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Die Vampire und Dirk - Der Vampir-Horror Roman: Geister im Moor

Dirk und die VampireDer Vampir-Horror-Roman
Geister im Moor

Der Vampir-Horror-Roman ist eine Legende des Heftromans. Ich bin leider erst nach Einstellung der Reihe auf die Serie gestoßen und habe in den achtziger Jahren jede Menge davon gelesen.

Dreißig Jahre später wiederhole ich das Experiment Vampir-Horror-Roman lesen nochmals. Ob es immer noch gefällt?


Geister im MoorGeister im Moor
(Le Bourg Envoute)
von B.R.Bruss (Rene Bonnefoy
)
Vampir Horror-Roman Nr. 4
Aus dem Französischen von Seija Lintermann
24. Oktober 1972 / DM 1,-

Pabel Verlag
Jack Deans, ein ehemals recht bekannter Autor phantastischer Romane, erinnert sich an  Ereignisse, die er als 30 Jähriger erlebt hat und an die unheimlichen Verstrickungen in die er damals geriet. Nach 40 Jahren kann er endlich die Geschichte erzählen, die ihn Jahrzehnte nicht losgelassen hat.

1920.Bei einem Spaziergang durch den Hyde Park von London trifft Deans einen guten Freund, der ihm zu einer Reise nach Guilclan rät – ein abgelegener, düsterer Marktflecken in Schottland. Da der Schriftsteller immer auf der Suche nach Inspiration und der richtigen Atmosphäre für seine Bücher ist, in London gelingt ihm kein guter Satz, nimmt er den Vorschlag dankend an und macht sich auf den Weg. Unterkunft würde er bei einer Mrs. Gulliburbory, kurz Mrs. Gull genannt, im Schwarzen Kreis finden.

In New Guilclan, einem kleinen Seebad 7 Kilometer von seinem eigentlichen Ziel entfernt, trifft er die hübsche Betty, einzige Tochter von Sir David Salforth, die Jack in ihrem Auto mitnimmt. Den Salforths, eine der ältesten Familien im Ort, gehört halb Guilclan. Während der Fahrt stellt sich heraus, dass Betty ein Fan phantastischer Literatur ist und Jacks Bücher kennt. Sie erklärt ihm ein wenig die Geschichte des Ortes, der recht unheimlich und seltsam ist und von noch seltsameren Leuten bewohnt wird. Drei hinkende alte Weiber, das stumme Zimmermädchen Sally, der man die Zunge herausgeschnitten hat und der trinkfreudige Dr. Arnold sind nur ein Vorgeschmack an obskuren Gestalten. Irgendwie scheint der ganze Ort zu hinken oder andere Zeichen des Zerfalls zu zeigen.

Auch Mrs. Gull kocht nicht gerade vor Lebensfreude über, führt aber das einzige Hotel in Guilclan. Hier lernt Deans weitere Bewohner kennen und freundet sich ein wenig mit Dr. Arnold an.

Nach dem gemeinsamen Essen mit den anderen Gästen und bei einem guten Glas Whisky, erzählt der Doktor von zwei zerstrittenen Familien , die Guilclan schon seit Jahrhunderten bevölkern und ihren tiefen Hass aufeinander. Das ganze Drama fing im Jahr 1320 an. Moro Ludmar entführte damals eine Angehörige der Salforths auf seine Burg. Da den Ludmars schwarzmagische Fähigkeiten nachgesagt wurden, schaltete man damals die „Behörden“ ein und Moro wurde am 30. Mai hingerichtet. Vorher hat er noch ein paar Verwünschungen und Flüche in die Menge gebrüllt und nach der Hinrichtung gab es ein paar merkwürdige Todesfälle, wie z.B. den von Eric Salforth, Clanoberhaupt, und seinem Sohn James. Die Salforths hatten übrigens auch magische Kenntnisse, setzten diese aber nur ungern ein.

Das verfluchte Plateau von Ludmar, außerhalb von Guilclan, sollte man  besser meiden. Besonders vom 30. Mai bis 18. Juli traut sich niemand zu den alten Ruinen der Burg hinauf. Gilcross, ein „Stammgast“ von Mrs. Gull zeigt Deans ein altes, vererbtes Schriftstück aus dem hervorgeht, das die Burg ein riesiges Gewölbe hat, dessen Geheimnis noch immer nicht vollständig erforscht wurde. Gilcross versucht seit Jahren, diesem Geheimnis auf die Spur zu kommen. Er bittet Jack, ihm bei der Suche nach den versteckten Räumen zu helfen und dieser willigt ein.

