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Sub- und Miniserien in Terra und Utopia: Flaggschiffe, Flottenkadetten und Flops - Terra gegen Utopia - Serien der PR-Chefautoren

Mini- und Subserien bei Terra und UtopiaFlaggschiffe, Flottenkadetten und Flops
Folge 5:
Terra gegen Utopia - Serien der PR-Chefautoren

Von den Fünfzigern bis in die Achtziger hinein gab es SF auch in zahlreichen Reihen. Herausragend dabei die ›Marken‹ »Utopia« und »Terra«. Für viele der erste Kontakt mit der Science Fiction bzw. dem ›utopischen Roman‹. In diesen Reihen erschienen zahlreiche Sub- und Miniserien. Diese werden in den kommenden Wochen einmal etwas genauer betrachtet ...


Kurt Bernhardt
Kurt Bernhardt, der Cheflektor des Moewig Verlages,  war ein Mann, der einen guten Riecher für Markttrends hatte. Er verstand es auch immer wieder, seine Autoren vor sich herzutreiben und war bei weitem nicht bei jedem beliebt. Die größte Leistung seiner Karriere war auf jeden Fall, dass er zwei so unterschiedliche Typen wie Karl-Herbert Scheer und Walter Ernsting Anfang 1961 zusammenspannte und sie beauftragte, das Konzept für eine Weltraumserie auszuarbeiten, die das Erbe des Universums antreten sollte. Auf der einen Seite Scheer, der Technikfreak, der detailversessene Tüftler, Planer, Waffennarr, Choleriker, der als Exposéautor lange Jahre den Kurs von Perry Rhodan im Universum bestimmen sollte. Der Mann, der Wortungetüme wie „Hyperinmestron“ oder „Nullzeitdeformator“ ausdachte. Der Mann, der seitenlange Berechnungen anstellte, damit technische Details wie Beschleunigungswerte im Sekundenquadrat, Gesamtgewicht, Volumen, Reaktionsmassen von Raumschiffen und Sprengleistung von Bomben und dergleichen für davon begeisterte Leser einen glaubwürdigen Hintergrund vortäuschten. Der Mann, dessen Helden vorzugsweise stahlharte Männer mit überragenden wissenschaftlichen und militärischen Fähigkeiten waren und die mit Todesverachtung in den Einsatz gingen.

K. H. ScheerDass Scheer neben allem Weltraumgeballere auch eine zweite, menschlichere Seite hatte, wird deutlich, wenn man seine Bücher auf Indizien in dieser Richtung aufmerksam durchforstet.

Der Verbannte von AsythSchauen wir uns zum Beispiel die Schlusssequenz aus Scheers Roman „Der Verbannte von Asyth“ an, den wir sonst nicht näher untersuchen, weil er ein Einzelroman ist. Es geht um eine Liebesgeschichte zwischen einer Frau von der Erde und einem Außerirdischen, allerdings mit äußerlich menschlichen Formen:

Trontur und Violet Gearson stiegen aus. „Wir werden nie ein Kind haben können, Trontur.“ „Ich bin längst informiert“, unterbrach er sie. „Dein Strahlungsunfall ist unbedeutend. Wir sind zwei galaktische Intelligenzwesen von körperlicher und geistiger Gleichheit, biologisch sind wir uns jedoch unsagbar fremd. Wir hätten in keinem Fall Kinder haben können.“
Sie waren zwei Einheiten; die eine war menschlich, die andere asythisch. Sie waren einander biologisch fremd, aber Geist und Seele entstammten dem gleichen Schöpfungsakt. Dadurch wurden sie zu einem Ganzen.

(gekürzt zitiert aus: K. H. Scheer, Der Verbannte von Asyth, Terra Nova 37/38, 1968)

Walter ErnstingWalter Ernsting war ein komplett anderer Typ als Scheer. Mit militärischer Unterordnung hatte er schon im Krieg, an dem er natürlich nicht freiwillig teilgenommen hatte, Schwierigkeiten. Nach langer Kriegsgefangenschaft stand er allem Militärischen komplett ablehnend gegenüber. Er war ein Freigeist, ein Romantiker, ein Lebemensch, einer der versuchte, in seinen Romanen den „Sense of Wonder“ rüberzubringen:

