerfallen zu lassen, kennt nicht die griechische Totenmagie. Der Geheimname muß in Verbindung mit einer komplizierten Beschwörungsformel genannt werden.
Aber immerhin wird durch die Nennung des Geheimnamens erreicht, daß die Mumie wankt und Coco freigibt. Susan Baxter ist schon soweit präpariert, ebenso wie die Studentin aus der Anfangsepisode, daß ihr nicht mehr zu helfen ist. Aber die Antiquitätenhändlerin kommt auf die Beine, und Coco flüchtet mit ihr. Und zwar in jene Richtung, die zum Tempel der Hatschepsut führt. Hinter ihnen die röhrende Mumie munter drein. Nefer-Amun giert nach seiner Istaneschru, für die er Coco hält.

In dieser Situation - oder auch schon früher - umblenden in die Jugendstilvilla.
Trevor Sullivan hat ein Päckchen erhalten. Aus Kairo. Von einer Antiquitätenhändlerin mit französischem Namen. Als er es öffnet, fällt ihm zuerst ein Begleitschreiben in die Hände. Darin steht, daß sie ihm für den Scheck danke, sie aber noch einen Zuschlag verlangen müsse, weil die Bestechung der ägyptischen Zollbehörde doch einen höheren Betrag verschlungen habe, als sie dachte. Bestechung war notwendig, um die Kostbarkeit überhaupt außer Landes zu bringen.
Sullivan ist perplex. Er hat nie irgendwas bei wem bestellt. Ihm bleibt der Mund offen, als er aus dem Päckchen die Doppel­gesichtige Statue des Nefer-Amun-Kults befördert. Wie kommt er zu dieser Ehre?
Da taucht Phillip neben ihm auf. Ihm sind wieder mal weib­liche Geschlechtsmerkmale gewachsen. Phillip entziffert die Geheim­schrift auf dem Sockel, nennt Nefer-Amuns geheimen Namen, berührt die Statuette - und ist auf einmal verschwunden.

Wir sind wieder in Ägypten. Coco und die französische Anti­quitätenhändlerin auf der Flucht vor der Mumie. Sie gelangen durch die Geheimtür in den Tempel der Hatschepsut.
Dort gerade Fremdenführung. Eine Panik bricht los, als die Mumie auftaucht. Coco fällt, die Mumie will gerade nach ihr grapschen (Titelbildszene - die mit den tatsächlichen Geschehnissen insofern nicht übereinstimmt, da wir Coco schlecht im Bikini durch die Wüste laufen lassen können).
Da taucht eine wundersame Erscheinung auf. Zwischen den Säulen erscheint die gespenstische Gestalt der scheinbar echten Istaneschru. Die Mumie, zuerst wankelmütig, so scheint's, wendet sich dann doch von Coco ab und dem Gespenst zu.
Die Erscheinung lockt die Mumie hoch hinauf zu den Säulen, betritt einen einsturzgefährdeten Teil des Tempels, wartet dort. Die Mumie kommt hin. Istaneschru erwartet sie. Plötzlich stürzte eine Säule ein, begräbt die Mumie unter sich.
Coco und die Antiquitätenhändlerin haben sich Kleider beschafft und sich unter die Touristen gemischt. Coco bildet sich ein, gesehen zu haben, wie Kultanhänger sich in den Trümmern flink zu schaffen machten.
Als man auf die Aussagen der Touristen hin, die eine lebende Mumie gesehen haben wollen, die Trümmer beseitigt, findet man nichts.
Hat sich die Mumie - wie die Geistererscheinung - in Luft aufgelöst, oder wurde sie von den Kultbrüdern verschleppt?
Coco beschäftigt sich aber mit einer anderen Frage: Woher kam die Geistererscheinung? Sie erhält unverhofft von der Antiquitä­tenhändlerin die Antwort. Diese sagt nämlich, daß die die Toth­-Anubis-Statuette an einen gewissen Trevor Sullivan, Baring Road, London geschickt habe.
Da reimt sich Coco zusammen, daß die Geistererscheinung nur Philipp der Hermaphrodit sein konnte.
Mehr darüber auszusagen, ist nicht nötig.

2.05.1975 

Warum Ernst Vlcek am 6. Mai 1975 eine zweite Version von DK-Exposé Nr. 54 schrieb, weiß ich nicht, aber als ich von Kurt Luif Ende der Achtziger Jahre seine Ordner mit den DK-Exposés erhielt, waren beide Version drinnen und deshalb hier die zweite Fassung zum Vergleich.

DAS GEHEIMNIS DER MUMIE
Dämonenkiller 54
Schauplatz: Ägypten (hauptsächlich Felsental von Der-el-Bahri)
Zeit: Anfang Januar
Autor: Luif-Davenport

Titelbild:
Vor dem Hintergrund einer ägyptischen Tempelanlage bedroht eine Mumie dunkelhaariges Mädchen (das könnte Coco sein)
!! Titelbildfoto geht mit Exposé an Autor!!

