Eine »unheimliche« Mischung - Dämonenkiller – Die Taschenbücher: Die Teufelsanbeter
Die Teufelsanbeter
Die Teufelsanbeter
Ilse Buchner ist 19, hübsch und wohnt noch bei den Eltern in Wien. Abends auf dem Nachhauseweg wird sie im Nebel gekidnappt und findet sich nackt auf dem Altar eines Kultes wider. Als sie benebelt wieder aufwacht, verspricht sie den Kultisten, sie alle zu töten. Man setzt sie vor ihrem Haus ab. Ihr Vater hält sie für betrunken, als sie hereintaumelt.
Man steckt Ilse ins Bett. Kurze Zeit später verschwindet sie heimlich und findet den Weg zu dem Haus des Kultanführers Ziegler. Einen Blackout später hat sie Ziegler erstochen.
Während Ilse in der Folgezeit ihre Familie mit völlig unberechenbarem Verhalten terrorisiert, ermitteln Kommissar Heinrich und sein Assi Rauscher. Ziemlich schnell finden sie bei ihrer Tatortbegehung den Satanistenraum und erste Hinweise auf die Gruppe, die okkulten Spielen frönt.
In der Zwischenzeit bricht Ilse dem Familienhund das Genick, schockiert die Familie und verschreckt sogar ihren herbeieilenden Verlobten Horst, weil sie ihn bei seinem Besuch am helllichten Tag ins Bett zerren will. Ilse muss verrückt geworden sein.
Kommissar Heinrich findet den nächsten in Stücke gerissenen Toten, der ebenfalls zur Sekte gehörte. Ein Tagebuch verrät ihm, dass die Gruppe einen Dämon beschwören wollte. Sie ermitteln das nächste Zirkelmitglied Herta Bertram, die dann von der Seance erzählt. Sie haben die Dämonin Drudsch beschworen. Bei dem Zirkel ging es um ernsthaften Okkultismus und nicht etwa um Sex. Bevor sie noch mehr erzählt, klingelt es an der Tür. Ilse ist da und bringt sie um, kann aber dem Kommissar entkommen.
Wieder zu Hause hat Ilse das schon längst wieder alles vergessen. Der herbeigeholte Arzt diagnostiziert Schizophrenie und will sie einweisen. Aber da kommt schon die Polizei. Auf der Fahrt in die Klinik entkommt Ilse den Beamten. Aber ist sie nur verrückt oder tatsächlich von Drudsch besessen?
Kommissar Heinrich nimmt alle Zirkelmitglieder in Schutzhaft und fragt einen Professor. Der klärt ihn über Drudsch auf, die aus dem zarathrustischen Glauben kommt. Die Anhänger des Gottes Ahura Mazda nennt man Parsen. Und so einen braucht der Polizist, wenn er das Mädchen von dem Dämon befreien will. Zufällig kennt der Professor den jungen Inder Modak, der zufällig Priester ist.
Und obwohl der Exorzismus eine Nummer zu groß für ihn ist, willigt Modak ein zu helfen. Für seinen Ritus braucht er vor allem Ochsenharn, den Assi Rauscher besorgen darf.
Ilse tappt in die Falle und wird von Modaks Ritus überwältigt. Im Krankenhaus vollzieht Modak dann seinen Exorzismus mit viel Ochsenharn. Der Parse kann die Drudsch aus Ilses Körper vertreiben, aber die Dämonin hinterlässt eine Greisin auf dem OP-Tisch. Ilse ist zur uralten Frau geworden und kann sich an nichts erinnern. Als ihr Verlobter sie so sieht, dreht er sich um und geht.
Nach seinem Kollegen Ernst Vlcek steuerte auch Kurt Luif unter seinem Pseudonym Neal Davenport einen frühen Beitrag zu den Dämonenkiller-Taschenbüchern bei. Die thematische Eintönigkeit überrascht. Unter den ersten drei Romanen gleich zwei Besessenheitsgeschichten?
Von der Machart ist das ein typischer Luif. Ein klarer, nüchterner Stil, holzschnitzartige Figuren, eine klar strukturierte Geschichte. Inhaltlich ist das weniger überzeugend. Natürlich war die Story von dem Dämon, der sich an seinen Beschwörern rächt, 1975 noch bedeutend frischer als heute. Aber diese Version ist dann doch schon sehr geradlinig und schlicht. Jedes Kästchen der Besessenheitsgeschichte wird abgehakt. Eigentlich fehlt nur noch, dass Ilse an die Decke schwebt. Sie killt den Hund, schreit ihren Eltern Obszönitäten entgegen, wackelt nackt vor ihrem entsetzten Verlobten herum und mordet. Alles Dinge, die ein braves Mädchen nicht tut. Neu daran ist nichts. Nicht einmal das düstere Ende.
