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John Sinclair's schöne neue Heftroman-Welt: Alfred Bekker

1Alfred Bekker

Als ich Ende Dezember 2013 zu meinem ersten John Sinclair-Heft griff um zum regelmäßigen Leser zu werden, hatte ich schon einige Hörspiele der Reihen 'Geisterjäger John Sinclair' und 'Geisterjäger John Sinclair Classic' gehört und seit den 1990er Jahren vielleicht 200 Hefte von Jason Dark gelesen. Ohne es zu ahnen, bin ich zu einem spannenden Zeitpunkt in die Serie eingestiegen, denn drei Monate später verkündete der Verlag, neue Autoren in die Serie zu holen. In loser Folge stelle ich die Romane der neuen Autoren vor.

 

Alfred BekkerAlfred Bekker, geboren am 27.09. 1964 in Borghorst, ist ein sehr produktiver Autor, der bisher mehr als 350 Romane und 1000 Kurzgeschichten für Kinder, Jugendliche und Erwachsene schrieb.

Er ist in den Genres Science Fiction, Fantasy, Krimi, Historischer Roman, Western und Horror zu Hause. Er hat u.a. für die Serien Rhen Dark, Bad Earth, Sternenfaust, Jessica Bannister und Jerry Cotton geschrieben.

Bekannt wurde er einem breiten Leserkreis durch die Elben- Trilogie (Das Reich der Elben, Die Könige der Elben, Der Krieg der Elben), erschienen beim Lyx- Verlag, und der Halbling- Trilogie (Der Sohn der Halblinge, Der Erbe der Halblinge, Der Befreier der Halblinge), erschienen im Blanvalet- Verlag.

1879Band 1879 'Die Bestien aus der Schattenwelt'
erschienen am 15.07.2014.
Nahe der kleinen Ortschaft Oaksby in der Grafschaft Kent, Südengland wird eine Tankstelle überfallen. Der Besitzer, ein Mann namens Callaghan, wird brutal ermordet. Der zufällig vorbeifahrende Handelsvertreter McDolan wird beinahe auch ein Opfer dieser Bestie, eines riesigen Wolfes mit glühenden Augen. Schwer verletzt kann er fliehen und wird ins Krankenhaus von Winchester gebracht. Die örtliche Polizei, geleitet von Officer Gordon, zieht John Sinclair hinzu.

Als dieser gemeinsam mit Suko in Südengland ankommt, ist McDolan leider schon verstorben und kann nicht mehr verhört werden. Ein Blick auf die Bisswunde zeigt dem Oberinspektor von Scotland Yard, das es sich bei der Bestie um keine der ihm bekannten Werwolfarten handelt.

Kurz darauf fahren John und Suko weiter nach Oaksby. Noch bevor sie den Ort erreichen zieht dichter Nebel auf, die Elektronik im Wagen versagt, die Handys sind unbrauchbar. Schreiend kommt ein blutüberströmter Mann auf die Straße. Wie sich herausstellt ist es der Schäfer Will Taggert, dessen Herde von wilden Bestien überfallen worden ist. Das Wolfsgeheul ist noch zu hören.

Sinclair holt sein Schwert des Salomon aus dem Kofferraum. Während Suko den Hirten versorgt, macht sich John auf den Weg in den Nebel. Schon bald stößt er auf die toten Schafe und tritt den riesigen Bestien in Wolfsgestalt gegenüber. Mit Hilfe von Kreuz, Schwert und Silberkugeln kann er die Bestien vertreiben.

Wie sich herausstellt ist Taggert nicht verletzt. John und Suko nehmen ihn mit nach Oaksby. Der Wagen funktioniert wieder, nachdem sich der Nebel verflüchtigt hat. Sie bringen Taggert auf eigenen Wunsch in die Kirche. Dort lernen sie Reverend George Lorn, den Geistlichen der kleinen Gemeinde, kennen. In der Kirche kommt es zu einer weiteren Begegnung mit einer der Wolfsbestien, als Taggert in der Sakristei angegriffen wird. Dabei wird klar, das sich die Wesen in Menschen verwandeln können. John fällt auf dem Altar ein altes Schwert und ein Kreuz auf.

Während sich John und Suko im Allingham Inn, dem einzigen Gasthaus von Oaksby, einquartieren, zeigt sich schnell, das niemand im Ort mit ihnen reden will. Aber alle scheinen zu wissen, wer diese Bestien sind und woher sie kommen.

