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Eine Legende wird vierzig Jahre alt - Die Dämonenkiller-Chronik 38

Dämonenkiller zum 40.Eine Legende wird 40 Jahre alt
Die Dämonenkiller-Chronik (38. Teil)

Aus Anlass des vierzigjährigen Jubiläums der Dämonenkiller-Serie habe ich eine Chronik erstellt, die sich mit der Geschichte der Serie beschäftigt.

Heute beschäftigen wir uns mit dem Dämonenkiller-Exposé 65. Nach einen kleinen Pause schrieb Ernst Vlcek am 17. Juli 1975 das Dämonenkiller-Exposé 65 für Walter Appel alias Earl Warren. Viel Spaß beim Lesen...

65DIE MASKE DES GOLDENEN TODES
DER TOD VON ANTIBES
Dämonenkiller 65
Schauplatz: Antibes
Zeit: Juli (Anfang bis Mitte)
Autor: Appel-Warren

Titelbild: (MICHAEL WHELAN WH 14)
Auf einer Art geschnitzter Holztruhe sitzt Gestalt mit Totenschädel (auf der Stirn roter Punkt), schwarze Kapuze Mit schwarzem Umhang und knöchellangem Kittel, Handschuhe goldfarben; hält ebenfalls goldfarbene kunstvoll verzierte Sense (oder Spitzhacke) mit langem, geschwungenem Griff wie aus einem Fantasy-Roman. Der Totenschädel könnte eine Maske sein. Diese Gestalt scheint zu thronen - oder aber sie reckt sich, als sei gerade erst der Funke des Lebens in sie gefahren.

Vorbemerkungen:
Bitte in die Handlung einstreuen, daß Dorian Hunter jetzt zu den Okkult. Freimaurern gehört. Hekate alias Alraune wurde zur Herrin der Finsternis gekürt. Olivaro bleibt weiterhin auf Distanz. Er scheint niemandem nichts nachzutragen - aber bei einem Dämon weiß man ja nie.

Achtung: Über die Vorgänge in Band 64 bitte keine Einzelheiten aussagen, auch keine Angaben machen, die dem Exposé entnommen wurden. Vor allem den "Zwischenbereich" in keiner Weise erwähnen. Denn nach einer Rücksprache mit Fr. Illfeld wird der Schauplatz von DK 64 dahingehend geändert, daß die Atmosphäre weniger traumhaft und phantastisch ist. Deshalb meine Bitte: Nur aussagen, daß Hekate II  - so ihr Titel - das Oberhaupt der Schwarzen Familie ist, daß aber nicht alle Dämonen hinter ihr stehen, sondern sich einige abwartend verhalten. Olivaro ist sowieso wieder zu jenem Einzelgänger geworden der er Jahrhunderte lang war.
Auch nichts über den Tod der Hexe Nocate aussagen.
Obwohl Dorian nun Okkult. Freimaurer ist, hat sich an seinem Wesen nichts geändert. Vorerst nicht aussagen, welchen Rang er bekleidet.
Coco zieht ihn deshalb nicht auf, daß er nun einem Männerbund angehört, denn sie weiß ja, daß dies eine durchaus ernsthafte Angelegenheit ist.
Nicht den Sohn des DK vergessen, der irgendwo in Sicherheit ist - Coco könnte mal geistigen Kontakt mit ihm haben.
Dorian beschließt, mal mit Coco richtig auszuspannen und sich nur ihr zu widmen, mit ihr an die Cote de Azur zu fahren: nach Antibes. Als Trevor Sullivan das hört, kramt er schnell in seinem Archiv, ob er nicht irgendetwas über Antibes findet, was der DK untersuchen könnte. Und tatsächlich findet er etwas, ersucht Dorian, wenn er schon dort ist, die Sache mal zu beschnüffeln.

Achtung: Dorian den Chef der Mystery Press bitte nicht mit "Mr. Sullivan" anreden lassen. Er ist zwar per Sie mit ihm, sagt aber Trevor oder eben nur Sullivan, ohne "Mr."

Nochmals Achtung: Es muß wieder einmal darauf hingewiesen werden, daß Grausamkeiten und Perversitäten nicht im Detail geschildert werden dürfen. Das soll der Autor nicht auf sich beziehen, sondern es geht uns alle an.

