Die Angst vor dem Weltall – Lovecraft und der Kosmos
Die Angst vor dem Weltall
Lovecraft und der Kosmos
Ob diese Vorstellung der Ängste, die weltraumbedingt sind, nun ursächlich in der Psyche des H.P. Lovecraft verankert sind, oder ob es sich eben nur um einen literarischen Kunstgriff handelt, darüber kann nun hier keine Aussage getroffen werden. Ob nun millionenjahrealte bizarre Kulte aus fernen Weltraumtiefen stammen, wie die alten Götter, vom „Rand“ des Kosmos oder aus Orten jenseits des bekannten Universums, in jedem Fall ist bei Lovecraft der Kosmos ein gefährlicher, unbekannter, bösartiger Ort, dunkel, düster und geheimnisvoll... Fremde Wesen sind nicht nur per se fremd. Also „Aliens“, wie wir heute sagen würden, oder „EBEs“. Sondern sie sind deshalb auch böse, weil ihre Interessen denen der Menschen (und der Menschheit) diametral entgegengesetzt sind.
Sie sind schleimig, faulend, pilz-oder pflanzenartig, aber auch andere Formen treten auf. In jedem Falle sind sie bösartig und pervers. Sie betreiben Praktiken, die mit der gewöhnlichen alltäglichen Moralvorstellung des Neu-Engländers (zumindest in den Fassaden der Städte) unvereinbar ist. Doch überall gibt es ja dunkle Stellen, Orte der Verdammnis und Menschen die den fremden Wesen folgen oder ihnen untertan sind. Die halbe Galaxis leuchtet nur, weil sie aus brennenden Objekten besteht, womit nicht der gewöhnliche Sternen-Fusionszyklus gemeint ist, der ja auch noch mehr oder weniger unbekannt war, als Lovecraft die Chtulhu-Reihe schuf. Selbst der arme, soeben entdeckte , damalige Planet Pluto muss herhalten als "Yoggoth", ein finsterer dunkler Planet, bevölkert von grausamen Wesen . Der arme Pluto muss ,weil damals am dunklen Rande des Sonnensystems gelegen, für viele Handlungen auch bei anderen Autoren herhalten (später noch bis zu den „Bugs“ des Starship-Trooper-Filmserienzyklus oder dem schönen Terra-Astra-Band von Michael Nagula).
Doch diese Ängste genügen Lovecraft noch nicht. Er konstruiert seltsame, „verbogene“ Geometrien nichteuklidischer Art, die aufgrund ihrer Verzerrungen die nichtmenschliche, und damit gefährliche Denkweise der fremden Wesen symbolisieren.Sie sind eben so fremd, ja sogar aus anderen Kosmen, dass ihre Bauwerke den menschlichen Geist beeinflussen durch bloßes Ansehen. Der Mensch steht dem Fremden, Bizarren, Au0erirdischen nur ängstlich gegenüber, weil er diese bizarren Strukturen nicht begreifen kann, sie sind denkungewohnt, fremd, damit feindlich oder gefährlich. So. zieht sich die Weltangst des HPL vor dem Kosmos durch viele seiner Stories. Dort draußen ist es gefährlich, weil fremde, bizarre Schemata existieren, die nicht zu uns passen. Nur selten findet sich eine handelnde Person, die sich diesen Strukturen annähern will, dann aber auch sofort als rettungslos verloren dargestellt wird. Die Hölle, das ist das Weltall für Lovecraft, hier findet er seine literarischen Ängste hineinprojiziiert, weil eine unbekannte Welt vor ihm liegt, die dies noch erlaubt.
Er wäre heute sicher kein Anhänger der bemannten Raumfahrt, sondern würde nur Sternenkarten malen mit Begriffen wie „dort sind Drachen...“ Auch in der Moderne finden wir in der Horror-SF diese irrationalen Bezüge, welche die inneren Ängste der Menschen vor dem Fremden, Unbekannten eben nur in das Weltall verlegt, etwa bei den Filmen„Alien“ oder „Event Horizon“, wo der Weltraum nur die Kulisse liefert für die Furcht vor dem Unbekannten.
Das ist die Botschaft, die HPL eigentlich vermittelt: „Geh' nicht in die Fremde...denn da sind Aliens mit bizarren Vorstellungen, die Dich fressen wollen...bleib' zuhaus und nähre Dich redlich...sei ein guter Amerikaner“. Selbst dort, wo Lovecraft Aufbruchstimmung erzeugt durch Reisen, landet der Protagonist bald an einem Ort mit fremder Kultur, seltsamen Riten und gefährlichen Wesen, der ganze Planet Erde ist von den Chtulhu-Kreaturen durchsetzt, egal, wo Du Dich hinwendest.., Du kannst nicht entkommen.
© 2015 by H .Döring
Kommentare
HPL ist leider etwas komplizierter als hier angemerkt wird. Seine "Cosmicism"-Philosophie besagt, dass es keinen Gott gibt und der Mensch und seine Werke angesichts des Kosmos nicht die geringste Bedeutung haben. Das allein ist ein schwieriges und vielschichtiges Thema . Und ich will jetzt gar nicht auf die Rassismusdebatte eingehen, die sich daraus in letzter Zeit vor allem in Amerika um den Autor entwickelt hat.
HPL ist mittlerweile gut erforscht, was nicht zuletzt an seinen Tausenden von Briefen liegt. Das macht das mit Thesen so zu einer Sache.
Mein Kommentar bezog sich auf das Zitat. Da geht es nicht mehr um das literarische Element, sondern um das biographische. Natürlich bleibt das alles nur Spekulation, aber ich glaube, in dem Punkt tut man dem Mann dann doch unrecht.