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Eine Legende wird vierzig Jahre alt - Die Dämonenkiller-Chronik 44

Dämonenkiller zum 40.Eine Legende wird 40 Jahre alt
Die Dämonenkiller-Chronik (44. Teil)

Aus Anlass des vierzigjährigen Jubiläums der Dämonenkiller-Serie habe ich eine Chronik erstellt, die sich mit der Geschichte der Serie beschäftigt.

Heute beschäftigen wir uns mit dem Dämonenkiller-Exposé 71, daß Ernst Vlcek am 20. August 1975 für seinen Wiener Autorenkollegen Kurt Luif geschrieben hat. Viel Spaß beim Lesen...

69INSEL DER WÖLFE
WÖLFE DER LAGUNE
Dämonenkiller 71
Schauplatz: Gegenwart - wechseln; Vergangenheit - Venedig
Zeit: Gegenwart - Anfang Oktober; Vergangenheit - 1556, August
Autor: Luif-Davenport

Titelbild: (DIA: FABA - 103 TE)
knorriger, blattloser Baum mit freiliegenden Wurzeln vor großen Vollmond, von stärkstem Ast baumelt Werwolf an Schlinge um den Hals, Hände auf den Rücken gebunden, Stricke schlingen sich auch um seine Leibesmitte, trägt  grünes Hemd (zerrissen), dunkelblaue Hose bis kurz unter die Knie reichend (ebenfalls ausgefranst, zerfetzt). Dieser Werwolf ist von humanoider Gestalt - zum Unterschied von Werwölfen, die auf allen vieren kriechen, seine Brust ist blutig, so als hätte ihn dort ein Geschoß (Silberkugel?) getroffen.

Vorbemerkungen:
Die Daten für die Magische Bruderschaft liegen endlich vor und gehen gesondert an die Autoren. Bitte, sie ebenso zu beachten wie die Daten über den Faust-Geist (im Astralkörper) und über den Frankfurter Großmeister Thomas Becker.
In Band 63 wurde ausgesagt, daß Georg Rudolf Speyer den Tod von Faust miterlebt hat und dafür indirekt Alraune verantwortlich machte. Er hatte erkannt, daß Mephisto sie für das Böse gewonnen hatte. Doch hegt er immer noch eine leise Hoffnung, sie auf den rechten Weg zurückbringen zu können. Deshalb beschwört er sie mittels jener Alraunenhand herauf, die man der schönen Helena abgeschlagen hat. Als Alraune erscheint, beteuert sie Georg (Dorian Hunter in seinem 3. Leben), daß sie von Mephisto überlistet worden und nur sein Werkzeug gewesen war. Sie will mit Georg ein neues Leben beginnen, doch da Mephisto dies nicht zulassen werde, überredet sie Georg zu folgendem: Sie will ihm das Leben aussaugen, auf daß der Körper des Georg Rudolf Speyer stirbt und sein Geist in den eines Neugeborenen überwechselt. Durch schwarze Magie will sie herausfinden, in welchen Körper der Geist des Dämonenkillers wandert und ihn in seiner neuen Identität aufsuchen, ihn behüten und bis in alle Zeiten lieben. Georg Rudolf Speyer geht darauf ein - und Band 63 endet damit, daß sein Geist die sterbende Hülle verläßt und sich im Körper eines Neugeborenen manifestiert.
Dieser Band hat nun die Aufgabe, den Beginn des 4. Lebens des DK als Michele da Mosto aufzuzeigen und wie es dazu kam, daß aus der Frau, die der DK in der Vergangenheit über alles liebte ‑ und die gewillt war, diese Liebe selbstaufopfernd zu erwidern -, seine Todfeindin wurde. Nämlich Hekate - die nun als Hekate II.  Herrin der Finsternis und Oberhaupt der Schwarzen Familie ist.
Gleichzeitig beginnt mit diesem Roman ein etwa vierbändiger Zyklus, der sich nur in der Vergangenheit eingehender mit Alraune beschäftigt, bei dem aber in den Gegenwartsepisoden ein anderer Dämon dominieren soll. Es kommt überhaupt alles ganz anders...
Stürzen wir uns also in den Zyklop-Zyklus.