Cutton wartete unter der roten Sonne vor dem riesigen Würfel der lautlosen Stadt. Ein Wesen glitt durch die Mauer, geisterblaß, menschenähnlich. „Warum habt ihr unsere Späher ermordet?“ klagten die Gedanken des Wesens. „Wir wußten nicht, daß unser Licht sie tötet“, antwortete Cutton dumpf. Der Fremde sah den Raumschiffkommandanten lange an. „Ihr müßt aus einer uralten Zeit kommen“, dachte das Wesen mitleidig, „weil ihr das grelle Licht ertragen könnt. Wir erhalten nur noch selten Besuch von den verlorenen Söhnen der Vergangenheit.“ „Das ist unmöglich“, schrie Cutton in Gedanken, „wir sind erst sieben Jahre unterwegs!“ Der Fremde schüttelte traurig den Kopf. „Als ihr die Grenze des Raumes zu überwinden glaubtet, habt ihr in Wirklichkeit die Zeit gesprengt. Jahrmillionen sind inzwischen vergangen. Unsere Sonne stirbt.“ „Und die Menschen?“ dachte Cutton atemlos. „Sie sind tot. Nur ihr Geist lebt noch. In künstlichen Körpern ...“

(Klappentext von: Clark Darlton, Zurück aus der Ewigkeit, Bastei SF Taschenbuch 14, 1971)

UFO am NachthimmelDie eigene Begeisterung für SF bewirkte auch, dass Ernsting 1955 Gründer des Science Fiction Club Deutschland wurde. Seine Helden spiegeln oft seine eigene Einstellung wieder, machen auch gerne einmal einen drauf und führen die Militaristen an der Nase herum. Der Humor spielt eine große Rolle, artet allerdings auch manchmal in Klamauk aus. Die Geschichte um das Pseudonym Clark Darlton ist typisch für den gewitzten Ernsting: Der Lektor Bernhardt lehnte es ab, für die Utopia Großband-Reihe neben den Romanen, die Ernsting als literarischer Agent besorgte und teilweise auch selber übersetzte, von Ernsting selbst verfasste Romane zu publizieren, weil er für diese Reihe aus dem Englischen übersetzte Titel bevorzugte. Deshalb schob ihm Ernsting zwei seiner Romane unter, die er mit getürkten englischen Titeln versehen hatte und gab vor, sie nur übersetzt zu haben. Darunter war sein Erstlingswerk "UFO am Nachthimmel." Weil die Romane allerdings beim Publikum sehr gut ankamen, konnte er das Pseudonym lüften und seine weiteren Romane ohne Schwierigkeiten verkaufen. Walter Ernsting stand dazu, dass er vor allem für Jugendliche schrieb, und er hatte volles Verständnis dafür, wenn sie, älter und reifer geworden, sich anderen Ufern zuwandten. Er ist einer der Hauptverantwortlichen dafür, dass auch mich als Jugendlichen die Begeisterung für SF, Raumfahrt und Astronomie packte, ein Interesse, das mich seither mein ganzes Leben begleitet. Lieber Walter! Ich durfte dich bereits vor Jahrzehnten persönlich kennenlernen. Deine letzte Ruhestätte befindet sich in meiner engsten Heimat, nur einige hundert Meter von meinem Wohnhaus entfernt auf dem Ortsfriedhof von Salzburg-Maxglan. Diese Artikelserie widme ich DIR!

Diese so unterschiedlichen Menschen und Autoren Scheer und Ernsting, welcher für die meisten seiner Titel den Namen Clark Darlton verwendete, konnten mit ihren jeweiligen Schwerpunkten ganz verschiedene Zielgruppen ansprechen. Ergänzt um weitere zuverlässige Autoren wie Kurt Mahr und William Voltz, als Team zusammengehalten durch akribisch ausgearbeitete Exposés in groß angelegten Zyklen, gewannen sie für die Perry Rhodan-Serie eine riesige Leserschaft.

Keine Chance für TerraDer Erich Pabel Verlag und der Arthur Moewig Verlag waren, wie schon früher erwähnt, in den fünfziger und sechziger Jahren erbitterte Konkurrenten, bevor Anfang der siebziger Jahre der Moewig-Verlag vom vorherigen Besitzer Heyne verkauft und mit Pabel fusioniert wurde. In Fankreisen wurde intensiv diskutiert, ob Titel wie „Utopia stirbt“ (Terra 49) oder „Keine Chancen für Terra“ (Utopia 150) Kampfansagen des jeweiligen Verlages an die unliebsame Konkurrenz waren. Jedenfalls publizierten auch die Perry Rhodan-Gründer Scheer und Darlton für beide Verlage und teilten auch seltsamerweise einige Serien auf beide Verlage auf, so wie auch Kurt Bernhardt als SF-Cheflektor von Pabel zu Moewig wechselte und dann im fusionierten Verlag diese Position weiterhin einnahm.

