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SF-Rückblick Folge 1: Mark Brandis, Weltraumpartisanen ...die Originale

SF-RückblickFolge 1
Mark Brandis, Weltraumpartisanen
...die  Originale

Im Folgenden möchte ich auf einige ältere Serien und Reihen eingehen, die in Deutschland einst im SF-Bereich erschienen sind.

Beginnen wollen wir mit der Mark-Brandis-Reihe, einer SF-Jugendbuchserie, wobei wir nur die Originaltitel betrachten.


Bordbuch Delta VIIMit „Bordbuch Delta VII“ hielt ich einst vor vielen Jahren ein spannendes Weltraum-Buch in der Hand, in dem die Hauptpersonen überzeugend gezeichnet waren. Durchsetzungsfähig, doch auch zweifelnd, menschlich in allen ihren Facetten, kommen die Konflikte in den Kommandostrukturen herüber. Gleichzeitig war die Technologie erfrischend auf realnahe Begriffe beschränkt, da die Serie nur über Raumfahrt im Sonnensystem handelte. Gerade im Zeitalter der überbordend erzählten Hyperraum-Tech und der erfundenen, interstellaren „Überlicht-Triebwerke“, die in der sonstigen SF weitverbreitet waren, fand sich hier eine Serie, die sich eng an die Realität anlehnte, und in überzeugender Weise über die Probleme der Raumfahrt schrieb („Testakte Kolibri“). Die Erde ist in zwei große Machtblöcke gespalten, die EAAU(Europäisch-amerikanisch-afrikanische Union) und den asiatischen Machtblock, die VOR .Die Technologie dieses zunächst ideologischen Hauptgegners ist nicht ganz so weit entwickelt, wie die Tech von M. Brandis in der westlichen Wertegemeinschaft, aber auch nicht unterentwickelt.

Zwei bis drei Hauptthemen zogen sich durch die Serie: Erstens war immer gut dargestellt, wie die Verteidiger einer freien, demokratischen Gesellschaft ihren Abwehrkampf gegen eine perfide Unterdrückunsdiktatur (die ersten drei Bände) führten, die nicht nur Medien sondern sogar die Köpfe der Menschen manipulierte oder  die Schilderung der notwendigen Handlungen gegen interplanetaren Terrorismus („die Brandstifter“). Dieses Problem der freien Gesellschaft gegen eine drohende Unterdrückung war grundsätzlich immer wieder in der gesamten Serie ausgeprägt. Insbesondere musste die Hauptperson sogar mit ehemaligen Gegnern des asiatischen Machtblockes kollaborieren, um die Diktatur auf dem eigenen Territorium beseitigen zu können.

Der zweite Hauptpunkt, der sich  überzeugend durch die Serie zieht, war das technische Problem der interplanetaren Raumfahrt: mit  möglichst schnellen, auch immer neu entwickelten oder verbesserten Triebwerken müssen weite Entfernungen  zwischen den Planeten überbrückt werden, und doch ist man als Raumfahrer wochenlang allein im Weltall bzw. nur mit seiner Besatzung zusammen.

Der dritte Hauptpunkt betraf die internationale Zusammenarbeit. Geschildert wurden Charaktere aus allen Nationen: Deutsche(Brandis), Amerikaner, Briten (Harris), Franzosen, Russen (Stroganoff), Roma. (Romen)..(damals war der Begriff „Zigeuner“ noch gesellschaftlich korrekt und konnte angewendet werden, ohne, dass Diffamierungen gemeint waren) auf der Gegenseite natürlich die Protagonisten der verschiedenen asiatischen Völker, die immer etwas weniger differenziert herüberkamen, da sie eben oft auch nur der Ambienteabrundung dienten und eher Nebenrollen spielten..

Zeitweise war auch die aus der Realzeit stammende Kritik an den ökologischen Problemen der Erde thematisiert...in der Wirklichkeit hatten   „die Grünen“  wohl gerade begonnen, sich als Partei auszubilden...und die Ökologie begann bereits, die SF zu beeinflussen, auch in Deutschland.

ZU erwähnen ist noch, dass der Autor, dessen echter Name damals  dem Leser noch unbekannt war, selbst unter dem Pseudonym „Mark Brandis“ fungierte.  Das Pseudonym wurde dem Leser  ohne Insiderkenntnisse erst viel später gelüftet und der Spekulationen waren viele, die da in Diskussionsrunden  unter den jugendlichen SF-Lesern ins Kraut sprossen. Einige versteiften sich sogar auf K.H. Scheer als Autor wegen der Schilderung rothaariger Frauen (Ruth O'Hara).

