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Macabros revisited - Folge 14 Höhen und Tiefen ...

Macabros revisitedFolge 14
Höhen und Tiefen …

Dass nach einem siebenteiligen Zyklus nicht nur der Leser, sondern auch der Autor erst einmal Luft holen muss und sich nicht sofort auf den nächsten Mehrteiler stürzen kann, dürfte selbst bei einer so komplexen Serie wie Macabros verständlich sein. Da gilt es zunächst, ein paar Gänge runterzuschalten und die Ereignisse der jüngsten Vergangenheit aufzuarbeiten, wofür sich ein Einzelroman anbietet.


Flucht in den GeistersumpfUnd so scheint es sich bei dem Macabros Band 33 „Flucht in den Geistersumpf“ anfangs auch tatsächlich um einen solchen zu handeln. Zwar verschlägt es Carminia Brado, kaum dass sie sich von ihrem unfreiwilligen Spinnendasein erholt hat, gleich wieder in die nächste, fremde Dimension (und natürlich wird sie dorthin entführt) - das so genannte Pandämonium, dass dieses jedoch auch im nächsten Band noch eine Rolle spielen könnte, vermutet man zunächst nicht. Carminia stapft hier mit ihrer Leidensgenossin ein bisschen durch die hiesigen Sümpfe, wird aber mithilfe eines Kristalls, den ein mysteriöser Forscher ganz zufällig dabei hat, recht schnell wieder in ihre Welt zurückversetzt. Was hier jedoch wie ein Zauber aus dem Hut anmutet, ist tatsächlich ein Crossover mit der Larry Brent - Serie, wo das Pandämonium ebenfalls Thema eines Mehrteilers war.

Schnell wird klar, dass Carminias besorgtem Lebensgefährten Björn Hellmark, welcher der Entschwundenen zusammen mit Rani Mahay ins Pandämonium gefolgt ist, eine Rückkehr wohl zunächst nicht vergönnt sein wird. Nicht nur, weil die für eine Rückkehr erforderlichen Spiegel zerstört wurden, sondern auch weil die Seitenzahl des Romans sich bei der Ankunft der Helden schon bedrohlich dem Ende nähert. Dabei grenzt es schon an ein kleines Wunder, dass er überhaupt in der fremden Dimension ankommt, denn auch wenn Al Nafuur, der sich hier nach wochenlanger Funkstille plötzlich wieder als warnender Geist zurückmeldet, ihm eindeutige Hinweise gibt, nimmt Hellmark sich erst mal alle Zeit der Welt, seiner entführten Holden auf die Spur zu kommen.

Stattdessen lässt er sich lieber stundenlang von der Gefährtin des mutmaßlichen Entführers zutexten und muss sich dann auch noch vor diesem verstecken, wie ein heimlicher Liebhaber, anstatt ihn am Schlafittchen zu packen und nach dem Aufenthaltsort seiner Freundin zu fragen. Dagegen wird die Vernichtung des Schwarzen Priesters, der hinter allem steckt, schon wieder zu einfach, beinahe beiläufig beschrieben. Dieser bekommt nicht mal mit, wie der im Verborgenen agierende Hellmark sich die Dämonenmaske aufsetzt…

Alles in allem ein überaus schwacher Roman, der trotz oder gerade wegen des offenen Endes nicht gerade Lust auf die Fortsetzung macht. Da reißt auch das erneute Auftauchen von Larry Brent und seinen Kollegen nicht viel heraus.

Galeere des GrauensErst im Macabros Band 34 „Galeere des Grauens“ besinnt der Autor sich wieder auf seine Fähigkeit, phantastische Welten zu erschaffen und füllt das Pandämonium mit Leben, auch wenn es zuerst so scheint, als würde es sich bei den hier geschilderten Ereignissen um das Volk der Kaythen nur um eine Art Spiel handeln, bei dem Björn und Rani jeweils eine Figur der gegnerischen Partei darstellen, und sich am Ende sogar als Feinde gegenüberstehen.

