Leit(d)artikel KolumnenPhantastischesKrimi/ThrillerHistorischesWesternAbenteuer/ActionOff TopicInterviewsHintergründeMythen und WirklichkeitenFictionArchivRedaktionelles

Eine »unheimliche« Mischung - Dämonenkiller – Die Taschenbücher: Die teuflischen Schwestern

Eine »unheimliche« Mischung: Dämonenkiller – Die TaschenbücherDie teuflischen Schwestern

Der kommerzielle Erfolg der Marke "Dämonenkiller" muss in der Tat beträchtlich gewesen sein. Nicht nur wurde die Serie bereits nach 17 Heften aus dem Vampir-Horror-Roman ausgekoppelt, um sich fortan allein auf dem Markt zu behaupten.

Innerhalb kürzester Zeit wurde die Serie auch auf wöchentliche Erscheinungsweise umgestellt. Zeitgleich brachte man im März 1975 eine Taschenbuchreihe auf den Markt.


Die teuflischen SchwesternDie teuflischen Schwestern
von Robert Lory
Dämonenkiller Taschenbuch Nr. 14
Übersetzt von Horst Pukallus
März 1976

Der Roman:
Und wieder einmal lässt der kosmische Gott Sternzeichen durch die Reifen springen. Privatdetektiv Urban sitzt nachts in seinem kalten Büro in L.A., schlürft Johnny Walker Red Label und diktiert seine Geschichte auf ein verstaubtes Tonband.

Urban erhält Besuch von der bekannten Schauspielerin Mara Kent. Er soll rausfinden, mit wem ihr Mann sie betrügt. Urban beschattet den Halunken, stellt aber eigentlich fest, dass er den ganzen Tag mit Mara unterwegs ist, die für viel Geld Perlen bei Juwelieren kauft. Als er seine Klientin darauf anspricht, weist sie alles von sich, behauptet, Perlen zu verabscheuen und ihren Mann nicht gesehen zu haben.

Urban erhält einen mysteriösen Anruf von Maras Chauffeur, der am Telefon umgebracht wird. Die Polizei mischt mit. Der Chauffeur ist anscheinend aus Angst gestorben. Aber wie geht das? Maras Ehemann Armstead beichtet dem Detektiv, dass sich seine Frau seit kurzem merkwürdig verhält. Auch im Bett. Aus dem frigiden Star ist plötzlich eine Wildkatze geworden.

Urban, der argwöhnt, dass Mara unter einer Geisteskrankheit leidet, will es aber genau wissen. Er trägt seiner Klientin auf, vor ihrem Auftritt in einer Talkshow die Bibliothek zu besuchen, zwei Bücher über afrikanische Mythologie nachweisbar auszuleihen und sich Dinge zu merken. Es gibt später einen Test. Dann bittet er Armstead, ihm regelmäßig Bericht über die Aktivitäten seiner Frau zu erstatten. In der Zwischenzeit holt Urban bei seiner Freundin, der Ärztin Connie, Rat über Wesensveränderungen ein. Connie erwähnt dann den mysteriösen Meteor, der kürzlich in der Nähe des Hauses einschlug. Es war in den Fernsehnachrichten, aber Urban besitzt keinen Fernseher.

Am Ende ist Armstead mit seinem Rolls über die Leitplanke gefahren und vorher ebenfalls an Angst gestorben. Die Polizei holt Mara Kent zum Verhör, und Urban legt sich in ihrem Haus auf die Lauer. Er ist mittlerweile fest davon überzeugt, dass Mara nicht verrückt ist, sondern eine Doppelgängerin hat.

Später kehrt Mara zurück. Urban passt weiter auf. Und tatsächlich steht mitten in der Nacht die Doppelgängerin vor ihm. Mit zwei halbfertigen Doppelgängern des toten Chauffeurs und des toten Ehemannes.

Nach diversen Aktionen, bei denen zwei Polizisten sterben und die echte Mara im Koma liegt, stellt sich raus, dass Mara II mit dem Meteor aus einer anderen Dimension gekommen ist, sich von Perlen ernährt und ihr wahrer Anblick Menschen tötet. Die Golems sind ihre Kinder. Urban kann die Invasoren mit Feuer töten, indem er sein brennendes Auto und Mara II in den Meteorkrater fährt. Obwohl verletzt kann er die echte Mara retten, um seine Geschichte zu erzählen.

