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Eine Legende wird vierzig Jahre alt - Die Dämonenkiller-Chronik 31

Dämonenkiller zum 40.Eine Legende wird 40 Jahre alt
Die DämonenKiller-Chronik (31. Teil)

Aus Anlass des vierzigjährigen Jubiläums der Dämonenkiller-Serie habe ich eine Chronik erstellt, die sich mit der Geschichte der Serie beschäftigt. Heute beschäftigen wir uns mit dem Dämonenkiller-Exposé 58. Am 4. Juni 1975 hat Ernst Vlcek das zweite DK-Exposé für Holger Friedrichs geschrieben. Da war das Pseudonym Roy Palmer, unter welchen die DK-Romane von Holger Friedrichs erschienen, dem Exposé-Autor noch nicht bekannt. Viel Spaß beim Lesen...


56
GEISTER IM STUDIO
AUFRUHR IN CINECITTA
Dämonenkiller 58
Schauplatz: Rom – Cinecitta
Zeit: Mitte Februar
Autor: Frederik-Friedrichs

Titelbild:
Urweltungeheuer in Dschungelumgebung wetzt durch Sumpf auf schöne Nackte im Vordergrund zu, die an Urwaldriesen ge­kettet ist, zu ihren Füßen Totenschädel und Gerippe.
!! Titelbildfoto mit  Expose an Autor schicken!!

Vorbemerkungen:
In Band 53 wurde nicht ohne Hintergedanken ausgesagt, daß Jeff Parker in Cinecitta an einem Filmprojekt arbeitet. Nachdem uns die Italiener eine Western-, Mafia- und ihre Heroenwelle beschert haben, wollen nun die cleveren Burschen was Neues bringen. Das Neue ist aber in Wirklichkeit ein alter Hut: Monstrenfilme. Was die Japaner seit den fünfziger Jahren mit liebenswerter Naivität praktiziert haben, wollen die Italiener - im Sog der Katastrophenwelle - mit Brutalität und Schockeffekten auf daß die "Gänsehaut gefriert" weiterführen.
Jeff Parker ist mit einer runden Million (nicht Lire) als Produzent eingestiegen. Er hat mit dem Filmprojekt aber seine liebe Not. Nicht daß ihm die Filmstory mitsamt dem Monsterspektakel zu läppisch erscheint, wo er doch zu einem Fachmann für Monstren und Dämonen geworden ist. Nein, nein, denn Film und Wirklichkeit sind für ihn ganz verschiedene Dinge. Film ist eben nur Geschäft.
So stört ihn auch nicht die simple Story: Im (Cinecitta-Papp-) Dschungel wird ein (Papp-Gips-) Ungeheuer zum Leben erweckt, terrorisiert die Mitglieder einer Expedition, bei der sich zufällig auch einige halbnackte Maiden befinden (und nicht mit Reizen geizen), die dem armen Echsenmonster den Kopf verdrehen... und ähnlicher Blödsinn.
Parker ist nur sehr betroffen von der Stümperhaftigkeit der Italo-Trickspezialisten. Was sie an Effekten hervorbringen ist zum Weinen, ihre Monstren sind alles andere als zum Fürchten.
Also müssen japanische Trickspezialisten her. Diese kommen - und siehe da, sie vollbringen Zufriedenstellendes.
An ihrer Spitze steht Hajime Tanaka, ein blutjunger Bursche von 24, der aber die Materie versteht, als sei er mit RODAN (nicht Perry Rhodan), GODZILLA, GAMERA & Co zusammen aufgewachsen. Aber er ist alles andere denn ein abgebrühter Geschäftsmann, sondern besitzt schon eine geradezu fremdartig wirkende fernöstliche Mentalität. Er scheint ständig zu meditieren. Wenn er ein Monster bastelt, dann wird das zu einem Zeremoniell. Außerdem wirkt er, als sei er ständig eingeraucht, als hasche er.Unisono seine Begleiter.
Man gewinnt auch den Eindruck, als gehörten sie alle einer Sekte an, über die sie zwar nicht reden, die ihnen aber ein bestimmtes Verhalten aufzwingt. Sie saufen nicht einmal bei den ständig stattfindenden Gelagen, lehnen die Angebote der Starletts höflich aber bestimmt ab, paffen ständig ihre schneckenförmig zusammen­gedrehten Glimmstengel, die überhaupt keinen Duft ausströmen. Die kleine Japs-Kolonie läßt alle spöttischen Bemerkungen kalt.
Die Arbeiten gehen flott voran, wenngleich es unter den Mit­arbeitern ständig zu Reibereien kommt. Es ist vor allem Laura Piccioni, die allürenhafte Hauptdarstellerin (und Mädel vom Titelbild), die ständig für Troubel sorgt. Sie hat durch Intrigen einer anderen Schauspielerin diese Rolle weggenommen - Marina Ferreara  bekam dafür einen Nebenpart.
Jeff Parker wiederum ist angeeckt, weil er Catherine Schifano  (bekannt aus 53) eine kleine Rolle zukommen ließ - aus Dankbarkeit dafür, daß sie ihm als seine Geliebte einige schöne Stunden bereitet hat.
...Im übrigen soll der Autor nach eigenem Dafürhalten Studiostimmung machen, kann und soll den Roman durch eigene Einfälle bereichern und muß sich im übrigen nur an den roten Faden des Exposés halten.