Langsam kristallisiert sich für John ein Bild heraus, als er mit Officer Johnson, dessen Familie aus Oaksby kommt, spricht. Dieser erzählt ihm von dem Magier Balorax, der im vierten Jahrhundert hier in der Gegend gelebt habe. Als die Sachsen den Ort immer wieder überfielen, hat er aus einer Schattenwelt die Wölfe zur Hilfe gerufen. Seither kommen sie in unregelmäßigen Abständen von vielen Jahren immer wieder und töten Menschen aus Oaksby. Ihr Biss ist tödlich, auch wenn das Opfer den direkten Angriff überleben sollte. Nur sehr selten verwandelt sich der Gebissene auch in einen Wolf.

Als sich herausstellt, das der Schäfer Will Taggert, mit magischen Zeichen die Wolfsbestien bewusst angelockt hat, wollen John, Suko und Officer Johnson den Mann nochmals sprechen, dessen Gesundheitszustand sich offensichtlich verschlechtert hat. Er erzählt ihnen, das der Reverend, durch ein magisches Ritual mit Schwert und Kreuz die Bestien vernichten wollte. Aber irgendetwas muss schiefgegangen sein. Kurz darauf verwandelt sich Taggert in einen Wolf, tötet Johnson und kann erst dann von Sinclair mit Hilfe des Kreuzes vernichtet werden.

Inzwischen versucht sich Reverend Lorne in der Kirche erneut an dem Ritual. Er öffnet das Portal in die Schattenwelt und wird von einem der Wolfsbestien enthauptet, als John und Suko die Kirche betreten. Wie die beiden inzwischen von Edward Edgar Forry, dem Hobbyhistoriker und Leiter des Heimatmuseums, erfahren haben, liegt diesen Wolfsangriffen ein Pakt zu Grunde, den der Magier mit dem Anführer eingegangen ist: Oaksby erhält Hilfe gegen die Sachsen und andere Feinde, und die Wölfe dürfen dafür unter den Menschen nach Lust und Laune jagen. Nur ein Ausgewählter mit Schwert und Kreuz kann diesen Pakt lösen.

Als die Wolfsbestien John mit dem Schwert des Salomon und seinem Kreuz sehen, fliehen sie zurück in die Schattenwelt. Sinclair folgt ihnen. Es kommt zum Zweikampf mit dem Anführer der Wölfe. John gewinnt, der Pakt ist damit gelöst und er wird zurück in seine Welt gebracht. Der kleine Ort Oaksby ist von der Wolfsplage befreit.

Alfred Bekkers erster 'Geisterjäger John Sinclair'- Roman besticht durch eine sehr gute Idee und einen interessanten Feind. Die Geschichte ist flott und spannend erzählt. Die düstere Atmosphäre in Oaksby, die zum Teil skurrilen Bewohner mit all ihren Ecken und Kanten können von Anfang an überzeugen. Lediglich der Endkampf zwischen Sinclair und dem Anführer der 'Bestien aus der Schattenwelt' ist wenig überzeugend, viel zu kurz und ohne Spannung erzählt. Allerdings fällt diese Szene nicht so ins Gewicht, da es vorher genügend Begegnungen zwischen John und den Wolfsbestien gab, die spannend und mitreißend beschrieben wurden.

Doch können mich die Serienhelden John Sinclair und Suko nicht überzeugen. Mal abgesehen davon, das Suko in dem Roman nicht mal die Stellung eines Kollegen hat- er darf lediglich ein paar Worte sagen, bei Befragungen dabei sein, mitlaufen-, ist Sinclair nicht mehr als irgend ein Yard- Beamter. Den Fall hätten auch andere lösen können. Die Eigenarten der beiden kommen kaum zum Tragen und auch ihre Beziehung spielt keine Rolle.

Alfred Bekker ist ein spannender, überzeugender Gruselkrimi gelungen, in dem Polizeiarbeit eine große Rolle spielt. Gefallen hat mir der Einsatz des Schwert des Salomon, eine interessante Waffe, über die der Autor ruhig ein paar mehr Worte hätte fallen lassen können.

