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Eine »unheimliche« Mischung - Dämonenkiller – Die Taschenbücher: Die schwarze Kapelle

Eine »unheimliche« Mischung: Dämonenkiller – Die TaschenbücherDie schwarze Kapelle

Der kommerzielle Erfolg der Marke "Dämonenkiller" muss in der Tat beträchtlich gewesen sein. Nicht nur wurde die Serie bereits nach 17 Heften aus dem Vampir-Horror-Roman ausgekoppelt, um sich fortan allein auf dem Markt zu behaupten.

Innerhalb kürzester Zeit wurde die Serie auch auf wöchentliche Erscheinungsweise umgestellt. Zeitgleich brachte man im März 1975 eine Taschenbuchreihe auf den Markt.


Die schwarze KapelleDie schwarze Kapelle
von Brian Ford
Dämonenkiller Taschenbuch Nr. 46
September 1978

Der Roman:
Filmproduzent Mort Redford besichtigt mit seiner Familie eine Immobilie in Florida, die er als Urlaubsdomizil kaufen will. Da ist seine Frau Irma, die erst 23 ist. Und seine Tochter aus erster Ehe January, die 17 ist. Auf dem Weg in die Einöde bleibt der Wagen bei einem Gewitter stecken. Irma sieht einen unheimlichen Fremden, der ihr Angst macht und gleich darauf wieder verschwunden ist.

Der Makler Goll zieht sie aus dem Schlamm und bringt sie zum Grundstück. In der Nähe des Hauses steht eine zerstörte schwarze Kapelle, die Irma sofort mit Unbehagen erfüllt. Sie glaubt den Fremden erneut zu sehen, der einfach mit der Mauer verschmilzt. Im Haus entdecken sie einen Blutflecken, den der Makler weggewischt. Aber gleich darauf ist er wieder da. Auch Tochter January sieht kurz einen Mann am Fenster, aber Redford hält das alles für Hysterie. Da das Haus billig ist, kauft es der Produzent.

Irma hat so gar keine Lust auf den kommenden Urlaub und vertreibt sich mit ihren Freundinnen in New York die Zeit, während ihr Mann Filme macht und ihre Stieftochter im Internat ist. Zufällig trifft sie ihre alte Liebe Harry Palmer wieder. Der Geologe hat sie aus den Augen verloren. Nach dem freudigen Wiedersehen lädt Irma ihn in das neue Haus ein, da er ganz in der Nähe arbeitet.

In der Zwischenzeit hat Redford in Los Angeles Streit mit seiner schönen Geliebten Dee Monroe, einer zweitklassigen Schauspielerin. Die hat keinen Bock mehr auf die Affäre und will seinen Konkurrenten Proby heiraten, der schon 65 ist. Dee provoziert Redford so lange, bis er sie schlägt. Sie landet unglücklich und ist tot. Voller Panik packt der Produzent die Leiche in ihren Wagen und fingiert einen Unfall.

Die Familie fliegt nach Florida. Der Chauffeur, der sie ins Haus bringt, erzählt davon, dass es in der schwarzen Kapelle spuken soll. Redford hält das alles für Unsinn. January betritt die Kapelle bei der ersten Gelegenheit. Sie stößt auf ein grauenhaftes Monsterinsekt, das in ihre Brust eindringt. Jetzt ist January vom Bösen besessen und hasst ihren Vater und ihre Stiefmutter.

Fortan ist sie aufsässig. Als sie oben ohne herumrennt, rastet ihr Vater aus und knallt ihr ein paar. Sie revanchiert sich, indem sie sich ein Küchenmesser schnappt und ihren Vater in der Dusche angreift. Redford kann sie nur bändigen, indem er sie bewusstlos schlägt. Er und Irma sperren sie erst einmal in ihr Zimmer, aber als sich January tränenreich für ihr Verhalten entschuldigt, ist alles irgendwie vergessen. Nur Irma glaubt, dass die schwarze Kapelle einen unheilvollen Einfluss auf ihre Stieftochter hat.