Recherchiert hat Luif zweifellos. Leider zieht er die Infos über die Drudsch im letzten Viertel zu sehr aus dem Ärmel. Es ist einfach holprig gemacht, wenn der erstbeste Professor dem Polizisten nicht nur den Plot erklärt, sondern auch gleich den passenden sehr speziellen Exorzisten mitliefert. Und spätestens, wenn dann der Inder seine exotische Trickkiste auspackt, wird es unfreiwillig komisch. Mag ja sein, dass bei den Zoroastriern Ochsenharn das Äquivalent zum Weihwasser ist, aber das Ganze wirkt dann doch eher wie folkloristischer Unsinn und unterstreicht nur die dem Thema ohnehin innewohnende Absurdität.
Der überraschendste Aspekt des Romans ist eigentlich die realistische Ermittlungsarbeit der Polizei. Selten findet man in so einem Roman eine so unaufgeregte Aufklärung eines Verbrechens. Keine Zufälle, keine Gedankensprünge, nur schlichte Polizeiarbeit. Überhaupt agieren hier im Gegensatz zu den meisten späteren Romanen des Genres normale Durchschnittsbürger, was die Geschichte fast schon wieder sympathisch macht.
Leider dürfte Zieglers Hexenzirkel der langweiligste Zirkel aller Zeiten sein. Nicht nur bleibt völlig offen, was er und seine Kumpane eigentlich mit dem Dämon anstellen wollten, nachdem sie ihn beschworen haben – kriminelle Energie haben sie ja genug, wie die Entführung auf offener Straße zeigt -, der akademische Umgang mit dem Okkulten und der Verzicht auf alles Sexuelle, den die Zeugin Bertram so betont, klingt öde. Statt des üblichen Geschwafels über die Dinge zwischen Himmel und Erde hätte eine klare Motivation der Beteiligten die Geschichte interessanter gemacht. Was die Charakterisierung angeht, bleibt das Format Taschenbuch trotz des erhöhten Umfangs und der damit verbundenen Möglichkeiten hier fest im Heftroman verwurzelt.
Verschenkt wird auch der Schauplatz Wien. Obwohl Kurt Luif diverse real existierende Straßennamen einführt, spielt der Schauplatz keine Rolle, der Name der Stadt wird nicht einmal erwähnt, was merkwürdig anmutet. Das kann damals eigentlich nur als In-Joke gedacht gewesen sein. Der bundesrepublikanische Durchschnittsleser wäre wohl kaum auf die Idee gekommen, dass der Autor a)Österreicher ist und b) im Stadtplan von Wien die Straßen zu überprüfen. Möglicherweise entstammten die Figuren ja Luifs Freundes- oder Feindeskreis, wer weiß.
Der Vergleich mit der Besessenheitsgeschichte des Kollegen Vlceks in Nr.1 drängt sich natürlich auf. Da kommt man nicht umhin festzustellen, dass der Vlcek-Roman interessanter ist. Man könnte sicher lange darüber diskutieren, welche Figuren dem Leser realistischer erscheinen. Da punktet eher Luif. Aber von der morbiden, albtraumhaften Atmosphäre her ist Vlceks Geschichte bedeutend eindringlicher. Das hier ist trotz der zugegeben originellen Idee, die übernatürliche Bedrohung mit der Kultur, aus der sie stammt, zu verknüpfen – und selbst das war nicht neu, das hatte Polanski bereits Jahre zuvor in seinem Vampirfilm mit seinem jüdischen Blutsauger populär gemacht -, konzeptmäßig letztlich Malen nach Zahlen. Kompetent gemacht, keine Frage, verglichen mit vielem, was später kam, durchaus von einem gewissen Niveau, trotzdem in vielerlei Hinsicht eine Enttäuschung.
Eigentlich ist der Roman ziemlich zeitlos. Sicherlich könnte man sich über die Darstellung von Ilse als Opfer auslassen, die so fest verhaftet im Rollenbild der Zeit ist. Andererseits bleibt die Figur aber zu unterentwickelt, um das Thema vernünftig untermauern zu können.