 

Handlung:
Die wichtigsten Leute des Produktionsstabs, Parker, Hauptdarstel­lerin, heruntergekommener Regisseur, jap. Trickspezialisten sind im Vorführraum zusammengekommen, um sich das Ergebnis der Dreh­arbeiten der letzten Tage anzusehen.
Man hat ein paar (Kulissen-)Dschungelszenen gedreht, und alle (außer die Japaner, wie immer fernöstlich-geheimnisvoll) sind gespannt, was daraus geworden ist. Film läuft ab. Zuerst passiert nichts. Dschungelpanorama. Hauptdarstellerin ist an den Baum gefesselt. Da zeigt es sich aber, daß der Film hin ist. Irgendein Lichteinfall oder sowas, jedenfalls ist das Gesicht der Hauptdarstellerin nie richtig zu sehen, Lichtstreifen verwischen es. Wutanfall von Laura Piocioni.
Aber es kommt noch ärger. Plötzlich huschen Geisterbilder über den Film, als sei er doppelt belichtet. Ein Frauengesicht erscheint schemenhaft in Großaufnahme über das Panoramabild des Dschungels. Dann wetzt das Ungeheuer heran. Es wirkt unheimlich echt. Alle sind begeistert, doch sie können den Film wegen der Doppelbelichtung wegwerfen.
Und auf einmal sind Szenen zu sehen, die überhaupt nicht gedreht wurden. Die Hauptdarstellerin wird von dem Ungeheuer aufge­fressen. Dann schwebt Marina Ferrera übers Bild, die ursprünglich die Hauptrolle hätte bekommen sollen. Auf der Projektionswand sind in kurzen Szenen nebensächliche Ereignisse hinter der Bühne zu sehen, die Japaner wie sie meditieren, wie ein Beleuchter gegen eine Liane kämpft, die ihn zu erwürgen droht - und von irgendwoher scheint ein spöttisches Lachen zu kommen. Parker fällt auf, daß der "Beleuchter" im Film das Gesicht des Mannes am Projektor hat. Er stürzt in den Vorführraum, ahnungsvoll, und findet den Mann tot vor. Der Film hat sich nicht auf die Leerspule aufgewickelt, sondern wie eine Schlange um seinen Hals und hat ihn erwürgt.
Das - erkennt Parker sofort - ist ein Fall für den Dämonen­killer. Er unternimmt alles Nötige und erreicht, daß Dorian mit Coco sofort von Frankfurt (Handlung Band 57) sofort hierherkommt. Sullivan brauchen wir nicht, er geht allein nach London.
Inzwischen gehen die Aufnahmen mit Pannen weiter. Ein Fluch scheint auf diesem Filmprojekt zu liegen. Manche sprechen es aus, daß die Schwierigkeiten erst begannen, als man die Japaner hinzu­zog. Es wird auch erwogen, die Arbeiten abzubrechen, aber davon will Parker nichts wissen, um nicht die investierte Million zu verlieren.
Man muß vorerst einige unwichtigere Szenen drehen, weil die Hauptdarstellerin durch einen Nervenzusammenbruch arbeitsunfähig ist. Es hat für ihren Geschmack zu echt ausgesehen, wie sie im Film von dem Ungeheuer verschlungen wurde - wo diese Szene überhaupt noch nicht abgedreht worden war.
Alle haben ihre liebe Not, weil es immer wieder zu unvorher­gesehenen Pannen kommt. Ein Cutter erblindet am Schneidetisch, als er gerade eine neue Szene durchlaufen läßt. Er schwört Stein und Bein, daß auf dem Film eine unbekannte Frau war - von der er nur eine ungenügende Beschreibung machen kann - und daß aus ihren Augen plötzlich Blitze zuckten (also vom auf die Mattscheibe projizierten Film), die ihn erblinden ließen. Eine Kontrolle des Streifens ergibt nichts.
Es kommt zu einem zweiten Todesfall, den man erst durch einen Zufall entdeckt. Einem Scriptgirl fällt auf, daß zu den Gerippen in der Dschungelkulisse ein neues hinzugekommen ist. Dann entdeckt man, daß dieses zusätzliche Menschengerippe echt ist (die anderen sind Attrappen, wie alles in dem Monsterfilm). Gleichzeitig wird gemeldet, daß der Regieassistent fehlt. Niemand - außer Parker - bringt ihn mit dem Gerippe in Verbindung. Parker aber leitet eine Untersuchung ein, und anhand des Gebisses stellt sich heraus, daß das Gerippe mitsamt Totenschädel vom Regieassistenten stammt.
In diese Situation platzen Dorian und Coco. Parker zeigt ihnen einen der "doppelbelichteten" Filme. Als die unbekannte Geisterfrau erscheint, verlangt Coco Stillstandprojektion. Doch auch dabei scheint diese Frau zu leben, ihr Gesicht ist nicht deutlich zu erkennen, ihre Gestalt flimmert und sie bewegt sich nach einer unhörbaren Melodie im Tanze - ein ganz und gar fremdar­tiger Tanz.
Übrigens: Catherina kann nicht umhin, Coco gegenüber eine anzügliche Bemerkung über ihr Techtelmechtel mit Dorian fallen zu lassen.
Coco geht aber großzügig darüber hinweg. Sie denkt über die unbekannte Geisterfrau nach. Ist es ein Dämon? Sollte sie diese Hexe kennen? Oder handelt es sich nur um eine irreale Spiegelung?
Dorian besieht sich das Pappungeheuer, die Japaner und Jeff erklären ihm gerne alle Einzelheiten: Drei Männer klettern in das Pappungetüm und setzen es so in Bewegung. Alles ganz simpel. Darum versteht Dorian auch nicht, wieso das Ungeheuer im Film so echt wirkt.
Coco schnuppert, ihr steigt ein eigenwilliger Geruch in die Nase, den alle anderen nicht wahrnehmen können. Sie ist auch sicher, daß er den schneckenförmigen Räucherstäbchen der Japaner entsteigt. Als sie mit Parker und Dorian allein ist, sagte sie, woran sie der Duft erinnert an Theriak!