Zur besonderen VerwendungZur besonderen Verwendung, die utopische Serie um die Geheimagenten Thor Konnat und Hannibal Utan, erschien zuerst in 18 Leihbüchern im Balowa-Verlag. Kurioserweise wurden die Bände 1 und 3 in Utopia-Heften nachgedruckt, die Bände 2 sowie 4 bis 18 dagegen in Terra-Heften. Ein weiterer Nachdruck erschien in Terra Extra und Terra Nova. In den siebziger Jahren wurde die Serie – überarbeitet und 15 Jahre weiter in die Zukunft verlegt, weil sonst der Handlungszeitraum von der reellen Gegenwart fast eingeholt worden wäre - in einer eigenen ZBV-Taschenbuchreihe bei Pabel nachgedruckt und auf 50 Bände ausgebaut. ZBV hat eine intensivere Beschäftigung verdient, deshalb hier der Hinweis auf die nächste Folge unserer Serie „"Thor und der Giftzwerg".

Scheer war zu Beginn seiner Karriere erfolgreich im Leihbuchsektor aktiv, wo er neben den SF- auch Kriminal-, Abenteuer- und Seefahrerromane erfolgreich platzierte. Alle seine Einzelromane, Kurzserien und die ersten 18 Bände von ZBV erschienen zuerst als Leihbuch. Sie wurden ausnahmslos in Heftserien nachgedruckt (die meisten davon gekürzt, etliche ungekürzt als Doppelbände), wobei die Romane der Kurzserien leider oft nicht in richtiger Reihenfolge publiziert wurden. Außerdem gab es bei diesen Nachdrucken keine Hinweise auf eine Zyklus- oder Serienzugehörigkeit. Positive Ausnahme war ZBV. Besser schaute es in der Nachdruckreihe Terra Extra aus, wo diese Titel erstmals geordnet aufgelegt wurden, in den siebziger Jahren auch in der Taschenbuchreihe „K. H. Scheer – Utopia Bestseller“, in der das gesamte SF-Werk von Scheer außerhalb von PR und ZBV gesammelt und neu bearbeitet erschien. Scheers Frau Heidrun unterstützte ihren Mann bei der Bearbeitung intensiv. Scheer litt während dieser Zeit massiv unter Gesundheitsproblemen und schrieb kaum mehr neue Romane. Die neu aufgelegten Romane waren 44 Titel, von denen 25 aus Zwei-, Drei- und Vierteilern bestanden und auf die wir hier einen kurzen Blick werfen. Die Utopia Bestseller-Reihe war so erfolgreich, dass sie bei monatlicher Erscheinungsweise nach dem letzten Titel sofort wieder von vorn aufgelegt wurde. Damit erlebten die serienunabhängigen Werke und Kurzserien von Scheer mindestens 5 Auflagen – meist eine Leihbuchausgabe, dann 2 Heftausgaben und schließlich 2 Utopia Bestseller-Auflagen. Daraus lässt sich die Popularität seiner Werke ersehen, obwohl Scheer auch scharfe Kritiken entgegenschlugen, in denen seine Romane als faschistoid-militaristisch bezeichnet wurden Heute würde man, wo nach Ende des Ostblocks die Ideologiedebatte nicht mehr so aufgeladen ist, mit Achselzucken sagen „Military SF“. Allerdings kann nicht geleugnet werden, dass viele der hier vorgestellten Romane vor Gewaltorgien geradezu strotzen, denen teilweise ganze Planetenbevölkerungen mit Milliarden von intelligenten Bewohnern zum Opfer fallen. Für heutige Leser, die in einer weitgehend friedlichen, abgerüsteten Umgebung aufgewachsen sind, ist das absolut unverdaulicher Stoff.

