Die Vampire und Dirk - Der Vampir-Horror Roman: Frankensteins Ende
Der Vampir-Horror-Roman
Frankensteins Ende
Frankensteins Ende
Mein Senf
Krass, das war also der erste Dreiteiler in der Geschichte des deutschen Horror-Heft-Romans, von einem Österreicher geschrieben, der in Amerika spielt und eine berühmte englische Vorlage hat, zumindest dem Namen nach. Ehrlich gesagt blieb bei Kurt Luif nicht viel von der Urgeschichte des künstlichen Menschen, den Mary Shelley 1818 kreiert hatte, übrig. Die traurige Gestalt, die eigentlich nur bei ihrem sehr kurzen Selbstfindungstrip bzw. auf der Suche nach etwas Wärme und Verständnis dem Unmut der aufgebrachten Menschen zum Opfer fiel, wurde durch einen skrupellosen, über Leichen gehenden Gangster ersetzt. Wärme haben sie ja dann schließlich beide bekommen, und zwar reichlich. Bei dem einen haben noch ein paar Fackeln gereicht, bei Frankenstein Neo mussten es schon, im wahrsten Sinne des Wortes, andere Geschütze sein. Säure, Raketenwerfer und Granaten haben schließlich das letzte Wort gesprochen. Dabei konnte man schon mal vergessen, dass dieses Gemetzel am Ende ein außer Kontrolle geratener Kleinkrieg unter Gangstern war und anschließend mal wieder dem Steuerzahler in den Geldbeutel gegriffen wurde weil die Nationalgarde anrücken musste. Das war nicht Frankenstein 2.0 sondern mindestens 5.0 und der bis jetzt brutalste Vampir-Horror Roman von Pabel. Bei der gesamten Gewaltorgie über 190 Seiten konnte sich Luif noch so richtig austoben und dem allgemeinen Groschenroman-Leser zeigen wo für ihn der Unterschied zwischen Krimi und Horror lag und das man beides sogar erfolgreich mischen konnte. Frankensteins Ende war im Gegensatz zu seinen beiden Vorgängern noch ein Stüfchen herber. Der dritte Gehirntausch machte ihn endgültig zu einer rasenden Bestie, die null Respekt vor dem Leben anderer hatte und zudem noch ein wenig hinterlistiger rüberkam als seine Vorgänger. Kehlen aufreißen und Seemannsknoten in Gliedmaße zaubern war noch das harmloseste. Selbst als Crazy-Joe unverhofft Vater wurde, kam null Gefühl für sein „Kleines“ bei ihm auf. Klar, durch die Plastikhaut, die mittlerweile ein fester Bestandteil seiner Gene war, dürfte sein Kind eher wie eine Müslischüssel von Tupper ausgesehen haben...
Der Bauch klaffte nun auf. Und dann kam eine winzige Hand heraus. Sie hatte noch keine ausgebildeten Finger und war durchsichtig. Eine zweite Hand folgte, dann tauchte ein augenloser Schädel auf, der nur die Andeutung eines Mundes hatte, und schließlich kamen der Rumpf des Embryos und dann die Beine zum Vorschein.... Jetzt krümmte sich das Wesen zusammen und gab leise klagende Laute von sich.
Wie niedlich und beschützenswert. Bis hier hin habe ich noch gedacht es gibt ein Happy End. Vater und Kind und so. Aber dann....
Crazy Joe packte den zwanzig Zentimeter großen Embryo und schleuderte ihn angeekelt gegen die Wand. Er hatte alle Kraft in diesen Wurf gelegt.
Und...
Das Frankensteinmonster trat mit den Füßen nach dem Wesen und verlagerte sein ganzes Gewicht auf das rechte Bein. Doch es half nichts. Das Geschöpf war nicht zu töten.
Keine Sorge, Mini Joe hat diese Streicheleinheiten überlebt. Nein, die Säure hat ihn schließlich erledigt, was eigentlich schade war. Mich hätte interessiert, wie es mit dem Kleinen weiter gegangen wäre... im Kindergarten...in der Schule...bei Elternsprechtagen. Mit seinen Widersachern ging Crazy Joe oder besser gesagt die Haut noch schonungsloser um. Blutsaugen war jetzt kalter Kaffee, vielmehr räumte „Crazy Dermi“ jetzt das ganze Gangsterbuffet ab...