Gegenwart:
Der Puppenmann Donald Chapman ist in einer Mission für die Mystery Press unterwegs. Er soll sich in den Räumlichkeiten eines Dämonenkults Unterlagen beschaffen, wozu er wegen seiner Winzig­keit geradezu prädestiniert ist. Über diesen Dämonenkult ist der M.P. nicht viel bekannt, nur daß dessen Anhänger einen vor kurzem geborenen Dämon verehren, der trotz seiner Jugend (es müßte noch ein Kind sein) bereits große Macht besitzt. Chapman soll die Unterlagen nicht stehlen, sondern nur fotografieren. Aus diesem Grund schleppt er eine Mikrokamera mit sich, die für ihn aber immerhin noch eine ganz schöne Belastung ist.
Gerade als er durch irgendein Loch in die Klubräume der Teufelsjünger eindringt, glaubt er plötzlich vor sich ein Mini-Mädchen zu sehen. Er glaubt zu träumen, denn dieses Mädchen ent­spricht genau seinen Größenverhältnissen. Es ist ein Puppenmensch, so wie er.

Achtung: Der Autor wird gebeten, in dieser Episode stark auf die Psyche des Puppenmannes einzugehen. Alle seine menschlichen Gefühle, auch die sexuellen, die er für abgestorben glaubte, erwachen plötzlich beim Anblick dieses Puppenmädchens. Man muß sich vorstellen, was das für ihn bedeutet, der in einer Welt von Riesen lebt. Auf einmal sieht er die Chance, eine Gefährtin zu bekommen. Er ist natürlich hin und hergerissen, vergißt alle Vorsicht und rennt so geradewegs in die Falle, die ihm die Puppendame - nicht Sexpüppchen! - stellt. Und plötzlich befindet sich Chapman zusammen mit dem Puppenmädchen in einer magischen Falle, aus der es kein Entrinnen gibt. Dieses winzige Frauengeschöpf macht dabei aber den Eindruck, als stehe sie tausend Ängste aus. Sie zittert am ganzen Leib, und trotz der Gefahr hat Don das Bedürfnis, sie schützend in die Arme zu schließen.

Achtung: Nochmals eine Bitte an den Autor: Diese Sequenzen bitte dezent und mit Fingerspitzengefühl, eher cool als kitschig schildern, die Gefahr herausstreichen und unter keinen Umständen in Wollust schwelgen.

Umblenden:
Jugendstilvilla.
Dorian beginnt sich Sorgen zu machen. Sullivan hat ihm erzählt, warum er Don zu dem Satanstempel geschickt hat. Sullivan hat nicht geglaubt, daß für den Puppenmann ernste Gefahr bestehe, sonst...
Die beiden machen sich auf den Weg. Als sie Chapmans Einsatzort erreichen, haben die Teufelsjünger ihre Zelte abgebrochen. Alle Zimmer wurden geräumt, nichts erinnert mehr daran, daß hier Schwarze Messen veranstaltet wurden.
Dorian und Sullivan suchen jedoch alle Winkel ab, weil die Spuren des verschwundenen Puppenmannes winzig sind. Dabei stoßen sie auch auf Fußspuren, die von Don stammen können. Doch es sind die Spuren eines Barfüßigen, und die Fußabdrücke wirken auch zierlicher als die von Don.
Schließlich findet man auch noch Dons Kamera. Man entwickelt zu Hause den Film und ist nicht schlecht erstaunt, als man auf einem der Abzüge ein nacktes Mädchen sieht, das nicht größer sein kann als Don (Vergleich: Umwelt - Proportionen des Mädchens).
Nun ist Dorian sicher, daß nur Hekate dahinterstecken kann. Man muß diese Puppendame finden - und natürlich Chapman.
Coco meint leicht schnippisch (erinnern wir uns der Vorkommnisse in Band 70, wo Hekate Szenen so stellte, daß Cocos Gefühle zu Dorian leicht einfrieren mußten), wieso Hekate den DK so hassen gelernt hat. Alles was sie bisher über ihn und Alraune gehört hat, gibt darüber noch keine Aufschlüsse - und man würde nach dem Gehörten eher auf das Gegenteil von Haß schließen.
Dies benützen wirund blenden um zur

