Zaubermonds gesammelter Vampir Horror - Die Vampir-Anthologien von Christian Montillon und Uwe Voehl
Zaubermonds gesammelter Vampir Horror
Die Vampir-Anthologien von Christian Montillon und Uwe Voehl
Zu den ersten 10 Bänden der Reihe Vampir im Zaubermond-Verlag gibt es einen lesenswerten Beitrag von Thomas Martner aus dem Jahre 2010.
"Die phantastischen Heftromanreihen hingegen wurden von den Kleinverlagen in diesem Umfang noch nicht entdeckt. Es gab verschiedene Versuche, zumindest Autorenreihen zu etablieren, doch der richtige Erfolg wollte sich hier nicht so recht wie bei den Serien einstellen.
Mit VAMPIR - Grusel, Horror, Mystery probiert sich der mittlerweile eingesessene Zaubermond-Verlag nun auch an Reihen; es wird versucht, an Heftromanreihen wie Vampir-Horrorroman, Silber-Grusel-Krimi, Gespenster-Krimi oder dem recht bekannten Dämonen-Land anzuknüpfen."
(Thomas Martner)
Die Reihe versuchte, deutschsprachige Autoren aus der Zeit der Dämonenkiller-TBs und des Vampir-Horror-Romans wieder aufzulegen. Zu den bevorzugten Autoren gehörten Dan Shocker (Jürgen Grasmück), Ernst Vlcek und Neal Davenport (Kurt Luif). Aber auch Uwe Voehl erlebte ein Comeback. Dazu kamen neuere und neue Romane und Kurzgeschichten. Zu Beginn vor allem von Joe Zybell und Bernd Frenz. Aber auch Christian Montillon ist vertreten, der ja den meisten aus den Serien Professor Zamorra und Perry Rhodan ein Begriff sein wird.
Da ich mich in den letzten beiden Jahren verstärkt mit Anthologien befasst habe und auch im Zauberspiegel über meine Erfahrungen berichtet habe, werde ich nachfolgend einmal einen Blick auf die drei in der Reihe erschienen Anthologien werfen.
Hier also ein Überblick über die letzten drei "Anthologien".
Christian Montillon (Hrsg.) "Dunkles Alphabet" (Vampir Bd.10 (2010))
Im Vorwort schreibt Christian Montillon, dass fast alle Geschichten aus der 2004/2005 erschienen Reihe "Schattenreich" aus dem Bastei Verlag stammen und von den Autoren noch einmal überarbeitet worden sind. Ausnahmen sind die beiden Geschichten von Oliver Fröhlich und Andrea Bottlinger. Die Geschichten lesen sich gut und sind ja auch schon bekannt. Das Ganze als Anthologie wieder zu veröffentlichen hat durchaus seine Berechtigung. Aber... Christian Montillon als Herausgeber liefert keine genauen Informationen dazu, welche Geschichte in welcher Ausgabe von Schattenreich erstmals erschienen ist. Und auch zu den Geschichten von Fröhlich und Bottlinger gibt er keine weiteren Infos. Im Netz kann man jedoch erfahren, dass Bottlingers Geschichte ein paar Jahre zuvor bei Hary Production in der zweiteiligen Anthologie Angst I u. II (Horror 56 u. 57) erschienen ist. Im Gruselroman-Forum des JohnSinclair-Forums gibt es auch einige Zuordnungen zu den Schattenreichausgaben. Danach stammt Krämers Story aus der Nummer 7, Schwarz' Story "Hexenfluch" aus der Nummer 12, seine Story "Stigmata" aus der Nummer 16, Dario Vandis Story aus der Nummer 13, A.F.Morlands Story aus der Nummer und 5 Montillons Story "Wege der Unsterblichkeit" aus der Nummer 18. Und auch nach anderen Informationen, die üblicherweise in Anthologien zu finden sind, sucht man vergeblich. Es gibt keine biografischen Infos zu den Autoren.
Schöne Geschichten, aber die Anthologie als solche weist handwerkliche Schwächen auf.
