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Quo Vadis, Professor Zamorra: Eine Zustandsbeschreibung

Quo Vadis, Zamorra?Eine Zustandsbeschreibung

Ich bin  seit knapp zwanzig Jahren  „Professor Zamorra“-Leser. Mein Einstieg in die Serie begann also irgendwann mit einem frühen 400-er Heft und ab da an hatte es mich „gepackt“. Neben der anziehenden Erzählweise des Autors, faszinierten mich von Anfang an, die komplexen Handlungsstränge, Mehrteiler und der berühmte „rote Faden“, welcher immer durch neue Wendungen und Aussichten die Spannung in der Serie hielt. Innerhalb zweier Jahre war ich durch das Abgrasen sämtlicher Flohmärkte und Antiquariate, den Einsatz nicht unerheblicher Mittel, stolzer Besitzer aller bis dahin erschienener Hefte, Vorsitzender des „Zamorra- Freundeskreises- Halle“ und hatte losen Kontakt mit einigen Machern des Fanzines „Merlins-Stern“ aufgenommen.

Wolfram Hohl ist ein Zamorra-Leser. Mehr möchte er über sich nicht wissen lassen. Diese Zustandsbeschreibung ist nur der Auftakt. Es folgt höchstwahrscheinlich noch ein zweiter Teil mit seinen Schlußfolgerungen.Dieser Text ist im Kern ein Leserbrief an Zamorra-Redakteurin Susanne Picard



Da es noch keine Leserbriefseite, sowie Internet im heutigen Sinne gab, waren die Hintergrundinformationen über Autor(en) und Gegebenheiten natürlich wesentlich schwieriger zu erlangen. Immerhin auf je eine Antwort von Werner Kurt Giesa (ich schrieb an Robert Lamont/Bastei Verlag…) sowie Rolf Michael, war ich damals unglaublich stolz. In Laufe der Jahre gab es viele Veränderungen. Ausbildung, Bundeswehr, Studium, Ortswechsel, Freundinnen, Jobs – aber eines blieb: die Freude auf den monatlichen Briefumschlag der Romantruhe, mit beiden neuen „Zamorras“ und das Interesse, wie es denn mit der großen Rahmenhandlung weitergeht. Sehr zum Spott meiner Eltern (das Kind ist erwachsen, hat studiert, ist wirtschaftlich erfolgreich und liest weiter solche „Hefte“)...

Im Laufe der Jahre blieben für Ausflüge in die Welt des „Fandoms“ sowie andere diesbezügliche Kontakte, keine Zeit mehr, ich wurde zum einfachen Abonnenten, aber treuem „Nur-Leser“ der Serie. „Zamorra“ war zwar nicht mehr Lebensmittelpunkt, aber ein gewisses Herzblut der Serie und ihren „Helden“ gegenüber, ist immer geblieben und erstaunlicherweise über die Jahre hinweg nicht verblasst. Mit Einführung der Leserbriefseite ab Heft 500 (irgendwann druckte Werner auch einmal überraschend für mich, meinen längst vergessenen Brief an ihn ab) wurden Serie und Autor, für die Fans und Leser endlich transparenter.

Da ich dann ab dem ersten Band an rückwirkend las, kristallisierte sich rasch eine besondere Vorliebe für die Hefte von Werner K. Giesa und Rolf Michael heraus, wobei ich damals weder den einen noch den anderen Namen kannte. Das Wechselspiel beider Autoren, speziell in den acht Heften um die 300´Handlungsebene, die aufgebauten Handlungsstränge, die sich eröffnenden geheimnisvollen Perspektiven, von „Amun-Re“ bis zu den „Ewigen“, begeisterten und waren für mich „echte“ Zamorras! „Füllhefte“ ohne Bezug zur großen Handlungsebene ärgerten mich, waren aber zum Glück sehr selten. Das Ausscheiden Rolf Michaels bedauerte ich sehr, ohne Hintergründe zu kennen, ich registrierte nur, daß ein für mich wichtiger Handlungspart keine vordergründige Rolle mehr spielte. Mein erster und einziger Leserbrief an „Robert Lamont“ (weit vor der Einführung der Leserbriefseite) brachte etwas Licht in das Dunkel. Nun gut, Zamorra hatte weiterhin durch Werners „Schreibe“ seinen Reiz für mich und mit den Bänden um die „Quelle des Lebens“ auch Akzente gesetzt, wie sie mir gefielen. Das Leben ging also normal weiter und Zamorra blieb meinen Wegen treu…