  • Erst sehr viel später wurde dem Leser der Name des Autors bekannt:Autor der Reihe MARK BRANDIS war der deutsche Schriftsteller, Hörspielautor und Journalist Nikolai von Michalewsky (geboren 17.1.1931 in Dahlewitz (Mark Brandenburg) - gestorben 27.12.2000 in Grasberg (im Teufelsmoor)), Pseudonyme: Bo Anders, Mark Brandis, Victor Karelin, Nick Norden

Der Serientitel »Weltraumpartisanen« und das Design der Serie entstanden unter der Federführung des Verlags und des Lektors Anton Baumeister. Der renommierte Grafiker Robert André entwarf die Umschläge und sorgte für die optische Wiedererkennbarkeit der Bücher. 31 Bände entstanden so  zwischen 1970 und 1987.

Kritik: Zu kritisieren an der Serie ist die immer wieder beschriebene instabile Form der parlamentarischen Demokratie der EAAU, die nicht nur einmal von Diktatoren übernommen wird. Des weiteren sind die Abenteuer,  abgesehen von den ersten sechs bis acht alle sehr hektisch angelegt, eine große Katastrophe jagt die andere. Dem Leser wird die wohl gemeinte Darstellung, dass die Menschheit  fast nur aus krassen Dummköpfen besteht, einfach ein wenig zu oft vorgelegt. Diese überbordende Hektik sowohl in den politischen Beschreibungen als auch in der Darstellung ökologischer Katastrophen oder interplanetarer Terroristengruppen  erzeugte dann beim Leser nur noch ein Kopfschütteln.Dadurch wirkten einige Bände sehr handlungsüberzogen.

Lob: Mir gefiel die Darstellung der Schwierigkeit interplanetarer Raumfahrt (Testakte Kolibri) und das Aufgreifen auch eher phantastischer Themen und Mythen: (Raumsonde Epsilon Bootes). Dagegen erfreuten die Bände über ökölogische Katastrophen mich nicht so sehr. (Dieses Thema war, seit Gudrun Pausewangs Bücher Schul-Pflichtlektüre waren, für uns langweilig geworden/gewesen). Alles in allem handelte es sich aber um eine gelungene Jugend-Serie aus dem SF-Bereich, deren Titelbilder immer nett anzusehen waren, auch die Innenillustrationen waren gelungen die Schreibe war immer gut, spannend und  mit dem Protagonisten handlungsidentifizierend, wie lesende Jugendliche es mochten. Die Serie wurde später auch erfolgreich neu aufgelegt, fortgesetzt und ins Hörspiel umgesetzt  Diese Themen werden hier jetzt allerdings nicht behandelt, da ich mich auf die Originalserie konzentrieren wollte..

© by H. Döring 2016

Kommentare  

#1 Hermes 2016-03-16 00:49
Zitat:
Zu kritisieren an der Serie ist die immer wieder beschriebene instabile Form der parlamentarischen Demokratie der EAAU, die nicht nur einmal von Diktatoren übernommen wird.
Was genau ist daran kritikwürdig?
#2 AARN MUNRO 2016-03-16 11:28
Kritikwürdig ist die Darstellung der instabilen politischen Strukturen, die mehrmals! innerhalb kürzerer Zeit (einige Jahre) durch Diktatoren/Diktaturen ausgehebelt werden, ohne, dass die zwischenzeitlich installierte Demokratie Gesetze oder parlamentarisch wirksame Mittel dagegen entwickelt hatte. So blieb immer aller Widerstand den Raumpiloten und ihren Anhängern übrig...das wirkte inkonsistent...wie eine Drehtür...selbst die Weimarer Republik war nicht so instabil, trotz aller ihrer politischen Krisen...die Spannung war dadurch zwar hoch, aber die geschilderte Handlung dieselbe wie fünf bis zehn Bände vorher...eventuell fiel dem Autor nichts anderes Interessantes mehr als Thema ein, so wiederholte er sich variiert. Dennoch waren seine Stärken eher die Raumhandlungen, weniger die Poilitstories...und erfundene Waffen wie KL waren schon faszinierend...

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