Schönes Thole-Bild, das hier vom Rahmen allerdings ziemlich unschön beschnitten wird. Leider wurde es meines Wissens nach nie zweitverwertet – ich lasse mich da gern belehren, weil ich es gern mal sehen würde -, dabei hat es einen schönen gotisch-morbiden Touch.
Kommentare
Kleiner Textauszug:
Gruppen-Inspektor Walter Heinrich hätte sich gern mit dem Innenminister unterhalten, doch die Reporter schreckten ihn ab.
Heinrich sah alles andere wie ein Polizist aus, eher hätte man ihn für einen Filmstar halten können. Er war 42, fast einsneunzig groß. Das dunkelbraune, leicht gewellte Haar bedeckte seine Ohren und war links gescheitelt. Sein Gesicht war gebräunt, die grauen, leicht schräg sitzenden Augen gaben ihm ein orientalisches Aussehen.
In seiner Begleitung befanden sich die Inspektoren Felix Rauscher und Georg Samek. Die drei waren ein gut eingespieltes Team, das in den vergangenen Jahren einige recht schwierige Fälle gelöst hatte.
Für die Vampir-Horror-Roman-Reihe hat Kurt Luif während der DK-Erstauflage nur drei Hefte geschrieben, das waren einmal die Nr. 138 „Die Mörderpranke“ die zum Zeitpunkt der 50er DK-Nummern erschien. Zu diesen Zeitpunkt gab es zwei neue DK-Autoren und vermutlich hat Kurt Luif deshalb den zweiten Roman um den Journalisten Jeff Baker (nach VHR Nr. 48) geschrieben, denn er hatte nach DK 48, nur die Nummer 54 + 56 geschrieben und dann erst wieder Band 61 + 62. Den zweiten Roman schrieb er mit Band 166 „Die sanften Bestien“ einen herrlichen Katzenroman. Dieser Roman erschien zu Zeiten der 80er DK-Roman, wo es noch 6 DK-Co-Autoren gab und er mit den Bänden mit 78, 83 und 87 wohl nicht ausgelastet war. Der dritte Vampir-Horror-Roman „Die blutige Treppe“ von James R. Burcette erschien als der Nummer 199 der Reihe.
In der Zeit der Sub-Serie „Der Hexenhammer“ in der Vampir-Horror-Roman-Reihe erschien mit Band 270 „Der Herr der Untoten“ der zweite Dick Collins-Roman. Kurt hatte die Nase voll vom Hexenhammer und schrieb lieber eine Fortsetzung um Dick Collins.
Was die Honorare angeht, waren die in den siebziger Jahren für die Gruselautoren bei Pabel-Verlag ein Paradies. Für das DK-Heft wurden 1900 DM gezahlt und für ein DK-Taschenbuch gab es 3000 DM. Kurt Luif bekam für seine Vampir-Romane das gleiche. Ob das auch für andere Autoren galt, weiß ich nicht.
In den achtziger Jahren wurde das Honorar für neue DK-Romane schon auf 1400 DM gekürzt [Quelle: Kurt Luif).
Schönes Thole-Bild, das hier vom Rahmen allerdings ziemlich unschön beschnitten wird. Leider wurde es meines Wissens nach nie zweitverwertet – ich lasse mich da gern belehren, weil ich es gern mal sehen würde -, dabei hat es einen schönen gotisch-morbiden Touch.
Es ist 1976 in Italien auf der LO SCHELETRO Nr. 22 "Il mostro dell opera" nochmals verwendet worden. Schau mal auf ebay.it. Dort habe ich das Titelbild gefunden...
"Irgendwann rief mich die Ilfeld an und erzählte mir über die geplante neue Taschenbuch-Reihe. Kurt Bernhardt wollte, dass ich einen Exorzisten-Roman dafür liefern sollte. Da war gerade der Film "Der Exorzist" angelaufen, den ich bis heute nicht gesehen habe. Ich weigerte mich, da mich das Thema überhaupt nicht interessierte, doch das interessierte Bernhardt nicht. Er ließ nicht locker ... Fluchend beschäftigte ich mich mit dem Thema, und dann hatte ich die rettende Idee und reichte das Expo ein. Es wurde akzeptiert, und eher lustlos schrieb ich den Roman. Ich fürchte, das merkt man auch heute noch. Aber vielleicht ist der Roman ja gar nicht so schlecht ..."