Vergangenheit:
Michele da Mosto, 16, geboren Februar 1540 (ist die 4. Reinkarnation des Dämonenkillers, was aber noch nicht ausgesagt werden soll, weil er seine Erinnerung noch nicht zurückbekommen hat; er fühlt sich als ganz normaler junger Mann), 1,80 Meter groß, schmal, unterge­wichtig, blaß wie der Leibhaftige. Er kränkelt ständig, ist schwach auf den Beinen, die Ärzte wissen keinen Rat. Man spricht von einer geheimnisvollen Krankheit.
Er ist der Sohn einer abenteuernden Seefahrerfamilie und ihr Schwarzes Schaf. Der Vater Lorenzo ist im Rat der Zehn und diplo­matischer Berater des Dogen. Jeder seiner beiden Brüder befehligt eine Galeasse (große Galeere), und sie sind ständig in diplomatischen Missionen ins Osmanenreich unterwegs.
Jacopo ist der älteste Bruder, 33, und ist als il Magnifico ein  gefürchteter Korsar, der im Auftrag des Dogen alle fremdländischen Küsten unsicher macht und Handelsschiffe überfällt. Bei den Osmanen versucht er aber nicht anzuecken, weil sich mit ihnen auch Venedig gutstehen möchte.
Marino ist der jüngere Bruder, 27, befehligt die Galeasse "Gentile Bellini", obwohl auch er ein Abenteurer ist er doch mehr Diplomat und bei den Osmanen, mit denen er ständig verhandelt, hoch angesehen. Nur 1,70 Meter groß, in den Schultern breit, stämmig, braungebranntes Gesicht, Narbe vom linken Auge bis zum Kinn. Bringt gelegentlich auch Sklaven aus Afrika nach Venedig.
Der Palazzo der da Mosto liegt am Canale Grande. Da der Hausherr und seine beiden Söhne zumeist unterwegs sind, wird der Palazzo oft nur von weitschichtigen Verwandten, Freunden und Michele - der kaum außer Haus geht und seiner Erzieherin bewohnt.
Sie heißt Selva Farsetti (und ist in Wirklichkeit Alraune, ihr Aussehen also entsprechend schildern: rotes Haar, blasser Teint, unwirklich schön, sie ist gereift, hat nichts Pflanzenhaftes mehr an sich) ist bald nach Micheles Geburt in den Palazzo gekommen und schaffte es, daß man Michele in ihre Obhut legte. Obwohl er nun schon 16 ist und bald ein Mann, kümmert sie sich immer noch um ihn, und niemand findet etwas dabei. Selva ist rührig um Michele bemüht.
Lassen wir es der Daten genug sein und beginnen wir mit der Handlung.
Michele, der Selva sehr verehrt, muß eines Nachts mitansehen, wie sie sich mit einer finsteren Gestalt in einer Gondel vor dem Palazzo trifft. Die beiden fahren auf den Kanal hinaus. Michele, ganz kindliche Eifersucht, beobachtet, wie Selva mit dem Unbekannten in inniger Umarmung verschmilzt. Dann glaubt er zu sehen, wie sie den Unbekannten, nach geraumer Weile, über Bord wirft. Als wäre nichts geschehen, kommt sie in den Palazzo zurück. Michele stellt sie in einem Gang. Selva fällt ihm schluchzend in die Arme - dabei war es immer sie, die ihm Trost spenden mußte.
Sie sagt, daß ihr ein Bote für Morgen die Ankunft seines Bruders Jacopo il Magnifico angekündigt habe. Aber er, Michele dürfe sich nicht zum Empfang der Galesse einfinden, sie beide seien in großer Gefahr. Jemand, der sie abgrundtief hasse, trachte ihnen nach dem Leben. Michele versteht nicht, und Selva will ihm die Wahrheit noch nicht verraten.

Achtung: Wie aus den Angaben von Band 63 hervorgeht, wollte Mephisto Alraune nicht gehen lassen. Nun ist sie ihm aber davongerannt, um mit Georg Rudolf Speyer in dessen neuem Körper ein neues Leben zu beginnen. Nun scheint Mephisto sie aber nach vielen Jahren doch aufgespürt zu haben. Alraune argwöhnt, daß mit Jacopos Galeasse die Gefahr kommt. Aber sie wagt es noch nicht, Michele die volle Wahrheit zu sagen.
Und so darf es nicht verwundern, daß Michele zum Empfang seines Bruders geht. Am nächsten Tag setzt er zum Lido über, fährt in einer Kutsche zu dessen Ostufer, wo die Galeasse gelandet ist.
Jacopo kommt mit reicher Beute. Er hat fünfzig Negersklaven an Bord, die er einem Spanier abgenommen hat. Michele hat das Gefühl, daß die Sklaven ihn haßerfüllt anstarren. Sie sind ihm unheimlich. Jacopo äußert sich besorgt über Micheles Zustand und meint, er werde einige Tage hier verweilen und sich um ihn kümmern.
Michele ist erfreut, er hat schon immer wie zu einem Denkmal zu seinem Bruder emporgesehen. Die Sklaven sollen nach Torcello (Insel) gebracht werden, wo die da Mosto auch ein Landhaus besitzen.
Zurück im Palazzo, merkt Michele sofort, daß Jacopo und Selva einander nicht leiden können. Das war früher gar nicht so.
Selva warnt Michele wieder, will mit ihm fliehen. Michele beobachtet später seinen Bruder und Selva. Selva versucht Jacopo zu umgarnen, ihn zu verhexen. Doch dieser läßt sich nicht in den Bann schlagen, schleudert sie von sich. Michele greift ein. Jacopo sagt, daß Selva eine Hexe ist, die an Micheles Krankheit schuld ist. Und er läßt sie in die Bleikammer werfen. Michele dagegen soll zur Erholung nach Torcello ins Landhaus der Familie.
In dem Landhaus verbringt Michele einige Tage in Angst und Schrecken. Außer den Bediensteten ist nur Jacopo im Haus - und in der Nähe sind die unheimlichen Negersklaven in einem Stall unter­gebracht. In der ersten Vollmondnacht glaubt Michele, daß ein Wolf an sein Bett kommt. Er stellt sich schlafend. Der Wolf, er geht aufrecht, beschnuppert ihn nur und er sagt, wie zu sich selbst - und seine Stimme klingt der von Jacopo ähnlich -, daß sich Mephistos Rache nun erfüllen werde.
Michele versteht das alles nicht.
Am nächsten Tag kommt sein Vater Lorenzo zur Insel. Michele schildert ihm seine Ängste und von Wölfen auf der Insel und erwirkt bei seinem Vater die Erlaubnis, Selva besuchen zu dürfen.
Dieser geht es schlecht. Sie will Michele zur gemeinsamen Flucht überreden. Doch wie flüchten? Er solle das nur ihr über­lassen. Zuerst müsse er aber einen Alchimisten auf einer der Inseln aufsuchen, der für sie ein Stärkungsmittel habe. Dieses Mittel brauche sie unbedingt, ohne das Mittel könne sie nicht leben.