Anfangsepisode:
Antibes. Nacht. Gleich in unheimliches Geschehen einsteigen.
Ein Mädchen, das durch Europa trampte, wurde von vier alten schrulligen Damen in ihre Prunkvilla aufgenommen, verwöhnt, umhegt, kostenlos versorgt - wie in einem Pensionat. So streng waren dort aber auch die Sitten. Nun wurde sie mitten in der Nacht mit all ihrer Habe vor die Tür gesetzt, nur weil sie mit einem jungen Mann, den sie heimlich am Strand kennenlernte, ein Verhältnis anfing. Mit der Begründung, daß Monsieur Beaufort keine Flittchen in seinem Hause dulde, wurde das Mädchen hinausgeschmissen.
Jetzt geht sie durch den Park des Anwesens, bemerkt, daß ihre Vogelscheuche fehlt. Wahrscheinlich haben die alten Schachteln sie aus Groll entfernt. Das Mädchen ärgert sich, denkt aber, daß es vielleicht besser so sei, denn in der Villa kam sie sich ohnehin wie in einem Gefängnis vor. Sie versteht auf einmal nicht, wieso es die anderen Mädchen solange dort aushalten.
Plötzlich, sie hat das Anwesen bereits verlassen, taucht eine Gestalt auf. Nach der ersten Schrecksekunde erkennt sie Adolphe Guaita, einen blassen, jungen, schüchternen Mann, den sie kennt und der sie zu verehren scheint. Er sagt ihr, daß es besser sei, wenn sie ausziehe. Sie fragt ihn, ob sie bei ihm übernachten könne, nur diese eine Nacht, doch er scheint dies zu mißverstehen, sagt, das könne er ihr unmöglich antun und schenkt ihr zum Andenken eine Tonpuppe. Das Mädchen erkennt darin eine naturgetreue Nachbildung von sich. Zum Abschluß sagt Adolphe, sie solle die Puppe nur ja nicht verlieren und als Andenken bewahren, das verbinde sie beide.
Dann ist der blasse junge Mann weg.
Dem Mädchen ist, als werde sie verfolgt. Sie hat es plötzlich eilig, will zu dem Bungalow, in dem ihr Liebhaber für eine Nacht wohnt. Plötzlich steht die Gestalt in der Maske des Todes (vom Titelbild) vor ihr. Flucht. Verfolgung... Irgendwann wird das Mädchen vom Tod gestellt. Sie sieht noch, wie er im Mondlicht die Goldene Sense schwingt. Hört unter der Maske ein schauriges Geschrei wie aus vielen Kehlen... Noch im Tode hält das Mädchen die Puppe - ihr Abbild - fest umklammert.

Haupthandlung:
Wie gehabt, hat der Autor auch diesmal im Szenenaufbau freie Hand. Jugendstilvilla.
Dorian und Coco haben die Absicht geäußert, in Antibes Urlaub zu machen. Sullivan befragt sofort seinen Computer und präsentiert dann den beiden Unterlagen aus dem Archiv. Wenn sie schon nach Antibes fahren, könnten sie gleich - so nebenbei und ohne sich groß anzustrengen - das mysteriöse Verschwinden einiger junger Mädchen untersuchen. Man hat in Antibes ihre Spur verloren. Von einigen der Mädchen weiß man aber, daß sie in die Villa Daimon aufgenommen worden waren. Dort lebten sie einige Tage oder Wochen, bevor sie weiterzogen und verschwanden. In der Villa leben vier alte Damen, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, unterstandslose, mittellose Tramperinnen bei sich aufzunehmen und zu verwöhnen.
Das könnte aber auch mit dem Hintergedanken geschehen, meint Sullivan, diese Mädchen für irgendwelche dunkle Zwecke zu mißbrauchen. Denn, weiß der Chef der Mystery Press zu berichten, Besitzer der Villa war früher der Magier und Okkultist Stanislas Beaufort. Dieser ist jedoch schon eine ganze Weile tot - oder sollte man etwa sagen, untot?
Sullivan schlägt Coco und Dorian vor, daß sie getrennt fahren, so daß Coco vielleicht Aufnahme in die Villa findet und die Vor­kommnisse dort untersucht. Mehr will Sullivan gar nicht. Aber Dorian will mehr von Coco haben. Er hat einen Bungalow in einem Pfahlbaudorf am Strand gemietet und stellt es sich herrlich vor, dort vierzehn unbeschwerte Tage mit Coco zu verbringen. Er will von Sullivans Ansinnen nichts wissen.
In Antibes angekommen, hat sich Dorian von Coco aber doch breit­schlagen lassen. Sie haben sich getrennt. Den Flug dorthin nicht erst schildern. Dorian hat einen Mietwagen, fährt in ihm zum Bungalow­dorf. Nimmt eine Autostopperin mit, die Elise Busch heißt, und hätte nicht Lust, sie ins Pfahldorf mitzunehmen, weil er Coco grollt, die sich abgesetzt hat. Aber das Mädchen steigt auf seinen scherzhaft vorgebrachten Vorschlag nicht ein, sondern steigt aus.
Dieses Intermezzo und Dorians Ankunft im Pfahldorf nur kurz schildern.

