Macabros revisited - Folge 10 (Besser ein) Ende mit Schrecken …
Folge 10
(Besser ein) Ende mit Schrecken …
Auch im bekommen wir es mit einem Gegner zu tun, der über eine eigene Domäne verfügt: Die vergessene Stadt der Toten, in welcher sich jene Untoten der etwas anderen Art tummeln, die wir bereits im letzten Band kennenlernen durften. Während uns jedoch im letzten Band noch erklärt wurde, dass nur jene, die sich dem Bösen verschrieben haben, irgendwann dort landen, werden diesmal gleich ganze Häuser mitsamt den Bewohnern in die bizarre Welt entführt, was dem im letzten Band beschriebenen Vorgang doch etwas zu widersprechen scheint, auch wenn erklärt wird, dass der Obermotz Orlok durch das Auge des Manja über mehr Macht verfügt. Offenbar musste hier wieder mal das - im Vergleich mit den Lonati Werken doch etwas grottige - Cover in die Handlung eingebaut werden, auf dem eine entsprechende Szene zu sehen ist.
Nach einem durchaus packenden und durch eine geschickt eingebaute, originelle Handlungswendung recht überraschenden Finale (die verratenen Brüder wenden sich gegen Orlok), kann Hellmark dann jedoch eben jenes dritte Auge des Schwarzen Manja erbeuten, obwohl es ja eigentlich schon das vierte ist, denn das dritte verblieb ja zunächst in den Blutgärten von Sodom. Da es sich aber nun mal um das dritte erbeutete handelt, ist hier auch konsequenter Weise die Rede vom dritten Auge.
Da war es wohl nur eine Frage der Zeit, bis man sich irgendwann verzählt und der Vogel plötzlich acht Augen hat. Nicht verzählt hat sich dagegen der Rezensent, als er den zur Hand nahm. In diesem Roman ist die spätere Komplexität der Serie wieder etwas deutlicher zu erahnen bzw. zu spüren. Es passiert eine Menge, ohne dass der Roman überladen wirkt.
Während das mysteriöse Zeitnetz, in dem Opfer aus den verschiedenen Zeitepochen zum Teil mitsamt fahrbarem Untersatz gefangen sind, anfangs noch die Handlung dominiert, und man sich fragt, welchen tieferen Sinn denn nun eigentlich die Zeitstarre hat, der sie ausgesetzt sind, so baut der Autor zum Glück auch noch eine Vergangenheitsepisode ein. In dieser erfährt Hellmark als Kaphoon, dass auch seine Gefährtin Carminia schon einmal gelebt hat, er erfährt vom Volk der Daiss, das zur Zeit von Xantilon von Molochos Schergen angegriffen wurde, und dass die Königin Bailey (alias Carminia) die Geliebte Kaphoons war und getötet wurde. Am Ende erhält Hellmark dann auch noch den Trank der Siaris.
Eine Menge Stoff also, der einem hier geboten wird, so dass beim Lesen zum vielleicht ersten Mal ein “richtiges” Macabros Feeling aufkommt. Da verzeiht man dem Autor schnell ein paar weniger gelungene Szenen, wie etwa jene, in der Hellmark sich mit Al Nafuur mal wieder über Sex unterhält, als gäbe es keine wichtigeren Themen. Doch auch die zweite Handlungsebene mit dem im Zeitnetz gefangenen Rani Mahay wird am Ende noch spannend, wenn auch der Trick mit seinem Ableben leicht zu durchschauen ist, auch für die damals noch unwissenden Leser. Dass Arson sich dann am Ende ein weiteres Mal als Retter in der Not betätigt, kann dem Gesamtbild dieses Romans dann auch nicht mehr viel anhaben, er bleibt - zumindest im Vergleich mit den meisten Vorgängern überdurchschnittlich.
Etwas das man über den Nachfolger, den nicht gerade sagen kann. Und das nicht nur weil es in diesem Roman ein Wiedersehen mit einer Figur gibt, die nach Meinung des Verfassers dieser Zeilen besser nie die Bühne der Macabros - Serie betreten hätte, sondern vor allem deshalb, weil der Autor hier den vielleicht schlechtesten Roman der gesamten Serie abliefert, sowohl was die Sprache, als auch die Handlung betrifft.
Das beginnt schon ganz zu Anfang, als Phantoma sich einer Nebenfigur zu erkennen gibt und dieser ihre Pläne offenbart: Sie benötigt Geld (!!) für eine Kreuzfahrt (!), um diese auf ihre unnachahmliche Art ein wenig aufzumischen. Einfach dort aufzutauchen, scheint ihr offenbar nicht möglich zu sein, da sie - wie uns der Autor erklärt, diesbezüglich leider an die hier geltenden physikalischen Gesetze gebunden ist …
Die folgenden Szenen, in denen Phantoma sich vor den Augen ihres “Opfers” verwandelt, sind an unfreiwilliger Komik kaum zu überbieten (siehe auch Zitate). Dass sich auch rein zufällig ein gewisser Björn Hellmark auf dem besagten Kreuzfahrtschiff befindet, wundert einen dann ebenso wenig, wie die Tatsache, dass Phantoma in diesem Roman bereits vernichtet wird - wenn auch ein kleines Hintertürchen (sie verschmilzt mit einem Götzen) offen und somit die Befürchtung einer Rückkehr bestehen bleibt. Anscheinend hat der Autor aber selbst eingesehen, dass diese Figur ein Fehlgriff war. Zu unglaubwürdig erschien ihr Handeln und zu undefiniert einerseits und übermächtig andererseits erschienen ihre Fähigkeiten.
Bevor es jedoch zu diesem wohlverdienten Ende kommt, muss der Leser sich noch durch eine Handlung kämpfen, die aufgrund der Situation an Bord des Kreuzfahrtschiffes ja immerhin noch Katastrophen - Potential gehabt hätte, was aber von Shocker nur ansatzweise genutzt wird. Stattdessen lässt er Hellmark mit Rani herumblödeln, obwohl er weiß, dass Pepe und Carminia sich gerade in einer lebensbedrohlichen Situation befinden. Das wundert einen dann aber auch nicht, nachdem er kurz zuvor noch verkündete, dass zwei Tote an Bord noch kein Grund zur Besorgnis seien (“Ich sehe keine akute Gefahr…”). Dass Hellmark dann nach den - eigentlich gar nicht so eindeutigen - Vorfällen sofort an Phantoma als Übeltäterin denkt, sei seinem Spürsinn zugeschrieben. “Phantoma macht Mätzchen” hört man ihn da witzeln.
Was nach Meinung des Rezensenten ein schöner und treffenderer Titel für diesen Roman gewesen wäre, der mit wenig Glanz das Ende der ersten Phase der Macabros - Serie kennzeichnet.
Er spürte den schleimigen Widerstand oder die harten, unnachgiebigen Knochen, je nachdem wohin er traf.
Beklemmend schlug die heiße Luft über ihm zusammen.
Panischer Schrecken erfasste die Untote.
Er hatte das Gefühl, in der Körpermitte von einer Zange durchgezwickt zu werden.
Die Atome seines Körpers lockerten sich wieder.
Wieder tauchte der Gedanke unter in sein Unterbewusstsein, klebte dort fest und war fühlbar.
„Hellmark wird niemals zulassen, dass Rani Mahay ein Haar gekrümmt wird.“
„Wir machen viele Leben durch, viele Existenzen. Vielleicht waren wir erst Steine.“
Die Nase war dick und schwabbelte wie ein puddingartiger Auswuchs zwischen den Augen.
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