Achtung: Der Autor kann schildern, wie Michele ihr zuvor schon einmal zu dieser Insel gefolgt ist und wo er Selva mit dem Alchimisten beobachtete. Dieses Erlebnis machte ihn nur noch unsicherer und mißtrauischer gegenüber Selva.
Als sie ihn in der Bleikammer jedoch küßt, hat sie ihn wieder für sich gewonnen.
Michels fährt tatsächlich zu der Insel des Alchimisten. Er weiß aber nicht, daß sein Gespräch mit Selva belauscht wurde.
Und so sind Soldaten schon vor ihm da, und er sieht den Verzweif­lungskampf, den der Alchimist führt. Der Alchimist vertraut Michele noch ein Fläschchen mit "Lebenselixier" für Selva an, das sie unbedingt regelmäßig trinken müsse, wolle sie nicht "entarten". Doch da ist auch Lorenzo, Micheles Vater, der ihm das Fläschchen abnimmt. Michele muß es hilflos geschehen lassen. Als man später das "Lebenselixier" an einem Gefangenen erprobt, stirbt dieser unter unsäglichen Qualen. Jetzt ist man sicher, daß Selva dieses Mittel nur brauchte, um Michele krank zu machen.
Obwohl Venedig nie mit der Inquisition zusammengearbeitet hat, will man eine Ausnahme machen und Selva ausliefern.
Michele wird auf die Insel zurückgebracht. Nächste Vollmondnacht. Jetzt läßt Jacopo seine Maske fallen. Er ist ein Werwolf.
Es kommt heraus, daß das Schiff, das er überfiel, ein Köder war, den Mephisto ausgelegt hat. Und die Negersklaven waren alles Werwölfe. Sie haben Jacopo gebissen, so daß ihre Saat auf ihn überging. Jacopo und die Sklaven sollen Michele (die Inkarnation des Georg Rudolf Speyer) und Selva (Alraune) durch ihren Biß zu Werwölfen machen. So sieht die ihnen von Mephisto zugedachte Strafe aus.
Während der Jacopo-Werwolf Michele bedrängt, taucht Selva auf.
Sie ist geflohen - sie mußte die Wachen töten, tat dies aber nur Micheles zuliebe. Sie rettet Michele vor seinem Bruder, indem sie den Werwolf durch ihre Berührung schwächt, ihm Lebenskräfte entzieht. Dann knüpft sie ihn gefesselt an einem Baum auf (Titelbildszene!) und tötet ihn durch Silber.
Michele graut vor all dem. Salva wird ihm fremd.
Inzwischen sind im Mondlicht auch die Negersklaven zu reißenden Wölfen geworden. Die Flucht der beiden beginnt. Selva kann einige Werwölfe unschädlich machen, die sie bedrängen, indem sie ihnen die Lebenskräfte aussaugt und sich dadurch gleichzeitig stärkt.
Die Übermacht wird schließlich doch zu groß. Da kommt unerwartet die Rettung durch einen Trupp Soldaten. Ihre Arkebusen sind mit Silberkugeln geladen. Das ist das Ende der Werwölfe. Dann treten Micheles Vater Lorenzo und sein Bruder Marino auf den Plan.
Marino erklärt:
Osmanen haben ihm davon berichtet, daß sie auf einem geenterten Schiff einen Überlebenden fanden. Dieser hat sich in einen Wolf verwandelt und sich einfach von seinen Ketten losgerissen.
An der Bordwand des Schiffes fanden die Osmanen das Brandzeichen des il Magnifico. Marino konnte sich denken, daß sein Bruder Jacopo dieses Schiff überfallen hat. Mit der gemachten Beute, so vermutet Marino weiter, wird er aber auch die Saat der Lykanthropen nach Venedig einschleppen. Also nahm er sofort Kurs auf die Lagunenstadt. Hier erfuhr er alles weitere und begab sich sofort mit den Söldnern nach Torcello.