Es muß so nach den 600´Bänden gewesen sein, als ich feststellte, daß die „Füllromane“ immer mehr wurden, an der Handlung nicht allzu viel passierte und der Stil aus meiner Sicht verflachte. Mit der Wiederkehr von Rolf Michael in den Bänden von 666 -670 lebten für mich wieder „alte Zeiten“ auf und ich war begeistert. Das war Zamorra wie ich ihn mir vorstellte! Phantasie mit Fragmenten von realen Hintergründen (Atlantis), gepaart mit dem unverwechselbaren Stil Werners, Spannung, Rote Fäden und Aktion in der Handlung – genau das Gegenteil von den ungeliebten „Füllromanen“. Innerlich stellte ich mich also somit auf eine „Besserung“ der Serie, ein – und wurde in den folgenden Jahren immer mehr und bitterer enttäuscht. Wie gesagt, außer den Inhalten der Leserbriefseite hatte ich keinerlei weitergehenden Informationen über Autor und Lage. Ein absoluter Tiefpunkt stellte für mich dann die Handlung um die 800´Bände dar, umso mehr, da jahrelang die Vorfreude auf diesen Handlungsstrang geschürt wurde. Einzig die ein oder zwei Romane von Werner waren für mich lesbar, der Rest tat mir einfach nur weh, nicht vergleichbar mit dem was ich gewöhnt war. Mittlerweile wurde ja auch Werners Gesundheitszustand sowie die Mitarbeit diverser anderer Autoren bekannt, für mich das beginnende Grundübel am Konzept. Einzig die Romane von Claudia Kern konnten mit denen von Werner mithalten und passten nahtlos in die Serie. Die folgenden Jahre waren in Hinblick auf Zamorra gesehen für mich äußerst unbefriedigend – die Autoren mehrten sich, die Serie wurde immer schlechter, nur ab und zu ein erscheinender Roman von Werner hinderten mich daran, mein Abo bei der Romantruhe zu kündigen. Anstelle die alten noch offenen Handlungsstränge von Rolf weiter zu bearbeiten, ihn wieder einzubinden, oder wenigstens Claudia Kern mehr schreiben zu lassen gab es eine Fülle von Einzelromanen und neue „Baustellen“, wie die „Weißen Städte“, mit denen ich mich nie anfreunden konnte.

Anfang des Jahres erfuhr ich durch Zufall im Netz vom Tod Werners, der mich natürlich zutiefst erschütterte, da er für mich, neben Rolf, DEN Stil in Zamorra repräsentierte, welcher leider immer weniger wurde.

Aufmerksam verfolgte ich die Reaktionen und Handlungen des Verlages, war doch aus meiner Sicht auch mit dem Tod Werners, noch nicht alles verloren. Mit Claudia gab es jemanden, der Werners Stil fast genau kopieren konnte und zumindest von Rolf wusste ich, daß er Beamter sei und somit bestimmt Zeit hat…
Laughing. Sein erfolgter Einstieg mit den Heften um 666 rief doch damals auf den Leserseiten fast nur positive Kommentare hervor!