Stern A funkt HilfeIm Zweiteiler um Dr. Mason kämpft der Wissenschaftler gegen die General Electronic Company (denkt da jemand an „General Electric“?), die ihm seine Erfindungen abluchsen will, und schafft es zum Schluss, sein neu erbautes Kugelraumschiff „UNIVERSUM“ an den Start zu bringen. Im handlungschronologisch zweiten Buch „Stern A funkt (um) Hilfe“, bei dem es sich um Scheers Erstlingswerk handelt, dem man das auch noch in den überarbeiteten Ausgaben in seiner naiven Handlungsführung anmerkt, werden Dr. Mason und sein Kollege bei der Jungfernfahrt auf dem Mond von Außerirdischen zum Stern A entführt und müssen sich dort gegen Roboter erwehren.

Der rätselhafte PlanetDie beiden zusammengehörenden Bände des Venus-Zyklus handeln vom Auftauchen unbekannter Flugkörper auf der Erde und der darauf folgenden ersten Begegnung von Menschen und Außerirdischen auf dem Mond. Nach einer Serie von Missverständnissen kann Freundschaft mit den Fremden, die von der Venus stammen, geschlossen werden. Aber dann muss ein Diktator davon abgehalten werden, die Weltherrschaft mit Hilfe der mit den Venusiern verwandten Marsbewohner zu erringen.

Die Lemuria-Rahera-Trilogie handelt von der Entdeckung eines Planeten zwischen Mars und Jupiter. Das Raumschiff, das die Welt Rahera anfliegt, wird durch unbekannte Angreifer zerstört. Die Überlebenden, die auf Rahera landen, entdecken, dass die Bewohner von dem vor langer Zeit auf der Erde untergegangenen Kontinent Lemuria abstammen. Die Erdmenschen entdecken ein von den Vorfahren hinterlassenes gigantisches Kugelraumschiff, können die Angreifer, bei denen es sich im Insektenabkömmlinge vom Mars handelt bekämpfen, mit ihnen Frieden schließen und zur Erde zurückkehren. Einige Motive finden wir später in der PR-Serie wieder.

Weltraumstation 1Der vierteilige Weltraumstation-Zyklus schildert die Vorbereitungen und den Bau der ersten bemannten Raumstation durch die USA, der durch Sabotageaktionen bedroht wird. Der Diktator Lateinamerikas, der hinter den Anschlägen steckt und nach der Weltherrschaft strebt, versucht, als erster den Mond in Besitz zu nehmen, um ihn zu einer Abschussbasis für Fernatomwaffen auszubauen. Seine Pläne werden durch US-amerikanische Geheimdienstleute aufgedeckt und vereitelt und er wird gestürzt. Hier ist Scheer bereits unverkennbar.

In der TrilogieDer Gelbe Block geht es wieder um die maßlosen Machtansprüche eines Diktators, in dem Fall Tuguruk Khans, dem Führer des großasiatischen Reiches. Anders als seinem „Kollegen“ im Weltraumstation-Zyklus gelingt es ihm, Fernlenkwaffen auf dem Mond zu installieren. Er gerät auch in den Besitz der alles vernichtenden Kobaltbombe, wird aber samt seinem Führungsteam durch eine Kommandoaktion mit Abschuss einer Atomrakete ausgeschaltet. Die Trilogie ist mit dem Motiv der Konfrontation mit den Asiaten ein deutlicher ZBV-Vorläufer.

In der Centauri-Trilogie bringt der dritte Weltkrieg die atomare Vernichtung über die Erde. Australien wird von Truppen der siegreichen Europäisch-Asiatischen Union besetzt. Gesuchte Wissenschaftler und Techniker fliehen in den Raum und landen auf dem Jupitermond Ganymed. Dort werden sie von Außerirdischen aus dem Centauri-System gefangen und versklavt. Die Menschen können sich aber befreien und die Centaurianer vertreiben. Durch die hochentwickelte Technik der Centaurier, die sie verstehen und nutzen lernen, können die Menschen die Diktatur auf der Erde besiegen und schließlich sogar Freundschaft mit den Centaurianern schließen.

Der Stern der GewaltDer Held des Wega-Zweiteilers ist Raumkapitän Stephan, der sich über Vorschriften hinweggesetzt hatte und zum Tode verurteilt wurde. Er bekommt aber die Chance, sich durch die Teilnahme an einem riskanten Experiment zu rehabilitieren, das ihn in die ferne Zukunft führt. 81000 Jahre eingefroren übersteht er mit seinen drei ebenfalls verurteilten Kameraden eine Raumfahrt ins System der Wega, wo er in einem Krieg zwischen Weganern und Telanern die Entscheidung zugunsten der Weganer herbeiführt. Zur Erde zurückgekehrt, finden sie eine von Mutanten bevölkerte radioaktive Welt vor. Sie können die Telaner, die die ganze Milchstraße unterjochen wollen und auch im Sonnensystem aktiv sind und, besiegen und der Erde den Weg in die Zukunft weisen.

