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Die Vampire und Dirk - Der Vampir-Horror Roman: Frankensteins Verwandlung

Dirk und die VampireDer Vampir-Horror-Roman
Frankensteins Verwandlung

Der Vampir-Horror-Roman ist eine Legende des Heftromans. Ich bin leider erst nach Einstellung der Reihe auf die Serie gestoßen und habe in den achtziger Jahren jede Menge davon gelesen.

Dreißig Jahre später wiederhole ich das Experiment Vampir-Horror-Roman lesen nochmals. Ob es immer noch gefällt?


Frankensteins VerwandlungFrankensteins Verwandlung
Der neue Frankenstein zweiter Teil
von James Burcette

Vampir Horror-Roman Nr. 17
März 1973 / DM 1,-

Pabel Verlag
Der Luxusdampfer Odysseus stampft bei anhaltendem Schneetreiben durch das unruhige Gewässer des Atlantiks. Viele Passagiere haben sich unter Deck verkrochen und bekommen so von den Schiffbrüchigen,  ein Mann und eine Frau, die scheinbar führerlos in einer kleinen Motorjacht über die Wellen trieben und deren Rettung nichts mit.

Der Schiffsarzt kümmert sich um die neuen Gäste und wundert sich über das Aussehen des Mannes. Ein Riese mit wächserner Haut und seltsam starren Gesicht. Die Frau erwacht als erste aus ihrer Ohnmacht und warnt den Arzt vor ihrem Begleiter und überzeugt ihn schließlich, den merkwürdig aussehenden Mann weiter ruhig zu stellen. Das war vorerst Rettung in letzter Minute, denn bei dem Riesen handelt es sich um den ehemaligen Basketballspieler Jim Baker, der jetzt mit dem Gehirn von Ronald Garwin durch die Gegend läuft und dessen Haut unzerstörbar ist. Vor ein paar Stunden  hat er noch in Manhattan gewütet, der Polizei ein paar Rätsel aufgegeben und ist schließlich, nach einer wilden Verfolgungsjagd mit seiner Geisel, Birgit Jensen, auf einem gestohlenen Boot Richtung offenes Meer entkommen. In den Medien ist vom neuen Frankenstein die Rede.

Der Milliardär Howard Heston ist froh, endlich etwas von seiner entführten Freundin Birgit zu hören. Nach deren Funkspruch vom Schiff, ruft er Dassin zu sich. Er soll das Monster wieder gefügig machen und richtet sich für diese Zwecke ein Labor ein. Seine Erfindung, der Enzephal-Moderator, mit dessen Hilfe er kurz das Monster in den Griff bekommen hat, ist zerstört und soll jetzt durch die Unterstützung von Dr. Bertolli, seinem neuen Assistenten, generalüberholt werden. Bertolli ist zudem noch Neffe der bekannten Gangstergröße Mario Bertolli und seit Kindheitstagen an verschwiegene Aktionen gewöhnt. Nach den Vorbereitungen machen sie sich in einem schnellen Motorboot auf den Weg zum Luxusliner.

An Bord der Odysseus hat sich Birgit inzwischen ein wenig erholt und nimmt in der Kabine des Schiffsarztes, Dr. Lassiter, ein üppiges Mahl zu sich. Das Ungeheuer schläft dank der Injektionen des Arztes immer noch. Der Doktor, inzwischen schwer verliebt in die hübsche Schiffbrüchige, packt ihr etwas in den Wein und wird zudringlich. Seit dem tödlichen Unfall seiner Frau frönt er des öfteren dem Alkohol und hat sich danach nicht mehr recht im Griff. Bevor Birgit zusammenbricht, schafft sie es noch aus seiner Kabine. Ist sie vom Regen in die Traufe geraten? Ein Kostümfest an Bord lässt sie vielleicht auf andere Gedanken kommen. Den Vorfall kann sie später immer noch melden.