Uwe Voehl "Die Teufelsanbeter" (Vampir 12 (2012))
Uwe Voehl greift das gewohnte Konzept der Vampir-HC-Reihe wieder auf. Er bringt einerseits alte Kost aus den 70/80er Jahren. Hier sind das zwei Titel von Neal Davenport und Ernst Vlcek. Dazu kommen zwei überarbeitete Heftromane aus den 90er/00er Jahren von Kai Meyer und Timothy Stahl. Und abgerundet wird das Ganze durch neue Stories von den Schwergewichten der Horrorkurzgeschichtenszene Christian Endres, Malte S. Sembten, Markus K. Korb und Boris Koch. Sembtens "Der Problemopa" hat in der kurzen Zeit danach übrigens schon zwei Neuveröffentlichungen erlebt. Einmal 2013 bei Hardy Kettlitz (Hrsg), Maskenhandlungen. Die besten Horrorgeschichten von Malte S. Sembten im Golkonda Verlag und zum anderen 2015 bei Michael Schmidt (Hrsg.), Zwielicht Classic Nr.9. Eine Besprechung zur titelgebenden Geschichte "Die Teufelsanbeter" hat Andreas Decker für den Zauberspiegel verfasst.
Der Herausgeber Uwe Voehl liefert in seinem umfangreichen Vorwort viele Informationen zu den Texten und Autoren. Leider sind diese Informationen aber nicht vollständig. So fehlt der Hinweis auf die Erstveröffentlichung der Geschichte von Vlcek (als Paul Wolf). Darüber hinaus beschreibt der Herausgeber den damals aktuellen Stand der Horror-Szene. Er meint:
"Die vielen relativ neuen, realtiv jungen Autoren definieren den Horror anders als damals zu Heftromanzeiten üblich. Ihr Horror ist zumeist sarkastischer, psychologischer, oft auch brutaler, dafür aber manchmal auch witziger als früher."
(S.10/11)
Eine Anthologie mit Heftromanen ist zunächst einmal gewöhnungsbedürftig. Tatsächlich liest sich das Ganze aber gar nicht schlecht. Und auch die Gegenüberstellung längerer alter Texte und kürzerer Neuer hat ihren eigenen Reiz.
Uwe Voehl "Der Fluch der Hexe" (Vampir Bd.13 (2012))
Auch hier findet sich das gleiche Konzept wie in der Nummer 12. Es gibt wieder zwei alte Geschichten aus der Zeit um 1980 von Neal Davenport und Ernst Vleck. Dazu kommt ein älterer, aber vorher unveröffentlichter Roman von Michael Knoke, sowie eine auch schon mehrfach veröffentlichte Story von Christian Montillon. Und als Abrundung gibt es wieder brandneue Geschichten von Christian Endres, Michael Siefener, Jörg Kleudgen und Malte S. Sembten.
Band 13 kommt im Gegensatz zu den Vorgängern als Softcover. Diesmal gibt es kein Vorwort des Herausgebers. Statt dessen ist jedem Text eine kleine Einführung mit Infos zu Autor und Text voran gestellt. Aber auch hier fehlen genaue Verweise auf die Erstveröffentlichung der Geschichten von Vlcek und Montillon.
Fazit: Genau wie der Vorgängerband ist auch dieser Band eine gelungene Mischung aus Alt und Neu. Insbesondere die Story von Vlcek hat mir sehr gut gefallen.
Resümee:
Die Anthologien aus der Vampir-Reihe des Zaubermond Verlages machen einen unterschiedlichen Eindruck. Christian Montillon geht mit seiner Zusammenstellung der Schattenreichtitel auf Nummer sicher. Editorisch bleiben aber einige Wünsche offen. Die beiden Zusammenstellungen von Uwe Voehl sind auf ihre Art einzigartig. Insbesondere die Synthese aus alten Heftromanen bzw. Taschenbuchtiteln mit neuen Kurzgeschichten entwickelt ihr ganz eigenes Flair. Neben den Altmeistern Vlcek und Davenport hinterlassen auch die Vertreter der aktuellen Horrorkurzgeschichtenszene wie Sembten und Endres einen guten Eindruck. Voehl geht deutlich sorgfältiger ans Werk als Montillon, so dass es nur kleinere Abstriche gibt. Eigentlich schade um die Vampir-Reihe.