Die Haut des Monsters war durchsichtig geworden. Drei Tentakel hielten noch immer die vier Männer umklammert, die eingesehen hatten, dass ein Entkommen unmöglich geworden war. Ladbury schrie hysterisch und die anderen schwiegen. Entsetzt sahen sie zu, wie das Monster den Professor langsam aufsog. Ein schmatzendes Geräusch war zu hören und Dassin verschwand wieder ein Stück. Er steckte schon bis zu den Hüften im Monster...
Und alles begleitet von schrecklichem Gebrülle und verzweifelten Schreien. Bevor Armee und Staatspolizei Frankenstein vernichtete, hat er noch mal richtig um sich getreten, gesaugt und gebissen. Von den bösen Buben dieser grausigen Geschichte ist nicht mehr viel übrig geblieben und selbst der eisenharte Milliardär Heston hatte am Ende einen Knacks fürs Leben. Wie heißt es über Frankenstein so schön:
Er warnt vor einer entgrenzten menschlichen Vernunft, die sich selbst zu Gott macht und sich anmaßt, lebendige Materie zu schaffen.
Kurt hat nochmals an dieses No Go erinnert und alles in Heftromanlänge den geschockten Lesern in Erinnerung gebracht. Mir hat diese Triologie sehr viel Spaß gemacht und das ein oder andere Mal musste ich echt schlucken. So was habe ich mir damals ständig gegeben? Naja, zum Ausgleich gab es ja auch mal einen Sinclair. Es ist schade, dass man später durch die Selbstkontrolle bzw. Jugendschutz den wirklich unverblümten Texten aus damaliger Zeit einen Dämpfer verpasste und die Romane hinterher beliebiger wurden. Schließlich muss jeder selber entscheiden, was er liest und es stand ja drauf (HORROR) was einen erwartet. Eine Menge Brüste waren übrigens auch wieder mit von der Partie. Die Sorte hochgestellt oder auch nur hoch angesetzt, wie Kurt sie immer so schön beschrieb. Dazu ein paar lange, schön geformte Beine, wie er sie favorisierte. Ja, er hatte da ganz genaue Vorstellungen. Als Auserkorene von Crazy Joe hatte man allerdings nicht mehr all zu lang Freude an seinem Körper.
Betrachtet man das Gesamtpaket Vampir-Horror Roman von 10-21 gab es ja auch Erholungspausen zwischen den wirklich ruppigen Heften von Burcette/Davenport/Luif. Die Romane von Hugh Walker schufen z.B. einen Ausgleich, denn er stellte das Grauen nicht so plastisch dar, sondern eher dezenter. Action gab es bei ihm auch, aber Luif ließ es richtig krachen. Ich glaube, er konnte gar nicht anders. Gut so. Die zwei Übersetzungen konnten mich nicht 100 prozentig überzeugen, waren aber auch nicht wirklich schlecht. Bei Eleanors Baby lag es wohl an der zusammengekürzten Fassung, obwohl die Story mit dem Hausgeist eigentlich ganz witzig war, und bei Maurice Limat an dem etwas exotischen Thema mit dem ich nicht viel anfangen konnte. Jens Lindbergs Blutmal war für mich noch der Interessanteste der drei „Ausreißer“, denn die Story basiert zum Teil auf wahren Begebenheiten. Ab und an lese ich so was ganz gerne. Nach über zwanzig Romanen kann ich nur wieder sagen: Pabel hat damals eine echt geniale Serie am Start gehabt und der berühmte Ableger sollte ja erst noch kommen.
Was gab es sonst noch?
Ab Band 21 durfte beim Vampir-Horror Roman auch gelacht werden. Ein ganzseitiger Cartoon, dessen Zeichner mir echte Rätsel ob seiner Identität aufgibt, bespaßte ab jetzt die Leser. Mal mehr, mal weniger lustig kamen die eher knuffig gestalteten Bilderwitze rund um das Thema Horror daher. Ein gewisser Alfons soll sie gezeichnet haben, aber dann versiegen die Quellen auch schon. Mich erinnerten diese Bilder an die Zeiten, als ich noch mit Begeisterung regelmäßig MAD und Kaputt las und ich mich über die Schoten von Don Martin und seinen Kollegen beömmelt habe.
