Das Denkerische über das Denken - oder wie man SF-Literatur (auch PR und Atlan) nicht schreiben sollte Eine theoretische Erläuterung
Das Denkerische über das Denken -
Wie man SF-Literatur (auch PR und Atlan) nicht schreiben sollte
Eine theoretische Erläuterung
Aber wie komme ich als Leser an diese Gedanken ran? Lesen kann ich sie eigentlich nicht, nur das Buch!
Besser wäre also hier z.B.:“...sagte zu sich selbst...“, „...murmelte...“, „...sagte X vor sich hin...“Es sollte eine rationale Kommunikationsbasis zwischen Autor, handelnder Figur und dem Leser existieren, kein „Gedenke“. Manche Leser meinen, dass man nur seinen Zugang zum Text des Autors verändern muss, um diesen besser zu akzeptieren, was immer dass auch im Einzelnen heißen mag. Irgendwelche Methoden oder Strategien, um solche „Denkvorgänge“ akzeptieren zu können, sind mir da nicht bekannt.Als Naturwissenschaftler kann ich nicht mir unlogisch erscheinende sprachliche Prozesse zwischen Autor und Leser ohne Kritik lassen. Einige Leser meinen auch, wenn der Inhalt der Handlung ohne Logikfehler auskommt, dann genügt ihnen das bereits. Sie sind bereit dazu, auf die Logik der Art der Darstellung zu verzichten
Hans Kneifel ließ z.B. Atlan als seinen Haupt-Protagonisten oft in Selbstgesprächen, also akustischen Monologen dem Leser seine Schlussfolgerungen mitteilen.(Bis auf Bemerkungen des Extrasinns, die wir Leser ja eigentlich auch nicht hören können.) Bei dem Logiksektor Atlans verstehe ich diese Art der Schreibe ja noch; man kann ihm kaum anders stilistisch umsetzen. Atlan würde sicher nicht sagen: „Mein Extrasinn bemerkte gerade zu mir...“
Gedankliche Reflektionen können sich ja bei denkenden Menschen durchaus in akustischen Monologen äußern, ohne dass diese deshalb psychisch krank sind.Im Gegenteil: meines Erachtens gehören akustische Selbstgespräche zu den geistigen Reflektionen eines denkenden Menschen ebenso dazu wie reine Denkvorgänge, die ich aber eben nicht erreichen kann, weil der heutige Normalmensch eben keine Gedanken lesen kann, auch nicht beim Lesen von Büchern bzw. in der Literatur. (Noch dazu haben manche Menschen das „Herz auf der Zunge“, d.h. sie müssen jeden Gedanken sofort aussprechen.) Da würde ich dann auch keine Person in der Handlung verurteilen, dass ihr psychischer Zustand nicht normal sei, nur weil sie in akustischen Monologen ihre Handlungen erklären muss, um mir ihre inneren Beweggründe klar zu machen.. Als Literaturstil mag diese „Denkschiene“ ja legitim sein, aber um sie akzeptieren zu können, bin ich wohl zu logisch durchdacht, auch in der Sprachempfindung und deren stilistischen und schriftlichen Darstellungen.Hier ist eine Lücke zwischen dem Protagonisten der Handlung – und mir, dem Leser, die nicht (sprach-) logisch vom Autor überbrückt wird. Leider hat sich diese Art zu schreiben, auch zunehmend bei der PR-Serie eingefunden, bei der alten Atlan-Serie tritt dies auch schon sporadisch auf. Wie erklärt man sich also „logisch“, wie man die Information aus dem Kopf des handelnden Denkers als Leser erhält? Gar nicht? Der Autor als allwissender Erzähler? „Literatur darf alles!“? Oder bin ich neuerdings Telepath geworden? Hurra!