Jedoch stellt sich diese Annahme, dass es sich nur um eine gigantische Illusion handelt, dann als Irrtum heraus. Am Ende kann Hellmark das Volk der Kaythen von der geistigen Versklavung und damit auch gleich einen Teil des Pandämoniums von der dämonischen Beeinflussung befreien. Das klingt zwar soweit alles recht spannend, allerdings vermisst man doch gerade zu Anfang ein bisschen die Sorge des Helden um seine Carminia, die er ja immer noch irgendwo im Pandämonium vermutet. Da trödelt und blödelt man dann lieber ein wenig mit dem Kampfgefährten Rani Mahay herum, und erkundet in aller Seelenruhe die Umgebung (bzw. beschäftigt sich stundenlang mit dem gigantischen schachähnlichen Spiel). Hinzu kommt, dass sein Freund und Helfer Al Nafuur, der ihn ja im letzten Band noch vor der Entführung seiner Freundin warnte, sich hier wieder mal in Schweigen hüllt, anstatt die beiden Helden darauf aufmerksam zu machen, dass die gute Frau schon längst wieder zu hause ist (was allerdings im nächsten Band endlich geklärt wird: Scheinbar hat Hellmark diesbezüglich in fremden Welten  einfach kein „Netz“…)

Dass dann am Ende auch im Pandämonium wieder ein Auge des Schwarzen Manja darauf wartet, von seinem neuen Besitzer und Sammler Hellmark mitgenommen zu werden, erscheint etwas an den Haaren herbeigezogen, aber immerhin gibt es so wenigstens einen kleinen Fortschritt in diesem Mini Zyklus, der zwar in diesem zweiten Band durchaus kurzweilige, spannende Unterhaltung bietet, aber ansonsten kaum etwas zum komplexen Seriengefüge beisteuert. So bleibt der Leser nach all den dramatischen Ereignissen in und um Xantilon vom Schicksal der Kaythen doch eher unberührt.

Mirakel Mann, der GeheimnisseGanz anders verhält es sich dagegen mit dem Schicksal des Mannes, der im Macabros Band 35 „Mirakel, Mann der Geheimnisse“ die Bühne betritt: Frank Morell, alias Mirakel, der in diesem ersten Band der Subserie erst mal noch keine Ahnung von seinem früheren Leben als Dykte hat und nur vom Fliegen träumt, bevor er diesen Traum am Ende, seiner wahren Identität endlich bewusst, mithilfe eines mächtigen Kristalls tatsächlich in die Tat umsetzen kann.

Bevor es dazu kommt, darf der Leser über so einige typische Superhelden - Klischees schmunzeln, wie über den typischen, unscheinbaren und wenig heldenhaft wirkenden Durchschnittstypen, den Morell verkörpert, den Gehstock (Thor lässt grüßen) oder die obligatorische Brille - wenn sie hier auch nicht als „undurchschaubares“ Maskenutensil herhalten muss. Doch obwohl dieser erste Auftritt Mirakels und vor allem der Hintergrund um die Dykten, welcher geschickt in das komplexe Macabros - Universum eingewoben wird, durchaus zu überzeugen vermag und somit gut und gern den ganzen Roman hätte tragen können, geht Shocker dieses Wagnis hier noch nicht ein, und blendet ein paar mal in die Handlungsebene um die im Pandämonium verschollenen Helden Hellmark und Mahay um.

Allerdings machen diese Abschnitte einen nur so geringen Anteil des Romans aus, dass der Leser - bei aller Freude über die Fortsetzung eigentlich nur aus dem Lesefluss gerissen wird, zumal die Handlung nicht wirklich vorangetrieben wird. Die Handlungsebene um Mirakel ist hier klarer Sieger in Punkto Spannung und Handlungsfortschritt. Da ärgert man sich dann auch schon nicht mehr über den wieder mal sehr dümmlichen Abgang des dämonischen Gegenspielers, der - statt die auf Morell gerichtete Waffe einfach abzufeuern - lieber erst mal einen längeren Vortrag hält. Dass dieses Zögern ihm zum Verhängnis wird, liegt auf der Hand. Während also Frank Morell hier seinen ersten Sieg erringen kann, müssen unsere beiden Freund Hellmark und Mahay weiter im Pandämonium ausharren.