1883Band 1883 'Wenn die Toten sich erheben'
erschienen am 12.08.2014.
Im Jahr 170 n. Chr. versucht der römische Feldherr Martinus Venicius den Antoniuswall, Nordgrenze des Römischen Reiches im heutigen Schottland, gegen die zahlenmäßig überlegenden Pikten zu halten. Er setzt dabei die Magie seines Feindes ein, die er dem Druiden Saradh unter der Folter abgepresst hat. Die Toten erheben sich und kämpfen gegen die Pikten. Als diese besiegt sind, kann Martinus den Zauber nicht mehr aufrecht erhalten, und die Untoten wenden sich gegen die Römer. Auch Venicius wird getötet.

Jahrhunderte später im heutigen Schottland. Auf dem Friedhof der Kleinstadt Lowcastle erheben sich die Toten. Der Küster der kleinen Gemeinde wird brutal getötet. Der Friedhofsgärtner überlebt mit knapper Not und flieht nach London. Durch ein anonymes Handyvideo wird New Scotland Yard auf das unheimliche Geschehen aufmerksam.

Nachdem Sinclair und Suko Eric Dalglish, den Friedhofsgärtner, der am Londoner Flughafen wegen seines merkwürdigen Verhaltens aufgegriffen wurde, verhört haben, fliegen sie nach Schottland.

Inspektor Donaldson von der Polizei in Edinburgh ist noch keinen Schritt weiter, als die Yard- Beamten bei ihm eintreffen. Während John und Suko weiter nach Lowcastle fahren, erheben sich die Toten ein weiteres Mal. Diesmal auf dem Grundstück des Gutsbesitzers Dermoth Doherty, der dabei getötet wird. Die Archäologin Linda Blackwell, die mit Doherty im Gespräch war, überlebt wie durch ein Wunder.

Als Sinclair Linda Blackwell verhört, erfährt er von den Ausgrabungen die Professor Miles McGhee von der Universität Edinburgh, hier im Gebiet des ehemaligen Antoniuswall durchführt auf der Suche nach piktischen Artefakten und Kultstätten. Sie erzählt ihm auch von einer Lichtgestalt, die sie während des Massakers am Gutsbesitzer am Himmel gesehen haben will.

Als John und Suko in einem Imbiss selbst Zeuge einer Totenerhebung werden, wird schnell klar, das die beiden mit ihren Waffen und Sinclairs Kreuz nicht viel ausrichten können. Erst mit dem Abklingen des Zaubers zerfallen die Untoten wieder zu Staub. Was das für ein Zauber ist und wer dahinter steckt, weiß Sinclair nicht.

Der Unmut in der Bevölkerung wächst. Im ganzen Kreis um Lowcastle erheben sich Tote und morden auf bestialische Weise. Es gibt kaum Hinweise wie das Problem zu lösen ist.

Erst als eine Ausgrabungsstätte durch den Anwohner Martin Vance zerstört wird, gibt die Archäologin Linda Blackwell zu, das das Team von Professor McGhee wahrscheinlich für die dramatischen Ereignisse verantwortlich ist. Als sie einen Totenschädel aus einer piktischen Kultstätte entfernten, war der Bann der auf dem Schädel lag gebrochen, und der ruhelose Geist des römischen Feldherrn Martinus Venicius wieder zum Leben erwacht. Sollte er wieder in seinen Schädel zurückkehren können, würde er sich in einem Körper manifestieren können.

Allerdings hat Professor McGhee auch die Aufzeichnungen Venicius gefunden und weiß mit welchem Zauber man ihn aufhalten kann. Doch sie brauchen dazu den Druiden Saradh. Dessen Grab haben sie bereits entdeckt und mit der Rekonstruktion des Skeletts angefangen, wurden allerdings von Martin Vance dabei gestört.

John, Suko und Linda fahren zur Ausgrabungsstätte und helfen dabei die Knochenreste und das Amulett des Druiden zu finden. Als McGhee beginnt den Hilfezauber zu sprechen, erscheint der Geist Martinus Venicius. Die Toten erheben sich, wollen den Zauber stören in dem sie die Anwesenden töten.

Doch etwas scheint nicht zu stimmen. Der Zauber wirkt nicht. Erst als Sinclair mit seinem Kreuz hilft, erscheint der Geist des Druiden Saradhs. Es kommt zum letzten Duell zwischen den alten Feinden, das Saradh für sich entscheidet.

Auch das zweite 'Geisterjäger John Sinclair'- Heft von Alfred Bekker war schnell und zügig gelesen, Langeweile kam nicht auf. Aber wie schon zuvor, lässt mich auch dieser Roman ziemlich unberührt.