Vorbemerkungen:
C.W. Ceram schreibt: "... der Mumie (Haftet) seit Jahrtausenden die Unheimlichkeit (an). Kein Wunder, daß besonders die schlechte Literatur... immer wieder die Mumie bemüht, um Gruseln zu erzeugen."
Das wollen wir uns ins Stammbuch schreiben. Abgesehen davon, daß die ägyptische Mythologie sehr ergiebig ist, wurde für DK oben beschriebenes Titelbild gekauft. Also müssen wir schon zwangs­läufig die Ruhe einer Mumie stören. Da wir noch ein zweites (ähnlich gestaltetes) Titelbild haben, machen wir auch eine Fortsetzung, die jedoch - um Widersprüche und Überschneidungen zu vermeiden - vom selben Autor geschrieben wird. Um außerdem nicht in Terminnot zu, geraten, schieben wir einen Band dazwischen (und an die Geschehnisse von Band 54 wird in Nummer 56 angeknüpft).

Grundsatzdaten:
Amenophis IV. (Mitte XVIII. Dynastie, 1375 - 1358), Gatte der Nofretete, gilt sozusagen als Ketzerkönig, weil er die Herrschaft der ägyptischen Götter und Dämonen brach, das gesamte Pantheon aus­radieren wollte und den monotheistischen Kult des einen Gottes Aton einführte. So benannte er sich auch in Echnaton ("der dem Aton gefällig ist") um. Klar, daß er sich den Unmut der Priesterschaft und pauschal aller seiner Untertanen zuzog. Denn es ging ja nicht nur darum, daß Echnaton die Ein-Gott-Religion einführte, der reformerische Pharao glaubte auch nicht an ein Leben nach dem Tode und lehnte die Totenmagie, die sich bereits zu einer komplizierten Wissenschaft entwickelt hatte, glattweg ab. Um die Sache auf die Spitze zu treiben, baute er sogar eine dem Aton geweihte Stadt, deren Ruinen auf dem Gelände von Tell Amarna stehen. 

Soweit Authentisches. Nun beginnen wir zu fabulieren:
Nefer-Amun war einer der einflußreichsten Priester und Ver­fechter der traditionellen Kulte. Er wetterte gegen den monotheis­tischen Sonnenkult und gründete mit etlichen Gleichgesinnten einen Geheimbund, der es sich zur Aufgabe machte erstens einmal Amun-Re gegen Aton zu mobilisieren und zweitens Echnaton zu Sturz zu bringen. Echnaton merkte bald, daß die Opferungen für Aton immer spärlicher wurden und dem Geheimkult Nefer-Amuns zuflossen. Der Pharao nahm sich Nefer-Amun vor, doch als gutes Zureden nichts half, entschloß er sich, ein Exempel zu statuieren und damit auch gleichzeitig Atons Macht zu demonstrieren.
Echnaton ließ den unbeugsamen Priester bei lebendigem Leib - und ohne ihn auszuweiden, mumifizieren und öffentlich zur Schau stellen. Anhänger Nefer-Amuns raubten die Mumie jedoch und brachten sie an einen geheimen Ort, wo ihm im Nachhinein noch alle Ehren zuteil wurden und wo er auch seine Grabbeigaben erhielt, um auch im Totenreich nicht mittellos dastehen zu müssen.
Dort, im Felsental von Der-el-Bahri wurde der Nefer-Amun-Kult weiter betrieben, entartete immer mehr und blieb auch dann noch geheim, als ein Beherzter Echnaton endlich vergiftete und die alten Götter im ganzen Reich wieder auferstanden und alles wie früher wurde.
Der Nefer-Amun-Kult blieb aber immer eine geheimnisvolle Angelegenheit und überlebte die gesamte alt-ägyptische Religion dank Nefer-Amuns magische Fähigkeiten bis in die Gegenwart. Und wir sagen aus, daß die Steilwände von Der-el-Bahri noch so manches schaurige Geheimnis bergen - wie auch die Mumie und den Tempel des Nefer-Amun.
Es heißt, daß dem Priester seit Jahrtausenden in gewissen Zeitabständen Menschenopfer dargebracht werden, damit sein Ka (die geheimnisvolle Lebenskraft, die der Mumie innewohnt) sich immer wieder aufladen kann. Wenn 2000 Opfer ihren Ba (Seele) aus­gehaucht haben, dann - so glauben die Anhänger - kann Nefer-Amun endgültig zu den Lebenden zurückkehren. Bisher geisterte er nur herum. Wie dieses "geistern" nun wirklich vor sich gegangen ist, wird sich als Gag in Band 56 herausstellen. Dann erfahren wir auch, die Nefer-­Amun auch bisher recht munter war und auch mit der Schwarzen Familie zusammengearbeitet hat.
Für uns ist noch wichtig, daß die Ägypter ihre Magie darauf aufbauten, daß alles, was einmal einem Menschen gehörte, mit seiner Persönlichkeit "durchtränkt" wurde und über den Tod hinaus mit ihm in magischer Verbindung steht - dazu gehören selbstverständlich die Grabbeigaben; abgeschnittene Haare und Nägel bleiben weiterhinein Teil seines Wesens; in seinem Abbild ist ein Teil von ihm und auch sein Name ist ebenso Bestandteil von ihm wie etwa ein Arm. Deshalb erhielt jeder Ägypter bei seiner Geburt zwei Namen, der richtige und wichtige blieb geheim - und wer ihn herausfand konnte damit Tod und Unheil über den Besitzer bringen.
Nefer-Amun hat also einen zweiten, geheimen Namen!
Und er war zu seiner Zeit ein waschechter Magier, fast schon ein Dämon, der die Schwarze Magie beherrschte und seine Macht über den Tod hinaus behielt.