Dr. Lassiter ist völlig am Boden und ordentlich betrunken. Unzufrieden mit sich und dem Rest der Welt beschließt er, den Unhold  nicht weiter schlafen zu lassen und verabreicht ihm ein Aufwachmittel. Das ist so ziemlich die letzte Tat in seinem Leben, denn Garwin sagt nicht danke, sondern tötet den Mann in Weiß indem er ihm einfach die Wirbelsäule bricht. Aber wo ist Birgit? Von Lassiter weiß er, dass sie als Mexikanerin verkleidet am Kostümfest teilnimmt. Aber es gibt einige Mexikanerinnen. Die Haut braucht dringend Blut und so gerät Garwin mal wieder in einen Rausch. So richtig funktioniert sein Gehirn immer noch nicht und er gebärdet sich wie ein Kleinkind, das nach seinem Schnuller sucht... und dieser Schnuller heißt Birgit. Die Gäste an Bord, allesamt in Kostümen, halten das Monster zuerst für einen Gag, aber nach ein paar Toten und Schwerverletzten vergeht ihnen so langsam der Spaß.  Der Kapitän des Schiffes überlebt die Begegnung mit Garwin  auch nicht.  Birgit weiß inzwischen, dass „Neu Frankenstein“ auf der Suche nach ihr ist und findet Hilfe beim Funker, der sofort über Lautsprecher die Passagiere warnt. Sie verständigt Heston und seine Leute, die noch einige Seemeilen vom Schiff entfernt sind.

 Ein paar handfeste Matrosen haben das Monster zwischenzeitlich  in einer Kabine gefangen, aber lange währt die Freude nicht. Sie versuchen  Frankenstein Richtung Kommandobrücke zu locken, weg von den Gästen. In einem lichten Moment schnappt sich Garwin ein kleines Mädchen als Geisel, verbarrikadiert sich in einer Kajüte und fordert seine Verfolger auf, ihm endlich Birgit zu bringen. Der Plan geht auf. Birgit bieten sich zum Austausch an und wird schließlich vom Monster, das an ihr Blut möchte, bedrängt. Die Gier in seinen Augen verspricht ihr nichts Gutes. Als er gerade zubeißen will, fliegt die Tür auf und Dassin erscheint mit dem Enzephal-Dings in der Hand. Frankie wird in seinen Bewegungen gestoppt und es sieht so aus, als wenn das Gerät diesmal ein voller Erfolg ist und eine Art Fernsteuerung darstellt. Das Monster macht noch ein paar ungelenke Bewegungen und bleibt schließlich benommen liegen. Ordentlich verschnürt bringt man den Wüterich aufs Boot. Das Kreuzfahrtschiff und die Menschen darauf sind zwar gerettet, haben aber ein paar Tote und Verletzte sowie jede Menge Verwüstungen zu beklagen.

 Frankenstein ist wieder unter Kontrolle und diesmal soll es auch so bleiben. In Dr. Bertollis Privatsanatorium hat man die besten Möglichkeiten ihn zu überwachen. Dassin hingegen schmiedet  bereits neue Pläne, wie er sich den Unhold gefügig machen und für seine Zwecke einsetzen kann. Er weiht Bertolli ein, doch der Neffe des Gangsters hat eigene zwielichtige Nutzungsmöglichkeiten für Garwin im Kopf. Dassin ist da eher im Weg und unbrauchbar. Zwei ruppige Pfleger nehmen das schmächtige Männchen in die Mitte und zeigen dem Wissenschaftler mal, wie so ein OP-Tisch im liegen aussieht. Unterdessen entfernt der neue Mann am Skalpell  einem angeschossenen und sterbenden Killer namens Crazy Joe, das Gehirn und pflanzt es dem Monster ein. Garwin ade.  Das Gehirn des Profikillers zusammen mit der Unverwundbarkeit soll in einem Krieg unter Gangstern  den entscheidenden Vorteil bringen. In Las Vegas ist ein  Machtkampf zwischen den Bertollis und den Leuten von Dan Agrella, ein windiger Geschäftsmann und übler Schutzgeld Erpresser, entbrannt. In feinem Zwirn schickt man Agrella jetzt den veränderten Crazy Joe auf den Hals, der das Problem auch prompt klärt und von den schießwütigen Horden des Widersachers nicht viel übrig lässt. Das Dumme an der Sache ist nur, dass Frankenstein/Joe bei diesem Auftrag denken muss um reagieren zu können und man ihn deshalb von der unsichtbaren Leine des Hypnose-Kastens trennen musste. Ob er sich wieder einfangen lässt ist unklar.  Nach getaner Arbeit soll Crazy Joe warten bis er abgeholt wird, aber die alten  Leidenschaften des ehemaligen Killers, Glückspiele und Frauen, gewinnen Oberhand und nur mit Mühe und dank des Enzephal-Moderators entkommt eine junge Frau einer unfreiwilligen Blutentnahme Aber unter Kontrolle ist er immer noch nicht. Irgendetwas an seinem Verhalten hat sich geändert.