Umblenden zu Coco. Sie streunt durch Antibes, tut ganz auf Tramperin. Von Sullivan weiß sie, daß die vier alten Damen einen silbergrauen Rolls-Royce fahren. Als sie ihn entdeckt, treibt sie sich in der Nähe herum und erregt in einem einfachen Lokal tat­sächlich die Aufmerksamkeit der vier alten Weiber.
Sie sehen aus wie Überbleibsel von der Jahrhundertwende, viel Rouge, schwere, veraltete Kleider, Sonnenschirm. Sie werden von allen Seiten belächelt, man sagt, sie spinnen.
Ihre Namen: Madame Lucia, Alma, Camilla, Sabina - so werden sie von allen genannt. Der Autor kann sie frei schildern, sollte ihnen aber das richtige Image geben: scheinbar selbstlos und herzensgut, schrullig, nicht ganz richtig im Kopf, puritanisch, etc petate; ihre Scherze wirken gekünstelt, sind verstaubt und alles anders als humorvoll, aber man lächelt darüber, weil man ihnen nicht wehtun will.
Sie sprechen Coco an. Ist sie ein unterstandsloses Küken? Monsieur Beaufort würde sicher nichts dagegen haben, sie in seinem Haus aufzunehmen. Sie würde mit allem versorgt werden, bräuchte dafür nicht zu arbeiten. Man verlange nur eine kleine Gegenleistung. Welche? Ausweichende Antwort: Wenn Coco nur etwas Handfertigkeit besitze, dann genüge das schon. Coco welch ein Name!
Sie wird im Rolls-Royce zur Villa gefahren. Ein Prachtbau, nur etwas vernachlässigt. Ein Prachtgarten, eine große Terrasse direkt an der Steilküste, mit einer Steintreppe zum Bootssteg hinunter, wo ein Motorboot vertäut ist. Im Augenblick leben (inkl. Coco) sieben Mädchen hier. Coco wird auch mit der Hausord­nung vertraut gemacht, die sehr streng ist (Nachtruhe, keine Männerbesuche, Küchendienst, Gartenarbeit - aber leichte) und an die sie sich halten muß, solange sie hier wohnt. Im Garten entdeckt sie auch sechs Vogelscheuchen aus Pflanzen - Blätterwerk, Lianen, Ästen, Blumen - die alle annähernd menschliche Gestalt haben.
Von den Mädchen erfährt Coco, daß die spinnenden alten Damen wollen, daß jedes Mädchen, das hier wohnt, eine solche Vogelscheuche anfertigt. Der Garten ist voll mit ihnen. Coco entdeckt später Dutzende von ihnen, aber sie sind nicht mehr so frisch wie die anderen und stammen von Mädchen, die früher hier gewohnt haben. Stunden vor Coco fand auch Elise Busch hier Aufnahme.
Coco findet es als seltsames Ansinnen der vier Alten, daß sie als Gegenleistung von den Mädchen so eigenwillige wenn auch kunstvolle Vogelscheuchen verlangt. Aber vielleicht handelt es sich wirklich nur um eine Schrulle.
Coco hat noch zwei seltsame Erlebnisse. Eines der Mädchen vertraut sich ihr an, als sie allein sind. Das Mädchen sagt, sie habe ihre Vogelscheuche fertiggestellt und fürchte sich nun. Das Haus sei ihr überhaupt unheimlich, und Monsieur Beaufort habe sie noch nie gesehen, obwohl dauernd von ihm die Rede ist.  Nach Einbruch der Nacht erlebt Coco mit, wie dasselbe Mädchen von den vier Alten beschuldigt wird, Schmuck gestohlen zu haben - den man auch tatsächlich bei ihr findet. Sie wird stante pede aus dem Haus gewiesen.
Zweites Erlebnis: Coco bemerkt auf ihrem Spaziergang, daß sie von einem blassen, jungen Mann beobachtet wird. Sie stellt ihn, er stellt sich als Adolphe Guaita vor, seines Zeichens Friedhofwärter. Er spricht Coco seine Bewunderung aus und fleht sie an, die Haus­ordnung einzuhalten, damit sie hier wohnen darf und er sich an ihrem Anblick erfreuen darf.

