Macabros revisited - Folge 19 Das (große?) Finale…
Teil 19
Das (große?) Finale…
Auch der stellte den Autor vor eine solche Aufgabe, und wie bereits im Xantilon - Zyklus, welcher trotz der schon stattlichen Zahl von 5 Bänden nicht ganz so komplex und vielschichtig war, wie der sogenannte “Blutsiegel-Zyklus”, kommt er spätestens in der zweiten Hälfte gehörig ins Schwitzen, als es darum geht, diesen Wust an Handlungen und Informationen zu einem der anspruchsvollen Thematik angemessenen Ende zu bringen. Dass dabei einige Figuren, wie etwa Camilla Davies und Alan Kennan, etwas zu kurz kommen, ist ein noch zu verschmerzender Nebeneffekt, der bei dem Versuch, den Helden aus einer verfahrenen Situation nicht nur zu befreien sondern ihn auch noch möglichst mit einem Teilerfolg nach hause gelangen zu lassen, schon mal vorkommen kann. Da muss man sich schon etwas einfallen lassen, denn 60 Seiten können verdammt kurz sein, zumal, wenn man auch noch mehrere Nebenhandlungen, wie jene um die von Molochos infiltrierte Gruppe um Richard Patrick, den Herausgeber der Amazing Tales, unterbringen muss/will.
Dass der Autor hier eine frühere Idee recycelt (schöne Frau verwandelt sich des nachts in ein Monster) wäre vielleicht verzeihbar gewesen, wenn sich das Ganze angesichts des anstehenden Showdowns nicht viel zu sehr in die Länge ziehen und die Handlung auch nicht wirklich voranbringen würde. Da kann man es Shocker am Ende nicht mal übel nehmen, dass es sich bei der ominösen “Parasitengruft” um nichts anderes als um einen gigantischen Zauber aus dem Hut handelt, stellt sie doch nicht nur eine Art positives Gegenstück zum Blutsiegel dar, sondern vermag sie den Helden nebst Anhang auch noch ganz bequem nach hause zu befördern, während der groß(spurig)e Molochos nur danebenstehen und sich ärgern kann. Dass er sich dabei in der Gestalt eines riesigen Drachen präsentiert, macht die Niederlage nur umso ärgerlicher, weil er damit letztlich auch niemanden mehr beeindrucken bzw. etwas reißen kann. Dass Hellmark hier am Ende noch tatkräftige Unterstützung eines “Grauen Riesen” erhält, kann man noch mit einem zugedrückten Auge als nachvollziehbar akzeptieren, denn auch wenn die Riesen ja eigentlich nichts mehr mit den Menschen zu tun haben wollten, so hatte Hellmark diesem speziellen Exemplar immerhin das Leben gerettet. Dass der Graue dann zum Dank seine ganzen, während seiner Odyssee verschollenen Gegenstände dabei hat, fällt dann allerdings eher wieder in die Hutzauber - Kategorie.
Doch auch wenn dieses Finale nicht wirklich überzeugt und am Ende alles wieder sehr zusammengestaucht wirkt, ist der Leser doch immerhin erleichtert, dass der Siegel-Zyklus, welcher doch etwas sehr umfangreich war, endlich ein Ende und der Held seinen Weg zurück nach hause gefunden und sogar noch das ominöse “Amulett des Herrschers” ergattert hat, welches später noch eine sehr wichtige Rolle spielen wird…
Eine im Serien-Kosmos nicht ganz so wichtige Rolle spielt dagegen Frank Morell, alias Mirakel, der in dem wieder in den Einsatz geschickt wird.
Nachdem es vor ihm schon seinen Kollegen Björn Hellmark in die Mikrowelt verschlagen hat, darf sich nun auch Mirakel dorthin begeben. Bevor es allerdings dazu kommt, muss der Leser sich noch durch etliche Seiten Nebenhandlung kämpfen, in der größtenteils auch eher nebensächliches behandelt wird. So bekommt man es zunächst noch in unserer (Makro-) Welt mit den Qualligen zu tun, welche nicht nur durch ihr abstoßendes Äußeres und ihre eher ungewöhnliche Art zu töten auffallen, sondern sich darüber hinaus auch noch durch einen entscheidenden Aspekt von den meisten Gegnern unterscheiden, die bisher in der Serie auftraten: Sie sind unverwundbar. Nicht einmal Feuer kann ihnen etwas anhaben, da muss der Held am Ende beinahe dankbar sein, dass der große Obermotz jener Qualligen ihn in die Mikrowelt befördern lässt, nachdem er auf ihn aufmerksam geworden ist. Denn nur hier kann Mirakel den fremdartigen Wesen letztlich beikommen.
Ein grober Fehler, wie sich schnell herausstellt, erweist sich doch gerade jener Obermotz als die einzige Schwachstelle in dem ganzen “Gequalle”, sprich: Er ist das einzig angreifbare Wesen seines Volkes und - ähnlich wie eine Ameisenkönigin - mit überaus empfindlichen und leicht verletzbaren Weichteilen versehen. Als der Held dies erst einmal erkannt hat, ist das Problem dementsprechend schnell gegessen, und auch die Rückkehr in die Makrowelt gestaltet sich als problemlos. Immerhin wartet dort aber noch ein “richtiger” Gegner, nämlich ein Halbdämon auf den Helden - mit dem er, so sollte man meinen, nicht ganz so leichtes Spiel haben dürfte. Aber da der Autor ihm nach den ganzen Strapazen in der Mikrowelt wohl keinen längeren Kampf mehr zumuten oder einfach Feierabend machen wollte - lässt er es dabei bewenden, auch diesen Gegner im Schnellverfahren zu beseitigen, indem er ihm kurzerhand den Dyktenkristall auf die Brust presst.