Endlich wieder im Casino, dem Hauptquartier der Bertollis, klemmt er sich gegen den Willen seines Bosses an die Automaten und gewinnt. Als er weiter zum Roulett zieht, gewinnt er auch dort. Irgendwie kann er die Geräte für seine Zwecke manipulieren, wenn er sich nur stark genug konzentriert. Bertolli befürchtet, dass er die Bank sprengt, zumal sich andere Spieler an seine Fersen heften. Mit hübschen Frauen lässt er sich auch nicht weglocken. Nach dreihunderttausend gewonnenen Dollars meldet sich so langsam sein Blutdurst wieder doch sein Gehirn funktioniert überraschend exakt und überlegt. Warum soll er sich von anderen manipulieren lassen, wenn er  selber an die Spitze der Macht gelangen kann? Er verlässt das Casino, heuert fünf Revolvermänner zu seinem zusätzlichen Schutz  an und spielt woanders weiter. Die Bertollis starten noch einen letzten Versuch ihren Mitarbeiter wieder in die Firma zu locken. Sie wollen ihm eine Betäubungsspritze verabreichen und die Gangster-Mieze Rita Bushing soll ihnen dabei helfen. Beim Stelldichein im Hotelzimmer soll sie dem Riesen die Spritze mit Betäubungsmittel in die nicht mit Kunsthaut belegte Stelle drücken und anschließend ihren Boss verständigen. Crazy Joe ist aber nicht dumm und riecht den Braten. Er holt das Mädchen, mit etwas Überredung, auf seine Seite und lockt mit ihrer Hilfe die anderen Gangster in die Falle. Bertolli muss klein beigeben, wenn er überleben möchte. So wie es aussieht, hat in Las Vegas jetzt Crazy Joe das sagen – unverwundbar, brutal und unberechenbar...

Dirk und sein SenfMein Senf
Es ist schon sehr lange her, dass mich meine Freunde John nannten, aber die Leute in unserem Viertel zittern noch heute, wenn sie diesen Namen hören... Naja, ganz so schlimm wird es für die Nachbarn wohl doch nicht gewesen sein, als ein paar Rotznasen mit Plastikpistölchen durch die Straßen von Essen-Huttrop jagten und sich amerikanisch klingende Vornamen zuriefen. Meine Kumpel Jim (Roland) und Hank (Andreas) waren meistens auch mit von der Partie. Alleine hätte es ja auch keinen Spaß gemacht, den Gangster-Film vom Vorabend nach zu inszenieren. Da wurde auch schon mal mitten auf der Straße gestorben oder man fiel, nach einem tödlichen Treffer, vom Garagendach in einen Blätterhaufen. Gab es einen Kriegsfilm, stand man am anderen Tag mit Grünzeug aus dem US-Verkauf auf der Wiese oder ein Western inspirierte zur Jagd auf Apachen (Mädchen). Natürlich passten die rot/schwarzen Kommunionschuhe, die ich Alltags auftragen musste, nicht immer ganz zum Outfit, aber mein Kumpel sah mit seinen Gummistiefeln und der Fransenhose vom letzten Karneval noch viel beknackter aus. Gesteigert wurden die Duelle nur an den Tagen rund um Silvester an denen es Knaller gab und Herr Kammann, von der Bude an der Ecke, zwei Augen zudrückte, wenn er uns die China-Böller über den Ladentisch schob. Immer mit dem „fürsorglichen“ Hinweis „...von mir habt ihr die aber nicht.“ Kurz, ich hatte eine sehr bewegte Kindheit (und noch beide Hände) in den doch recht abenteuerlichen und freien 70ern und meine Mutter ließ viel durchgehen, wenn wir sie nicht persönlich nervten. An vielen Stellen wurde noch gebaut, was eine prima Kulisse für Abenteuer abgab. Die A 40 bekam z.B. einen Anschluss an die 52 Richtung Düsseldorf und wenn man ein wenig Phantasie hatte, konnte man bei uns noch die Spuren des 2. Weltkrieges erkennen. In Essen wurden, dank Krupp und Kohle, viele Bomben abgeworfen. Und wir spielten Gangster und Bulle...

