Macabros revisited - Folge 15 Rückzug ins Paradies
Folge 15
Rückzug ins Paradies
Auch der kommt nicht wirklich ohne die tatkräftige Mithilfe von Kommissar Zufall aus. So verirrt sich Nebencharakter Frank Long nicht nur ganz zufällig in ausgerechnet jenen Strip Club, in dem seine vermisste Schwester auftritt (bei der es sich, wie sich später herausstellt inzwischen um eine Halbdämonin handelt), sondern trifft hier auch auf Björn Hellmark, der auch noch ausgerechnet am selben Tisch sitzt. Zwar ist unser Held natürlich nicht wirklich zufällig in dem Laden, aber der Zeitpunkt hätte kaum passender sein können. Wie praktisch, wenn man einen Schöpfer hat, der so etwas mal eben in die Wege leiten kann. Nun könnte man sich noch über die Namensschöpfung in Verbindung mit dem gewählten Etablissement amüsieren, aber lassen wird das. Einmal ganz abgesehen von dem etwas schmuddeligen Ambiente bietet auch die Handlung dieses Romans keine wirklichen Höhepunkte (ähem…).
Schnell wird klar, dass hinter den Halbdämonen ein Dämon steckt, dessen Ziel es ist, „Menschen zu manipulieren und abhängig zu machen“, was im Endeffekt darauf hinausläuft, dass er sie in Monster verwandelt, welche ihrerseits diese Fähigkeit besitzen. Kein sehr hochgestecktes Ziel, sollte man meinen, zumal die ganze Story um die Werwesen irgendwie uninspiriert und hanebüchen erscheint. Da kommt das Auftauchen des Helden dem Dämon gerade recht, verspricht er sich doch ein rasches Aufsteigen in der Höllenhierarchie, wenn er auch den größten Feind Molochos in einen Halbdämon verwandelt. Dass ihm dieses hehre Vorhaben nicht gelingen kann, dürfte auf der Hand liegen. Die Leichtigkeit, mit der Hellmark den Gegner dann allerdings besiegt, erinnert an den Schnelldurchgang aus dem letzten Band: Maske aufsetzen, bitte recht freundlich - und aus ist es mit dem Dämon. Immerhin agiert der Held diesmal nicht aus dem Verborgenen, dafür hält er dem Gegner einen etwa fünfminütigen Vortrag, bevor er ihm den Garaus macht…
Der Rezensent konnte sich indes nicht helfen, beim wiederholten Einsatz der allmächtigen Dämonenmaske an einen gewissen Geisterjäger denken zu müssen, der jedes zweite Abenteuer mit Hilfe einer ähnlich mächtigen Waffe (bzw. der übermächtigen Formel) abschließen durfte. Doch wollen wir nicht zu hart mit dem Autor ins Gericht gehen. Denn auch wenn wir es hier schon wieder mit einem eher schwachen Einzelroman mit einem enttäuschenden Finale zu tun haben, so war es auch der vorerst letzte seiner Art.
Nach dem großen Xantilon Zyklus steht der nächste große Abschnitt der Serie bereits in den Startlöchern. Bevor er jedoch beginnt, müssen wir uns noch mit dem befassen, in dem - im Vergleich mit den letzten Heften - überraschend viel und überraschend wichtiges passiert. Nicht nur, dass Hellmark und Frank Morell- alias Mirakel - sich hier zum ersten Mal begegnen und Freundschaft schließen (was der Autor allerdings nur ganz kurz und lapidar in einem Nebensatz erwähnt), so muss man sich hier auch von einer Figur verabschieden, die zwar nur ein einziges Mal in Erscheinung trat, nämlich in Band 1, die aber dennoch eine nicht ganz unwichtige Rolle bekleidete: Björns Vater Alfred Hellmark. Dieser wird zunächst von den Helfern Molochos um seinen gesamten Besitz und sein Vermögen gebracht - was natürlich zur Folge hat, dass auch der dadurch bislang finanziell unabhängige Sohnemann plötzlich mittellos dasteht - und schließlich um sein Leben. Was der Autor mit diesem Schachzug beabsichtigt, liegt auf der Hand:
Die unsichtbare Insel Marlos soll zum Hauptdomizil Hellmarks und seiner Kampfgefährten werden, denn nur hier erscheint es wirklich glaubhaft, dass die Dämonen sich ihres größten Feindes nicht einfach entledigen, indem sie ihm etwa im Schlaf den Hals umdrehen. Auch das leidige Thema der ständigen Entführungen dürfte mit diesem Schachzug endlich passee sein, ebenso wie das Playboy - Image Hellmarks. Alles in allem eine wirklich gute Idee, die Shocker da hatte, welche der Serie nur gut tun konnte. Und nicht die einzige in diesem Roman, bekommen es unsere Helden doch hier mit einem Geistwesen zu tun, das zunächst nur als „ES“ bezeichnet wird und nicht nur aufgrund dieser Bezeichnung gewisse Ähnlichkeiten mit einer beliebten Superintelligenz aus einer bekannten SF-Serie aufweist.