Durch den überraschenden Angriff der außerirdischen Radios wird die Erde in eine radioaktive Strahlenhölle verwandelt. Im Innern des Saturnmondes Japetus haben Menschen überlebt, die die Erde, ihre alte Heimat, samt den Invasoren vernichten und dann mit dem Fernraumschaff „INTERSTELLAR“ unter dem Kommando von Thor Koler in den Tiefen des Alls eine neue Heimat suchen, wobei aufgrund des Dilationseffektes eine lange Zeit vergeht. Im Kugelsternhaufen M13 geraten sie in den Krieg zwischen zwei Zivilisationen, die sich aus anderen Flüchtlingen von der Erde entwickelt haben und führen die Entscheidung zugunsten der von Japanern abstammenden Hondoner herbei.

Raumkapitän Don Hamer wird mit einem Himmelfahrtskommando betraut. Mit dem Superraumschiff "HYPERSPACE" soll er den Abgrund von Zeit und Raum überwinden und ein anderes Universum erreichen. Nach der Forschungsreise, in der sie in dem Zweiteiler Hunderte von Sonnensystemen untersucht haben und sich außerirdischer Monster erwehren mussten, versuchen sie, in die Heimat zurückzukehren, was zwar auch gelingt, sie finden sich aber 350 Jahre in der Zukunft wieder. Extrem gewalttätiges Spektakel.

Gesko SpeedNachdem sein Raumschiff zerstört wurde, stirbt der missgestaltete Körper des Mutanten Gesko Speed. Er wird dadurch gerettet, dass sein Gehirn in einen Robotkörper verpflanzt wird. Nach einer Mission in Sternnebel M20 kehrt er mit dem Raumschiff ARIES zurück. Aufgrund des Zeitdilatationseffektes sind Jahrtausende seit dem Aufbruch vergangen. Die Mannschaft der ARIES findet ein durch einen Krieg zerstörtes heimatliches Sonnensystem wieder. Die meisten Menschen sind umgekommen. Gesko initiiert den Aufbau einer neuen Zivilisation, die aus Überlebenden der Menscheit und seiner Besatzung gebildet werden soll, und geht allein wieder auf eine lange interstellare Reise. Die Vorlage für Sinclair M. Kennon aus der Atlan-Serie ist nicht zu übersehen. Die beiden Bände haben übrigens in der Utopia Bestseller-Ausgabe Titelbilder von David A. Hardy, die zusammengehören und nebeneinander gelegt eine faszinierende Mondlandschaft mit Kuppeln ergeben. 

UTOPIA stirbtNoch eigenartiger als bei ZBV ist die Publikationsgeschichte von „Hurricane“, der Serie mit der größten Titelanzahl Walter Ernstings neben seiner Perry Rhodan-Tätigkeit. Die ersten beiden Bände um die Weltraum-Prospektoren Bill Hawkins und Ted Ringer erschienen unter dem Pseudonym „Fred McPatterson“ als Terra-Hefte. Der Titel des ersten Bandes war übrigens das oben zitierte „Utopia stirbt“! Für die Bände 3 bis 8 wechselte der Autor allerdings unter seinem Standard-Pseudonym Clark Darlton zu Utopia, später kam er mit einem Doppelband und einem Abschlussband zu Terra zurück. „Hurricane“ ist typisch für Darltons Schreibweise. Zwei pfiffige Prospektoren, immer wieder mal mit Geldmangel, auf der Suche nach den Schätzen des Alls, dabei auf Gangster, Außerirdische und Wunder des Universums stoßend. Die beiden werden in ihrer Funktion als Reserveoffiziere in geheimer Mission durch das Militär für Spezialaufträge dort eingesetzt, wo die Militaristen selber nicht weiterkommen. Bei Auftragsentgegennahme und nach erfolgreichem Abschluss erleichtern die beiden Freunde ihren Auftraggeber, Raummarschall Pattern, genannt  „Ironhead“, um seine Whisky- und Kognakvorräte. Viel Unterhaltung und Humor, aber wenig Physik. Allerdings wären die Alkoholszenen, die ähnlich auch bei Jim Parker und Mark Powers vorkommen, in Romanen, deren Zielgruppe vorwiegend Jugendliche sind, heutzutage undenkbar.