Gleich vorweg alles Wissenswerte darüber (Wichtig für alle Autoren, weil dieser Begriff in späteren Bänden noch eine wichtige Rolle spielen wird):
Theriak (böhmisch dryak, Schweiz triax) wurde früher das Allheilmittel der Jahrmarkts-Doktoren genannt. Aber auch was Hexen und Wurzelweiber mixten und panschten war Theriak.
Die Zusammensetzung dieses Saftes war regional verschieden, in Persien wurde Haschisch und Bilsen beigemengt, im China des 7. Jahrhunderts fügte man zur Verstärkung des Haschischs Stechapfelsauren bei. Auf jeden Fall spielten bei der Erzeugung des Theriak Nachtschattengewächse eine große Rolle. Schierling, Bilsen, Mandragora, Tollkirsche (Belladonna) und auch die Kartoffel waren wichtige Ingredienzien.
Theriak verursachte Halluzinationen und Visionen, war also ein Rauschgift. Die richtige Zusammensetzung aller Zutaten, um diesen Hexentrank zu bekommen, haben die Giftköche und -mischer vergangener Zeiten mit ins Grab genommen.
Das heißt - die Dämonen müßten das Geheimnis des Theriak immer noch kennen. Wir stellen Theriak jedenfalls als Wundermittel hin, das für die Menschheit zu einem Fluch werden könnte, wenn es die Dämonen eines Tages wollten, daß es die herkömmlichen Rauschgifte ablöst.
Aber darüber keinerlei Spekulationen anstellen.