Das hat jetzt erst einmal nicht viel mit FRANKENSTEINS VERWANDLUNG zu tun, aber kurz gab er mir dieses Gefühl von damals zurück, denn meine ersten Heftromane waren Krimis.  Die las ich ungefähr zur gleichen Zeit und war immer voll drin in den Geschichten. Was ich da gelesen habe weiß ich zum verrecken nicht mehr, nur Cotton war es nicht. Zusätzlich wurde meine kindliche Vorstellungskraft, die mir leider in den letzten Jahrzehnten etwas abhanden gekommen ist, noch von Hörspielen, Comics sowie Film und Fernsehen befeuert. Wir hatten ein Stadtteil-Kino, das Eulenspiegel, direkt ein paar Straßen weiter. 
Klar, viele Gruselromane in Heftformat gehen in Richtung Krimi und daran ist auch nichts auszusetzen, doch bei FRANKENSTEINS VERWANDLUNG bekam man, ab ca. Heftmitte, die volle Breitseite des amerikanisch/italienisch geprägten Gangstermilieus (zumindest aus  Filmen) geboten und oft genug hatte ich das Gefühl, mich beim lesen wegducken zu müssen, damit mich kein Querschläger erwischt. Begriffe wie Gangster, Mieze, ballern oder abknallen flogen nur so durch die Seiten und die Namen passten wunderbar zu pockennarbigen, klischeebeladenen  Ganoven. Einen Krätze-Luigi oder Giovanni, der einarmige Rabattmarkenfälscher, gab es zwar nicht, aber ich konnte trotzdem die Pomade riechen. Bei Dr. Lassiter ( dem abgehalfterten Schiffsarzt) kam mir sofort die noch lebende Romanfigur mit Pferd in den Sinn, der ja auch ein permanenter Frauenbefummler ist. Kommt Lassiter eigentlich von Laster?

