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Eine »unheimliche« Mischung - Dämonenkiller – Die Taschenbücher: Werwolf im Mondlicht

Eine »unheimliche« Mischung: Dämonenkiller – Die TaschenbücherWerwolf im Mondlicht

Der kommerzielle Erfolg der Marke "Dämonenkiller" muss in der Tat beträchtlich gewesen. Nicht nur wurde die Serie bereits nach 17 Heften aus dem Vampir-Horror-Roman ausgekoppelt, um sich fortan allein auf dem Markt zu behaupten.

Innerhalb kürzester Zeit wurde die Serie auch auf wöchentliche Erscheinungsweise umgestellt. Zeitgleich brachte man im März 1975 eine Taschenbuchreihe auf den Markt.


Eine »unheimliche« Mischung: Dämonenkiller – Werwolf im MondlichtWerwolf im Mondlicht
von Guy Smith
Dämonenkiller Taschenbuch Nr. 2
April 1975

Der Roman:
Wales, England. 1975. In Black Hill, den "Schwarzen Hügeln", einem Landstrich, in dem die Waliser sich einst blutige Kämpfe mit den sie erobernden Engländern lieferten und sich unheimliche Sagen über die "Schwarzen Hunde" hielten.

Journalist und Frauenheld Gordon Hall aus der Stadt hat hier eine Pacht und geht mit Begeisterung auf die Jagd. Er kennt seine Nachbarn gut. Da sind die Gunns, die Schafe züchten. Vor allen auf die blonde Margaret, Vic Gunns Frau, hat Hall ein Auge geworfen und würde sie gern verführen. Dann sind da Gwynne und Blodwyn Owen, deren mittlerweile dreißigjähriger Sohn Philip nie eine Schule von innen gesehen hat. Philip ist leicht zurückgeblieben, was ihn aber nicht daran hindert, ein vortrefflicher Schafzüchter zu sein. Die Owens haben gerade einen beeindruckenden Schäferhundmischling aus Deutschland namens Loup gekauft. Philip wird von Loup gebissen.

Hall kann die hübsche Margaret ins Bett bekommen. Dabei werden sie von Philip beobachtet, in dem sich seltsame Gelüste regen. Kurz darauf dringt der Junge in das Haus der Dunns ein und überrascht Margaret im Bad. Er will Sex. Bevor er sie vergewaltigen kann, ist Hall zur Stelle und verprügelt ihn. Kurz darauf verwandelt sich Philip nachts in einen Werwolf und reißt ein Schaf. Der Junge versteht nicht, was da mit ihm geschieht, aber da am nächsten Tag wieder alles mit ihm in Ordnung ist, verdrängt er das Erlebte.

In der Folgezeit versetzt der Werwolf die ganze Gegend in Aufruhr. Hill findet das alles sehr interessant und will den mutmaßlichen wilden Hund zur Strecke bringen. Er legt sich auf die Lauer und erschießt den streunenden Loup.

Der junge Peter Pike verdingt sich als Gelegenheitsarbeiter beim Bauern Jones und macht dessen Tochter Jennifer an, der er unbedingt an die Wäsche will. Als sie sich nach einem Kinobesuch ziert, wird er grob, und sie kann gerade noch entkommen. Dummerweise begegnet sie im Wald dem Werwolf. Angesichts des Schreckens verliert sie zuerst den Verstand und dann das Bewusstsein. Der Werwolf vergewaltigt und tötet sie.

Pike wird beschuldigt, aber da das Mädchen offensichtlich von einem wilden Tier zerfetzt wurde, kommt er davon. Owens nimmt den jungen Mann auf und quartiert ihn in Philips Zimmer ein. Während die Bauern auf Wolfshatz gehen, arrangiert Philip für den verhassten Neuankömmling einen Arbeitsunfall und köpft ihn mit der Kreissäge.

Die Owens finden das schreckliche Geheimnis ihres Sohnes heraus und beschließen, ihn demnächst bei Vollmond einzusperren. Hall erfährt von Margaret, dass sie schwanger ist und mit ihm fortgehen will.

In der Nacht kann der Werwolf ausbrechen, was seine Mutter mit einem Herzinfarkt dahinscheiden lässt. Hall stößt im Wald auf die Bestie und entkommt ihr nur, weil ihm der Unhold nicht durch einen fließenden Bach folgen kann. Das Wasser ist eine schmerzhafte übernatürliche Barriere für ihn, die er nicht überwinden kann. Hall will Margaret holen und wird dabei von ihrem Ehemann Vic erwischt. Rasend vor Eifersucht will Vic den Journalisten gerade umbringen, als der Werwolf dazwischenplatzt. Eine Ladung Schrot kann ihn verjagen. Danach ist das Beziehungsdrama zweitrangig. Man verfolgt den Werwolf und findet am nächsten Tag den toten Philip im Wald. Der Werwolf hat sich in einer ausgelegten Fuchsfalle verfangen und ist in den Bach gestürzt, der ihn getötet hat.