Coco soll nur sagen, daß dies der Duft von Theriak sei und kurz erklären, daß es Hunderttausende verschiedene Zusammensetzungsarten gibt. Sie selbst kennt auch einige Mischungen, doch sie läßt die Finger davon, weil es zu gefährlich ist.
Das Theriak, das die Japaner rauchen, ist ihr unbekannt.
Aber sie will sich eines der schneckenförmigen Stäbchen beschaffen, um seine Wirkung zu testen. Dorian aber will das für sie übernehmen.
Während Parker eine Party inszeniert und auch die Japaner einlädt, schleicht sich Dorian in ihr Quartier. Hier sieht es aus wie in einer Hexenküche. Er nimmt außer einem Theriak-Stäbchen auch eine kunstvolle Tuschpinselzeichnung im typisch japanischen Stil an sich, die eine unbekannte Blume darstellt, von der er sofort fasziniert ist: Die Blume sprießt aus einem Schnee- und Eisfeld.
Gerade als der DK den Raum aber wieder verlassen will, beginnen die toten Gegenstände des Raumes auf einmal zu leben. Der Vorhang droht ihn zu erwürgen, Porzellan wird zu Geschossen die ihn bombardieren, ein Zier-Samuraischwert droht ihn aufzu­spießen. Es hätte mit ihm auch Harakiri gemacht, wenn nicht in diesem Moment Coco aufgetaucht wäre und mit "Zeitraffereffekt" Dorian nicht in Sicherheit gebracht hätte.
Nun scheint einiges klar: Die Japaner bekommen durch das Inhalieren des Theriak übernatürliche Fähigkeiten. Man könnte es Telekinese nennen mittels der sie tote Gegenstände bewegen und auch Geisterbilder auf Filme zaubern. Mit diesen Fähigkeiten ist es ihnen auch möglich, ihre simplen Pappungeheuer realistisch wirken zu lassen.
Aber warum haben sie sich nicht damit begnügt? Warum beleben sie wie verrückt alle möglichen Dinge und lassen Leute umbringen?
Coco und Dorian können vor dem Eintreffen der Japaner unbe­merkt flüchten. In ihrer Unterkunft angekommen weist Dorian das Bild vor, das eine seltsame, unbekannte Blume darstellt. Coco meint, diese Pflanze könnte die besondere Beigabe in dem Theriak sein.
Nächster Drehtag. Die Hauptdarstellerin hat sich soweit erholt, daß sie wieder mitspielt. Auf dem Programm steht die Szene, wo sie, an den Baum gekettet, von dem Urwaldungeheuer bedroht wird. Dorian merkt, daß die zweite Besetzung, Marina Ferrera voll des Triumphes ist. Welchen Grund für einen Triumph hat sie denn?
Die Antwort wird bald gegeben, allerdings erkennt der DK die Zusammenhänge erst ziemlich spät.

Vorweg die Erklärung: Marina Ferrera hat sich bei seiner Ankunft sofort an Hajime Tanaka herangemacht und von ihm im Theriak-Rausch eine Kostprobe seiner Fähigkeiten bekommen. Sie hat ihn dazu gebracht, die Hauptdarstellerin zu terrorisieren, damit diese durchdreht und die Rolle an Marina übergeben muß.
Hajime Tanaka hat aber gegen seinen Willen zuviel des Guten getan. Als Süchtiger braucht er immer mehr Theriak, er kann die Wirkung des dämonischen Rauschgifts nicht mehr kontrollieren, die in ihm freigewordenen überirdischen Fähigkeiten gehen sozusagen mit ihm durch. Und er strahlt unbewußt seine telekinetischen Impulse aus. Deshalb ist es zu so unberechenbaren magischen Effekten gekommen. Hajime Tanaka und seine Kumpane haben diese Eskalation des Terrors nicht gewollt, aber sie können nicht mehr aus diesem Teufelskreis heraus. Sie brauchen immer mehr Theriak und vergrößern damit die Schrecken.