Anfangsepisode:
Fremdenführung im Amun-Tempel der Pharaonin Hatschepsut von Der-el-­Bahri. Eine junge Studentin irgendwelcher Nationalität ist etwas zurückgefallen. Sie wird das Gefühl nicht los, daß jemand hinter ihnen ist. Aber jedesmal, wenn sie sich umdreht, ist nichts zu sehen. Trotzdem bleibt das Gefühl, daß da noch jemand ist. Aus den Augenwinkeln entdeckt sie Schatten, die, wie es ihr scheint, alt-ägyptische Trachten tragen.
Die Fremdenführung ist vorbei, die Touristen streben dem Ausgang zu. Unsere Studentin wendet sich jedoch in eine andere Richtung. Sie hat links von sich etwas Ungewöhnliches entdeckt.
Es ist einTotenschiffchen aus Ton und Holz, wie man sie den Toten im alten Ägypten als Grabbeigaben überließ, damit sie auf ihnen den Himmel und die Unterwelt durchfahren konnten. Dieses Totenschiff ist aber ganz und gar besonders, weil es eine schwarze Patina hat. Und unsere Studentin wird davon magisch angezogen. Als sie das Totenschiff berührt, ist es endgültig um sie geschehen. Sie wird von einer überirdischen Stimme gerufen - und dann wird sie von den alt-ägyptischen Gestalten umringt, die sie zuvor schon aus den Augenwinkeln sah. Sie wird entführt, tiefer in den Tempel hineingebracht, durch eine Geheimtür in einen Höhlenlabyrinth und schließlich in einen weiteren Tempelsaal. Zum Unterschied zu allen anderen alt-ägyptischen Anlagen, die unsere Studentin bisher sah, wirkt dieser Ort lebendig, als würden hier noch heidnische Riten abgehalten. Und die Priester beginnen nun ihren Dämon Nefer-Amun anzurufen und ihn zu bitten, das Menschenopfer anzunehmen, den für ihn gedachten Ba in sich aufzunehmen. Die Studentin weiß, daß sie dem Tode geweiht ist.
Niemand hat das Verschwinden des Mädchens bemerkt.

Haupthandlung:
Gleich damit beginnen, wie Coco solo in Theben eintrifft. Hotel, Transfer etc. wurde von London aus geregelt. Nur kurz – in einer Rückblende oder durch ihre Gedanken - einstreuen, was sie veranlaßte, hierher zu kommen. Der Fernschreiber der Mystery Press hat eine Meldung über einen mysteriösen Vorfall ausgespuckt.
Coco war gerade anwesend, und auch der Hermaphrodit – letzteres aber nur wie nebenbei erwähnen, es wird für das Finale wichtig.
Folgende Meldung ist per Fernschreiber eingelangt:
In einem Archäologencamp im Tale Der-el-Bahri ist die Ägyptologin Susan Baxter verschwunden, eine Engländerin, die im Auftrag des Ägyptischen Museums von Kairo antike Funde untersuchen sollte. Es heißt, daß Susan Baxter mit Grabräubern verhandelt hat, und es wird angenommen, daß ihr Verschwinden mit den Dieben zusammenhängt.
Sullivan wußte zudem noch zu berichten, daß der Geheimbund des Nefer-Amun wieder rege geworden ist. In Theben und Umgebung sollen in letzter Zeit ziemlich viele Menschen spurlos verschwunden sein. Über den Nefer-Amun-Kult massieren sich die Gerüchte ‑ ebenso wie über das Auftauchen einer Statuette, die in ihrer Art einmalig ist. Sie soll eine Art Januskopf besitzen, mit dem Gesicht eines Ibis und eines Schakals, also gleichzeitig Toth, den Gott der Magie und der Gelehrsamkeit und Anubis, den Totengott und göttlichen Balsamierer darstellen.
Da Dorian Hunter die Erledigung eines anderen Falles vorgezogen hat, hat sich Coco kurzerhand auf den Weg nach Theben gemacht.
Und nunkommt sie in das Camp, in dem Susan Baxter gelebt hat. Doch hier erlebt Coco ihre erste Überraschung - die Ägyptologin ist gar nicht verschwunden! Coco vermutet zuerst, daß es sich um eine Doppelgängerin handeln könnte - mit Schwarzer Magie kann man viel erreichen.
Dann lernt Coco die Ägyptologin persönlich kennen. Diese ist natürlich darüber verärgert, daß Coco ihr Mißtrauen entgegenbringt, und es paßt ihr gar nicht, daß da eine Fremde kommt, und sich in ihre Angelegenheiten mischt. Als Coco noch auf die Grabräuber zu sprechen kommt, zu denen Susan Baxter Kontakt haben soll, ist die Ägyptologin vollends sauer. Dennoch läßt sie sich dazu herbei, Coco im Camp wohnen zu lassen.
Coco entdeckt einige altägyptische Reliquien, die gut bewacht werden. Und sie erfährt von der Ägyptologin zähneknirschend, daß es sich um Grabbeigaben des Nefer-Amun handelt. Dessen Grab soll sich in einem Höhlenlabyrinth befinden, aber man hat es noch nicht gefunden. So sagt Susan Baxter - und macht sich auf zu einer Verab­redung.
Coco, weiß sofort, daß ihr die Archäologin einiges verschweigt, und macht sich auf die Verfolgung. Die ehemalige Hexe muß ein bißchen Beschwörung machen, um nicht entdeckt zu werden. Ein Fellache, der keinen vertrauenerweckenden Eindruck macht, führt Susan Baxter, zu einer Reihe ärmlicher Häuser in dem sonst ganz auf Tourismus getrimmten Theben.