Tempel der VersteinertenUnd da eine Rückkehrmöglichkeit nach wie vor nicht gefunden wurde, scheint es so, als müssten wir uns auch im Macabros Band 36 „Gruft der bösen Träume“ noch dort herumschlagen. Zwar stellt diese Annahme sich schnell als Irrtum heraus, da die Kaythen - Prinzessin gleich zu Anfang des Romans mittels eines magischen Rituals einen Weg findet, unsere Helden in ihre Welt zurückzuschicken, allerdings sollte man sich über diesen Umstand lieber nicht zu früh freuen, denn natürlich landen die Gefährten, deren Reiseziel wie befürchtet, von Molochos beeinflusst wurde, genau dort, wo gerade die Hütte brennt, so dass sie - welch Zufall - genau im richtigen Moment zur Stelle sind, um ein paar Bösewichtern in den Hintern zu treten.

Womit auch die Frage nach der nicht aufkommenden Freude beantwortet wäre. Gilt es hier doch, ein monströses „Fleischungeheuer“ zu bekämpfen, welches sich Menschen einverleibt, um zu erstarken und diese zu seinen Werkzeugen macht… Zwar mischen auch die Ursen etwas mit, was aber ebenso unpassend wie uninspiriert erscheint und den schwachen Roman auch nicht mehr rettet.

Das wirklich Schlimme an diesem Band sind aber auch hier wieder mal einige unfreiwillig komische Formulierungen, welche diesmal zum Teil wirklich haarsträubend sind (siehe Zitate). Vor allem bei der Beschreibung des Fleischmonsters zieht der Autor diesbezüglich alle Register. Da fällt der Umstand, dass Hellmark in dem ganzen Roman nicht einen einzigen Gedanken an seine Gefährtin Carminia verschwendet, die sich nach seinem Kenntnisstand ja immer noch im Pandämonium befinden müsste, kaum noch ins Gewicht. Wenn es auch verdeutlicht, dass Shocker hier offenbar in mehrfacher Hinsicht etwas schludrig zu Werke gegangen ist. Die kommenden Romane werden zeigen, ob er sich aus diesem offensichtlichen Formtief wieder befreien konnte… 

Flucht in den Geistersumpf
Flucht in den Geistersumpf
Macabros Band 33
von Dan Shocker
Februar 1976
Zauberkreis Verlag
Galeere des Grauens
Galeere des Grauens
Macabros Band 34
von Dan Shocker
März 1976
Zauberkreis Verlag
Mirakel, Mann der Geheimnisse
Mirakel, Mann der Geheimnisse
von Dan Shocker
März 1976
Zauberkreis Verlag

Gruft der bösen TräumeGruft der bösen Träume
Macabros Band 36
von Dan Shocker
April 1976
Zauberkreis Verlag

Kleine Zitate - Grosser Meister

Aus Macabros Band 33
Reifes Früchtchen …
Sie hing an seinem Hals und ein Schluchzen schüttelte ihren Körper. Hellmark pflückte sie langsam von sich ab.

Aus Macabros Band 34
Innerlicher Hohn ...
Sicher hätte der Insektenrufer gegrinst, wenn er das gekonnt hätte. Aber ihm fehlten die Lippen und der Mund dazu.

Aus Macabros Band 35
Krank aber kreativ …
Eine Idee wühlte sich in sein fieberndes Hirn.

Was zum Knabbern ...
Er spürte kaum merklich das zarte Fleisch ihrer duftenden Lippen auf seinem Mund.

Statt Karten
„Wir sind tote Seelen im Dienste Molochos. Viele Grüße von Molochos, dem ihr bald begegnen werdet.“

Aus Macabros Band 36
Einmal pusten bitte …
Die Worte aus ihrem Mund wurden schwingender und versetzten die Luft in Bewegung.

Scream noir
Brüllend stürzte Schwärze auf sie ein und erfüllte ihr Bewusstsein.