Werewolf By MoonlightBewertung:
Guy N. Smith, Jahrgang 1939, hier auch auf dem Originalcover noch als Guy Smith aufgelistet, ist eine britische Erfolgsgeschichte auf dem Gebiet des Horrorromans. Der Sohn eines Bankmanagers und einer Vorkriegsautorin historischer Romane trat zuerst gezwungenermaßen in die Fußstapfen seines Vaters. Nebenher eröffnete er den Second Hand-Buchhandel Black Hill Books und schrieb Kurzgeschichten für alle Genre, vom Krimi bis zum Softporno, außerdem verfasste der begeisterte Jäger und Naturliebhaber Artikel über das Jägerhandwerk. "Werewolf by Moonlight" war sein erster Roman für den Verlag New English Library, der gerade den Aufschwung zu einem echten Publikumsverlag vollzog und mit einer Flut kurzer Exploitationromane über Rockerbanden, Horror, Sex und Western zeitweise Millionenauflagen erzielte.

"Werewolf by Moonlight" war zuerst nur ein Achtungserfolg, aber zwei Jahre später wurde Smith mit "Night of the Crabs" zu einem echten Bestsellerautoren, dem Auftakt einer Serie über riesige mutierte Killerkrabben, die Englands Küsten unsicher machen. In der Folgezeit schrieb der Autor über 100 Romane, größtenteils Horror, bis der Markt in den Neunzigern zusammenbrach. Danach wurde er Autor für die Zeitschrift "Countryman's Weekly", in der es primär um Jagen, Fischen und dergleichen Dinge geht.

Die britische Meinung über Smith teilt sich in zwei Lager, Kritiker halten ihn für einen schrecklichen Hackwriter und seine reißerischen, gewalttätigen, mit viel Sex aufgemotzten Geschichten für das Schlechteste, was im britischen Horrorgenre je veröffentlicht wurde; in ihrem ersten Buch "Ghastly beyond Belief" (1985), einer "Zitatensammlung der schlechtesten Horror- und Fantasyromane", widmeten ihm Neil Gaiman und Kim Newman viele hämische Seiten. Seine Fans, vor allem die, die ihn in den 70ern mit heißen Wangen und roten Ohren lasen, schätzen ihn vor allem für seine reißerischen, gewalttätigen, mit viel Sex aufgemotzten Geschichten.

In seinem Erstlingsroman hielt sich Smith an die Maxime, dass ein Autor über das schreiben sollte, von dem er etwas versteht. Und so lebt der Roman von den Beschreibungen über Land und Leute und der Jagd in Wales. Das ist authentisch und hat viel Atmosphäre. Die Geschichte selbst ist recht schlicht und eindimensional. Wirklich spannend ist die Jagd nach dem Werwolf nicht. Das kommt alles ein bisschen zufällig daher, Halls Jagd oder dass der arme Philip durch den Biss des Importhundes Loup zum Monster wird. Dafür sind die Szenen, in denen sich Philip verwandelt und durch die Wälder streift, durchaus eindringlich geschildert. Und die Charakterisierung ist gelungen; Smiths Waliser sind ein verschlossener und eher grimmiger Menschenschlag.

Verglichen mit Smiths späteren Romanen halten sich die blutigen Szenen und das okkulte Element in Grenzen. Aber in Sachen Sex geht er – immer in Relation zum Zeitgeist - gleich in die Vollen und beschreibt gern Körper und sexuelle Handlungen in meist schwülstiger, manchmal arg euphemistischer Wortmalerei. Das eindeutigste Wort auf diesem Gebiet ist hier tatsächlich "Erektion", das bezeichnenderweise in der deutschen Übersetzung fehlt.

Denn dem deutschen Leser blieben die Details dieser Szenen vorenthalten. Die Übersetzung ist nicht auf Umfang gekürzt, was bei dem kurzen Original selbst für eine Taschenbuchproduktion kaum möglich gewesen wäre, aber vor allem in Hinsicht auf den "Schmuddelkram" wurde deutlich der Rotstift angesetzt. Wenn Gordon Hall die scheue Margaret in Kapitel 2 verführt und auszieht, werden aus einer Seite zwei Absätze. Ironischerweise fallen dabei größtenteils die im Original durchaus dargestellten Emotionen des Pärchens unter den Tisch, was die Szene in der deutschen Fassung genau zu dem öden entpersonalisierten und langweiligen Hauruck-Sex macht, der Lehrer, Sozialarbeiter und FSK-Gutachter dieser Generation mit Vorliebe auf die Barrikaden brachte. Wobei man dazusagen muss, dass es zugebenermaßen völlig spekulativ ist, die Streichungen dem Lektorat anzulasten. Möglicherweise hielt sie auch einfach die Übersetzerin für nicht angebracht und ließ sie verschwinden. Ansonsten ist die Übersetzung solide, auch wenn sie heute stellenweise antiquiert wirkt. Damals war es weit verbreitet, vor allem Geografie einzudeutschen. Und so verwundert es nicht, dass aus dem real existierenden Black Hill – Smiths heutigem Wohnsitz - die Schwarzen Hügel wird. Was wenigstens nicht so hanebüchen ist wie der Zentralpark in New York in so manchen Krimis aus der Zeit.