Dass Molochos das Geistwesen dann mit „ES“ anspricht, fällt zwar wieder in die Kategorie der unfreiwillig komischen Dialoge, ebenso wie der wirkliche Name „D´Dyll-vhon-Ayy“, welcher nicht nur Al Nafuur spontan an „Dat jelbe vom Ei“ erinnert. Dennoch ragt dieses Wesen in seiner ganzen Präsenz und aufgrund seines tragischen Schicksals aus der Masse der sonst üblichen Gegner heraus. Da hat der Autor sich zweifelsohne wieder mal seiner SF - Wurzeln besonnen. Demgegenüber steht eine auch hier wieder viel zu umfangreiche Nebenhandlung, in welcher der neue „Superheld“ Mirakel viel zu wenig Raum und Aktionsmöglichkeiten von seinem Schöpfer zugeteilt bekommt. Dass Hellmark inmitten der turbulenten Ereignisse, die auch ihn persönlich betreffen, dann auch noch einen ersten Hinweis auf die grauen Riesen erhält, welche hier zunächst nur die „Grauen“ genannt werden, lässt den Roman beinahe etwas überfrachtet erscheinen, auch wenn man hier noch nicht allzu viel über die geheimnisvollen Wesen erfährt.
Etwas weniger originell erscheint dem Leser dann die Lösung, wie man dem Geistwesen beikommen kann: Man konfrontiert es einfach mit seinem Namen (den es vergessen hat) und schon hat man das übermächtige Wesen, welches einst von Molochos infiltriert wurde, um die Menschheit zu knechten, zum Guten bekehrt. Diese Erkenntnis animiert das Lichtphantom dann allerdings zu einer Äußerung, welche den anfänglichen Vergleich mit einer Superintelligenz vielleicht doch etwas verfrüht erscheinen lässt und den direkten Weg in die Hall of Fame der diesmaligen Zitate genommen hat. Der wirklich gelungene Hinweis am Ende des Romans auf die kommenden Ereignisse lässt einen diesen Ausrutscher allerdings schnell wieder vergessen. Kaum ist Hellmark nämlich in seiner neuen / alten Heimat angekommen, meldet sich Al Nafuur bei ihm und teilt ihm mit, dass er in Kürze nach Tschinandoah aufbrechen müsse, wo eine wichtige Botschaft auf ihn warte. Dass die Serie mit dieser Reise erst so richtig beginnt, konnte der damalige Leser noch nicht ahnen. Der Rezensent indes überspringt mal eben vier Wochen und greift kurzerhand nach dem nächsten Heft. Die daraus resultierenden Eindrücke wird man dann in 14 Tagen an dieser Stelle nachlesen können…
Der zweite Wolf schlug seine Zähne immer wieder in Macabros und wollte ihn zerfetzen. Das ging nicht.
„Wir werden es töten müssen. Das Fohlen hat zwei Köpfe.“
„Verdammt!“, entfuhr es der hübschen Redakteurin unbeherrscht.
Eine ätzende Wolke zischte und brodelte über ihm und der schwere, graugrüne Koloss wurde zu einem Luftballon, der in gelbem Nebel verging.
„Ich töte euch… aber ihr wollt es gar nicht… weil es nicht gut für euch ist…“
Kommentare
Ich weiß nicht, die Vision von dem Casino/Club/Bordell ist doch ganz putzig. Zwar nicht besonders plausibel, aber mit gewissem Schauwert. Auch wenn man den Eindruck hat, dass sich der Autor am Ende etwas mit seinen Motivationen verheddert.
Die Übersiedlung nach Marlos war wohl auch mehr der Südseeromantik als der Realität geschuldet. So toll ist das Leben ohne Badezimmer auch nicht, ganz zu schweigen davon, wenn du dein Kotelett erst mal schlachten must, bevor es auf den Tisch kommt
Hat er ein Umzugsunternehmen beauftragt oder seine Kumpel zusammen getrommelt ( Kiste Bier)und den "Sprinter" vollgestopft? Aber wahrscheinlich hat er sich nur seinen Kulturbeutel gegriffen und ein paar Unterhosen!