Umblenden zu Dorian.
Coco hat mit ihm vereinbart, daß sie in der Nacht zu ihm in die Hütte kommt - ob sie nun Erfolg hatte oder nicht. Dorian wird immer unruhiger, wandert am Strand hin und her. Da sieht er fliehende Mädchengestalt. Sie wird von einer Gestalt in einem Umhang verfolgt, die eine Art Sense schwingt. Dorian nimmt die Verfolgung ebenfalls auf. Doch die beiden entschwinden. Stattdessen trifft er auf Coco. Da sie unter Zeitdruck sind, kann sie ihm keine Er­klärungen geben. Sie verfolgen die Spuren des Mädchens, die zurück zum Grundstück führen. Coco beschwört Dorian, sie nicht zu begleiten, gibt ihm aber den Tip, sich um den Friedhofswärter Adolphe Guaita zu kümmern: Er hat etwas Dämonisches an sich.
Am nächsten Tag begibt sich Dorian zum Friedhof. Ein verwahr­loster Gottesacker, auf keinem der Gräber sind sakrale Symbole. Dorian findet das Grab des Magiers Stanislas Beaufort. Und er findet auf dem Boden Schleif- und Blutspuren und er denkt an das Mädchen, das aus der Villa gewiesen wurde und von einer Gestalt in der Totenmaske verfolgt wurde. Die Blutspuren führen zu einem Grabschacht, ringsum ist die Erde aufgewühlt. Und hinter einem Gebüsch findet Dorian den Friedhofswärter kauernd vor, als wäre er dort eingeschlafen. Guaita wirkt verstört, als Dorian ihn weckt, faßt sich aber schnell.
Dorian fragt ihn über Monsieur Beaufort aus. Adolphe sagt, daß der längst schon tot sei, die vier alten Damen, die seine Schülerin­nen gewesen sind, dies aber nicht wahrhaben wollten. Adolphe gibt diese Auskunft aber nur unter Druck, den Dorian mit seiner Gnosti­schen Gemme ausübt.
Dorian läßt sich von dem widerstrebenden Friedhofswärter auch in dessen Haus führen. Dort findet der DK eine Sammlung von Ton­puppen vor. Alles naturgetreue (auch was die Proportionen und Ge­schlechtsmerkmale betrifft) Nachbildung von Mädchen. In einer Puppe erkennt Dorian Elise Busch, eine andere, die der Friedhofswärter gerade in Arbeit hat, soll zweifellos Coco werden. Adolphe sagt verschüchtert, daß er alles andere als ein Sittenstrolch sei, sondern sich nur am Anblick der Mädchen erfreue und ein Andenken an sie behalten wolle, wenn sie wieder fortziehen. Er hat an die sechzig solcher Püppchen.
(Wir wissen aus der Anfangsepisode, daß Adolphe den Mädchen die Puppen auf den Weg mit gibt. Wie gelangen sie wieder in seinen Besitz?)
Dorian wartet zwei Nächte vergebens auf Coco. An einem der Tage sieht er, wie die Mädchen mit dem Motorboot hinausfahren und vor Anker gehen. Er schwimmt mit einem "Aufreißer" hinaus, den er im Bungalowdorf kennengelernt hat. Dieser hat ihm verraten, daß die vier alten Weiber auf die Mädels zwar aufpassen wie Glucken, doch er hat eine von ihnen herumgekriegt.
Dorian erreicht mit ihm das Boot, ist enttäuscht, das Coco nicht dabei ist, er entdeckt aber, daß seine Autostopperin Elise mit von der Partie ist. Von ihr erfährt er, daß Coco fleißig an ihrer Vogelscheuche arbeitet... und sonst einiges mehr, woran Elise wenig findet, was den DK aber aufhorchen läßt. Die Mädchen scheinen nicht zu wissen, daß Monsieur Beaufort tot ist, sondern erwarten ständig seine Ankunft. Der Aufreißer findet sein Mädel unter den Bootsinsassinnen und verabredet sich mit ihr für diese Nacht. Er bringt auch Elise dazu, zu kommen - Dorians wegen.
Als man sich verabschiedet, entdeckt Dorian, daß zwei der alten Weiber auf der Felsterrasse stehen und sie durch Ferngläser beobachten.
Als die Mädchen mit dem Boot zurückkommen, verweisen die aufgebrachten vier Damen die Geliebte des Aufreißers des Hauses.
Sie soll zu ihm ziehen, wenn sie will, aber die Villa ist kein Bordell.
Das tut sie auch. Dorian hört die beiden turteln. Zufällig wird er Zeuge, wie das Liebespaar bei Sonnenuntergang Tauch-Liebes­spiele unternimmt. Plötzlich kommen aber beide nicht mehr hoch. Dorian sieht, wie sich das Meer blutig färbt. Er springt in die Fluten, taucht tief hinab. Ihm ist, als sähe er im Dämmerlicht die Gestalt mit der Totenmaske vom Titelbild zwischen den Meerespflanzen thronen. Er muß aber hinauf, um Luft zu holen. Als er wieder taucht, ist dieser Tod weg. Handelte es sich um einen Dämon, der das Liebespaar killte und dann mitsamt ihren Leichen verschwand?
Dorian ist entschlossen, dem Spuk ein Ende zu bereiten.