Sally, das stumme Zimmermädchen gibt Jack mehrmals zu verstehen, dass es besser für ihn wäre, wieder abzureisen. In welcher Gefahr befand er sich hier? Das sollte er noch herausfinden und im Nachhinein betrachtet hätte er die Warnung ernst nehmen sollen...
 
Jack Deans lebt sich so langsam ein und entdeckt die raue Schönheit des Ortes und die noch betörendere Schönheit von Betty Salforth, die auch nicht abgeneigt scheint. Er kann sich mittlerweile gut vorstellen, einige Zeit in Guilclan zu verbringen, um sein Buch zu schreiben.

Die Bewohner kennt er jetzt auch näher und nicht alle sind so seltsam, wie er Anfangs dachte. Nur dieser merkwürdig müde Ausdruck in ihren Augen kommt ihm spanisch  vor.

Dann kommt es zu zwei Todesfällen. Adam Small, ein Freund der Salforths, hat sich aufgeknüpft  und seine alte Haushälterin ist daraufhin vor Schreck gestorben. So scheint es jedenfalls. Betty Salforth ist allerdings anderer Meinung.

Beim Überqueren des Plateaus wird Deans überfallen. Man reißt ihm das Hemd auf und lässt ihn dann wieder laufen. Das Gleiche passiert dann nochmals in seinem Zimmer, wobei er wohl hypnotisiert wurde, und nicht viel mitbekommen hat. Dann wird vor dem Gasthof ein Mann getötet – ein Ludmar, der das Emblem der Familie eintätowiert auf der Brust trägt. Den Grund für die Überfälle kann sich Jack nun zusammen reimen: Man hat nachgesehen, zu welcher Familie er gehört und nichts gefunden.

Jack Deans braucht mal eine Luftveränderung und spaziert nach New-Guilclan. Mittlerweile ist es Sommer und der Strand voller Menschen. Er lernt die rassige Mary Ramdul, aufgewachsen in Mexiko, kennen und hat mit ihr wilden...na ihr wisst schon. Mary hat auch noch zwei Schwestern, Martha und Marina – ebenfalls Schönheiten. Die Sache mit Mary beschert ihm allerdings ein schlechtes Gewissen Betty gegenüber.

Nach einem Anruf Bettys eilt er nach Roaldmor, dem Sitz der Salforths. Betty zeigt ihm einige Aufzeichnungen aus denen hervorgeht, dass sich der Fluch von Moro Ludmar alle 200 Jahre wiederholt. Auf beiden Seiten bleiben jedes mal etliche Familienmitglieder auf der Strecke. Auch ist die Rede von geheimnisvollen Rache-Boten der Ludmar und das deren okkulte Kräfte in der Zeit vom 30.Mai bis 18. Juli stärker sind als die der Selforths. Noch größere Kräfte vermutet man jedoch in der alten Burgruine und jede Seite ist bemüht, sie zuerst zu finden. Der Druck, diese verborgenen Kräfte  zu finden wird umso größer, als es noch mehr Tote gibt.

Um Jack vor magischen Kräften zu schützen, wird in einer okkulten Zeremonie ein Zauber über ihn gelegt. Der Angriff der Ludmars kommt auch prompt, aber außer ein wenig Verwirrtheit und ein kribbeln auf der Haut spürt Deans nichts. Der Schutzzauber wirkt!

Bei einem Spaziergang trifft Jack dann mal wieder auf Mary Ramdul, die ihn in einer Schäfer -Hütte erneut vernascht. Dann fängt sie Jack nochmals ab und nimmt ihn mit in ihr Hotelzimmer... Mit Betty hingegen ist er so gut wie verlobt!

Mittlerweile wird von beiden Familien nach den „Boten“ gesucht und auf dem Plateau werden drei schwebende Gestalten gesichtet. Die unheimlichen Geschehnisse scheinen ihren Höhepunkt zu erreichen. Ein Teil der Bevölkerung vergräbt sich in ihren Häusern und andere gehen offen aufeinander los. Bei einer Schlägerei gibt es mehrere Tote und Verletzte auf beiden Seiten.

Dann stirbt Sir David Salforth, von Nadeln durchbohrt und allein in seinem verschlossenen Zimmer, einen unnatürlichen Tod. Betty ist geknickt, gibt den Kampf aber nicht auf.

In New Guilclan trifft Jack nochmals (!) auf Mary und das alte Rein- und Rausspiel beginnt von neuem. Sie fleht ihn an, mit ihr zu fliehen, da sie sonst am anderen Tag (der 18.7.1920) sterben muss Doch Jack Deans liebt Betty Salforth!