Harry Palmer kommt zu Besuch. Irma schüttet ihm ihr Herz aus und zeigt ihm auch den Blutfleck, der sich nicht wegwischen lässt. Irma tarnt ihn darum mit einem Zeitschriftenständer. Harry bemerkt, dass January in der Nacht die Kapelle besucht. Allerdings schleicht er ihr nicht hinterher und sieht darum auch nicht, dass sich January mit dem Geist von Hyram Delmy trifft, der in der Kapelle herumspukt und das beeinflusste Mädchen zu seiner Geliebten gemacht hat.

Am nächsten Tag erhalten die Urlauber Besuch vom Sheriff. Ein entflohener Mörder ist in der Gegend unterwegs, und sie sollen auf der Hut sein. Prompt schleicht ein Fremder übers Grundstück und wird von den beiden Männern bewusstlos geschlagen. Tatsächlich handelt es sich aber nur um einen Reporter von einem Provinzblatt, der einen Artikel über die Kapelle schreiben will. Notgedrungen gestattet ihm Redford, sich die Ruine anzusehen. Der Reporter wird von dem Geist ermordet. Seine Schreie veranlassen January zu einem Freudentanz, die zur Hilfe eilenden Männer können den Reporter nicht mehr finden.

Harry Palmer alarmiert den Sheriff und holt dabei ein paar Erkundigungen über das Haus ein. Wie sich herausstellt, hat der Makler über den Vorbesitzer gelogen. Es war gar kein Schriftsteller, sondern Delmy. Der war ein schlimmer Finger und hat im Haus seine Schwester umgebracht. Dann hat er die Kapelle entweiht, die daraufhin von himmlischen Blitzen vernichtet wurde. Darum ist sein Geist darin eingesperrt. Ins Haus kann er erst zurück, wenn ihm jemand Einlass gewährt, dessen Seele so schwarz wie die seine ist. Redford ist außer sich. Mittlerweile hat ihm anscheinend seine Frau einen Zettel unters Kopfkissen geschmuggelt, auf dem sie ihn als Mörder beschuldigt. Nun sagt er seiner Tochter auf den Kopf zu, dass sie von Delmy besessen ist, aber January lacht nur.

Harry Palmer muss zurück zur Arbeit, verspricht aber, sich einfallen zu lassen, wie man den Geist austreiben kann. Kaum ist er weg, dreht January durch und verprügelt ihre Stiefmutter. Sie sollen das Haus verlassen. Redford will sie daraufhin mit einem Gürtel verdreschen, aber seine Tochter hält ihm den Mord an der Schauspielerin vor und malt ihm sein Schicksal im Knast aus. Am Ende ist der Filmproduzent fertig mit der Welt und hängt sich im Keller auf.

Jetzt ist Irma dran. Sie macht einen Fluchtversuch, nachdem sie ihren aufgeknüpften Mann gefunden hat, aber der Geist hält sie auf. Im Haus versuchen January und Hyram, sie dazu zu bringen, eine Zyankalipille zu schlucken, damit es wie Selbstmord aussieht und January unverdächtig das Haus erben kann. Zuerst wehrt sie sich erfolgreich, aber dann übernimmt der Geist ihre Gedanken.

Da trifft der rettende Harry Palmer ein, tut etwas mit der Kapelle – wie kurz darauf enthüllt wird, präpariert er alle Öffnungen bis auf die Tür mit Weihwasser und schafft Sprengstoff herein –, dann verhindert er, dass Irma die Pille schluckt. January und den Geist verjagt er mit einem Kreuz. Als die beiden in die Kapelle fliehen, versiegelt er auch noch den Eingang mit Weihwasser. Dann sprengt er die Ruine in die Luft und bringt die geschaffte Irma weg.

Bewertung:
Nach Bodo Baumanns Ausflug in die gehobenere Phantastikliteratur gibt es im Folgemonat einen Roman von Friedrich Tenkrat, hauptsächlich bekannt als A.F.Morland, der neben seiner fleißigen Tätigkeit für Bastei und Kelter auch noch genug Zeit für Pabel hatte. Hier schrieb er unter dem Pseudonym Brian Ford für die Krimiserien und ab Mitte der 70er auch gelegentlich für den Vampir Horror-Roman.