Der Horror hielt sich bei dem zweiten Teil der Story um den „Neuen Frankenstein“ etwas im Hintergrund. Der gruselige Grundstein der Reise des gehirnmanipulierten  Unholds war ja eh im ersten Teil gelegt und konnte auf den knapp 65 Seiten  deshalb etwas dezenter angegangen werden. Für die Quereinsteiger  und Gelegenheitskäufer hat KL den ersten Roman übrigens nochmals kurz zusammengefasst.  Zuerst dachte ich, Luif will den Leser auf eine Kreuzfahrt mitnehmen und im nächsten Moment serviert Sascha Hehn, der  Schönling vom Dienst, den Gästen ein paar süffige Cocktails, aber dann gab es nur Bloody Mary mit vereinzelten Fruchtstückchen. Der neue Frankenstein wurde nachdenklicher und selbstbewusster.  Auf den ersten (ca. dreißig) Seiten versaute der Grimmige mit der wächsernen Haut, den Passagieren des Luxusliners Odysseus zwar gehörig die Stimmung, aber das Amokgelaufe  hielt sich in Grenzen. Vielleicht bin ich auch inzwischen abgestumpfter, was die Gewaltdarstellungen anbelangt. 17 Vampir Horror Romane gehen schließlich auch nicht spurlos an einem vorüber. Einmal tankte Garwin die durstige Haut mit frischem Blut auf, doch seltsamerweise hatte er sich für seine Verhältnisse überraschend gut im Griff. Die einzige Waffe gegen Frankie, dieser Enzephal-Kasten, zeigte am Anfang beim Monster noch große Wirkung und man konnte den Hünen dank der Fernsteuerung lustig vor Wände laufen oder ein paar Pirouetten drehen lassen, aber irgendwann war Schluss damit. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass Kurt Luif seine Figur nicht zu einem Tanzbären verkommen lassen wollte. Spätestens nach dem zweiten Gehirntausch durch Dr. Bertolli strebte der muffige Ex-Gangster eigenen Zielen entgegen. Eine schöne Wendung, denn die auf drei Romane aufgeteilte Geschichte wäre mit einfachen, splatterigen Kloppereien auf Dauer doch etwas  fade und eintönig geworden obwohl immer noch genug davon vorhanden war und ich  auch nicht glaube, dass Frankie im letzten Teil der Story in dieser Hinsicht zahmer wird. Nur ein wenig überlegter und selbstbestimmter halt. Wo Luif/Burcette/Davenport  Baker/Garwin/Crazy Joe  allerdings noch hinlangen lässt, bleibt abzuwarten. So richtig angekommen scheint das Monster noch nicht, was aber auch kein Wunder ist, denn wir sind ja noch nicht am Ende der Reise. Für den neuen Frankenstein ist es bereits das dritte Gehirn innerhalb weniger Tage und eventuell nicht das Letzte. Vielleicht hätte man ihm besser ein Scharnier am Hinterkopf anbringen sollen, dann wäre das Austauschen leichter gefallen. Irgendwie hatte es KL auch mit Schneestürmen, denn der vom Anfang des Romans war nun schon der dritte. Mal was anderes als diese üblichen Gewitter im Hintergrund und es ist halt Winter, auch auf See. Apropos Schiffsreise. Einen echten Horror habe ich bei bei unserer letzten großen Überfahrt von Rostock nach Hanko (Finnland), um mal wieder die Eltern meiner Frau zu besuchen, erlebt. Im September kann die See schon mal etwas ruppiger sein und deshalb habe ich den Rat der alten Seebären befolgt: „...kipp dir Einen (auf finnisch Kipdirainen), dann ist der Gleichgewichtssinn eh durcheinander und du kannst besser schlafen!“ Mitten in der Nacht bin ich aufgewacht und habe gedacht, ich sei ganz oben auf einer Achterbahn eingepennt und jetzt geht’s wieder runter. Man, war mir schlecht. Hätte jetzt noch dieses Frankenstein-Monster die Kabinentüre aufgetreten, wäre es dadurch auch nicht schlimmer geworden.

Kurt LuifWieder einmal hatte es Luif geschafft einen rasant geschriebenen Roman abzuliefern. Er wusste, wie man den Leser bei der Stange hält und wie man die 65 Seiten nutzt, um sich einen Namen zu machen, denn Burcette/Davenport auf dem Cover stand für knallharte Aktion mit (am Anfang) Krimi Elementen und verrückten Ideen, die in Richtung Horror zielten, aber auch oft in die SF abdrifteten. Ein Kessel Buntes der Spannungsliteratur für den geschlauchten Feierabendleser. Ich bin schon mächtig gespannt auf das Ende der Triologie. Wenn ich überlege, dass die Leute damals über zwei Monate auf den letzten Teil warten mussten, tun sie mir nachträglich noch leid. Bei der 14- tägigen Erscheinungsweise der Hefte wäre es vielleicht sinnvoller gewesen, die „Frankensteine“ hintereinander zu bringen. Vielleicht hat man so aber den horrorhungrigen Käufer überlistet und ihn extra ein wenig zappeln lassen. Als auskoppelbare (Sub)Serie war DER NEUE FRANKENSTEIN  wohl nicht gedacht, obwohl alle paar Romane ein anderes Gehirn...  auch mal ein weibliches...

Mir hat das mit Nadel und Faden zusammengeschusterte Monster  auf jeden Fall wieder jede Menge Lesevergnügen bereitet. Ein paar spannende Fragen für den letzten Teil hat Luif zudem auch noch offengelassen. Was ist z.B. mit Birgit Jensen, die für die erotischen Momente (ja, auch das konnte Kurt) in der Story zuständig war oder wird Professor Dassin wirklich nicht mehr gebraucht? Wird die Haut halten? Kann Jim Baker (das erste Gehirn) jemals wieder Basketball spielen? Wir werden es in über zwei Monaten erfahren, ich halte mich nämlich auch an die pabelschen Zeitvorgaben, wenn auch eher zufällig.