Er sucht den Treffpunkt auf, den er mit Elise Busch vereinbart hat. Sie kommt bald darauf. Sie ist verstört, sagt, sie wisse nicht, warum sie den vier alten Damen gesagt habe, daß sie nicht mehr länger in diesem Haus bleiben wolle. Und nun haben sich die netten Damen so gekränkt, daß sie offenbar ihre Vogelscheuche entfernten - jedenfalls ist sie nicht mehr an ihrem Platz. Schade darum, es war ein Prunkstück.
Geräusche in der Nähe. Dorian versteckt sich, läßt das zitternde Mädchen alleine, beobachtet aus der Nähe. Adolphe Guaita kommt mit der Tonfigur, die Elise darstellt. Er überreicht sie ihr auf seine rührende Art mit der Bitte, daß sie sie als Andenken mit­nehmen solle. Dann ist er wieder weg.
Dorian schlägt Elise die Bitte aus, sie in seinen Bungalow zu führen, sondern verlangt, daß sie ihn zur Villa bringt. Er will sehen, was die vier alten Weiber treiben. Durch eines der Fenster sieht er sie im Salon um einen Tisch sitzen. Am Tisch sitzt auch eine Gestalt mit weißer Perücke - mit dem Rücken zum Fenster. Die Frauen sprechen ihn mit "Meister" an. Das muß Monsieur Beaufort sein, sagt Elise. In diesem Augenblick sieht Dorian Coco ins Zimmer treten. Die Weiber gebärden sich wie Furien, werfen sich schützend auf die Gestalt mit der weihen Perücke, jagen Coco aus dem Zimmer. Dann sperren sie ab, setzen sich wie zur Säende um den Tisch, halten einander die Hände und beziehen die Gestalt mit der weißen Perücke in ihren Kreis ein. Dann murmeln sie Beschwörungen, und es fällt immer wieder der Name des Stanislas Beaufort. Klar ist das Licht im Zimmer gelöscht.
Plötzlich ein Geräusch im Garten. Dort sitzt die schwarze Gestalt mit der Totenmaske. Sie spricht mit Männerstimme, stellt sich als Monsieur Beaufort vor und sagt, wie schön, Elise, mein Kind, dich endlich kennenzulernen. Ich würde dich gerne zur Braut nehmen. Aber du warst mir untreu. Also stirb! Und die schwarze Gestalt mit der Maske des goldenen Todes erhebt sich und schwingt das Sensen-Spitzbeil. Elise flieht. Dorian wirft sich dem Maskierten entgegen, aber dieser schleudert ihn mit übermenschlicher Kraft zur Seite.
Dorian ist für kurze Zeit benommen. Als er wieder voll da ist, nimmt er die Verfolgung auf. Er hört Elises Schreie, doch er kommt zu spät. Er findet nur noch ihre zerstückelte Leiche vor. Die Tonfigur hält sie noch in Händen.
Dorian nimmt die Verfolgung des Maskierten auf. Er kommt in jenen Teil des Gartens, in dem die vielen, seltsamen Vogelscheuchen stehen. Und mitten darunter die Gestalt mit der Totenmaske.
Dorian feuert Silberkugeln aus seiner Spezialpistole darauf ab. Trifft - aber die Gestalt rührt sich nicht. Geht hin, reißt den Umhang herab, sieht vor sich eine der Vogelscheuchen. Er vermutet in diesem Augenblick, daß der Mörder (Dämon oder nicht) seine Maske hier abgejagt hat, um seinen Verfolger zu täuschen.
Dorian kehrt zur zerstückelten Elise zurück. Ihre Leiche ist weg. Schleif- und Blutspuren führen zum nahen Friedhof. Dorian folgt ihnen. Und was er an ihrem Ende entdeckt, ist selbst für ihn fast zuviel. Und hier muß der Autor Zurückhaltung und Finger­spitzengefühl zeigen.
Denn Dorian findet in einem offenen Grab einen Ghoul bei seinem grausigen Mahl vor. Das heißt: bei den Vorbereitungen dazu. Es ist Adolphe Guaita, der sich halb bereits in ein schleimiges, gallertartiges Monstrum verhandelt hat (Ghoule werden zu ihren Mahlzeiten zu solchen gallertartigen Klumpen, die Magensäure absorbieren und damit das menschliche Aas zersetzen, um es in riesigen Mengen verdauen zu können. Der Alphonse-Ghoul ist dabei, Elises Leichnam anhand der Tonfigur so zusammenzusetzen, daß sie wieder annähernd ihr früheres Aussehen bekommt. Das läuft darauf hinaus, daß der Ghoul die Tonfiguren von den späteren Opfern nur deshalb anfertigte, um die Leichenteile naturgetreu zusammensetzen zu können. Unser Ghoul ist also ein Gourmet.
Dorian sieht rot. Er entzündet rund um den Schacht Grablichter, damit der Ghoul nicht herauskriechen kann. Der Ghoul heult, bedauert, daß er mit den Morden nichts zu tun hat (als Dorian ihm vorhält, daß er in der Maske des goldenen Todes sein Unwesen getrieben hat), sondern quasi nur die Spuren beseitigt hat, indem er die Leichen auffraß. Aber wie dem auch ist, mit solchen erbärmlichen Aasfressern, wie Ghoule sind, die selbst von den Dämonen der Schwarzen Familie gemieden werden, kennt er keine Gnade. Er schüttet aus einem Kanister (den er aus seinem Wagen geholt hat - oder sonst was) Benzin über das Monstrum. Als Adolphe fliehen will, kommt er mit einem Grablicht in Berührung und geht in Flammen auf.