Also, ich möchte da immer direkt logische Zusammenhänge und Kommunikationsstränge zwischen der Phantastik der Handlung, dem Stil in der Darstellung und dem Leser als Zielobjekt in der Wirklichkeit 1.0. Die Phantastik auf einen „denkerischen“ Stil auszuweiten, empfinde ich einfach als schlechte Schreibe. Es ist übrigens sehr einfach, so zu schreiben. In diese Falle bin ich selbst schon öfter getappt! Dann doch lieber Selbstgespräche des Akteurs, denn die könnte ich ja hören, wenn ich in der Handlung selbst drin wäre, anders als bei dieser „Inner Space“-Schiene. Nun mögen manche Leute sagen, ja, sie lesen lieber die Gedanken eines Charakters als seinen ständigen Selbstgesprächen zu lauschen ,um seine Gedankengänge darzulegen, weil Ihnen Leute, die Selbstgespräche führen, auch im Alltag irgendwie suspekt sind.Das ist natürlich so eine Art Argument... Vielleicht haben sie da ja schlechte Erfahrungen oder so gemacht...
Es ist ja ganz nett, wenn die Protagonisten eines Autors unheimlich viel denken und ihre Position zum Geschehen erst mal über Gedanken festlegen oder abtasten, ehe sie handeln. Reflektionen sind ja durchaus erwünscht. Aber diese Innerspace-Schreibe gefällt mir wegen ihrer absoluten Kommunikationsunlogik überhaupt nicht. Sie entspricht nicht der Wirklichkeit, in der ich ebenfalls nicht die Gedanken meiner Mitmenschen lesen kann (und das ist gut so!), sondern ihre inneren Bewegründe aus ihren äußeren Handlungen und Bemerkungen, aus Mimik und Gestik, erschließen muss. Nämlich nach behaviouristischem Muster, nach dem das Bewußtsein eine Black-Box ist, die nur von außen interpretiert werden kann.
Wie schon oben gesagt, hat sich diese Art zu schreiben, auch bei PR (EA) seit einer Weile eingebürgert. Obwohl mir also dieser Stil nicht gefällt, werde ich diese natürlich weiterhin lesen, aber demnächst solche oben beschriebenen Stellen von Autoren, die sie verwenden, tunlichst überblättern!Wir alle, als Mitmenschen, haben nämlich nur eine Außendarstellung zur Verfügung und können nicht in die Köpfe anderer Leute sehen, daher halte ich diese Art zu schreiben, einfach für illegitim.
Aber jetzt muss ich auch mal selbst den Advocatus Diaboli spielen, meine eigene Argumentation betreffend: Wenn es in der Handlung um telepathische Psi-Szenen geht, ist es schon sinnvoller, diese innere Art der Darstellung zu wählen, obwohl ich natürlich auch nicht in den Kopf des Telepathen sehen kann. Diese Art zu schreiben, wurde z.B. im letzten Zyklus des Neuroversums bei den Spenta verwendet. Hier halte ich diesen Stil gerade noch für angemessen.
Viele Leser könnten jetzt so argumentieren: Na, es handelt sich doch sowieso um Fiktion; auch die handelnden Protagonisten sind fiktiv, da sei es doch egal, ob man sie hört oder „erdenkt“. Diesem „Argument“ kann ich so nicht zustimmen, ich möchte Logik in der Handlung und im Stil der Darstellung, sonst würde ich ja den Text gar nicht lesen wollen!
