Science Fiction mit einer Prise Grusel - Alisha Bionda (Hrsg.) "Heimweh eins Cyborgs"
Science Fiction mit einer Prise Grusel
Alisha Bionda (Hrsg.) "Heimweh eins Cyborgs"
Zur Einführung
P.machinery ist ein etablierter Kleinverlag mit Schwerpunkt SF. Daneben werden aber auch etliche andere interessante Themenbereiche berücksichtigt. Für Liebhaber der SF-Kurzgeschichte ist der Verlag die erste Adresse in Deutschland. Eine der Unterreihen heißt "Dark Wor(l)ds" und wird von Alisha Bionda herausgegeben. Band 3 dieser Reihe ist "Heimweh eines Cyborgs".
In diesem Band legt Alisha Bionda großen Wert darauf, "eine möglichst große Bandbreite an Texten zu bieten, die Fiction teils im weitesten Sinne beinhalten, und neben Social und Dark Fiction auch klassische Plots bieten: Sei es im All, in fernen Galaxien oder (vielleicht) auch im alltäglichen Leben, im Hier und Jetzt." (Vorwort von Alisha Bionda)
Neben einigen erfahrenen SF-Autoren wie Achim Stößer und Lucas Bahl (STERNENFAUST), findet man etliche Namen, die man sonst eher aus den glänzenden Anthologien von Alisha Biondas kennt, die dem Bereich der düsteren Phantastik gewidmet sind. Allen voran ist da Barbara Büchner zu nennen, dazu zählen aber auch beispielsweise Vincent Voss, Guido Krain und Sören Prescher.
Eine Struktur erhählt der Band durch die farbigen Innenillustrationen von Crossvalley Smith, die den Autoren als Inspiration für ihre Geschichten gedient haben. Wie unterschiedlich die Bilder aufgenommen werden, zeigt sich bei Sören Prescher und Thomas Neumeyer, deren Geschichten jeweils zur gleichen Grafik entstanden.
Die Geschichten
In "Roboterhunger" von Achim Stößer geht es um die Frage, wie die Menschheit mit Cyborgs umgehen wird. Stehen ihnen "Menschenrechte" zu? Eine interessante Fragestellung, die nicht mit Anspielungen auf heutige Probleme spart, aber die Schlusspointe ist relativ schwach geraten.
In "Gesetz des Chaos" erzählen Desirée und Frank Hoese einen spannenden Weltraumkrimi. Ein Auftragskiller besucht die Station Numa City, ein künstliches Habitat im All. Das Setting erinnert an die düsteren Detektivgeschichten des Film noir.
"Vierundzwanzig Stunden" von Guido Krain spielt auf Phobos. Dieser geheimnisvolle Marstrabant wird von einer irdischen Expedition besucht und soll intensiv erkundet werden. Schon bald stößt man auf die Spuren Außerirdischer.
Bei Lothar Nietzsch in "Die Schöpfung - Das nächste Level" geht es um eine isolierte Außenstation der Menschheit. Während alle Menschen längst tot sind, gehen zwei einsame, höchst langlebige Cyborgs unermüdlich ihrer Beobachtungsaufgabe nach. Und plötzlich gibt es allerhand zu beobachten.
Auch Thomas Neumeyers "Wer die Information sät" spielt auf einer Raumstation. Vor dem Hintergrund von handfesten wirtschaftlichen Interessen verschiedener Machtblöcke kämpfen Geheimdienste um die Sicherheit einer diplomatischen Konferenz. Nach den ersten Toten stellt sich die Frage, gibt es Verräter in den eigenen Reihen?
Barbara Büchner macht es gruselig. In "Schrotts Phantom" um mysteriöse Ereignisse rund um einen verschwundenen Mieter mit lebenslangem Wohnrecht. Ein Söldner und Großwildjäger soll das Gelände sichern, damit der Besitzer ein lukratives Geschäft tätigen kann.
Vincent Voss schildert in "Lucy" Freud und Leid eines Cyborgs, der als Bestattungsunternehmer tätig ist.
Christoph Marzi zeigt in der titelgebenden Story "Heimweh eines Cyborgs" neue Möglichkeiten für alternde Stars ewig jung zu bleiben.
In Sören Preschers "Pünklichkeit und Perfektion" wird die schöne neue Arbeitswelt thematisiert.
Besonders beeindruckend ist "Projekt CONDOR II" von Arthur Gordon Wolf. Eine wissenschaftliche Expedition der Hochschule für Technik und Wissenschaft Dresden untersucht die berühmten Geoglyphen in Nazca/Peru. Dabei wird erstmals ein primitiver Flugdrachen eingesetzt.
Lucas Bahl nimmt sich des Themas Zeitreise an. Die Kirche schickt Cyborgs in die Zeit von Jesus Kreuzigung.
Fazit
"Heimweh eines Cyborgs" ist eine bunte Mischung verschiedener Geschichten. Passend zu den ebenfalls bunten Illustrationen von Crossvalley Smith, werden verschiedene SF-Szenarien durchgespielt. Mal geht es ironisch zu, mal ist eher Action Trumpf. Es gibt kriminalistische Szenarien, Agenteneinsätze, aber auch ausgesprochen gruselige Stories. Mir hat es besonders die Geschichte "Projekt CONDOR II" von Arthur Gordon Wolf angetan, weil er so trefflich den Ton eines Expeditionstagebuchs und die Atmosphäre einer wissenschaftlichen Unternehmung eingefangen hat. Gewöhnungsbedürftig waren allenfalls das ungewöhnliche Format und der Schriftsatz des Bandes. Ich finde die Herausgeberin hat es verstanden, eine ungwöhnliche, aber ansprechende SF-Mischung zusammen zu stellen.
Übersicht
Heimweh eines Cyborgs