Vater der MenscheitDie vier Bände seiner „Starlight“-Serie erschienen aufgeteilt auf die Reihen Terra Kleinband und Terra Sonderband, allerdings wieder einmal nicht in richtiger handlungschronologischer Reihenfolge. Es geht um das Forschungsraumschiff gleichen Namens unter dem Kommandanten Rex Randell mit seiner Besatzung. Im zweiten, bemerkenswerten Band „Vater der Menschheit“ befinden sie sich auf der Suche nach „Energium“, dem seltensten Element des Universums, das als Treibstoff für den Überlichtantrieb dient. Energium, hatten wir das nicht schon mal? Nein, bei Captain Future hieß der Wunderstoff Gravium! Sie finden auch tatsächlich das kostbare Element, wohlgeordnet und in Barren gestapelt, auf verschiedenen Planeten innerhalb des von Menschen erforschten Raumsektors. Es besteht kein Zweifel mehr daran, dass Energium von einer raumfahrenden Spezies dort aufbewahrt worden war. Schließlich begegnet die Starlight-Besatzung einer Rasse von telepathischen menschenähnlichen Robotern, die sich als die Herren der Energium-Vorräte herausstellen. Es entspinnt sich eine Debatte mit den Menschen, ob sie die Roboter, obwohl diese künstlich hergestellt wurden, als gleichwertige Spezies anerkennen, was von den Starlight-Leuten als selbstverständlich bejaht wird. Die Menschen lernen den „Koordinator“ kennen, den obersten und vor Tausenden von Jahren als ersten gebauten Roboter, der ihnen eine Tonbandbotschaft auf den Weg nach Hause zur Erde gibt, die erst nach einigen Tagen abgerufen werden kann und einen großen Schock erzeugt:

„Ihr, die ihr zu uns kamt, erinnert euch doch sicher meiner Bitte, den künstlich erzeugten Robot als gleichwertig anzuerkennen. Zuerst schien es euch befremdend, eine intelligente Rasse vorzufinden, deren Körper aus leblosem Metall bestand. Eine Rasse, die aus eigener Kraft eine Zivilisation geschaffen hatte, die ihresgleichen suchte. Ich warnte euch, ein nichtorganisches Wesen geringer zu betrachten als euch selbst, und ich sagte euch auch, dass ich meine Gründe habe, immer wieder auf diese Ratschläge hinzuweisen.
Ich wollte euch den Schock ersparen, der nun kommen wird. Ihr seid organische Wesen, das mag euch trösten. Aber ihr entstandet nicht von selbst. Wir sind eure Schöpfer. Und so grüßen wir euch, Androiden der verlorengegangenen Welt, die ihr heimgekehrt seid zu jenen, die eure Väter waren. Wir versuchten ein Experiment. Und das Experiment ist gelungen ...“

(zitiert aus: Clark Darlton: Vater der Menschheit, Moewig Terra Extra 99, 1966)

Ein wunderschönes Plädoyer für die Gleichwertigkeit von Menschen untereinander oder mit anderen Intelligenzwesen, egal von welcher Herkunft, Hautfarbe, ob aus natürlichem oder künstlichem Ursprung. Die zutiefst humanistische Einstellung des Autors ist deutlich erkennbar.