Weiter in der Action.
Alles ist bereit für die Aufnahme. Die Klappe fällt. Die nervöse Hauptdarstellerin sieht das Ungeheuer durch die Kulissen stapfen.
Dorian erscheint das Ungeheuer auf einmal zu echt. Und dann erscheinen die drei Komparsen, die in dem Ungeheuer sein sollten, um es zu steuern. Da erkennt man, daß das Ungeheuer aus Pappe lebt. Dorian handelt, er will die Angekettete befreien. Aber da ist das Ungeheuer heran. Er kämpft mit der Attrappe auf Leben und Tod. Helfer eilen herbei, aber da scheint der ganze Kulissen­dschungel auf einmal zu leben. Turbulente Szenen spielen sich ab, bis jemand das Ungeheuer in Brand setzt. Es beginnt lichterloh zu brennen.
Und dann erkennt man, daß man im Studio eingeschlossen ist. Männer kämpfen mit Kabeln, die sich wie Schlangen um sie winden, alles bewegt sich, die toten und nun lebendig gewordenen Einrich­tungen bedrohen die Eingeschlossenen... Und inmitten des Infernos hocken die Japaner teilnahmslos da.
Dorian wendet sich an sie, in der Hoffnung, daß sie dem Spuk ein Ende bereiten. Aber ihr Geist ist entrückt.
Das Feuer greift immer mehr um sich. Unheimliche Gewalten hämmern wie unsichtbare Riesenfäuste gegen die Wände der Halle. Einer der Männer wird von der unsichtbaren Kraft förmlich am Boden zerquetscht... das aber bitte nicht utopisch, sondern mit einem Pfiff Magie beschreiben... die Japaner sind keine wütenden Racheengel, sondern sitzen stumm und scheinbar teilnahmslos da, machen den Eindruck von meditierenden Yogi - während um sie das Chaos ist.
Marina Ferrera versucht ihren Geliebten Hajima Tanaka in die Realität zurückzurufen, damit er die Schrecken beendet. Doch er ist mit seinem Geist schon zu weit in Regionen fern aller Wirklichkeit entrückt - für ihn und seine Freunde gibt es kein Zurück mehr.
Jemand versucht, den Japaner zu erschlagen oder zu erschießen, um so den Terror abzustellen, doch sein Totschläger oder die Kugel geht wirkungslos durch den Meditierenden hindurch, als sei er Luft.
Oder aber die Waffen prallen wirkungslos ab, als besäße der Japaner einen "Schutzschirm".
Plötzlich aber bricht einer der Japaner röchelnd zusammen. Er hat einen Kollaps bekommen.
Inzwischen sind die Retter ins Studio eingedrungen. Rettungs­aktion für die Überlebenden, Parker läßt auch die wertvolle Ausrüs­tung bergen.
Dorian und Coco bleiben bis zuletzt zurück. Sie wollen die Japaner nicht hilflos in den Flammen umkommen lassen. Vorerst können sie sie auch nicht retten, weil sie ja nicht zu fassen sind.
Coco ist aber sicher, daß sich das bald ändern wird. Sie weiß auch wieso: Hajima Tanaka, der eigentliche Katalysator der magischen Kräfte, hat eine Überdosis Theriak. Das wirkte sich zuerst so aus, daß sich seine Fähigkeiten schier ins Unermeßliche steigerten, muß aber in letzter Konsequenz zum Exitus führen ‑ denn der menschliche Metabolismus und das Metapsychische des Menschen sind solchen magischen Belastungen nicht gewachsen.
Das Theriak macht einen für kurze Zeit gottgleich, fordert aber als Tribut das Leben.
Tatsächlich stirbt Tanaka mit einigen letzten Zuckern ‑ und der Spuk hört auf. Wenn es dem Autor gefällt, kann er Marina Ferrera zuvor ins Gras beißen lassen.

Einige Fragen bleiben ungeklärt, die der Autor auch nicht beantworten sollte:
Wer ist die Geisterfrau auf den Filmen? (Ihr Gesicht war nie deutlich zu sehen!)
Woher hatte Hajima Tanaka das Theriak?
Was hat es mit der Pflanze auf sich, von der Dorian ein Bild erbeutet hat? (Sie scheint in Regionen des ewigen Schnees zu gedeihen).

Dagegen weiß Dorian jetzt, wieso auch Marina Ferrera als Geisterfrau durch die belichteten Films wandelte: Tanaka wollte derart symbolisieren, daß sie die Hauptdarstellerin (nachdem diese vom Pappungeheuer verschlungen wurde) ablösen soll.
Freilich kann der Autor in den Anfangsszenen des Romans weitere symbolträchtige Hinweise geben - wie gesagt, er hat freie Hand.
Tanaka ist tot. Die anderen Japaner hauchten ihr Leben im Krankenhaus aus: das Theriak hat alle ihre Organe angegriffen, schrumpfen lassen, oder aufgebläht.
Ausklang: Dorian spricht Jeff Parker auf seinen Film hin an und meint, der Freund werde sich wohl seine Million in den Schorn­stein schreiben können.
Aber Parker lacht nur. Er habe Tausende Meter Film beisammen und seine Leute haben auch gedreht, während das Filmstudio bereits brannte. Er werde die Story eben dahingehend abwandeln, daß ein Filmteam einen Horrorfilm drehen wollte und plötzlich gegen die Pappmonstren ankämpfen mußte, weil diese zu unheimlichem Leben erwachten. Szenen, die fehlten, könnte er noch nachdrehen lassen. Das ist kein Problem.
Dabei werde er persönlich aber nicht gebraucht, diese Arbeit will er den Profis überlassen. Parker darf aussagen, daß er Dorian zur Verfügung stehe - wie er den DK kenne, will dieser sicherlich den Ursprung der geheimnisvollen Pflanze erforschen.
Dorian meint nur, daß eine Expedition im Bereich des Möglichen liege.
Darüber hinaus keine weiteren Aussagen machen.

