Macabros revisited - Folge 16 Hat es schon angefangen…? (Start des »Blutsiegel Zyklus«)
Folge 16
Hat es schon angefangen…?
(Start des »Blutsiegel Zyklus«)
Auch in dem scheint es zunächst wieder so, als ob die Nebenhandlung keine allzu große Rolle für den Verlauf der Handlung spielen würde, dreht es sich doch zunächst einmal nur um eine offenbar recht klassische Gruselstory: Ein altes Schloss, in dem es nicht mit rechten Dingen zugeht, in dem bereits Menschen verschwunden sind und immer wieder eine geheimnisvolle junge Frau gesehen wird, bei der es sich augenscheinlich um eine Hexe handelt. So weit, so klassisch. Doch wer hier quer liest, der verpasst einen nicht ganz unwichtigen Abschnitt, der auch später noch eine Rolle spielen wird.
So handelt es sich bei der jungen Frau nämlich um die Tochter des ehemaligen Schlossherrn, welche nach dem Verrat ihres Vaters an Molochos das Opfer eines Jahrhunderte währendes Fluchs wird. Zwar ist letztlich ihr Zusammentreffen mit Björn Hellmark der einzige Sinn und Zweck dieses von Rha-Ta-N´my persönlich ausgesprochenen Fluchs, dennoch wird der Figur Danielle de Barteaulieé hier ein Background und eine Tiefe verliehen, welche der späteren Odyssee an Hellmarks Seite natürlich zugute kommt. Zumal dessen Suche nach der Stadt Tschninadoah auch nicht gerade übermäßig spannend beginnt.
Die Geschichte um den Kampf der Gaafhs gegen die Tzschizz entpuppt sich recht bald als typische “Hindernis” Story, welche den Helden auf seinem Weg zu den wirklich wichtigen Dingen erst mal einen Roman lang aufhalten bzw. beschäftigen soll. Und entpuppen ist in diesem Fall wörtlich zu nehmen, da es sich - wie der Autor den staunenden und von dieser Entwicklung etwas überforderten Leser wissen lässt - bei den Tzschizz, jenen angriffslustigen Drachenwesen, nämlich um eine frühe Daseinsform der Gaafhs handelt, wobei allerdings, wie es da heißt “keiner mehr vom anderen etwas wusste”. Ein etwas kruder Vorgang, den Shocker hier beschreibt, der im Grunde aber wie bereits erwähnt nur eine Art Zwischenspiel darstellt.
Daran ändert auch das kurze Auftauchen der großen Dämonenfürstin Rha-Ta-N´my und der sieben Dämonen nichts, welche hier gegen das Schwert des Toten Gottes trotz ihrer zahlenmäßigen Überlegenheit nichts ausrichten können. Auch wenn natürlich niemand erwartet haben dürfte, dass Hellmark gleich im ersten Band des neuen Zyklus die gesuchte Stadt und die Botschaft mit Hinweisen zu Molochos findet, so leidet dieser Auftaktroman doch etwas an der recht schwachen Fantasy Handlung, während hier ausnahmsweise einmal die Nebenhandlung als klarer Sieger in Punkto Spannung und Story daherkommt. Und das soll ja schon etwas heißen.
Ganz ähnlich verhält es sich dann auch mit dem . Auch hier bleibt die Haupthandlung um Björn Hellmark und seine Begleiterin hinter der Nebenhandlung zurück, in welcher sich ein Sarkophag als eine Art Zeitmaschine und somit letzten Endes als die “Puppe von Somschedd” entpuppt, vor der Al Nafuur den Helden bereits im Roman zuvor warnte. Nicht ganz ungeschickt, wie der Autor dieses Element in die Handlung einbaut.
Vor allem ist diese Wendung nicht unbedingt vorhersehbar. Etwas was man über die zweite Handlungsebene nur bedingt sagen kann, denn dass wir es hier ein weiteres mal mit einem (um einmal bei der weiter oben gewählten Formulierung zu bleiben) “Hindernis-Roman” zu tun haben, wird dem Leser recht schnell klar.
Spätestens als es Hellmark und seine Begleiterin in das sogenannte “Tal der tausend Foltern” verschlägt, eine Art bizarren Zaubergarten. Wer bereits den einen oder anderen Macabros gelesen hat, dem wird hier einiges vertraut erscheinen: Der Held gerät auf einer Odyssee an einen höheren Dämon, Magier oder wie auch immer gearteten Obermotz, welcher über ein kleines, vom Rest der Umwelt abgeschottetes Reich verfügt, in dem er nicht nur als Alleinherrscher fungiert, sondern dieses auch bis ins kleinste Detail zu kontrollieren bzw. manipulieren vermag. Am Ende wird dieser Herrscher dann entweder vernichtet oder er geht seines Reiches verlustig (um mal einen typischen Shocker - Begriff zu verwenden).