Gilcross und Deans Grabungen scheinen nun auch Früchte zu tragen. Sie entdecken einen Raum, der scheinbar noch in Benutzung ist und in dem sich drei Betten befinden. Auch die Ludmars, in Überzahl, haben den Ort entdeckt und ein Kampf entbrennt. Die Ludmars setzen dabei Magie ein, Jack kann sich nur mit einer Pistole helfen. Gilcross verliert er dabei aus den Augen. Er flüchtet durch einen geheimen Gang und steht plötzlich, nachdem er sich durch eine Wand gegraben hat, vor Mrs. Gull im Keller vom Schwarzen Kreis. Er war entkommen.

Eine eilige Nachricht ruft ihn erneut nach Roaldmor – Betty liegt im Sterben. Einem Großangriff der vereinten magischen Kräfte der „Boten“ hat Betty Salforth nichts entgegenzusetzen und stirbt schließlich in Jacks Beisein. Dann ist Mitternacht und der Spuk ist vorbei. Gilcross fand man am anderen Tag mit einem silbernen Dolch im Herzen oben auf dem Plateau.

Nach den Geschehnissen in Guilclan fährt Jack Deans traumatisiert wieder nach London und heiratet später. Die „sieben Schicksalswochen“  wird er aber nie vergessen...

Wenn ich eins über Jack Deans sagen kann...: „Verdammt potentes Kerlchen! Hut ab!“

Ich kenne keinen Gruselroman, in dem soviel Beischlaf betrieben wird wie in Geister im Moor - um es gelinde zu sagen. Deans stand nicht etwa unter magischem Einfluss von Mary, sondern betrog Betty aus freien Stücken, auch wenn er sich nicht gegen die „Schönheit“ Marys wehren konnte. Is' klar Jack! Kurz: Er hatte es knüppeldick hinter den Ohren.

Die eigentliche Handlung des Romans ging so bis zur Seite 59. Danach musste Frau Lintermann wohl noch den Rest des zusammengekürzten Taschenbuchs, aus dem Jahr 1964(ca.220 Seiten), unterbringen. Es wurden nochmals die Zusammenhänge und Verbindungen zwischen den Familien Ludmar und Salforth in Form von Pergamenten, die Jack in seiner Tasche fand und einem Brief von Mary, erklärt. Die Ludmars kamen ursprünglich aus Ägypten und halfen den Salforths einen Herrensitz zu gründen. Sie vermittelten ihnen auch einiges von ihrem okkulten Wissen. Die ungewollte Liebe zwischen Moro Ludmar und Ludmilia Salforth brach die Bande dann auseinander. Eric Salforth löste  die Verlobung und so mussten die beiden Verliebten schließlich flüchten. Der Rest siehe Oben.

Natürlich waren Mary und ihre Schwestern die Schicksalboten! Alle 200 Jahre wachten sie wieder auf um die Salforths zu dezimieren. Danach „starben“ sie wieder, schliefen in Wirklichkeit aber in den Ruinen von Roaldmor.

Dreht man den Namen Ludmar um kommt man auf Ramdul und bei den Vornamen der Boten  auf Mary/Yram, Martha/Ahtram, Marina/Aniram. Schöner Einfall, leider nicht neu! Natürlich habe ich das bei Salforth auch probiert aber Htroflas konnte ich keinem Land zuordnen.

Wieder hat es Bonnefoy geschafft, auch wenn das Original natürlich länger war, jede Menge  Personen unterzubringen. Liest sich teilweise wie das Telefonbuch von Bottrop.

Die atmosphärisch beklemmende Story an sich fand ich gar nicht so verkehrt. Hatte was von Brigadoon, der Ort, der nur alle 100 Jahre auftaucht (da ging es auch um eine unglückliche Liebe, allerdings mit Happy End). Oder eine der neueren Grimm-Verfilmungen, wo alte, zahnlose Weiber alle paar Minuten auf den Boden spucken und „verflucht“ murmeln.

Was mir noch gefallen hat war, dass Bonnefoy diesmal die „Ego-Perspektive“ für seinen Protagonisten  gewählt hat. Schön waren auch die Beschreibungen der Menschen in Guiclan und das Jack selber ein Schriftsteller phantastischer Romane ist.  Die Ausgrabungen in den Ruinen von Ludmar hätten ruhig etwas ausführlicher geschildert werden dürfen. Ich stehe auf solche Quest- Sachen. Wenn auf Arte, ZDF-Info, Phoenix usw. mal wieder die alten Ägypter aufgescheucht werden, läuft bei mir oft der Fernseher.