Ringelpietz mit Anfassen ...
Er platzierte seine Schläge, Fußtritte und Püffe wohldosiert. Im Nu wälzten sich drei, vier, fünf Nackedeis am Boden.

Die weibliche Seite ...
Der Dunkle Gott war bekannt dafür, dass er die jungen Frauen, die ihm in die Fänge geraten waren, seinem unfassbaren Körper angliederte.

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Kommentare  

#1 Toni 2015-08-20 09:20
Auch wenn es langweilig wird - tolle Arbeit.

Zum Auftakt der Mirakel-Sub-Serie ein echt schräges Titelbild. Für die Aufnahmen haben die Macher bestimmt den ganzen Kostümfundus leergeräumt :lol:
Das Bösewichter (und Helden)immer erst Reden halten müssen bevor sie "abdrücken" nervt manchmal ganz schön. In Film und Fernsehen besonders. Es gibt Zuschauer die rasten dabei völlig aus und werden zu Cholerikern... "nun schieß endlich du Blödmann..." ist da noch milde ausgedrückt. Ich zähle mich dazu!

Junge Frauen seinem Körper angliedern... Schöne Umschreibung. Könnte ein neuer Anmachspruch sein :lol:
#2 Andreas Decker 2015-08-20 11:05
Zitat:
Da fällt der Umstand, dass Hellmark in dem ganzen Roman nicht einen einzigen Gedanken an seine Gefährtin Carminia verschwendet, die sich nach seinem Kenntnisstand ja immer noch im Pandämonium befinden müsste, kaum noch ins Gewicht
Das fällt so oft in Heftromanen auf, auch heute noch. Das Unvermögen, die Sorge um andere Menschen, sprich die Freundin, auch nur halbwegs glaubwürdig und kontinuierlich schildern zu können. Das wird dann immer nur aus dem Sack geholt, wenn es gerade der Handlung dient. Klar, der Gruselleser will keinen Fürstenroman lesen und keine "Gefühlsduselei", aber da sind so gut wie alle gescheitert. Seltsam.

Zur Entstehungszeit war der Superheld Mirakel eine innovative Idee. Ich bin aber mittlerweile der festen Überzeugung, dass das Thema in Prosaform nicht funktioniert. Die späteren Mirakel-Romane habe ich nur als nicht besonders gut vernetzt mit dem Rest der Serie in Erinnerung. Was vielleicht auch daran lag, dass sie von anderen geschrieben wurden.

DAS Titelbild zu 35 ist ein echter Brüller. Alberner geht´s nicht. So was Putziges findet man nicht mal auf den heutige unsäglichen Shutterstock-Fotos. Was hat man sich nur dabei gedacht? Terminprobleme, sicher. Aber schon die grundsätzliche Entscheidung, in einer Serie mit gezeichneten Bildern ein Fotocover zwischenzuschalten, ist nicht wirklich nachvollziehbar.

(So hochwertig deutsche Heftbilder grundsätzlich auch waren, wenn es um Fotobilder ging, hat man sich erschreckend oft lächerlich gemacht. Man erinnere sich nur an die Fotowerbung für KX und Mr.Dynamit in den 70/80ern, die einem die Tränen in die Augen trieb.)

36 hingegen ist wieder eine echt gelungene Komposition.
#3 Toni 2015-08-20 14:27
Mit langweilig meinte ich natürlich nicht den Artikel, sondern meinen Kommentar!!!

Das mit der Sorge und dem Unvermögen stimmt schon. Zuerst wird mal die Bedrohung aus dem Weg geräumt (oder auch nicht) und dann kommt die Freundin an die Reihe. So wird man irgendwann zum Einzelgänger... :lol:
#4 Cartwing 2015-08-20 18:27
Vielen Dank für das Lob...
Tja, Begeisterung sieht in der Tat anders aus. Die Einzelromane waren doch überwiegend eher mau.

Bei den Bildern scheinen die ja damals wirklich zeitweise in Bedrängnis geraten zu sein. Ein Archiv gabs wohl in der Form noch nicht. Ansonsten hätte man nicht so einen verzweifelten Behelf machen müssen wie mit der Nr 35 und 25

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