Aus Susan Baxters Warte weitererzählen. Es ist tatsächlich die echte Susan Baxter, sie kann sich nicht vorstellen, wie Coco auf die Idee kommt, daß ihr etwas zugestoßen sei. Aber die Ägyptologin ist mit der altägyptischen Magie und Mythologie immerhin sosehr vertraut, daß sie vieles für möglich hält, was man mit Logik nicht begreifen kann. Sie hat von einem Fellachen einen Wink bekommen. Grabräuber wollen ihr die Anubis-Toth-Statuette verhökern.
Susan kommt in ein düsteres Haus. Plötzlich werden unheimliche Geräusche laut. Als ob irgendwo ein mörderischer Kampf stattfände. Eine unverständliche Stimme dröhnt wie Donnergrollen durchs Haus, das wie von einem Erdbeben in den Grundfesten erschüttert wird.
Als die Archäologin in den Raum kommt, in dem das mysteriöse Geschehnis abgerollt sein muß, kehrt auf einmal Stille ein. Auf dem Boden liegt ein Toter mit einem blutigen Mal auf der Stirn und besagter Anubis-Toth-Statuette in den steifen Fingern. Die Statuette hat eine schwärzliche Patina. Und es scheint fast so, als hätte der Tote die Stirnwunde von dem Ibisschnabel bekommen.
Susan nimmt die Statuette ansich, liest die Hieroglyphen im Sockel. Dort steht: Nefer-Amun. Und darunter ein zweiter Name in einer Geheimschrift. Die Ägyptologin versucht auch diese Schrift zu entziffern. Plötzlich wird das Haus wieder von unsichtbaren Kräften erschüttert.

Umblenden zu Coco. Sie stürzt sofort ins Haus. Doch sie kommt zu spät. Der Raum, in dem Susan war, ist leer - als hätte sie sich in Luft aufgelöst, oder sei durch ein "Tor der Dämonen" entführt worden. Coco sieht aber noch den Fellachen, der sie hiergeführt hat, mit der Toth-Anubis-Statuette durch eine Tür verschwinden. Als sie die Verfolgung aufnehmen will, wird sie von zwei anderen Fellachen überfallen. Sie nimmt zuerst an, daß es sich um Angehörige des Nefer-Amun-Kults handelt. Doch sie überwältigt die beiden - entweder indem sie sich in einen rascheren Zeitablauf versetzt, oder sie beiden hypnotisiert - und erfährt dann durch Hypnose von ihnen, daß sie der Grabräuberbande des Abd-el-Baran angehören, der aus dem Dorfe Kurna stammt. Er wollte Susan Baxter die Statuette verkaufen, auf der ein Fluch liegt. Doch was wirklich passierte, wissen die beiden nicht. Sie haben sich nur auf Coco gestürzt, weil sie herumgeschnüffelt hat.
Coco verlangt von den beiden (posthypnotischer Befehl), daß sie sie am nächsten Tag zu ihrem Boß bringen. Dann läßt sie sie laufen und macht sich selbst auf den Weg zu der Familie des Fellachen, der die Toth-Anubis-Statuette stahl.
Dorthin umblenden. Coco ist noch nicht eingetroffen. Der Fellache gehört auch zu den Grabräubern. Er will sich die Statuette aber unter den Nagel reißen. Er kennt einen Franzosen, Jean Cardin ein Hehler, der ihm viel für die Statuette bezahlen würde. Er schickt einen seiner Söhne zu dem Hehler - und betrachtet dann die Statuette.
Plötzlich beginnt der Fellache Amok zu laufen. Er sticht alles nieder, was ihm in den Weg kommt, und muß schließlich erschossen werden.
Als Coco zu der Familie kommt, hört sie, was geschehen ist. Und man erzählt ihr, daß man die "verfluchte Statuette" schnell los sein wollte und sie deshalb an den Hehler verschacherte. Den kann aber Coco nicht so schnell auftreiben, deshalb kehrt sie ins Camp zurück.
In dieser Nacht findet auf das Camp ein Überfall statt. Es sind Gestalten, die wie altägyptische Priester gekleidet sind. Sie scheinen es auf die Kunstgegenstände abgesehen zu haben, die angeblich Grabbeigaben des Nefer-Amun sein sollen. Die wie Priester gekleideten scheinen Besessen zu sein, es kommt zu einem erbitterten Kampf. Coco kann einen Priester gefangennehmen, die anderen flüchten, ohne Beute gemacht zu haben. Coco versucht ihre Künste an dem Gefangenen, doch sie hat keinen Einfluß auf ihn, weil er von einer stärkeren magischen Macht beherrscht wird. Und da macht der Priester auf grausame Art vor ihren Augen Selbstmord.
Er schlitzt sich selbst mit einem Dolch auf, und während er im Sterben die Augen verdreht, schreit er, daß Nefer-Amun sein Ka in sich aufnehmen möge.

