Die Vampire und Dirk - Der Vampir-Horror Roman: Der Geistervogel
Der Vampir-Horror-Roman
Der Geistervogel
Der Geistervogel
Mein Senf
„Hummel, Hummel“ riefen die frechen Blagen Mitte des 1900 Jahrhunderts in Hamburg dem schwer geplagten Wasserträger Johannes W. Bentz hinterher, und dieser antwortete mit „Mors, Mors“ was im niederdeutschen soviel hieß wie „Klei die an`n Mors“ (kratz dich am Hintern). Und da wären wir auch schon beim ersten Pabel Vampir von der Waterkant. Eigentlich sind mir keine weiteren Romane geläufig, die im allerhöchsten Norden von Deutschland spielen. Aber warum eigentlich nicht? Unheimliche Geschichten hat diese Region mit Sicherheit zu Hauf zu bieten, vom Seemanns Garn ganz zu schweigen. Klar, es gibt den Klabautermann, aber der treibt ja eher auf Schiffen sein Unwesen oder die weiße Frau, die nach ihrem ertrunkenen Kind die Küste absucht, könnte ein Beispiel sein (zumindest taucht sie in diversen Filmen schon mal am Wasser auf). Die alten Germanen hätten dann noch die „Windsbraut“ anzubieten, ein weiblicher Wetterdämon der damals für miese Ernten und noch miesere Stimmung sorgte. Ein weißer Riesenvogel war jetzt nicht gerade dabei, aber die Friesen (Nordfriesen) haben da bestimmt noch allerhand gruseliges in Petto. Ein Leben mit extremen Wetterbedingungen öffnet dem Glauben an höhere Mächte Tür und Tor und der Roman spielte schließlich im Neo-Mittelalter (1973), einer Zeit wo man noch nicht aus der Kirche austrat um ein paar Steuern zu sparen (ich spare mir die Steuern übrigens auch). Wahrscheinlich gibt es diese Hallig gar nicht mehr, denn diese flachen Inselchen haben leider keine allzu lange Lebensdauer und wenn die Pole weiter schmelzen, erst recht nicht. Dann wird dieser Luif ein echtes Denkmal der Geschichte, obwohl er nicht genau beschrieb, wo dieses Eiland lag. Irgendwo vor Husum.
Wie Kurt Luif als Österreicher auf diesen abgelegenen Ort kam, kann ich nur raten. Ich schätze mal, dass er Urlaub in dieser Region gemacht hat und seine Erlebnisse dann in einem Roman verwurstet hat. Nun, das Ergebnis war keine schlechte Wurst, auch wenn er bis hier hin schon unter Burcette und Davenport bessere Storys geschrieben hatte. Das Versteckspiel mit den Pseudonymen nutzte aber nichts, wenn man seinen ungeschminkten, sehr direkten und erfrischenden Schreibstil einmal intus hatte. Da es zu dieser Zeit aber kein Fandom oder wie heute Internetforen gab, sondern einfach nur Leser die nicht alles analysieren mussten, wars eh egal. Alles rund um den phantastischen Roman in Deutschland war ja noch so frisch. Davenport stand zudem auch auf den Dämonenkillern und sollte auch dort bleiben. Für die Vampire hat er dann, ab und an mal wieder, den guten alten Burci ausgepackt. Typischer Luif? Irgendwie schon, denn es ging direkt auf den ersten Seiten, als der Leser erfuhr wie sich der Körper des jungen Mädchens in den Sand gebohrt hat, ungeschminkt voran. Er vergaß auch nicht zu erwähnen, dass ihr die schrecklichen Spuren des Schnabels (nein, nicht der Uwe) noch während sie lebte zugeführt wurden. Spätestens bei der Beschreibung des Fahrgestells und anderen Details von Haike konnte man Luif erkennen: „Ihr Busen war üppig, hoch angesetzt und so stattlich, daß fast jeder Mann einen zweiten Blick darauf warf.“ Überhaupt knisterte es wieder gewaltig vor versteckter Erotik, denn der Vogelmann Brockenhaus hatte ganz schön was abzuladen. In den Nächten viel er gleich über mehrere weibliche Urlaubsgäste der Insel her, nur so aus Spaß und ohne die Gespielinnen zu töten. Erinnerte ein wenig an das klassische Vampirmotiv von Stoker. Am Strand wurde auch reichlich rumgevögelt (sorry, die Steilvorlage musste ich jetzt mal nutzen), aber das war eher der jungen Liebe zwischen Jan und Haike geschuldet. Man merkte aber trotzdem mal wieder, dass die Serie eher was für Erwachsene war – und deshalb von Heranwachsenden verschlungen wurde.