Dafür wurde dann eine Seite Roman geopfert. Was solls. Auch nicht umsonst gab es „Vampir Informiert“, zwei Seiten mit Neuigkeiten aus der Horror- und Science-Fiction Welt. Hier schlug man voll in den Anfängen der 70er auf. Die Aufmachung wirkte herrlich selbst gebastelt aber auch authentisch und passend für diese Zeit. Ich glaube, es gab Fanmagazine mit besserem Design. Lohnten sich die drei Seiten Abzug vom Roman? Mir wäre es lieber gewesen, wenn Pabel die Seiten spendiert hätte und der Seitenumfang zugenommen hätte. Man näherte sich dadurch aber geschickt dem Leser an, denn auf einmal gab es einen Manfred Knorr, Redakteur bei Pabel, der die Seite betreute.
Das Titelbild von Thole zeigt den stetig wachsenden Plastikberg mit einem Auge, übergroßen Männerbrüsten und mindestens doppelt so vielen Zähnen, wie sie normale Menschen haben, außer vielleicht Stefan Raab. Zudem hat er noch ein paar Snacks zwischen den Fingern. Das dümmliche Aussehen des Monsters lenkt ein wenig von den brutalen Details ab. Hier konnte man wirklich mal von einer zerissenen Persönlichkeit sprechen.
Die Ära Franz Berthold klang so langsam aus, denn dieser Roman war der Letzte mit einer ganzseitigen Zeichnung von ihm. Scheinbar hat man noch ein Bild übrig gehabt, denn dieser Dschungel-Zombie passte eher zum Limat vom Februar 1973. Eigentlich schade um seine Werke. Sie hatten der Serie etwas Besonderes gegeben und gehörten irgendwie dazu. Lachen konnte man auch schon mal. Die kleine Zeichnung über dem Einführungstext blieb aber. Trotzdem habe ich das Gefühl, dass ein klein wenig Atmosphäre abhanden gekommen ist.
Man, jetzt ist schon fast Nuk Nuk nach Schmirk und ich muss noch zum Haarschneide-Automaten...
Kommentare
Mit gefiel der Figueras. Ich fand die Cartoons witzig. Die Knorr-Artikel habe ich damals immer nur überflogen. Da gab es ohnehin keine Chance, in diese Filme reinzukommen. Immerhin verstand er etwas von der Materie, und das war immer recht nüchtern geschrieben. Nicht dieses hohle Werbegeschwätz von heute oder die spießige Niedermacherei späterer selbsternannter Kritiker.
Habe gerade die Nr.2 von "Vampir Informiert"gelesen. Manfred Knorr hat da auf etwas mehr als einer Seite gefühlte 30 Filme angerissen. Das nenn ich mal effektiv genutzter Platz. Und stimmt Andreas, der hatte kein Blatt vor den Mund genommen. Die Leichenmühle zB hat er als dumm, unappetitlich und primitiv eingestuft , aber die krassen Filme ala 70er Sexwelle fand er gut, obwohl manchmal auch nur die Titel der Filme was mit Sex zu tuen hatten. Alles konnte man den Kinogängern von damals also auch nicht vorsetzen. Selbst bei solchen Info Seiten konnte man merken, dass der Verlag eher den erwachsenen Leser ansprechen wollte. Wenn ich da an die Leserseiten von Sinclar denke....
Stimmt, die Titelei dieser Filme kann man mitunter nur als dreist bezeichnen, obwohl das ja teilweise auch für die Synchronisation gilt. Da wurden ja auch mal ganze Geschichten umgestrickt mit Dialogen, die nicht mal annährend dem Original entsprechen. Allein schon die Titel der der schönen Jean Rollin-Filme packen die in eine Schublade, mit denen sie wirklich nichts tun haben. Da herrschte eben noch der Markt der Bahnhofskinos, je schriller, je besser. Und dann gingen alle angeödet raus, wenn der Inhalt nicht an den Titel herankam.
Obwohl, vom Kaufmännischen kann man es auch verstehen. Was klingt fetziger und lässt die Kassen eher klingen: Draculas Hexenjagd oder Die bösen Zwillinge?
Die Sinclair-Leserseiten waren von Anfang auf Personenkult getrimmt und nicht auf Information.
So ganz abrupt wurde Franz Berthold ja dann doch nicht entsorgt. Es gab immer wieder mal die eine oder andere Arbeit von ihm zu sehen, freilich nicht mehr in der Häufigkeit, dass Titelvignette und eine große Innenillustration von ihm stammten. Die letzte Berthold-Illustration ist im VHR 61 erschienen (so mich mein Gedächtnis nicht trügt). Und wenn man's ganz genau nehmen möchte, war Berthold bis zur Einstellung der Reihe präsent, denn die schönen Kapitelteiler sind ja auch aus seiner Feder.