Mir gefällt es nicht, wenn ich schon nach der Eingangssequenz, weiß wie das Problem zu lösen ist. Ich hätte den historischen Beginn irgendwo mittendrin gebracht, wenn Sinclair herausgefunden hat, worum es geht, sozusagen als Rückblick.

Außerdem hat John ja nun nicht wirklich viel zur Lösung beigetragen. Das Ausgrabungsteam wusste ja schon, was geschehen war und hatte auch schon Aufzeichnungen für die Lösung gefunden. Sinclair brauchte nur noch mit ein bisschen Kreuzmagie nachhelfen und McGhee konnte das Ritual erfolgreich durchführen. Also letztendlich hätte man John und Suko nicht wirklich gebraucht. Es hätte zwar noch ein paar Tote mehr gegeben. Doch das wäre es schon gewesen.

Im Sinclairteam fehlt eigentlich ein Religionswissenschaftler. Da beschäftigt sich John seit Jahrzehnten mit dem Übernatürlichen, lebt in England und hat keine Ahnung von den Kelten und von Druiden. Das scheint mir doch etwas unglaubwürdig.

Und wo war Suko? Na klar dabei. Aber was war sein Job: Steigbügelhalter, Stichwortgeber und der Mann fürs Internet. Die beiden sind sagt Jahren beste Freunde und Arbeitskollegen. Sie sind gemeinsam durch dick und dünn gegangen. Doch hier, nichts davon.

Die Actionszenen sind gut, und teilweise mitreißend. Aber der Kampf im Imbiss mit dem historischen Säufer? John rief die Namen der vier Erzengel. Doch dann ruf sie auch. Das ist eine Actionszene. Also schreien und nicht nur sagen, das er es tut.

Die Storyidee ist, wie im ersten Bekker Roman, gut und tragfähig. Auch wenn sie viel durchsichtiger ist. Der Autor verliert sich teilweise in unnötigen Nebenplots, die nicht wirklich etwas zur Handlung bzw. zum Hintergrund beitragen.  Für mich war es spannende Unterhaltung, die mich aber nie wirklich mitreißen konnte.

Beide 'Geisterjäger John Sinclair'- Romane fallen positiv durch häufigen Einsatz moderner Alltagstechnik, die bisher kaum eine Rolle spielte, auf. Da wird gemailt, ins Internet gegangen, gegoogelt, Fotos mit dem Handy gemacht und weitergeschickt.

Allerdings fallen auch beide Hefte negativ durch einen inflationären Einsatz von John Sinclairs Kreuz auf, das sich ständig erwärmt, vibriert, als Suchdetektor benutzt wird. Dafür aber in entscheidenden Momente erstaunlich wenig bewirkt.

Kommentare  

#1 VM 2018-03-15 14:15
"Beide 'Geisterjäger John Sinclair'- Romane fallen positiv durch häufigen Einsatz moderner Alltagstechnik, die bisher kaum eine Rolle spielte, auf. Da wird gemailt, ins Internet gegangen, gegoogelt, Fotos mit dem Handy gemacht und weitergeschickt."

Das gefällt mir überhaupt nicht! Der absolute Atmosphärenkiller ist das.

Ansonsten lässt sich heute sagen, dass sich A. Bekker leider in keiner Weise als JS-Autor weiterentwickelt hat. Er hat schlicht keine Ahnung von der Serie und ist nicht in der Lage, Charaktere zu beschreiben. Das ist - wie es hier beim Rezensenten auch sehr richtig ausgearbeitet wurde - alles lasch runtergeschrieben. A. Bekker ist ein Vielschreiber, der z. B. bei Amazon mit Unmengen von qualitativ minderwertigen Billigveröffentlichungen auffällt. Ich kann nur jedem raten, seine Zeit nicht mit der Lektüre von Bekker-Romanen zu verplempern.
#2 Loxagon 2018-03-15 23:00
Seine JS sind nicht schlecht, aber irgendwie ,.. fehlt da noch das gewisse Etwas. Seine Sternenfaust-Romane damals waren wirklich sehr gut.

Die Sache mit dem Kreuz ... nun, da hat leider hat die Lektorin nicht mit aufgepasst. Wobei das ja auch die Autoren selbst eigentlich wissen sollten. Meinetwegen kann das Kreuz gerne bei Gefahr vibrieren, aber dann muss es auch bei anderen Autoren der Fall sein.

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