So konnte Michele in letzter Sekunde gerettet werden.
Selva will man aber wieder in die Bleikammern zurückbringen und vor Gericht stellen. Immerhin hat sie einige Menschen getötet, daß sie das für Michele getan hat, findet keine Anerkennung. Man glaubt ihr ohnehin nicht. Nur Michele könnte sie vor einer Verurteilung bewahren, wenn er sagt, wie sie sich für ihn aufgeopfert hat. (Natürlich könnte sie auch ihre Fähigkeiten einsetzen, aber Michele zuliebe möchte sie zu einem normalen Menschen werden)
Sie spricht mit Michele unter vier Augen, sagt ihm alles über sein früheres Leben - und da erhält er die Erinnerung zurück. Er weiß jetzt alles über sein früheres Leben und daß Selva Alraune ist. Nur glaubt er ihr ihre Gefühle nicht. Er mutmaßt auch, daß sie für seine Krankheit verantwortlich zu machen ist, denkt, sie hat all die Jahre seinen Lebensquell angezapft. Sie muß ein furchtbarer Dämon sein. Hat er nicht gesehen, wie sie in jener Nacht am Canal Grande den Boten getötet hat? Und saugte sie nicht den Wachtposten der Bleikammern und den Werwölfen das Leben aus?
Das sie all die Jahre nur aus Liebe an seiner Seite verbracht hat, glaubt er nicht. Er hält sich für ihr Opfer. Und er ersinnt furchtbare Rache - und will somit gleichzeitig die Hexenprobe machen.
Er weiß nun auch, daß Dämonen gegen die Ausstrahlung von Geistesgestörten allergisch sind.
Von dieser Überlegung ausgehend, wendet er sich an seinen Vater. Er meint, daß Selva nicht in die Bleikammern gehöre, denn offenbar sei sie nicht bei Verstand, was aus dem Unsinn, den sie sage, hervorgehe. Man soll sie also besser nach San Clemente bringen. Auf diese Insel werden die Geistesgestörten Venedigs gebracht.
Lorenzo stimmt darin ein.
Selva gegenüber aber sagt Michele, daß sie in Sicherheit gebracht werde und er sich mit ihr auf einer Insel treffen werde.
So wird Alraune nach San Clemente gelockt. Michele beobachtet von einem sicheren Platz aus ihre Reaktion. Als Salva erkennt, wo sie ist, sieht sie sich verraten. Sie ist verbittert und enttäuscht. Michele hat ihre Liebe mit Füßen getreten. Sie ist noch nicht soweit Dämon, daß die Ausstrahlung der Irren ihr was anhaben könnte. Aber in dieser Gesellschaft könnte sie selbst wahnsinnig werden. Die Irren veranstalten eine regelrechte Treibjagd nach ihr. Michele erkennt zu spät, daß er sich geirrt hat. Denn in ihrer grenzenlosen Verzweiflung und Enttäuschung wird sie unversöhnlich, schwört ihm ewige Rache. Sie wird es ihm heimzahlen, daß er sie verraten hat, irgendwann, egal, welche Identität er gerade hat. Sie wird ihn finden.
Und somit schlägt sie sich auf die Seite des Bösen, wird zu einem Dämon. Und der DK ist indirekt daran schuld. Er wollte sie nur prüfen, ist aber in seinen Methoden zu weit gegangen.
Selva alias Alraune fällt es  indem sie schonungslos von ihren bislang unterdrückten Fähigkeiten Gebrauch macht, nicht schwer, von der Insel zu fliehen.
Michele aber befolgt den Rat der Familie, die es für besser hält, daß er mit der Galeasse "Gentile Bellini" seines Bruders Marino für eine Weile nach Kandia (Kreta) fährt.
Darüber hinaus keine weiteren Angaben über die Vergangenheit machen.