Bewertung:
Die Geschichte der Horrorscope-Serie findet sich in diesem Artikel
Eine »unheimliche« Mischung - Dämonenkiller – Die Taschenbücher: Die Horror-Party und zwar genau hier. Originalband 4 ist Horrorlite, wird doch kein einziger Tropfen Blut vergossen. Es ist auch eine Version des Plots von "Invasion of the Bodysnatchers". Jack Finney hätte Tantiemen bekommen sollen.

Um fair zu sein, Robert Lory erzählt die Geschichte geradlinig und mit ein paar cleveren Ideen. Dazu bietet er eine passable Imitation des typischen Noir-Krimis, wie er zur Entstehungszeit üblich war. Da wird kein Klischee ausgelassen. Vom einsamen PI in seinem schäbigen Büro in Los Angeles, der seinen Whiskey schlürft, bis zur schönen Mandantin mit knisternden Nylons, die etwas Glanz in besagtes Büro bringt. Lory ist sich dessen natürlich völlig bewusst; viele Dinge sind mit einem deutlichen Augenzwinkern erzählt. In dieser Hinsicht schlägt er sich sogar ganz gut, gelegentlich meint man hier Robert Mitchum Raymond Chandler sprechen zu hören. Müde, melancholisch, der Zeit entrückt.

Dabei spielt Lory sogar fair, was die Ermittlung angeht. Lange Zeit erwartet man als Leser die typische Schizophrenie-Geschichte oder ihre Abart, dass tatsächlich Maras böser, mutmaßlich übernatürlicher Zwilling rumrennt. Aber es werden diverse Hinweise eingebaut, die die Außerirdischen-Story vorbereiten und später für den Ahaeffekt sorgen. Natürlich wissen Genrekundige in dem Moment, in dem der Meteor erwähnt wird, worum es hier geht.

Als Horrorroman ist das lahm. Am Ende gibt es etwas Action, aber größtenteils wird hier geredet. Mara IIs golemartige Kinder wirken auch nicht besonders bedrohlich. Und das ist kein Problem der Übersetzung. Hier hat man ausnahmsweise keine härteren Szenen rausgekürzt, da es sie auch im Original nicht gab.

Life on Mars
Urban besitzt keinen Fernseher, was im 70er Jahre Amerika schwer unglaubwürdig ist. Aber er ist halt in jeder Hinsicht ein wandelnder Anachronismus wie sein Vorbild Philip Marlowe. Darauf einen Johnny Walker Red.

Gemini smile, Gemini killDas Titelbild
Und damit beginnt die Ära Nikolai Lutohin. Auch wenn ich seine kontinuierliche Arbeit bei Mythor irgendwann zu schätzen wusste, kann und konnte ich mit seinen Arbeiten beim Vampir und beim DäKi wenig anfangen. Das ist mir alles zu quietschbunt und erinnert immer an Rummelplatzplakate und Geisterbahn. Seine Cover signalisieren für mich eine  deutliche Abkehr vom atmosphärisch ernsthaften Horror und der oft düsteren Erotik eines Thole, alles erscheint bewusst harmloser und comic-hafter. Aber das ist zugegeben auch Geschmacksache. Er hat seine Fans, und das ist auch gut so.

Das Original
Gemini smile, Gemini kill
Horroscope 4
von Robert Lory
Januar 1975
183 Seiten
Pinnacle Books

Copyright © by Andreas Decker

Zur Einleitung - Zur Übersicht


Kommentare  

#1 Toni 2015-08-31 15:15
Thole vs Luthonin - ein krasser Unterschied!

In die Geisterbahn mit Thole-Bildern hätte sich wahrscheinlich niemand reingetraut :sigh: .
Ich hatte schon bei den "üblichen" Bemalungen oft ein mulmiges Gefühl...
#2 Andreas Decker 2015-09-01 10:38
zitiere Toni:
Thole vs Luthonin - ein krasser Unterschied!

In die Geisterbahn mit Thole-Bildern hätte sich wahrscheinlich niemand reingetraut :sigh: .
Ich hatte schon bei den "üblichen" Bemalungen oft ein mulmiges Gefühl...


Bei der Geisterbahn mit Thole-Bildern wären vermutlich sofort das Ordnungsamt und die Polizei gekommen :-) Seine Frauen waren nackter und suggestiver als die auf Pabel/Moewigs Girliemagazinen der Zeit.

Der Gästezugang für Kommentare wird vorerst wieder geschlossen. Bis zu 500 Spam-Kommentare waren zuviel.

Bitte registriert Euch.

Leit(d)artikelKolumnenPhantastischesKrimi/ThrillerHistorischesWesternAbenteuer/ActionOff TopicInterviewsHintergründeMythen und WirklichkeitenFictionArchivRedaktionelles