Macabros revisited - Folge 6 Unterforderte Helden
Folge 6
Unterforderte Helden
Wie wir in Band 9 “Blutregen” erlebt haben, kann ein Roman ganz klassisch mit einer “normalen” Horror-Story beginnen um dann Richtungen einzuschlagen, mit denen der Leser nicht gerechnet hat. Bestenfalls hat der Autor am Ende dann diese banale Gruselgeschichte in ein buntes Fantasy - SF - Spektakel verwandelt. Schlimmstenfalls jedoch - wie im Falle des - bleibt es bei der banalen Gruselstory.
Dabei beginnt auch dieser Roman wieder recht vielversprechend, der Held hat seinen ersten Auftritt sogar ausnahmsweise einmal vor den diversen Nebencharakteren, die sich sonst immer gern an den Anfang des Romans drängen und dann auch gleich ein Drittel davon füllen. Jedoch kann die “klassische” Horror - Thematik diesmal nicht so wirklich überzeugen und das nicht nur deshalb, weil sie eben keine überraschenden Wendungen aufzuweisen hat, die dann im weiteren Verlauf der Handlung in eine völlig andere Thematik münden, wie im vielleicht bis dahin stärksten Band 9 der Serie.
Sondern wohl vor allem deshalb, weil die Idee, einer Armee von Untoten eine Art Unterschlupf oder “Aufenthaltsort”, wie es im Roman gar heißt, einzurichten (eben das Leichenlabyrinth) sicher nicht zu Shockers besten gehört. Hinzu kommt, dass sich der “Trick” mit der allmählich doch etwas zu mächtig erscheinenden Dämonenmaske langsam abnutzt. Allein die Befürchtung, dass der Held diese bei sich haben könnte, lässt die Dämonen zu diesem frühen Zeitpunkt schon erzittern und das Weite suchen, sobald sie seiner ansichtig werden. Da kann der Leser nur zustimmend nicken und sehnsüchtig seufzen, wenn es in Bezug auf den nicht gerade fordernden und wenig relevanten Einsatz am Ende heißt: “Viel mehr wartete auf ihn” (gemeint ist natürlich Björn Hellmark).
Ob der Autor zu diesem Zeitpunkt bereits wusste, was seinen Helden und dessen späteren Kampfgefährten tatsächlich noch erwartete, ob er die Dimensionen, welche die Serie annehmen würde, bereits erahnte und die unglaubliche Handlungsdichte und Komplexität der späteren Romane vielleicht schon ansatzweise zu entwickeln begann, ob er überhaupt schon an größere Zyklen dachte, kann man nur vermuten. Zwar ist bekannt, dass er sich beim Start der Serie mit dem Verlag geeinigt hatte, zunächst nur Einzelromane zu bringen, jedoch wird er sich ganz sicher bereits Gedanken gemacht haben, wie er dieses gewaltige Potential, das der bereits in Band 1 und 2 eingeführte Hintergrund ihm bot, in Zukunft würde ausbauen und erweitern können. Dass es dann noch über ein Jahr dauern würde, bis der Xantilon Zyklus diese neue Ära einleiten und die Serie (ebenso wie den Helden) ihrer wahren Bestimmung zuführen sollte, ist bekannt.
Bis dahin galt es halt noch etliche Einzelabenteuer zu bestehen (für den Leser, wie für den Helden) und um ein solches handelt es sich dann auch bei dem . Zwar könnte man angesichts des vielversprechenden Titels vermuten, dass der große Gegenspieler hier bereits persönlich in Erscheinung tritt, allerdings erweist sich diese Hoffnung schnell als Trugschluss. Stattdessen bekommt Hellmark es wieder nur mit einem der ihm untergeordneten Schwarzen Priester zu tun, welcher in seinem Höllenreich Menschen an das besagte Totenkarussell kettet um sie zu quälen. Etwas seltsam mutet es dabei an, dass nur Mörder dieses Schicksal ereilt. Diese müssen hier ihre ewigen Strafrunden zu drehen, wobei sie fortwährend mit ihren Taten konfrontiert werden.
Eigentlich eine durchaus nachvollziehbare und den klassischen Vorstellungen der Hölle entsprechende Methode, wenn man außer acht lässt, dass es doch eigentlich gerade die bösen Buben sind, derer die dunklen Mächte sich üblicherweise so gern als Helfer (oder wie es bei Shocker heißt: Helfershelfer) bedienen. Warum sie also bestrafen? Doch sei es wie es sei, für Hellmark stellt diese Episode ohnehin keine große Herausforderung dar, auch wenn er sich diesmal nicht allein der Dämonenmaske bedient, die auch hier wieder als etwas zu mächtig und respekteinflößend erscheint, sondern endlich mal das langsam Rost ansetzende Schwert einsetzen und damit sogar den ersten Schwarzen Priester besiegen darf. Eigentlich ein schöner Teilerfolg, der den mittelmäßigen Roman, welcher mit allerlei Voodoo - Gedöns und einer unglaubwürdigen Rachestory gestreckt wird, allerdings auch nicht mehr aufwerten kann.
Ebenso wenig wie die vereinzelten humorigen Einlagen. So beschwert Hellmark sich etwa bei Al Nafuur, dass ein Doppelkörper nicht ausreichend sei, um im Kampf gegen das Böse bestehen zu können, und er sich lieber verdreifachen würde, oder eine gigantische Knochenhand taucht auf und “holt” sich ihre Opfer auf direktem Wege. Wobei letzteres dann eher in den Bereich der unfreiwilligen Komik fällt….
„Ich brauche Sie.“
„Wieso?“
„Sie waren versprochen.“
„Ah, und wem?“
„Dem Herrn der Toten.“
„Aber davon weiß ich gar nichts!“
Ein furchtbarer Schrei entfloh seiner Kehle.
Sie hatten Schwänze. Lang dünn und behaart lagen sie wie riesige Würmer unter dem Tisch.
Zwei Langgeschwänzte abstrus hässliche Wesen huschten auf sie zu.
Kommentare
Selbst wenn der 12 ziemlich mau ist, ist das Cover-Motiv in seiner Umsetzung doch großartig. Lonati hat an guten Tagen Bilder komponiert, wie es sie in den Tagen vor CGI einfach nicht gab.
Beim 7er gab es ja diese aus dem Boden ragenden Frauenbeine. Auf sowas kommt doch eher ein Maler, als ein Autor...