Achtung: Selbstverständlich hat der Autor freie Hand, was den Handlungsablauf betrifft. Ebenso wie er den Wechsel zwischen Gegenwart und Vergangenheit nach eigenem Gutdünken gestalten soll. Er muß nur darauf achten, daß in der Vergangenheit der Konflikt zwischen Alraune und dem DK herauskommt, während in der Gegenwart das Hauptgewicht auf Don Chapmans Verschwinden gelegt wird.

Gegenwart:
Chapman und das Puppenmädchen sind in einer Sphäre absoluter Dunkelheit eingehüllt. Sie kommen einander näher. Er findet heraus, daß sie zwar schnell lernt, aber überhaupt kein Wissen hat. Wie ein Neugeborenes. Als wäre sie gerade erst erschaffen worden. Sie kam knapp vor seinem Eintreffen zu sich, fand sich im Kreis von Riesen (normalgroßen Menschen), die sich unheimlich gebärdeten, so daß ihr Angst und Bang wurde. Chapmans Beschützerinstinkte erwachen. Er empfindet für das Mädchen, verspricht ihr, sie zu schützen, obwohl er selbst in der Klemme sitzt und gar nicht weiß, was mit ihm geschehen soll. Aber er glaubt, daß das Mini-Mädchen ohne ihr Wissen zum Köder in der Falle für ihn wurde.

Umblenden zur Dämonenkillerclique.
Man ist bei den Nachforschungen in einer Sackgasse angelangt. Deshalb versucht man es hintenherum. Woher stammt der Hinweis auf die Teufelssekte? Und wer hat die Information gegeben, daß ein mächtiger Dämon geboren wurde? Ein Freak hat dies Sullivan gemel­det. Der Freak wiederum hatte die Information von einem Griechen, schöpfte aber keinen Verdacht. Der Grieche hatte dem Freak mit­geteilt, daß er nach London gepilgert sei, um seinem Meister ein Opfer darzubringen.
Aufgrund der Personenbeschreibung und dank der Mithilfe der Freaks findet man den Griechen. Phillip, der Hermaphrodit könnte auch einen Hinweis geben.
Man findet den Griechen in seltsamer Behausung vor. Der Raum ist mit einem Teufelsaltar ausgestattet, und der Grieche scheint sich gerade anzuschicken, Harakiri zu betreiben. Das heißt, er ruft gerade bei einer Beschwörung seinen Dämon Ophit an und verlangt seinen verdienten Lohn, was angesichts der Situation aber einem Selbstmord gleichkommt.
Coco versucht durch ihren Zeit-Trick das Beste aus der Situation herauszuholen, indem sie sich zusammen mit dem Griechen in einen rascheren Zeitablauf versetzt. Trotz Hypnose kann sie von dem Griechen in der kurzen Zeitspanne jedoch nur folgendes erfahren:
Der Grieche ist auf Kreta der Diener des Dämons Ophit. Ophit verlangte von ihm, daß er nach London gehe, um dem neugeborenen Dämon ein Opfer darzubringen. Der Grieche weiß nur, daß ein ihm selbst unbekannter Dämon diesen Kind-Dämon nach ihm  selbst geformt hat. Über das Aussehen des Kind-Dämons und des Zeugers weiß er ebensowenig wie über deren Fähigkeiten. Der Grieche kann oder will auch nichts über Chapmans Schicksal wissen.
Mehr erfährt Coco nicht mehr, denn Ophit reißt seinen Sklaven aus ihrem Bann und tötet ihn spektakulär - ohne selbst in Erscheinung zu treten!
Auf dem Teufelsaltar findet man aber die fußgroße Fayencestatue einer kretischen Schlangengöttin, deren Alter jedoch nicht mehr als 500 Jahre betragen kann, obwohl sie der berühmten Fayencestatue aus Knossos ähnlich sieht.
Als man diese Statue in die Jugendstilvilla mitnimmt, zeigt sich, daß sie unter magischen Spannungen steht - und daß sie mehr als eine Tonfigur ist: Sie gibt (als sie in den Bereich der Dämonenbanner kommt) seltsame Klagelaute von sich, entwickelt ein eigenes Leben und versucht zu flüchten. Die Wirkung der Dämonenbanner ist jedoch zu groß: während des Laufens zerbröckelt die Schlangendame und wird zu Staub.
Der Dämonenkiller glaubt jetzt zu wissen, daß man auf Kreta zumindest eine Teillösung des Rätsels findet. Hekate muß ihre Hände im Spiel haben. Denn zweifellos war die "Schlangengöttin" eine von Hekate belebte Alraune. Und das Minimädchen - der "Schlangengöttin" wie aus dem Gesicht geschnitten - muß auch eine von Hekate belebte Alraune gewesen sein. Da diese Puppendame den Puppenmann Chapman in die Falle gelockt hat, scheint die Annahme nicht absurd, daß Don nach Kreta entführt wurde.