Um die Sache aufzulockern, zwischendurch ein Zeremoniell des Nefer-Amun-Kultes einblenden. Die Sektenmitglieder sind alles Bewohner der umliegenden Dörfer, es kann auch einer dazugehören,  der zu der Archäologengruppe gehört. Sie haben ihre Kultstätte tief in den Felsen von Der-el-Bahri. Der eigentliche Tempel ist ein unheimliches Gewölbe. In den Wänden sind lauter kleine Nischen. Darin sind die Leichen all jener Opfer, die im Laufe der Jahrtausende ihr Ka und Ba und ihr Leben für Nefer-Amun lassen mußten, damit der das alles in sich einatmen konnte.
Und nun werden die Vorbereitung für die nächste Opferung ge­troffen: Es handelt sich um Susan Baxter. Normalerweise werden zur Mumifizierung das Gehirn und die Eingeweide herausgenommen. Doch damit das Ka in Nefer-Amun entweichen kann, soll Susan Baxter bei lebendigem Leib einbalsamiert und einbandagiert werden. Es scheint für sie keine Rettung mehr zu geben.
Neben sich liegt die bereits tote Mumie der Studentin aus der Anfangsepisode.
Susan Baxter erkennt auch, daß eine ganze Wand - auf dem freien Raum, zwischen den "Totennischen" - über und über mit Hieroglyphen beschrieben ist. Sie soll die Hieroglyphen aber noch nicht jetzt entziffern. Jetzt hat sie andere Sorgen - sie hat mit ihrem Leben bereits abgeschlossen, als der Hohepriester verkündet, daß sie dazu auserwählt worden sei, ihr Ka dem Nefer-Amun zu schenken.

Umblenden zu Coco. Sie kommt zu dem Treffpunkt, den sie mit den beiden Grabräubern vereinbart hat, die sie zu ihrem Boß Abd-el-Baran bringen sollen. Die beiden Diebe erscheinen, Coco spielt ihre Gefangene. Und als solche wird sie dem Bandenchef Abd-el-Baran vorgeführt. Dem spielt sie eine reiche Sammlerin antiker Gegenstände vor und sagt, sie wäre an der Toth-Anubis‑Statuette interessiert. Herausstellen, daß die Grabräuber nicht gemeinsame Sache mit dem Nefer-Amun-Kult machen, sondern deren Gegner sind. Abd-el-Baran hat schon viele Leute verloren, die von den Kultanhängern gekillt wurden oder überhaupt auf mysteriöse Art und Weise umkamen.
Abd-el-Baran bedauert, daß er die Statuette nicht mehr hat. Aber er hat den Mann gefangengenommen, der sie sich unter den Nagel gerissen hat. Es handelt sich um Jean Cardin, der ein Gefangener der Grabräuber ist, und die ihn auch gefoltert haben. Coco wird ihm vorgeführt. Der Hehler bedauert, daß er die Statuette nicht mehr hat, sondern sie bereits über die Grenze geschmuggelt und an einen Londoner Interessenten weitergeschickt hat.

Achtung: Bitte schon hier herausstreichen, daß viele der Grabbeigaben des Nefer-Amun bereits über die Grenze geschmuggelt wurden und nun wahrscheinlich über ganz Europa verstreut sind.

Achtung: Als die Ägyptologin Susan Baxter verschwand, da wurde sich Coco einer Tatsache erschrocken bewußt: Es geschah genau das, was einige Tage zuvor über den Fernschreiber gemeldet wurde, aber dies schon lange vor dem Ereignis. Coco kombinierte natürlich sofort, daß dahinter nur Phillip stecken kann. Der Hermaphrodit hat ein "Gesicht" gehabt, das zukünftige Ereignis also vorhergesehen und auf seine orakelhafte Weise über den Fernschreiber Meldung gemacht. Kein Wunder, daß Coco die Wahrheit nicht erkennen konnte.
Diesen Nachtrag im Roman bitte gleich nach dem Verschwinden der Archäologin bringen.