Für einen Erstlingsroman dürfte das in England sicher ein spannenderer Roman gewesen sein als in Deutschland. Die Idee, dass in den Wäldern von Wales bei den dummen Bauern ein Werwolf rumrennt, dürfte für das hauptsächlich junge Publikum vermutlich interessant gewesen sein, die kernigen Männerfiguren mit ihrem ausgeprägten Machogehabe, die Einblicke in willige weibliche Anatomie und die durchaus blutigen und nicht schlecht realisierten Werwolfszenen erst recht. Das Ende hingegen ist lahm, wie man es auch dreht und wendet. Auch wenn der Tod der Bestie durchaus originell ist, findet er doch hinter der Bühne statt, was die letzten Seiten zu einem Antihöhepunkt macht.

Aber in der Hinsicht sollte sich Smith bessern. Er hat sich nie als Autor neu erfunden wie beispielsweise James Herbert, und auch wenn es in seinen Geschichten oft derbe zur Sache ging, hat er nie die Brutalität eines Shaun Hutson erreicht. Aber im Laufe der Jahre wurden seine Romane länger und die Geschichten komplexer als die schlichten Monsterjagden seiner ersten Romane. Und auch wenn man über seine einfach gestrickte Prosa und seine Machohelden so viel lästern kann, wie man will, waren seine Konzepte meistens sehr originell, und er hatte ein Händchen für die gruselige Darstellung okkulter Schrecken.

Allerdings hatte der deutsche Leser nichts davon. Nur wenige frühe Romane fanden den Weg nach Deutschland und wurden für die Heftromanausgaben heftig zusammengestrichen. "Werwolf im Mondlicht" blieb seine einzige deutsche Taschenbuchausgabe.

Life on Mars:
In vielen englischen Genreromanen aus dieser Zeit findet sich eine auffällige, schwer nachzuvollziehende Faszination mit dem Thema Vergewaltigung, die in dieser Form und Darstellung heute nicht mehr akzeptabel ist. Da ist dieser Roman ein schönes Beispiel. Hier wird Margaret beinahe von Philip vergewaltigt, und auch Peter will Jennifer zum Sex zwingen, bevor sie dann kurz darauf vom Werwolf tatsächlich vergewaltigt wird. Bezeichnenderweise sind gerade diese Szenen in der deutschen Ausgabe kaum entschärft.

"Jetzt wollte er [Peter] sie um jeden Preis besitzen, selbst um den, sie vergewaltigen zu müssen. Seine Kumpel in Portsmouth pflegten auch ein "Nein" niemals hinzunehmen."

Das war akzeptabel. Die Szene, in der sich Margaret für ihren Liebhaber nackt mit gespreizten Beinen in der Wanne in Positur setzt, wurde hingegen zusammengestrichen. Die Darstellung selbstbewusster weiblicher Sexualität war für die Macher offenbar zu aufreizend und daher weniger akzeptabel. Allerdings muss man auch anmerken, dass in sämtlichen folgenden Smith-Übersetzungen der Rotstift bei allen sexuellen und auch gewalttätigen Dingen bedeutend rigoroser angesetzt wurde.

Das Titelbild:
Hier wurde das Original verwendet und für die Seriengestaltung überarbeitet. Die NEL-Fassung weist ein Cover auf, das auch die Rückseite mit einschließt. Das wurde eingedampft und in den Bilderrahmen gezwängt. In seiner Gesamtheit mag es atmosphärisch sein, trotzdem kommt keine große Gruselstimmung aus. Es ist eher ein haariger Vampir als ein Werwolf.

Das Original
Werewolf by Moonlight
von Guy N. Smith als Guy Smith
1974
Erste Auflage September 1974
110 Seiten
New English Library

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Kommentare  

#1 Postman 2015-03-16 18:15
Bei der Wortkette "euphemistischer Wortmalerei" musste ich erst mal Google anwerfen. Ansonsten sehr schön so viel über einen Autor zu lesen den ich sonst nur dem Namen her kannte. Leider ist von der "Krabben"-Romanen nur wenig bei uns erschienen.
#2 Thomas Mühlbauer 2015-03-16 21:14
Vor allem zeigt das Titelbild die in meinen Augen gelungenste Darstellung eines Werwolfs, der hier nicht als blutrünstige Bestie oder Plüschteddy dargestellt ist, sondern von der Künstlerin Lucinda Cowell mit einem tragischen und leidenden Gesichtsausdruck versehen wurde, wobei die Reproduktion auf der deutschen Ausgabe ungleich eindrucksvoller wirkt.

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