Was gab es sonst noch?
… zumindest gab es bei Tholes im Frühjahr 1973 wohl Kalbshirn (Brägen – allein der Name...) denn so schöne Gehirnwindungen kann man nur abmalen. Ein tolles Bild voller Licht und Schatten, maltechnisch gesehen. Der Mann im weißen Kittel sieht ehrlich gesagt richtig geschafft aus und es fehlt nur noch die Feierabendzigarette und die als Aschenbecher umfunktionierte Schädeldecke zum abschnippen. Selbst die kurzsichtigste Omi hätte erkannt, dass es sich bei dem Ding im Heftromanständer nicht um einen Heimatroman mit Dr. Frank und Weltfrieden handelt. Nein, Thole betrieb hier keine Augenwischerei, sondern man erkannte sofort: Es wird blutig.

Franz Berthold dagegen scheint vorher ein paar Comics geschmökert zu haben, denn sein Entwurf sah  etwas nach Hulk und das Ding aus. Bei den zwei Mal- und Zeichenkünstlern gingen die Interpretationen zu den Szenen im Roman schon manchmal arg auseinander. Ich mag sie aber beide, obwohl Thole oft ein echter Hammer ist. Eine Ausstellung seiner gesammelten Werke wäre mit ziemlicher Sicherheit ein Publikumsmagnet. Mit dem richtigen Ambiente drumherum  könnte ich mir so etwas gut vorstellen. Er wäre ein Kandidat für die Museen, die nicht immer nur die üblichen Meister zeigen. Vielleicht später. Nein, seine Bilder sind schon krass, aber für eine Ausstellung sind die Themen wohl doch etwas zu speziell und das Interesse an holländischen Malern geht doch eher in andere Richtungen. Aber kam Hieronymus Bosch nicht auch aus Holland? Er hätte übrigens auch sehr gute Grusel-Roman Cover gemalt.

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Kommentare  

#1 Andreas Decker 2016-03-21 10:36
Ich hatte ganz vergessen, dass die ersten VHR 14tägig kamen. Spricht für ihren Erfolg, dass sie schon nach einem Jahr auf wöchentlich umgestellt wurden.

Dieser ständige Gehirntausch ist schon was albern, da offensichtlich jeder Arzt mal eben ein Gehirn verpflanzen kann. Aber wenn man zum Mond fliegen und Herzen verpflanzen konnte ... war es auch fast schon wieder plausibel.

Die 70er waren besser als ihr Ruf. Auch wenn nur Captain Kirk ein Handy hatte, war doch vieles noch möglich.

Eine Thole-Ausstellung, das wäre was. Obwohl ich fürchte, dass die meisten Originale im Schredder gelandet sind.

Als ich den Vegas-Schwenk das erste Mal las, fand ich ihn blöd. Mittlerweile bin ich da anderer Meinung. Es ist wenigstens ein handfester Plan und nicht so ein Unfug wie mit anderthalb Monstern im Gepäck die Welt erobern zu wollen. Und was in Vegas geschieht ... :-)
#2 Ringo Hienstorfer 2016-03-21 11:55
zitiere Andreas Decker:

Eine Thole-Ausstellung, das wäre was. Obwohl ich fürchte, dass die meisten Originale im Schredder gelandet sind.

Sind sie gottseidank nicht. Wäre auch schrecklich!
#3 Thomas Mühlbauer 2016-03-21 12:57
zitiere Estrangain:
zitiere Andreas Decker:

Eine Thole-Ausstellung, das wäre was. Obwohl ich fürchte, dass die meisten Originale im Schredder gelandet sind.

Sind sie gottseidank nicht. Wäre auch schrecklich!


Wie sicher bist Du Dir da...? :-?
#4 Toni 2016-03-21 17:11
Die Sachen in Vegas werden bestimmt nochmal turbulent. Habe zu Glück keinerlei Erinnerung mehr daran. :-)
#5 Ringo Hienstorfer 2016-03-21 19:22
zitiere Thomas Mühlbauer:
zitiere Estrangain:
zitiere Andreas Decker:

Eine Thole-Ausstellung, das wäre was. Obwohl ich fürchte, dass die meisten Originale im Schredder gelandet sind.

Sind sie gottseidank nicht. Wäre auch schrecklich!


Wie sicher bist Du Dir da...? :-?

Bei einigen weiß ich es ja, und für die anderen.... da hoffe ich es einfach mal ;)

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