 

Achtung: Ghoule können sich bekanntlich auch durch Erde graben. Deshalb – um Adolphe um diese Fluchtmöglichkeit nicht zu bieten, könnte oder sollte diese Szene in einer gemauerten Gruft stattfinden.

Umblenden zu Coco: Was überhaupt öfter praktiziert werden sollte, als im Exposé dargelegt, denn immerhin interessiert den Leser das Schicksal von Dorians Gefährtin und auch, was im Haus passiert. Und dort hat sich die ganze Zeit über, wenn auch nichts Gruseliges, so doch immerhin Seltsames getan.
Die Mädchen, die hier Asyl finden, alles übrigens kesse Puppen, halten es für eine Marotte, daß sich ihre Gastgeber von ihnen angefertigte Vogelscheuchen wünschen. Sie scheinen sie zu sammeln und in ihrem Garten aufzustellen, wie andere Leute Gartenzwerge. Keinem der Mädchen fiel bis jetzt jedoch auf, daß, kaum daß eine Vogelscheuche fertig war, die Schöpferin dieses Werkes das Haus verlassen mußte.
Eigenartig kam es aber allen vor, daß Monsieur Beaufort nie in Erscheinung trat. Das heißt, ein oder zwei Mädchen, sagten aus, daß sie die Damen aus der Ferne mit einem Mann zusammensitzen sahen – mal auf der Terrasse, dann im Salon, am Kamin, im Motorboot – aber immer wenn sie "Monsieur Beaufort" zu nahe kamen, eilten Lucia, Alma, Camilla und Sabina mit ihm fort. Monsieur scheint sehr gebrechlich zu sein, denn die Damen mußten ihn immer stützen. Keines der Mädchen kam aber je zu nahe, sie kennen sein Aussehen nur von den Bildern her, die überall im Hause hängen: ein gutaussehender, interessanter Mann, der eine unheimliche Ausstrahlung hat, selbst auf den Fotos und Ölbildern.
Coco hat nun herausgefunden, warum die Damen die Mädchen nie zu nahe an Monsieur heranließen. Als Dorian durchs Fenster blickte (was nicht bemerkte), da ist Coco in den Salon gestürzt, um endlich einen Blick auf Monsieur zu werfen, ungeachtet der Folgen. Und was hat sie gesehen? Unter dem Perückenschopf war ein mumifizierter Schädel. Monsieur ist eine Leiche, der von vier Verehrerinnen herumgetragen wird. Nun kennt Coco ihre makabres Geheimnis, und sie muß darauf gefasst sein,  das Gegenmaßnahmen ergriffen werden.
Tatsächlich stellen sich die vier Damen bei ihr ein, nachdem die anderen Mädchen zu Bett gegangen sind. Lucia, Alma, Camilla und Sabina sind aber wie immer die Höflichkeit in Person. Sie sagen, wie sehr sie es bedauern, daß Coco ungebeten in das Zimmer kam. Um nun keinen falschen Eindruck zu gewinnen, soll sie die ganze Wahrheit erfahren. Monsieur Beaufort wünsche sie zu sprechen.
Coco zögert nicht, der Aufforderung nachzukommen. Man führt sie in ein Zimmer, in den der konservierte Leichnam im Sessel sitzt.