Der Leser nimmt es mit einem Achselzucken hin - schielt er doch nach diesem Abstecher in die Welt der fliegenden Dykten bereits mit einem Auge auf den , von dem er sich aus gleich zwei Gründen etwas mehr verspricht. Zum einen freut er sich natürlich auf ein “echtes” Macabros - Abenteuer, zum anderen ist er gespannt, was der erste große Jubiläumsband zu bieten hat. Und er bietet - soviel kann man bereits vorwegnehmen, so einiges, auch wenn sich das Gebotene nicht unbedingt in allen Punkten als dem Anlass entsprechend präsentiert. Selten zuvor gab es in der Serie einen Roman, der zwei so qualitativ unterschiedliche Handlungsstränge bot. Da haben wir auf der einen Seite natürlich Björn Hellmark, auf den - kaum ist er auf Marlos angekommen - schon wieder das nächste Abenteuer wartet. Nachdem er im letzten Band ja in den Besitz des geheimnisvollen Herrscher - Amulettes gelangt ist, wird von der Gegenseite auch schon alles versucht, es ihm wieder abzujagen.
Zwar nutzt Shocker gleich die Gelegenheit, und versorgt den Helden (respektive seine Leser) mit den ersten wichtigen Informationen zu dem begehrten Artefakt, was einerseits für den gewünschten Aha - Effekt sorgt, erfährt man doch, dass es sich bei dem Herrscher um einen abtrünnigen Ursen handelt, und auch der Baum des Schicksals (wir erinnern uns in dem Zusammenhang an Arsons Suche nach seiner Familie) wird erwähnt. Andererseits wird diese Freude dann wieder getrübt, durch das wieder einmal völlig unglaubwürdige und unlogische Verhalten des Gegners, welcher die gewünschten Informationen mal eben in einem ellenlangen Monolog ausplaudert. Warum macht er das? Nun, er hält den vor ihm liegenden Hellmark für tot, nachdem er (mal wieder) einen Menschen - oder im Shocker - Jargon - einen Helfershelfer beauftragt hatte, ihn zu töten. Das Briefing, in dem allen Dämonen und ihren Gehilfen eingeimpft wurde, dass der größte Feind Molochos über die Fähigkeit verfügt, einen gegen Schüsse gefeiten Doppelkörper entstehen zu lassen, muss er wohl verpasst haben. Doch auch wenn das völlig sinnfreie Ausplaudern der intimsten Geheimnisse im Selbstgespräch einfach nur ärgerlich ist, so steht dem Leser noch schlimmeres bevor. Bekommt er es doch in der zweiten Handlungsebene mit ein paar wild gewordenen Riesenschnecken zu tun, auf denen der Gegner sogar zu reiten vermag. Wer sich da noch einen Zylinder und ein paar Zügel dazu denkt, der steht mit seinen Assoziationen nicht allein da. Zwar kennen wir diese Viecher bereits aus dem Xantilon - Zyklus, aber während sie dort zumindest noch bedrohlich erschienen, so kann man den Auftritt in diesem fünfzigsten Band der Serie nur noch als lächerlich bezeichnen.
Da reißt auch der Auftritt eines Larry Brent, der hier mit seiner Laserkanone um sich schießt, nicht mehr viel heraus. Als die beiden Helden sich dann am Ende die Hand reichen und Freundschaft schließen, kann man sich nicht so wirklich darüber freuen und wünscht sich nur, diese Begegnung hätte unter anderen Umständen stattgefunden. Immerhin kann man die Informationen, die Hellmark von dem ebenso dummen wie leichtsinnigen Gegner bekommen hat, noch als kleines Highlight bezeichnen, und wer die Serie kennt, weiß, dass hier große Dinge ihre Schatten voraus werfen…
Aus Macabros 48:
„Haha… hahahahoooohooo“, klang es schaurig durch die Lüfte. Molochos Lachen war nicht für menschliche Ohren bestimmt.
Macabros 49:
„Menschen und Quallige sind verschieden, haben verschiedene Auffassungen.“
Macabros 50:
Seine Gegner verließen die schützenden Löcher und ließen seltsame Überraschungen vom Stapel, um zu zeigen, wie präsent sie waren.
Das unheimliche Gesicht verzerrte sich und lockerte sich auf. Es sah aus, als ob der Dämon vor seinem Ende noch mal einen großen Gedanken fasse.
Kommentare
Der Titel "Die Qualligen aus der Mikrowelt" lässt mich auch heute schmunzeln. Wie oft waren die Titel besser als der Inhalt.
50 ist eine echte Enttäuschung. Das Crossover hätte man sich besser gespart, weil nie etwas daraus gemacht wurde - Marlos als Rekonvaleszenz-Klinik für gestresste PSA-Agenten? Begegnungen am Tatort? Carmina und Morna auf Shoppingtour und abends zur Party auf der Yacht von Ari? - und weil die Macabrossche Dimensionshüpferei ziemlich konträr zum Brent-Serienkosmos war. Das Tibi ist furchtbar lahm.
Das Beste ist - auch hier - der Titel. Und selbst der erweist sich als Mogelpackung.
Zitat: Hmm, auf die Leichenschlucht und die Sache mit der Filmerei bin ich gar nicht eingegangen, fällt mir gerade auf. Dann wäre das Urteil aber wohl noch schlechter ausgefallen...