Wichtiger Nachtrag:
Als Dorian zu Parker nach Rom kommt, bitte im Dialog er­wähnen, daß Dorian mit Thomas Becker, dem Großmeister der Okkult. Freimaurerloge von Frankfurt zusammengekommen ist, dieser Kontakt aber recht unverbindlich war.
Bitte auch nicht zuviel über Theriak aussagen.

Zur Einleitung - Zum ersten Teil - Zur Übersicht

Kommentare  

#1 Thomas Mühlbauer 2014-02-05 14:24
Popcorn-Kino! Und das im positiven Sinne...
#2 Schnabel 2014-02-05 15:14
Der DK-Roman 58 gehört zu den besseren Romanen von Holger Friedrichs.
#3 Andreas Decker 2014-02-05 15:19
#1 ist nichts hinzuzufügen. Friederichs hatte wirklich ein Händchen für den Italien-Schauplatz.

Interessant ist, dass HF zuerst wohl als "Frederik" schreiben sollte und nicht als "Palmer". Am Ende war es dann "Fredric", aber schon merkwürdig, dass man sich im Gegensatz zu seinen Kollegen nicht den Namen im VHR zunutze gemacht hat.
#4 Heiko Langhans 2014-02-05 16:10
Den deutschen Ausdruck kenne ich nicht. Aber in den meisten DK-Romanen findet sich reichlich von dem, was die Anglisten als "sense of place" bezeichnen (Lokalkolorit?). Bei den Vor-Leben-Romanen kommt noch "sense of time" hinzu.
Nur für London passt es nicht immer. Die Wien-Romane sitzen aber dank des Heimvorteils der beiden Hauptautoren jedes Mal.
Wohnte Friedrichs damals schon in Italien? Dann passt es ja.
#5 Andreas Decker 2014-02-05 18:19
Ja. Laut seinem Interview lebte er seit 72 in Italien. Der Sinn für Lokalkolorit, das nicht wie aus dem Reiseführer abgeschrieben klingt, war bei ihm stark vertreten. Die meisten (oder alle) seiner Vampir spielten in Italien, oder?

Ich finde auch, dass London - oder auch England allgemein - in diesen Romanen meistens beklagenswert schlecht wegkommt. Das wirkt eigentlich nie authentisch und orientiert sich mehr an Edgar Wallace-Filmen als an der Realität.

Vlcek und Luif haben vor allem bei den historischen DKs tolle Arbeit geleistet. Das hat nach ihnen auf diesem Gebiet kein Autor mehr so geschafft.
#6 Thomas Mühlbauer 2014-02-05 19:23
zitiere Andreas Decker:
Ja. Laut seinem Interview lebte er seit 72 in Italien. Der Sinn für Lokalkolorit, das nicht wie aus dem Reiseführer abgeschrieben klingt, war bei ihm stark vertreten. Die meisten (oder alle) seiner Vampir spielten in Italien, oder?


Es gab bei Herrn Friedrichs dämonische Umtriebe auch in Frankreich, Kolumbien Irland oder, ganz klassisch, in England.
#7 Schnabel 2014-02-06 09:56
Habe mal auf die Schnelle die Orte und Geschöpfe aufgelistet, die Holger Friedrichs geschrieben hat:
DK 053 – Italien - Untoter
DK 058 – Italien – Monsterfilm
DK 066 – England – Parasit
DK 073 – Spanien – Alraunengeschöpf und Dämonen
DK 083 – Madagaskar – Freak und Dämonen
DK 094 – Norwegen – Magische Wolke
DK 104 – Nordpol – Monster
DK 112 – Bayern – Dämonenreservat
DK 122 – Amerika – Ghoul
DK 131 – England – Monster
DK 138 – England – Vampirin Rebecca
DK 139 – Karibik – Vampirin Rebecca plus untote Piraten
DK 147 – Südamerika – Vampire
DK 149 – Wien – Coco und Rebecca

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