Selbst also, wenn man die personale Erzählweise verwendet, also als Autor quasi „im Kopf“ der handelnden Person ist, sich zumindest während der Schreibe mit ihr identifiziert, kann man doch auch sozusagen wie eine Kamera „hinter dem Kopf“ sein, und so eine reine Außenbeschreibung der Handlung einführen. Auf diese Art kann man eine objektivere Darstellung von außen wählen, die auch mehrere Personen mit in die Handlung einbeziehen kann. So kann man zwar gar nicht vermitteln, was jemand denkt; sämtliche Kommunikation müsste über akustische Dialoge (Monologe!) stattfinden, aber dies halte zumindest ich, ganz subjektiv gesehen von meiner Warte aus, für die einzig legitime Schreibweise. Sehr gut umgesetzt übrigens in den Ren Dhark-Fanromanen von Achim Mehnert u.a. Diese Art der Schreibe macht natürlich eine Geschichte beim Lesen schneller, da gesprochene Dialoge sich flotter lesen als etwa grüblerisches „Gedenke“. Nur weil diese Denke sich in die Schreibe einschleicht, ist diese Art von Literatur nicht etwa besser oder qualitativ höherwertig.Gesprochene Dialoge sind auch nicht etwa „oberflächlicher“! Ich muss die Handlung eigentlich aus überhaupt keiner persönlichen, subjektiven Perspektive von einer der handelnden Personen schreiben. Aber wie schon oben erwähnt, ist dieser Stil sehr einfach zu schreiben. Der Autor muss sich da eben keine Mühe einer Außenperspektive machen wie im Alltag; er kann sich einfach „einfühlen“ in den Kopf eines oder mehrerer der Handlungsträger, wenn er diese personale Erzählweise verwendet.. Manche Leute meinen auch, dass dies die übliche Erzählungsart ist, dass etwa die meiste Unterhaltungsliteratur der Gegenwart so geschrieben wird (ich selbst neige übrigens auch dazu, - und muss mich dabei immer wieder einbremsen, es nicht zu tun, oder nur sporadisch.!) Auch ist, die Worte zu hören, die ein anderer sagt, ja kein „billiger Schreibart - Trick“, sondern eine Alltagserfahrung von uns allen!!!
Vielmehr ist diese innere Erzählweise ein billiger Stil-Trick (meines Erachtens). Vielleicht haben ja einige Autoren diese Methode auch auf Seminaren über kreatives Schreiben gelernt, so dass sie diese jetzt (fast) ausschließlich verwenden oder während des Germanistikstudiums (?). Zuerst fand ich diese Schreibe im „New Wave“ der 70er Jahre bei Robert Silverbergs Roman „Es stirbt in mir“, wo er einen Telepathen beschreibt, dessen Gabe langsam erlischt. Damals war diese Art zu schreiben, nur die Ausnahme, deshalb empfanden wir die Darstellung als interessantes (Sprach-)Experiment und den Stil als gut.Handlung und Stil waren eines – und die Unlogik der sprachlichen Darstellung wurde billigend in Kauf genommen, da ja der Stil nur die Handlung belegen sollte. Aber heute scheint wohl jeder SF-Autor, der etwas auf sich hält, so schreiben zu wollen, dann wird es nur noch banal und unlogisch. Wahrscheinlich wird dieses wirklich interne, pseudomentale Kopfkino auf irgendwelchen Mode-Schreibwerkstätten gelehrt...Wie gesagt, die Kamera über dem Kopf der handelnden Person, nicht darin. Mir jedenfalls ist die äußere Schreibweise lieber, der neutrale Erzähler an stelle des auktorialen oder personellen und ich werde auch weiterhin bevorzugt solche Geschichten lesen ( und schreiben) und das „Gedenke“ überblättern. .Ihr dürft natürlich gern anderer Meinung sein!...
© 2014 by H. Döring
Kommentare
Auf die Ratschläge von Pseudo-Experten, die mit Logik argumentieren, aber nicht einmal einen einfachen Informationskanal (Autor --> Leser) logisch nachvollziehen können, kann ich getrost verzichten.
Anderen Autoren werden diese "Expertenmeinungen" sicherlich ebenfalls herzlich egal sein.
Also lasst diese selbsternannten "Experten" schwätzen. Bewirken werden sie sowieso nicht das Geringste.
Woher kennt der Erzähler die Gedanken und Gefühle seiner Personen...das kann er ja nur, wenn diese sie ihm erzählt haben...sie sollen ja wirklich sein, nicht fiktiv...nehmen wir an, es wäre eine wahre Geschichte, dann kann unser Lagerfeuererzähler auch nur sagen,:" Ich weiß, dass sie so dachten, weil sie es mir sagten..." es gibt keine logische Kausalkette vom Autor über die Denke der Figur zu mir als Leser, denn der Autor erklärt nicht, wieso ich die Gedanken der Hauptfigur lesen kann...dass er sie mir mitteilt, weil er sie selbst ausgedacht hat, ist keine Erklärung...aber lassen wirs gut sein...
Mit dieser Denke darfst Du eigentlich nie ein Buch genießen ... Warum soll man ein (ersponnenes) Buch lesen? Macht keinen Sinn ...