Im Unterschied zu früheren Fällen muss man hier allerdings feststellen, dass es sich bei dem besagten Herrscher “Tamuur” um einen ausgesprochen mächtigen Gegner handelt, gegen den Hellmark nicht den Hauch einer Chance hat, und den er konsequenterweise auch nicht vernichten kann. Stattdessen zerstört dieser sein Reich selbst, als Hellmark bei seiner Flucht mittels des ganz zufällig in Tamuurs Reich befindlichen Sarkophags (die erwähnte Puppe des Somschedd) eine Art Raumzeit - Chaos auslöst, bei dem es ihn und seine Begleiterin ein weiteres Mal in unbekannte Gefilde verschlägt.
Wie weit es den Helden jedoch tatsächlich von seinem Ziel verschlagen hat, erfährt der Leser erst im nächsten Band, dem . Wer jedoch bei dem Titel glaubt, dass Hellmark sein Ziel hier ja wohl zwangsläufig erreichen muss, der hat wieder einmal die Rechnung ohne den Einfallsreichtum des Autors gemacht. Zwar gelingt es dem Helden, nach Tschinandoah vorzustoßen, allerdings nur mittels seines Doppelkörpers, den er am gewünschten Ziel entstehen lassen kann. Nur um festzustellen, dass er - mal wieder - zu spät gekommen, genauer gesagt in einer fernen Zukunft gelandet ist, in welcher sich die für ihn bestimme Nachricht bereits nicht mehr an Ort und Stelle befindet.
Wem das etwas bekannt vorkommt, der wird nicht lange nachdenken müssen, in welchem Roman es schon einmal eine ähnliche Situation gab: Auch im Band 8 „Die Geisterhöhlen“ kam der Held zu spät, um die Informationen über Molochos und seine Schergen noch entgegennehmen zu können. Ein kleines Selbstplagiat einer damals doch ziemlich guten Idee, möchte man meinen. Allerdings fügt sich dieser Kniff auch hier wieder zu gut ins Gesamtbild ein - vor allem in Bezug auf das Raumzeit - Chaos, als dass man es dem Autor ernsthaft vorwerfen könnte.
Dafür böte sich dann doch eher die etwas abstruse Handlung um die beiden verfeindeten Völker an, zwischen deren Linien Hellmark in diesem Band gerät, was ihn erwartungsgemäß ein weiteres Mal von den wirklich wichtigen Dingen abhält, wenn auch die Idee eines amorphen Geistwesens, welches sich seine Anhänger einverleibt, um zu wachsen, durchaus originell erscheint. Zumal der Leser hier anfangs noch keine Ahnung hat, welche von den beiden Parteien die gute und welche die Bösen sind. Mit dieser Frage hat ein Rani Mahay, der seinem Freund wider alle guten Ratschläge gefolgt ist, weniger zu tun, handelt es sich bei dem Widersacher, dem er sich stellen muss doch um keinen Geringeren, als Tamuur, welcher sich ja im letzten Band als relativ übermächtig und ziemlich unbesiegbar herausstellte. Was der arme Kerl auch spätestens erkennen muss, als seine geliebte Tigerkatze Chitra im Zaubergarten des Magiers ihr Ende findet.
Ein doch etwas unrühmliches Ende, wenn man auch konstatieren muss, dass der Tiger doch immer eher ein Klotz ein Bein, als wirklich nützlich war. Was diesem im Großen und Ganzen gelungenen Roman vor allem gut tut, ist der beinahe völlige Verzicht auf eine von unwichtigen Charakteren bevölkerte Nebenhandlung mit nur vagem Bezug zum Hauptgeschehen, wie man sie bislang praktisch in jedem Roman vorfand. Eine solche hätte den ohnehin schon nicht gerade handlungsarmen Roman wohl auch leicht überfrachtet…
Die mit dem Leben davonkamen, wurden von den Tzschizz nicht getötet, sondern als Speise verwendet.
Schachtelhalme zitterten heftig erregt.
Wie Schlaf legte sich etwas auf sein Hirn.
„Er holte Zavho ins Jenseits, wo Heulen und Zähneknirschen zu hause sind.“
Kommentare
Ist eigentlich in der Serie jemals thematisiert worden, warum das Schwert diese Superwaffe ist? Falls ja, hab ich auch das vergessen
Vielversprechende Titel hatte die Serie ja, muss man auch heute noch neidlos anerkennen.
Zitat: Und die Frauen auf dem Cover hatten noch Haare unter den Armen
Stimmt , ich dachte zuerst, sie würde einen Flokati-Teppich zur Reinigung tragen. Der Umzug von Hellmark ist ja noch nicht so lange her!