Jetzt kristallisiert sich langsam das Unheimliche an den vier Gastgeberinnen heraus.
Er ist nicht endgültig tot, sagen sie. Er kann wieder zum Leben erweckt werden. Man muß ihm nur Opfer bringen. Bisher sind aber die vielen jungen Mädchen umsonst gestorben, leider…
Es läuft darauf hinaus: Monsieur Beaufort war ein Magier, aber kein waschechter Dämon, sonder  ein Sterblicher. Die Damen waren seine Gehilfinnen. Bevor er sie noch in seine Geheimnisse (die der Schwarzen Magie) endgültig einweihen konnte, verstarb er. Sie konservierten seinen Leichnam und glaubten, daß sie das Leben junger, gesunder Menschen auf ihn übertragen konnten, damit er wieder auferstehe. Sie haben sich nur deshalb jünger Mädchen bedient, weil, hätten sie Burschen ins Haus aufgenommen, sie leicht in Verruf gekommen wären – so eine schizophrene Moral haben sie.
Nun ist den vier Hexenweibern aber doch ein kleines Kunststück gelungen. Sie ließen die Mädchen lebensgroße Puppen aus verschiedensten Pflanzen – die sogenannten "Vogelscheuchen" – weil sie wußten, daß die Mädchen etwas "von sich" in diese Gebilde legen würden. Die Schöpferinnen übertrugen sozusagen etwas von ihren metaphysischen Id in die Vogelscheuchen, und die vier Damen schaffen es durch Schwarze Magie diese zu beleben.
Vor Cocos Augen wird nun die von ihr geflochtene Vogelscheuche adjustiert: Alma liegt ihr den schwarzen Umhang um, Lucia setzt ihr die Totenmaske auf, Camilla streift ihr die goldenen Handschuhe über, Sabina bringt die goldene Sense. Und nun sitzt der maskierte Tod wie auf dem Titelbild da. Vorerst noch unbelebt.
Coco nimmt das alles mit stoischer Ruhe auf. Die vier Hexen denken: ihre Ruhe resultiert aus Ungläubigkeit. Das ist ein Irrtum. Coco verläßt sich nur auf ihre Hexenfähigkeiten, von denen sie etwas auf die Vogelscheuche übertragen hat. Und dieses etwas wird sich nie gegen sie selbst wenden.
Die Beschwörung der Hexen beginnt. Sie schaffen es, daß die maskierte Vogelscheuche mit Monsieurs Beaufort Stimme spricht. Er klagt darüber, daß nicht die Kraft auf ihn überströmt, die ihn beseelen könnte. Im Gegenteil, er ist ein Sklave dieser Kraft. Die vier Alten setzen die Beschwörung fort: Sie hoffen immer noch, daß die von Coco geschaffene Vogelscheuche ihre Schöpferin zerstückelt, damit die Lebenskraft wie ein Blitz in Monsieurs Körper einschlagen kann.
Monsieur aber klagt weiter. Eine fremde Macht, viel stärker als sein Geist beherrsche ihn. Der maskierte Tod bewegt sich.
Die vier Hexen beenden die Beschwörung. Jetzt sind sie besessene Furien, weisen auf Coco. Da ist sie, tötete sie, damit der Meister beseelt wird. Der maskierte Tod aber wendet sich den Hexen zu.