Attentat auf SolDarltons Trilogie „Der galaktische Krieg“ leitete im Moewig Verlag die Ära der Terra Sonderbände ein, die mit ihrem größeren Seitenumfang die Herausgabe von etlichen herausragenden englischsprachigen Klassikern in deutscher Übersetzung ermöglichten, die wir uns in späteren Folgen dieser Artikelserie näher ansehen werden. Der Terra Sonderband hatte unter Einrechnung der Nachfolgereihe Terra Taschenbuch, die ihn nahtlos mit Band 100 fortsetzte, immerhin eine ca. dreißigjährige Publikationsgeschichte bis zur Mitte der achtziger Jahre. Die Clark Darlton-Serien und der Großteil seiner Einzelromane wurden ebenfalls wie die Romane von Scheer in Terra Extra nachgedruckt. Von den 182 Bänden dieser ausschließlichen Nachdruckreihe stammten mehr als die Hälfte von diesen beiden Autoren. Ähnlich wie bei Scheers Utopia Bestseller gab es weitere Nachdrucke im Taschenbuchformat in der Reihe Utopia Classics und schließlich der Reihe „Clark Darlton – Bestseller aus Raum und Zeit“, die leider nach 24 Bänden Mitte der achtziger Jahre dem allgemeinen Seriensterben zum Opfer fiel. Deshalb konnte hier das Gesamtwerk von Darlton nicht mehr komplett publiziert werden, aber immerhin gab es dann eine Werkausgabe, die die zuvor gebrachten Taschenbücher nochmals in 11 Sammelbänden präsentierte. Weitere Nachdrucke gab es dann noch in Mohlbergs „Utopischen Welten“. Zum zweiten Band der Galaktischer Krieg-Trilogie „Zurück aus der Ewigkeit“ sei noch eine Anmerkung für Sammler erlaubt: Einer der beliebtesten Titel aus Darltons früher Schaffensperiode war der Einzelroman „Raum ohne Zeit“, aus dem oben auch zitiert wird. Dieser wurde 1971 im Bastei Verlag aus unerfindlichen Gründen ebenfalls unter dem Titel „Zurück aus der Ewigkeit“ nachgedruckt, ist aber mit dem anderen Roman gleichen Namens keinesfalls identisch! Im „Galaktischen Krieg“ droht sich die Sonne, in eine Nova zu verwandeln. Wissenschaftler und Techniker starten mit dem Raumschiff „TERRA“, um die Ursache herauszufinden. Sie können einen Sonnensatelliten unschädlich machen, der von einer fremden Macht stammt und als Überbleibsel eines galaktischen Krieges vor 10000 Jahren die Sonne beeinflusst. Mit Hilfe der gefundenen Technik können sie überlichtschnell ins Sirius- und ins Alpha Centauri-System reisen, dort ein Wiederaufflammen des Krieges verhindern und bewirken, dass die Erde in die Galaktische Föderation aufgenommen wird. Den Sonnensatelliten werden wir Jahre später in der Perry Rhodan-Serie im Cappin-Zyklus wiederfinden.

Der strahlende TodVon vornherein im Terra Taschenbuch erschien der Holocaust-Zweiteiler „Der strahlende Tod“ und „Leben aus der Asche“, den Darlton gemeinsam mit Robert Artner alias Ulf Miehe verfasste. Die Neuauflage in den Clark Darlton Bestsellern wurde dann noch mit einem abschließenden dritten Band ergänzt, der die Umwandlung der Erde in einen richtig „grünen“ Planeten beschreibt. Darlton schrieb diesen Roman allein, nachdem sein Co-Autor schon früh verstorben war.

Erwähnenswert ist auch noch der Satan-Zyklus, der als Zweiteiler „Und Satan wird kommen“ und „Die Schwelle zur Ewigkeit seine Erstpublikation in den Utopia Großbänden hatte. Es geht dabei um die Begegnung mit einer außerirdischen Spezies, deren Aussehen an Teufel erinnert und die seit Jahrhunderten Einfluss auf das Geschick der Menschheit nimmt. Assoziationen zu den Overlords in Clarkes „Die letzte Generation“ und naturgemäß zu den Cheborparnern in der PR-Serie sind nicht verwunderlich.

Neben den hier erwähnten Serien schrieb Ernsting noch drei Trilogien unter seinem richtigen Namen, die in Jugendbuchreihen in mehreren Verlagen erschienen und als außerhalb des Utopia- und Terra-Rahmens stehend hier nicht betrachtet werden.

Den weiteren Perry Rhodan-Autoren, die eine ganze Reihe von Miniserien in den verschiedenen Terra-Reihen ablieferten, werden wir uns im späteren Verlauf dieser Artikelserie unter dem Titel „Fingerübungen für Perry“ widmen.

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Kommentare  

#1 Andreas Decker 2016-09-16 09:53
Interessante Zusammenfassung. Das Gleiche gilt für die Bibliografie. Kann man endlich mal nachsehen, was was ist :-)

Ich kann heute mit Ernsting weniger anfangen als mit Scheer. Obwohl dessen Versatzstücke meistens nur noch unfreiwillig komisch sind. Es ist aber immer wieder interessant zu sehen, wie viel er von seinen Konzepten für Rhodan recycelt hat.

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