Weiter im Stoff:
Der Hehler hat also die Toth-Anubis-Statuette nicht mehr. Aber er sagt, daß er, bevor er sie weiterschickte, einen Abguß herstellen ließ. Coco möchte die Fälschung sehen. Zwei Diebe werden ausgeschickt, die nachgebildete Statuette aus dem Anwesen des Hehlers zu holen.
Inzwischen hat sich Coco mit Abd-el-Baran geeinigt. Indem sie ihm eine Irrsinnsumme verspricht, weckt sie seine Geldgier, so daß er seine Angst unterdrückt und verspricht, sie zum Grab des Nefer-Amun zu führen.
Bevor man aufbricht, kommen die beiden Diebe mit dem Statuet­tenabguß zurück. Doch stellt sich heraus, daß bei der Fälschung ein wichtiges Detail fehlt: Sie weist zwar die Hieroglyphen mit Nefer-Amuns Namen auf, aber nicht jene mit dem Geheimnamen. Coco weiß, daß dem Duplikat deshalb keine magische Kraft anhaftet. Dennoch nimmt sie sie auf die Expedition mit. Auch der Hehler Jean Cardin ist mit von der Partie.
Es beginnt mit einem Einstieg in eine unscheinbare Höhle. Von dort dringen die Diebe mit Coco immer tiefer in ein Labyrinth vor. Sie kommen durch unbedeutende Grabkammern, die von Abd-el-Baran und früheren Diebesgenerationen längst schon geplündert wurden.
Plötzlich ein Schrei! Ein Grabräuber verschwindet. Man findet kurz darauf seine Leiche, nicht aber seinen Mörder.
Nun gibt es kein Zurück mehr. Man dringt in Bereiche vor, in denen sich die Spuren der Nefer-Amun-Anhänger finden. Das kann der Autor nach Belieben ausschlachten, und er kann auch Diebe nach Wahl auf geheimnisvolle Weise verschwinden oder umkommen lassen. Dahinter steckt der Nefer-Amun-Kult!
Und dann kommt man in den eigentlichen Tempel.
Bitte aussagen, daß die Diebe diesen Tempel früher nie gefunden haben. Erst anfangs September vorigen Jahres (Handlungszeit Band 48) konnten sie hier eindringen. Coco vermutet, daß bis zu diesem Zeitpunkt der Tempel durch magische Fallen geschützt war. Warum ist er es jetzt nicht mehr? Sie findet die Antwort noch nicht.
Coco spürt aber immer noch das magisch-Böse, das von dieser Halle ausgeht. Und dann findet sie Susan Baxter neben der Mumie der bereits toten Studentin. Die Ägyptologin lebt aber noch. Sie sagt, daß Nefer-Amuns Sarkophag in einem anderen Raum liege.
Die Grabräuber machen sich sofort auf den Weg dorthin. Da tauchen die Nefer-Amun-Priester auf. Sie verschließen zuerst den Zugang zur eigentlichen Grabkammer, in der nun die Grabräuber mit der Mumie eingeschlossen sind.
Coco verläßt sich auf ihre Fähigkeiten, denkt, sie kann den Priestern entkommen, aber da ist eine magische Kraft, so übermächtig, daß sie davon gelähmt wird. Und so wird sie überwältigt - und soll auch mumifiziert werden, damit Nefer-Amun ihr Ka erhält.
Das Zeremoniell beginnt. Coco befindet sich in einem seltsamen Zustand zwischen Traum und Wirklichkeit. Sie ernährt von Susan Baxter, daß sie Muße gehabt hat, die Hieroglyphen an den Wänden zu lesen, die Nefer-Amuns Geschichte erzählen. Und diese Geschichte - verbrämt mit vielen magischen Formeln, soll auf die Bandagen geschrieben werden, in die man Coco einwickeln will. Das erfordert natürlich viel Zeit. Und während die Priester Coco einwickeln und die Bandagen beschreiben, erlebt Coco Nefer-Amuns Werdegang.
Wir sagen aus, daß diese Geschichte während der Niederschrift lebendig wird!

Achtung: Und jetzt erst soll der Leser in einer Art Rückblende, die Coco mit ihrem metapsychischen Auge sieht, erfahren, was damals zu Echnatons Zeiten passierte.

Wie der Pharao den Amunpriester verurteilte, als Gegner des Monotheismus bei lebendigem Leibe mumifiziert zu werden. Nefer-Amun, wie er sich bereits nannte, ertrug sein Schicksal geduldig. Er war sich seiner Macht bewußt, denn er war ein mächtiger Dämon.
Es gab damals noch nicht die Schwarze Familie, aber über die ganze Welt verstreut viele Dämonen, die die Mythologie aller Völker prägten. Nefer-Amun war einer dieser Mächtigen. Und er ließ sich scheinbar von Echnaton hinrichten, um als Märtyrer eine magische Wiedergeburt zu erleben. Sein Kult erlebte nach seiner Mumifizierung einen gewaltigen Boom.
Dabei war Nefer-Amun nicht wirklich tot. Nur sein Körper war mumifiziert. Aber in der Mumie lebte ein so mächtiger Ka, der Nefer-Amun erlaubte in jedem beliebigen Astralkörper eine Reinkar­nation zu erleben. Und so erschien er seinen Anhängern in vielen Gestalten, wann es ihm beliebte. Er brauchte aber von Zeit zu Zeit Menschenopfer, damit er sein Ka aufladen konnte. Er benötigte diese Aufladungen aber relativ selten, wenn man bedenkt, daß innerhalb von dreieinhalb Jahrtausenden nur zweitausend Menschenopfer zusammenkamen.
Und Nefer-Amun hatte auch nicht viel Lust in einem Astralkörper zwischen den Sterblichen zu weilen.
Aber es war Nefer-Amun selbst, der den Diebstahl seiner Mumie veranlaßte. Er ließ sie von seinen Anhängern in dieses Versteck bringen und durch eine besondere Auswahl von Grabbeigaben schützen. Er brauchte diese Grabbeigaben, das Totenschiffchen, Schmuck, die Toth-Anubis-Statuette, weil sie seine magische Macht manifestierten. Und es gelang in all den Jahrtausenden niemand, dieses Grabmal zu finden, weil Nefer-Amun an alles gedacht hatte und seine Mumie durch magische Fallen schützte.
Nachdem sein Kult mächtig geworden war, beschloß Nefer-Amun, sich an Echnaton zu rächen. Er zettelte eine Verschwörung an, erschien dem Pharao in einem seiner Astralkörper und vergiftete ihn - und ließ Echnaton wissen, wer ihn tötete und daß damit auch der Tod des einen Gottes Aton eingeleitet sei.

Soweit die Rückblende. Coco muß sich danach unwillkürlich wieder fragen, was passierte, daß Nefer-Amun nicht mehr die Macht hat, seine Grabbeigaben zu schützen und sich berauben lassen mußte. Zweifellos ist sein Ka nicht mehr so stark, daß er beliebig in Astralleiber schlüpfen kann.
Die Antwort darauf soll aber erst Band 56 geben.
Jetzt kommt das Finale.