Auch die Außenansicht, wie von Dir gefordert, macht schlicht keinen Sinn: Selbst wenn der Protagonist Selbstgespräche führt - Du als Leser bist nicht dabei, um diese zu hören. Du versteifst Dich in Deine engen Grenzen, die Du als Leser haben willst, und machst sie zum Credo, nach dem sich alle richten sollen.
Dein "lassen wirs gut sein" ist schön - nur Dein Artikel ist halt so formuliert, dass nur Deine Ansicht als die einzige wahre dargestellt wird. Tatsächlich hakt Deine "theoretische Erläuterung" (Untertitel) an so vielen Stellen ...
Das ist eine wirklich sehr dusselige Frage.
Antwort:
Weil der Erzähler sich die Gedanken und Gefühle seiner Personen selbst ausgedacht hat und sie deshalb logischerweise auch kennt !!!
Wie kommst du denn auf die Vorstellung, dass erdachte Personen ihrem Erfinder (Autor) Gedanken und Gefühle mitteilen müssten, die dieser sich selbst ausgedacht hat?
Kannst du jetzt nicht mehr zwischen fiktiven und realen Personen unterscheiden?
Ich muss gestehen, dass ich langsam anfange, an der störungsfreien Funktion deines Verstandes zu zweifeln.
(Mit dem logischen Nachvollziehen von Informationsentstehung und dem Informationsweg vom Autor zum Leser scheint es jedenfall ziemlich zu hapern.)
Und ich dachte immer, Typen wie Sheldon Cooper (Big Bang Theorie) gäbe es in der Wirklichkeit nicht. Da habe ich mich wohl geirrt.
Hier liegt wohl entweder ein absolutes Kommunikatiuonsmissverständnis vor...oder Du hast mich absichtlich falsch verstanden...macht aber nichts...lassen wirs jetzt...
Zu Deinem Vorwurf mir gegenüber möchte ich auf meinen Kommentar (jetzt) #19 verweisen (letzter Absatz).
Um es deutlich zu schreiben: Ich mache Dir nicht Deine Vorliebe zum Vorwurf, sondern das "Wie" Du es verkaufst.
Alleine der Untertitel des Artikels "Wie man SF-Literatur (auch PR und Atlan) nicht schreiben sollte" ist keine Meinungsäußerung, sondern eine Anmaßung gegenüber den SF- und speziell der PR- und Atlan-Autoren.
Da sehe ich nicht viel Spielraum, den Du den Autoren lässt (wenn es denn nach Dir ginge ...).
AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHH!!!
Die Geschichten sind fiktiv! Perry Rhodan gibt es (leider) nicht. Es handelt sich nicht um reale Ereignisse! Es sind nur Geschichten, die sich die Autoren ausdenken und sie euch dann erzählen.
Woher kennt der Erzähler die Gedanken und Gefühle seiner Personen...das kann er ja nur, wenn diese sie ihm erzählt haben...sie sollen ja wirklich sein, nicht fiktiv...
Liegt da nicht bei dir der Denkfehler genau in diesem Satz? Die Person innerhalb eines Romans kann dem Erzähler (Autor) nichts sagen, denn sie ist fiktiv. Was sie tut ist fiktiv. Ihr Handeln ist fiktiv. Ihr reden wie denken ist fiktiv und die Welt in der sie agiert ist fiktiv. Alles, also absolut alles (auch das was die Figur denkt) kommt vom Autor. Jeder lässt sich bei einem guten Roman gerne gedanklich in der Handlung fallen, aber das sollte nicht so weit gehen, dass man den Bezug zur Realität verliert und ein Roman kann alles sein, nur eben nicht die Realität (dann wäre es eine Biographie usw.). Klar kann man hier auch sagen, wie man es selber lieber lesen würde oder was man bevorzugen würde (bei mir könnte Perry auch mal die dicke Kanone raus holen und Tacheles reden ), aber das kann man nicht als alleinig richtige Erkenntnis hinstellen. Und einen gestandenen Autoren belehren...nun ja, kann man machen, macht einen aber nicht unbedingt beliebt.