Sein einziges Dämonenkiller-Taschenbuch ist etwas untypisch für ihn, gibt es hier doch relativ wenig Action. Ansonsten ist es ein aufgeblähter Heftroman, der durch ein paar ins Leere laufende Nebenhandlungen auf Länge kommt. Die Figuren sind so schlicht gestrickt wie die Handlung, die an vielen Punkten lediglich weitergeht, weil sich alle Beteiligten nur wenig nachvollziehbar verhalten.

Ein besonders schöner WTF-Moment ist sicherlich die Szene, in der das Töchterchen mit dem Messer auf den Vater losgeht. Statt sich auch nur halbwegs wie verantwortungsvolle Eltern zu verhalten und vielleicht wenigstens mal einen Arzt zu holen, geht der Vater nach der geschluchzten Entschuldigung des Töchterchens zur Tagesordnung über. Warum auch nicht? Mordanschläge in der Familie sind ja nichts Besonderes, und eine halbwegs normale Reaktion hätte nur der Geschichte im Weg gestanden.

Das Ende ist besonders lahm. Der gute Harry kommt mal eben mit dem geweihten Kreuz vorbei und rettet den Tag. Allerdings gibt es dann doch eine besonders bizarre Wendung, da Palmer die besessene Stieftochter kurzerhand ermordet, indem er sie in die Luft sprengt. Nun ist gegen schräge Wendungen nichts einzuwenden, im Gegenteil. In diesen lendenlahmen Softgruselgeschichten sind sie oft das Einzige, das bei den Fließbandproduktionen einen Funken Kreativität zeigt.

Aber hier bleibt es bei dem Vorgang an sich. Das sich daraus ergebende Potenzial bleibt ungenützt. Keiner der Beteiligten macht sich Gedanken darüber, es gibt keine inneren Konflikte oder gar Zweifel. Es ist nicht die Rede davon, dass das vielleicht Konsequenzen haben könnte und die Behörden nicht unbedingt der Aussage folgen werden, dass die junge Frau nun als "Besessene" rettungslos verloren war. Wichtig ist nur, dass Irma und ihr Retter in den Sonnenuntergang fahren können.

Der Schauplatz Everglades ist völlig verschwendet, Land und Leute kommen nicht vor. Dem übernatürlichen Element fehlt jede Atmosphäre; die Geschichte der Kapelle und des bösen Geistes wird von Harry Palmer mal eben in einem Dialog referiert. Das alles haben ihm "die Leute" in Tampa erzählt. Keine schlechte Ausbeute für einen ortsfremden Geologen bei einem nachmittäglichen Streifzug durch die Universitätsstadt.

Typischer deutscher Hefthorror in Taschenbuchlänge. Routiniert geschrieben und mühelos konsumierbar, inhaltlich aber absolut beliebig.

Life on Mars
Das Videozeitalter kommt.

"Redford gedachte die Sache nach allen Regeln der kaufmännischen Kunst auszuschlachten. Es würde von jeder Folge Videobänder beziehungsweise Schmalfilme fürs Heimkino geben."

Das Titelbild
Von Vincente Segrelles hat man auch schon prägnantere Gruselbilder gesehen. Nach dreieinhalb Jahren auf dem Markt ist die Reihe auch in der Hinsicht ziemlich beliebig geworden.

Copyright © by Andreas Decker

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Kommentare  

#1 Toni 2016-11-21 16:13
Da hat der gute Fritz aber wieder mal den Ledergürtel aus der Hose gezogen und drauf gedroschen. :D Seine wenig zimperlichen Storys bei Bastei, zumindest am Anfang, sind mir noch in guter Erinnerung und waren neben dem braven Sinclair bei den Gk`s echte Sammlerstücke. Die Sinclair Gks habe ich mal irfendwann verkauft, die Insekten - bzw. Blutbestien Dinger stehen immer noch bei mir im Regal.

Naja, Segrelles hat mich auch nicht immer umgehauen, aber da gab es weitaus schlechtere und ganz billig dürften seine Werke auch nicht gewesen sein.
#2 Ringo Hienstorfer 2016-11-21 16:57
Dieser Herr Tenkrat ist schon ein Phänomen: wie kann man nur eine solche Menge an Romanen verfassen? Da gehört schon einiges an Disziplin dazu. Respekt!

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