Umblenden in die Grabkammer, wie die Diebe und der Hehler mit dem Sarkophag der Mumie eingeschlossen sind. Sie waren nicht müßig und haben unter großen Mühen den Deckel abgehoben. Die anderen herumstehenden Grabbeigaben haben sie bereits zusammengerafft ‑ und nun finden sie die guterhaltene Mumie und weitere Grabbeigaben in dem Sarkophag. Plötzlich werden ihre Augen aber groß, als sich die Mumie bewegt.
Coco hört die Todesschreie aus der Grabkammer. Die Priester hören sie ebenfalls, sind ganz aus dem Häuschen, vergessen ihre beiden Opfer. Rennen zur Grabkammer, öffnen sie. Da stürzt die Mumie heraus - und massakriert auch die völlig verdatterten Priester.
Das heißt, die Priester haben befürchtet, daß, öffnet man den Sar­kophag, die Mumie zu entartetem Leben erwachen könnte, doch haben sie nie und nimmer damit gerechnet, selbst von der Mumie angegriffen zu werden.
Coco und Susan Baxter befreien sich. Ergreifen die Flucht. Ihnen schließt sich der Hehler Jean Cardin an. Nun beginnt eine wilde Flucht, die der Autor nach eigenem Ermessen ausschlachten soll. Coco verlangt von Jean Cardin, daß er das Duplikat der Toth-Anubis­-Statuette an sich nehmen soll.
Man gelangt schließlich, von der Mumie und den erzürnten und verwirrten Priestern verfolgt durch die Geheimtür in den Amun-Tempel der Hatschepsut. Dort ist gerade wieder Fremdenführung - und als die Touristen die wandelnde Mumie sehen, kommt es zu einer Panik.

In dieser Situation - oder auch schon früher - umblenden in die Jugendstilvilla.
Wir haben ausgesagt, daß der Hehler Jean Cardin die Toth-­Anubis-Statuette an einen Interessenten nach London schickte. Der Empfänger ist niemand anderer als Trevor Sullivan, doch hat er sich nie an den Hehler gewandt. Aber ihm dämmert einiges, als aus dem Begleitschreiben hervorgeht, daß sich Jean Cardin für den Erhalt einer gewissen Summe bedankt. Dieser Betrag wurde tatsächlich vom Konto der Mystery Press abgebucht, ohne daß dafür jemand eine Erklärung hatte. Jetzt taucht Phillip im Keller auf, und Sullivan ahnt, daß hinter allem der Hermaphrodit steckt. Bevor er ihn aber zur Rede stellen kann, berührt Phillip mit verklärtem Gesicht die Statuette - und als Sullivan sich nach ihm umdreht ist er spurlos verschwunden.

Wir sind wieder in Ägypten. Coco und die Ägyptologin auf der Flucht vor der Mumie. Panik unter den Touristen.
Da taucht eine seltsame Erscheinung auf. Alle glauben plötzlich Echnaton zu sehen. Die Mumie, zwar ohne viel Ka und Ba und deshalb gehandikapt, wendet sich sofort dieser geisterhaften Erscheinung zu. Und auch sie glaubt, den verhaßten Echnaton zu sehen – und folgt ihm. Das aber, so erkennt die beobachtende Coco, ist nur eine Falle. Denn als die Mumie die Geisterscheinung erreicht, stürzt eine der Säulen um und begräbt die Mumie unter sich. Die Geister‑Erscheinung ist verschwunden. Die Ägyptologin glaubt, daß Echnaton durch einen Gegenzauber als Geist erschien und Rache für seine Ermordung nahm.
Das könnte ein Schluß sein. Wir aber wollen eine Fortsetzung und deshalb geben wir die Erklärung für die Geisterscheinung und lassen alles weitere offen.
Die folgende Nacht. Im Camp. Den Touristen, die die Mumie und die Geistererscheinung gesehen haben wollen, wird nicht geglaubt, denn als man die Trümmer beiseite räumte, fand man keine Mumie.
Während des Gesprächs erfährt Coco von dem Hehler Jean Cardin, daß er die Toth-Anubis-Statuette an einen gewissen Trevor Sullivan, Baring Road, London geschickt hat. Da weiß sich Coco auch sofort die Geistererscheinung zu erklären. Es muß Phillip, der Hermaphrodit gewesen sein. Aber ist es ihm auch gelungen, die Mumie zu töten? Wahrscheinlich wurde sievon den Kultanhängern aus den Trümmern geholt. Wo ist sie? Wir bekommen die Antwort sofort.
Man richtet sich zum Schlafengehen her. Da ein Schrei von Susan Baxters. Sie ist auf der Flucht vor der Mumie (Titelbildszene: Es könnte auch Coco sein) Susan hält eine Grabbeigabe Nefer-Amuns in der Hand. Als sie stürzt, verliert sie die Grabbeigabe. Und da beugt sich die Mumie über sie. Susan scheint verloren. Doch die Mumie rafft nur die Grabbeigabe an sich - und verschwindet.
Als man in Cardins Zelt nachsieht, liegt der tot da. Ihm ist der Schädel mit dem Duplikat der Toth-Anubis-Statuette eingeschlagen worden. Coco sagt, das hat die Mumie getan. Sie wollte sich die Statuette holen - aus welchem Grund auch immer - und als sie sie als Fälschung erkannte, hat sie Cardin damit den Schädel eingeschlagen.
Nun ist die Mumie wieder verschwunden. Es fehlen alle Grabbeigaben Nefer-Amuns aus dem Camp - etliche davon sind aber in alle Winde verstreut. Wird die Mumie alle an sich bringen wollen?
Diese Frage kann der Autor stellen, oder sie in die Fortsetzung mit hinüber nehmen.
Jedenfalls steht es für Coco fest, daß die Mumie lebt. Und deshalb sind noch einige Schwierigkeiten zu erwarten.