Umblenden zu Dorian:
Er kommt in dem Glauben zum Haus zurück, den wahren Schuldigen, den Ghoul erledigt zu haben. Er weiß ja nicht, daß der Ghoul nur die Aufgabe hatte, die Spuren der Bluttaten zu beseitigen.
Er dringt ins Haus ein, folgt dem Lärm, der aus einem Zimmer kommt. Da geht die Tür auf, die vier alten Weiber flüchten. Sabina, als Letzte, wird von dem maskierten Tod mit der Sense in den Rücken getroffen. Coco sitzt wie in Trance in einem Sessel: ihre Kraft geht auf den maskierten Tod über.
Als die Mädchen durch den Lärm erwachen, geht es zu wie in einem Tollhaus. Der maskierte Tod tut ihnen aber nichts. Coco hat ihn nun in ihre Gewalt bekommen. Sie dirigiert ihn so, daß er kein Blutbad anrichtet. Sie hat es nur auf den mumifizierten Körper von Monsieur Beaufort abgesehen, mit dem die drei überlebenden Hexen flüchten. Als der maskierte Tod ihnen die Mumie abnimmt und sie mit seiner goldenen Sense zerhackt, da verlieren die Hexen endgültig den Verstand - oder erlischt nun die Kraft, die von dem toten Hexer ausgegangen ist, und sie im Gleichgewicht behielt?
Wer weiß das schon...
Jedenfalls rennen sie in den Garten hinaus, entzünden sämtliche geflochtenen Vogelscheuchen und suchen den Tod in ihrer flammenden Umarmung - als würden sie auf diese Art und Weise mit dem Meister ins Reich der Magie einkehren.
Damit ist auch dieses Kapitel für den DK abgeschlossen.

Epilog:
Am nächsten Tag telefoniert Dorian mit Sullivan, erzählt ihm die Geschichte und sagt, daß er seinen Urlaub doch noch im Pfahlbau­dorf verbringen möchte, wenn zu Hause nichts dringendes vorliege. Sullivan sagt, daß Dorians Anwesenheit nicht unbedingt erforderlich sei, denn er, Sullivan, sperre die Mystery Press für eine Weile zu. Grund: Der Secret Service sei an ihn herangetreten und habe ihn - indem er ihn leicht unter Druck setzte - "gebeten", dem Vaterland einen kleinen Dienst zu erweisen.
Keine weiteren Aussagen darüber machen. Das bleibt dem Nach­folgeautor vorbehalten.
Im übrigen hat der Autor in der Bearbeitung des Stoffes freie Hand.

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Kommentare  

#1 Thomas Mühlbauer 2014-03-13 21:02
Manche Sachen wie der Tod mit der goldenen Sense oder die Vogelscheuchen der Mädchen sind auch heute noch unheimlich; allerdings stört in diesem Band die Darstellung Dorians als Playboy mit Rolex ("Wie zu erwarten war, landeten wir im Bett. Sie erfüllte alle meine Wünsche") :roll:

Mit diesem Band wurde dann allerdings auch eine mehrwöchige Durststrecke mit öden Romanen eingeläutet...
#2 Schnabel 2014-03-14 07:53
zitiere Thomas Mühlbauer:
Mit diesem Band wurde dann allerdings auch eine mehrwöchige Durststrecke mit öden Romanen eingeläutet...

Da kann ich dir nur recht geben...
#3 Remis Blanchard 2014-03-14 14:15
Beim Dämonenkiller war es immer so, dass nach einem grandiosen Zyklus, wie hier nach dem Hekate Zyklus der ein absoluter Höhepunkt der Serie darstellte, langweilige Einzelromane kamen. Ab Band 71 wird es dann wieder spannend mit dem blauen Khindlein.
#4 Andreas Decker 2014-03-14 16:06
Wie schreibt man einen Horrorroman, bei dem es primär um Angst+Grusel gehen sollte, wenn man sich ununterbrochen kontrollieren muss, dass man ja nicht zu deutliche Angst- und Gruselelemente in die Handlung reinbringt?

Man fragt sich, was alles aus der Handlung rausgestrichen wurde, wenn Vlcek seine Leute ständig ermahnt.

Der Hekate-Zyklus war der letzte Zyklus, dessen Konzeption auf allen Ebenen funktioniert hat. Danach ging es vom Horror direkt zur Fantasy und zur unsinnigen magischen Aufrüstung der Helden.

65 fand ich als Einzelroman ganz gelungen, aber die folgenden Romane sind doch sehr durchwachsen.
#5 Thomas Mühlbauer 2014-03-14 21:07
...und erstaunt haben mich auch hier die Parallelen zwischen DK-Heften und später erschienenen John-Sinclair-Romanen; in diesem Falle ist es die...hmmm...Ähnlichkeit dem Gespensterkrimi Bd. 137.
#6 Schnabel 2014-03-15 17:10
Es gab diverse Paraellen zwischen John Sinclair-Romanen und anderen Grusel-Serien. Man leiht sich eben manchmal etwas aus...

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