Der Anlass zu dieser Stellungnahme gab dann die Entwicklung bis zum Heft 900, welche den von mir geschilderten Erwartungen und Vorstellungen an Zamorra diametral entgegenlief. Lauter neue Autoren, irgendwann die Festlegung auf ein Team, von denen gar keiner den alten, aber doch auch sicher wirtschaftlich erfolgreichen Stil, präsentiert. Stilistisch bereitet mir die Serie seit langem keine Freude mehr, Nummer 900 ist zumindest nicht schlecht geschrieben, aber warum nur eine einzelner Band und nicht fünf bis sechs bei einer runden Zahl?! Inhaltlich habe ich natürlich nach zwanzig Jahren, mit dem Tod von Merlin, auch ein Problem da mir die neuen „Ersatzhelden“ des Autorenteams, doch hinter den gewohnten Akteuren sehr zurückbleiben.

Aus meiner Sicht wäre für „Professor Zamorra“ eine Doppelspitze mit Claudia Kern und Rolf Michael die ideale Besetzung. Beide haben in der Vergangenheit gezeigt, daß sie in der Lage sind, kontinuierlich, von den Lesern geschätzte, gute „Professor Zamorra“ abzuliefern und nicht nur „Eintagsfliegen“, wie gerade so oft in den letzten beiden Jahren vorgefunden.

Allerdings gilt es bei aller sich anscheinend am Verlag und den Autoren zu manifestierender Kritik noch immer der Grundsatz der Marktwirtschaft nicht außer acht zu lassen. Lektor und Verlag treffen frei ihre Entscheidungen mit einem wirtschaftlichen Hintergrund, bestimmen damit den Kurs der Serie, müssen dafür selbstverständlich auch allein die Verantwortung tragen und nicht der in diversen Foren und Leserbriefen nörgelnde Fan. Diesbezüglich betrachtet sollte man einfach die Entscheidungsträger arbeiten lassen, auch wenn man subjektiv gesehen den Sachverhalt komplett anders beurteilt.

Ich wünsche auf jeden Fall den aktuellen Machern die richtige Nase für die Wünsche der Fans und mir noch viele Jahre weitere Abenteuer mit dem Professor und vielleicht ja doch noch ein „Zurück zu den Ursprüngen“.

Kommentare  

#1 Thomas Tippner 2009-01-28 07:45
Das spiegelt gemau das wieder, was ich ebenfalls denke. Es werden eigene Figuren im Zamorra in den Vordergrund geschoben, und die Figur, nachdem die Hefte benannt werden, taucht gar nicht bzw nur kurz auf... Die alten handlungstränge wurden nicht dfortgeführt und kein Ende abgesehen. Man hätte die Geschichte um den Erbfolger locker auf die 900 setzten können, um dann mit einem vier Teiler autzräumen, um dann die neuen Konzepte zu instalieren.
Schade...
Nach Werner seinem tot hat Zamorra- in meinen Augen- jeglichen Scharm verloren...
#2 Thomas Müller 2009-01-28 13:58
Dem kann ich mich im großen und ganzen anschließen, wobei mir die "Weißen Städte" und die Andrew Millings-Romane von Christian Montillon recht gut gefallen haben.
Ich hinke mit dem lesen aber noch gewaltig hinter her, aktuell 860.
Die neuen Handlungen kenne ich nur aus Forumsbeiträgen.
#3 Dolmial 2009-01-28 20:33
Ein "Zurueck zu den Urspruengen" wuensche ich Dir auch. Als Du angefangen hast Zamorra zu lesen und noch offen fuer das Unbekannte warst, war noch Optimismus und Freude zu spueren. Doch die sind mit dem Lernen dieser abstrusen und abgehobenen Weltanschauung wohl abhanden gekommen. Vielleicht geht es Dir wie den Numenorern aus J.R.R Tolkiens Herr der Ringe, die ein unveraenderliches Koenigreich anstrebten und ihres deswegen verloren? Ich bewundere Deine Ausdauer im Sammeln der Romane und moechte Dich ermuntern, dies beiszubehalten. Denn nichts ist so unveraenderlich wie die Veraenderung.

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