Das Jack Deans so gut mit der Waffe umgehen konnte, er hat im Halbdunklen zwei Kopftreffer gelandet, war dann doch etwas an den Haaren herbeigezogen. Er war ja eher ein Softie, kam mir zumindest so vor.

Also, der zweite Roman von Bonnefoy in der Vampir-Horror Serie hat mir einen Ticken besser gefallen als Die Hexenmeister, aber ein Meilenstein war er für mich auch nicht. So stelle ich mir ein wenig die Frauen-Grusel Sachen ála Gaslicht usw. vor und das meine ich nicht abwertend. Da gibt es aber sicher Leute, die das ganz anders sehen!

Was gab es sonst noch?
Das Titelbild von Thole passt diesmal hervorragend zum Roman. Drei schlumpffarbige Schönheiten mit Totenkopf – Die Schicksalsbotinnen! Nur, was kommt da für ein Qualm aus dem Mund der vorderen Dame? Ist Thole nicht Holländer...(Scherz)

Die tolle Innenzeichnung von Berthold zeigt ein an die Tür genageltes Opfer der Familienstreitigkeiten. Das Horror-Lexikon behandelte diesmal Themen von L – wie Lykanthropus bis H – wie Hexensabbat.
 
Ein Blick auf die Werbung rund um den Roman zeigt, dass 1972 die Menschen, auf der Suche nach einem Partner, alle Möglichkeiten hatten, lästige Körpereigenschaften „schnell“ und „effizient“ in den Griff zu kriegen. Hatte „Mann“ die Aufklärungsschrift gegen  ERRÖTEN oder SELBSTSICHERHEIT IST ERLERNBAR gelesen, konnte es auch schon losgehen.Vor dem Date, man wusste ja nicht wann die Wirkung einsetzt und vorausgesetzt dass mit der BRIEFFREUNDSCHAFT hat geklappt, nahm der Mann eine Handvoll SEXVITAL-Kapseln  in Kombination mit EROTIN-Dragees. Hat er das Opfer dann in seine Bude geschleppt, gab es erotische Filme auf dem SUPER 8 FILMPROJEKTOR (mit Ton). Wenn jetzt alle Dämme brachen und es zum „Äußersten“ kam, konnte man nur hoffen, dass die „EINSAME EVI“ vorher für ANTI-BABY-SCHUTZ (Kondome) gesorgt hat. Der Schuss konnte natürlich, trotz der ganzen Vorsorge,  nach hinten losgehen, wenn man sein „HICOTON“ gegen BETTNÄSSEN vergessen hatte. Scheint eine ziemlich anstrengende Zeit gewesen zu sein.

Eine Frage habe ich aber noch: Wo war das Moor? Weit und breit nichts zu sehen, lieber Pabel-Verlag.

Bis zum nächsten Artikel mit schaurigen Grüßen.... Krid Snerebnorht.

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Kommentare  

#1 Andreas Decker 2015-09-09 09:44
Das war der allererste VHR, den ich je gelesen habe. So was bleibt hängen und verdirbt einen fürs Leben :-) Und ich fand ihn einfach nur grandios. Und das Cover und nicht zu vergessen die Innenillus ... Ich mag bis heute so gestrickte Geschichten. Nur das "Schriftsteller von Gruselgeschichten erlebt den Grusel", dafür habe ich keine Geduld mehr und finde es nur noch einfallslos bei allem, was nach 1980 produziert wurde.

Heute so viele Jahre später ist der Blick was ernüchtert, was den Roman angeht. Klar ähnelt er einem Gothic, die zur Entstehungszeit vermutlich auch in Frankreich schwer im Kommen waren - da gab es schließlich genug Chateaus rumstehen - und das Melodram steht hoch im Kurs. Trotzdem gäbe ich viel, das Teil mal ungekürzt zu lesen. Das da ist nur die Reader's Digest-Version, auch wenn sie nicht schlecht gemacht ist. Hätte ich auf der Schule besser mal Französisch nicht abgewählt für irgendeinen anderen Unsinn, nur weil ich zu faul war :D
#2 Toni 2015-09-09 17:46
Da kann man mal sehen, wie verschieden die Geschmäcker sind :-)
Mein "Erster" war die Nr.1 ( habe ja damals ne Menge auf einen Schlag bekommen) und das konnte man ja auch merken :-* .

Mich irritieren oft zu viele Personen in einem relativ kurzen Text. Habe wahrscheinlich zu viel Robinson Crusoe gelesen....
#3 G. Walt 2015-09-10 16:33
Ich liebte BR Bruss sehr. Toller Stil für Gruselromane.

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