6.5.75

 

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Kommentare  

#1 Andreas Decker 2014-01-08 10:17
Interessante Sache, vor allem, wenn man es dann mit dem Endprodukt vergleicht.

Die zweite Version ist (für meinen Geschmack) wesentlich besser, da sie viel eigenständiger ist. Sie verzichtet auf die sattsam bekannte - und schlicht geklaute - Reinkarnationsgeschichte mit der Geliebten und bringt wesentlich mehr Dramatik rein. So etwas ist immer besser, als bloß wiederzukauen, was man im Kino gesehen oder gelesen hat - so wie in hunderten anderen Gruselheften.

Wenn man den Roman liest, merkt man allerdings, dass das mit der Rückblende nicht gut funktioniert. Sie ist viel zu lang (mehr als 6 Seiten in der Heftfassung), hat viel zu viel Exposition und bremst die Gegenwartshandlung völlig aus. Das ist ein echter Crashkurs in Geschichte :lol:

Ich könnte mir vorstellen, dass Luif auch darum eine kleine aber wichtige Änderung selbst vorgenommen hat. Er hat auf die Umblendung in die Jugendstilvilla verzichtet und die Infos in ein Telefongespräch gepackt, das Coco mit Sullivan führt. Ideal ist das zwar nicht, andererseits hat er klar erkannt, dass eine erneute Umblendung an einen Schauplatz, der außerdem bis jetzt nicht vorgekommen ist, den Erzählfluß völlig zunichte machen würde.

Kurt Luif hat seine Arbeit eben ernst genommen und mitgedacht.

Zitat:
(Titelbildszene - die mit den tatsächlichen Geschehnissen insofern nicht übereinstimmt, da wir Coco schlecht im Bikini durch die Wüste laufen lassen können).
Das kann man natürlich nicht unkommentiert stehen lassen :D Erstens: wieso nicht? Zweitens: hatte der gute Ernst noch nie etwas von Victoria's Secret gehört? ;-)

Im Roman hat sich KL tatsächlich brav dran gehalten, aber nur mit eher dürren Worten, und er hat daraus Susan Baxter gemacht. Auch wenn wir alle wissen, dass das wirklich eher Coco ist :lol: :lol:
#2 Schnabel 2014-01-08 19:41
Kurt hat für das Studium der geschichtlichen Fakten länger gebraucht, als für das Schreiben des Romans.
#3 Andreas Decker 2014-01-09 10:06
Das glaube ich gern. Es gibt Dokus auf History, die bringen weniger Fakten :D

Aber genau das hat die Serie ja auch zu dem gemacht, was sie - vor langer Zeit - mal war. Das hat schon dazu angeregt, vielleicht mal die Nase in ein Buch zu stecken.
#4 Schnabel 2014-01-09 10:33
Die früheren Leben von Dorian Hunter und die geschichtlichen Fakten darum, waren ein Highlight der Serie, die sie von anderen Gruselserien abhob. Hier war die Geschichte, soweit wie möglich, mit Fakten belegt und nicht irgendwas erfunden, damit es zur Handlung passt.
#5 Heiko Langhans 2014-01-09 10:53
Hunters frühere Leben waren eigentlich der rote Faden der Serie schlechthin, aus dem viel mehr hätte gewoben werden können - das gilt besonders für die "3. Auflage", die mit diesem Kapital geradezu inflationär umgeht.

Die Mitt-50er Romane kamen mir wie eine aus der Verzweiflung geborene Abarbeitung der klassischen Horror-Themen vor: Vampir, Mumie, Mr. Hyde, Werwolf - kreative Ebbe.
#6 Schnabel 2014-01-09 11:54
Vermutlich wollte er die "neuen" Autoren nicht gleich voll mit der DK-Thematik belasten und so leichte "klassische" Themen ausgewählt.
Die Mumienbilder passten hervorragend zum Kadron-Thema (DK 48, 54 + 56).
Ernst Vlcek und Kurt Luif haben die Bilder ausgewählt, die sie für die DK-Serie haben wollten.
#7 Andreas Decker 2014-01-09 15:39
Zitat:
das gilt besonders für die "3. Auflage", die mit diesem Kapital geradezu inflationär umgeht
Das hast du aber nett ausgedrückt :D Mir fallen dazu immer nur Worte ein, die ich nicht posten kann. ;-)

Zitat:
Die Mitt-50er Romane kamen mir wie eine aus der Verzweiflung geborene Abarbeitung der klassischen Horror-Themen vor: Vampir, Mumie, Mr. Hyde, Werwolf - kreative Ebbe.
Joo, das hatte was von den Universal-Monstern. Obwohl der Hyde-Roman recht gut war und zeigte, was Vlcek konnte, wenn er nicht seine 08/15 Hefte runterspulte.
#8 Schnabel 2014-01-09 19:34
zitiere Heiko Langhans:
Hunters frühere Leben waren eigentlich der rote Faden der Serie schlechthin, aus dem viel mehr hätte gewoben werden können - das gilt besonders für die "3. Auflage", die mit diesem Kapital geradezu inflationär umgeht.

In der Heftserie (175 Ausgben) gab es sechs frührere Leben (plus Anfang 8. Leben als Ferdinand Dunkel) von Dorian Hunter und bei der dritten Ausgabe beim Zaubermond waren bei den 40 neuen Bände fast eben soviel...

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