Autoreninformation: Es sei vorweggenommen, daß dies ein Trugschluß ist, doch das darf der Leser noch nicht erfahren. Und Dorian kann die Wahrheit auch noch nicht erahnen, weil Hekate alles ganz raffiniert eingefädelt hat. Aber das soll sich erst in späteren Bänden herausstellen.

Wichtig:
In die Gegenwartshandlung soll auch noch aufgenommen werden, daß Dorian bei dem Versuch der Wahrheitsfindung auch den Faust-Geist anruft. Das soll auf die Art geschehen, wie in Band 64 geschildert (der Autor bekommt den Romandurchschlag), nur findet die Beschwörung des Faust-Geists im Londoner Tempel der Magischen  Bruderschaft statt. Dieser befindet sich in der Harley Street nahe dem Cavendish Square und ist in seinem Innern in punkto Einrichtung und Anordnung der Räumlichkeiten ein genaues Abbild des Frankfurter Tempels. "Chef" ist dort George Mansfield, 48, 1,75, beleibt, rotgesichtig, graues Haar, straff zurückgekämmt, schneeweißer Backenbart, spricht sonor - er steht im Range eines Adepten, hat also die Zwischenstufe eines "Großmeisters" noch nicht erreicht (siehe Daten).
Als der Astralkörper Fausts (Magisterkleidung) aus der schwarzen Weltkugel erscheint, gibt Dorian ihm alle Fakten, die er bisher über den vorliegenden Fall hat. Faust gibt daraufhin in seiner altertümlichen, geschraubten Redensart eine orakelhafte Antwort: Die verhaßte Alraune sei die Wegbereiterin, die jedoch ihre eigenen Wege geht - alle Wege führen in die Welt, doch nur einer zu dem blauen Kindlein, dessen Schöpfer ein furchterregender Dämon ist, der aus einem bekannten Geschlecht hervorgegangen ist, den selbst aber nur wenige kennen.
Auf Dorians Frage, wer Chapman entführt hat, antwortet Faust: Niemand hat es getan. Das hilft Dorian vorerst nicht weiter.
Es scheint, daß der Faust-Geist selbst nichts Genaues weiß, denn sonst hätte er sich nicht so orakelhaft wie der Hermaphrodit Phillip ausgedrückt. Nach Beendigung der Seance ist Dorian nicht klüger als zuvor. Er glaubt nur zu wissen, daß Faust ihm auch nicht helfen kann.

Achtung: Diese Szene sollte eingebaut werden, noch bevor Dorian auf den kretischen Griechen stößt - dessen Name kann frei erfunden werden.

Der Roman soll mit der Aussage enden, daß Dorian die Insel Kreta aufsuchen wird. Coco äußert sich dahingehend, daß sie nicht mit ihm gehen wird: Sie will nicht dabeisein, wenn er wieder mal mit Hekate turtelt. Sonst keine weiteren Aussagen machen, auch keine Andeutungen über die Ophiten machen und was Dorian auf Kreta erwarten könnte.

Hier die oben erwähnten Daten über die Magische Bruderschaft:

Die Magische Bruderschaft
Die Magische Bruderschaft ist ein reiner Männerbund, in den keine Frauen aufge­nommen werden. Das Aufnahmeritual findet im Meditationsraum des Tempels statt und besteht aus folgenden Teilen:
1. Der Bürge führt den Kandidaten vor.
2. Der Kandidat muß die physische und
3. die magische Probe bestehen (eine Art Psycho-Test),
4. vom Brot der Erkenntnis essen,
5. vom Wein des 6. Sinnes trinken,
6. beim folgenden Zeremoniell den Eid ab­legen.

Die Ränge der Magischen Bruderschaft glie­dern sich wie folgt:
1.  Lehrling — In der Regel hat jeder Neue diesen Rang und steigt je nach Können, Lerneifer und Fähigkeiten nach verschieden langer Lehrzeit auf.
2.  Theoretiker (Theoreticus) — Er muß ma­gische Schriften eingehend studiert haben und — wie der Name schon sagt — theoreti­sches Wissen über Schwarze und Weiße Ma­gie besitzen.
3.  Praktiker (Practicus) — Er muß sein Wis­sen teilweise auch praktisch anwenden kön­nen. Kleinere Beschwörungen, Vorbereitun­gen für Seancen, an Gemeinschaftsbeschwö­rungen teilnehmen.
4.  Philosoph (Philosophus) — Er muß die Ursache und Wirkung magischer Vorgänge durchschauen können. Er ist aber noch nicht so weit, praktizierender Magier zu sein. Er besitzt bereits soviel magisches Wissen, daß er immer weiterforschen und selbst den letzten Sinn erfahren möchte.
5.  Adept (Adeptus) — Er ist bereits ein in die Geheimnisse der magischen Wissen­schaften und Geheimlehren Eingeweihter, ein Jünger und Gehilfe der Alchemie. Ein Adept kann Zeit seines Lebens Philosoph bleiben (alles in Frage stellen und immer weiterforschen — ohne sich einzubilden, selbst die letzten Wahrheiten erfahren zu haben), aber er wird vor der praktischen An­wendung seines Wissens nicht zurückschrec­ken.
6. Magister — Kein Lebender war noch wür­dig, in diesen Rang erhoben zu werden. Denn man muß den 6. Sinn entwickelt ha­ben, übernatürliche Fähigkeiten besitzen und ein Magier sein, der Alchemie, die Schwarze und die Weiße Magie beherrscht. Faust ist der Magister par excellence — und man er­hebt ihn in diesen Rang, wenngleich er nicht unter den Lebenden weilt und nur in seinem Astralkörper in Erscheinung treten kann. Dorian Hunter wurde von Anfang an in den Rang eines Praktikers erhoben — wegen sei­ner Fähigkeiten und Verdienste. Der Rang des Praktikers bekam aber erst durch Dorian Hunters Beitritt die Bedeutung von „Dämo­nenjäger" in weiterem Sinn.

Zur Einleitung - Zum ersten Teil - Zur Übersicht

Kommentare  

#1 Schnabel 2014-03-26 07:28
Ich habe mal eine kleine Anfrage an die Titelbildzeichner-Experten:
Was kennt dieses Titelbild?
Titelbild: (DIA: FABA - 103 TE)
knorriger, blattloser Baum mit freiliegenden Wurzeln vor großen Vollmond, von stärkstem Ast baumelt Werwolf an Schlinge um den Hals, Hände auf den Rücken gebunden, Stricke schlingen sich auch um seine Leibesmitte, trägt grünes Hemd (zerrissen), dunkelblaue Hose bis kurz unter die Knie reichend (ebenfalls ausgefranst, zerfetzt). Dieser Werwolf ist von humanoider Gestalt - zum Unterschied von Werwölfen, die auf allen vieren kriechen, seine Brust ist blutig, so als hätte ihn dort ein Geschoß (Silberkugel?) getroffen.

Die Dämonenkiller-Redaktion hat damals 1975 nicht diese Salvador Faba-Bild genommen - als welchen Gründen auch immer - und es erschien ein Firuz Askin-Bild auf dem Dämonenkiller-Roman Nr. 71...
#2 Andreas Decker 2014-03-26 10:28
Die Anfangsszene ist schon gut geschrieben, auch wenn sie einen Beigeschmack hat. Dass mit dem Fingerspitzengefühl hat nicht so ganz hingehauen. Die ganze Situation ist eigentlich viel zu erwachsen, um in diesem Medium vernünftig abgehandelt werden zu können. Don rennt der kleinen Nackten hechelnd hinterher, und man fragt sich schon, was er wohl gemacht hätte, wäre nicht die magische Falle dazwischengekommen.

Köstlich hingegen eine Szene im Auto, in der Sullivan den Dämonenkiller anmeckert, weil er ihn nicht in der Hose lassen kann. In der Villa herrscht dicke Luft wegen dem Vorband, und Coco ist sauer. Da hat die Kontinuität gut geklappt. Stand davon wirklich nichts im Expo?

Die Titelvorschläge sind wie meistens lahm. Der Endtitel ist wesentlich besser. Venedig - Bleikammern, das passt.

Die Erklärung, warum Hekate Hunter hasst, hat Hand und Fuß und wird auch im Roman anschaulich dargestellt. Interessant ist aber mal wieder, wie sehr sich der Roman vom Expo unterscheidet. Aus dem lapidaren "Dann lässt er sie in die Bleikammern werfen" wird eine lange und recht ausführliche historische Folterszene. Nach den ganzen "Bloß keine Gewalt"-Ermahnungen der letzten Bände überrascht das irgendwie.

Vielleicht hätte der Roman etwas mehr Lokalkolorit Venedig 1556 vertragen können, aber das ist zugegeben Jammern auf hohem Niveau. Da wäre es mit dem Platz schwierig geworden. Überhaupt ist hier eine Menge Plot reingepackt.

Ein guter Roman.

Beim Cover klingelt bei mir nichts, Uwe. Das hört sich sehr nach einem der italienischen Horrorcomics an, aber das ist reine Spekulation.

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