Ein klein wenig hatte ich aber das Gefühl, Kurt hat den Roman in Abständen geschrieben oder zwei Manuskripte vereint, denn von Kommissar Friedsen war ab ca. Seite 40 nicht eine Spur mehr zu finden. Hat er vielleicht die Fähre verpasst oder wurde von den Wellen geschluckt? Eigentlich war das ein sehr guter Charakter ala Columbo oder Kindermann und durchaus ausbaufähig. Selbst der Gerichtsmediziner war gut schrullig und klugscheißerisch beschrieben und hätte ein früher Professor Börne vom Tatort sein können. Wo waren die bloß später geblieben Kurt? Den Karren aus dem Dreck hat schließlich Jan Hansen gezogen. Recht zügig hat er den Adler vom Baum geholt und fertig. Der Rest erledigte dann das Meer. Brockenhaus hatte sich durch das ganze Testosteron ganz schön unverwundbar gefühlt und nicht mit einem einfachen Schützen im Hinterhalt gerechnet, obwohl er soviel Macht besaß, dass er seine tote Frau immer mal wieder zu den Lebenden holte. In ihrer Freizeit stand sie dann Nachts vor irgendwelchen Betten und hat Warnungen ausgesprochen. Das sie dabei vor sich hin schimmelte und muffig roch, viel nur den anderen auf. Das war echter Luif-Horror.
Woher Brockenhaus seine Kräfte hatte, blieb auch ein Geheimnis, welches er mit ins nasse Grab genommen hat. Auch der Poltergeist, der Silke aus dem Haus und in den Leuchtturm getrieben hat (das ganze Mobiliar der elterlichen Behausung ist auf sie los gegangen) kam irgendwo aus dem Nichts, aber wurde vom normalen Feierabendleser wohl anstandslos geschluckt. Ein Heftroman ist halt keine (Ausnahmen gibt’s aber auch) Fachliteratur. Hier ging es ja eher um Unterhaltung und die hatte Luif sehr gut drauf. Über die Namen kann man zwar manchmal schmunzeln (Jan Hansen, Pieter Petersen, Paul Paulsen, Werner Wernersen, usw.), waren für diese Region aber durchaus authentisch.
Wie gesagt war das nicht sein bester Roman, aber ein mittelmäßiger Luif/Burcette/Davenport begeistert mich manchmal mehr als so manch anderer Autor dieser Zeit, auch wenn es diesmal nicht dieses „Tür auftreten, alles niederknallen und dann erst Fragen stellen“ war. Die Friesenwitze (Ostfriesen) hatte er nicht bedient, obwohl sie ja irgendwie aus dieser Zeit kamen. Stimmt es eigentlich, dass sie ihre Toten vor dem Hauseingang mit dem Hintern nach oben beerdigen, um sie noch zwei Jahre als Fahrradständer benutzen zu können? Ich glaube nicht.
Was gab es sonst noch?
Eigentlich ist es manchmal schade, was Thole aus seinen schönen Frauenkörpern machte (machen musste), aber ein Horror-Roman ist schließlich kein Heimatroman für Schlusenbäume, obwohl es diesmal um jede Menge Heimat ging. Bei der Musterung zur Bundeswehr konnte man einen Wunsch äußern, wo man denn gerne dienen möchte und ich sagte „Heimat nah“. Der nette Herr in Uniform zeigte mir die Deutschlandkarte und meinte: „Das ist alles Heimat.“ Nun, ich kam nach Hamburg/Harburg. Übrigens hätte der Weiße Vogel einen Menschenkopf haben müssen, aber was soll´s. Trotzdem ein tolles Bild.
Alfons war, passend zum Thema, mit seinem „Monster aus der schwarzen Lagune“ an der Angel, auch am Wasser. Einfach mal im Netz suchen, womit ich nicht dieses Fisch-fang- Ding meine.
Manfred Knorr berichtete mal wieder vom Festival Triest 1973 und zeigte sich diesmal sehr kritisch, was die Einzelnen Beiträge anbelangte. Einen tschechischen Beitrag (Operation Bororo) bezeichnete er als „üble Schnulze“ mit politischen Ambitionen, der fünfte Film um den Affenplaneten war ihm zu lang und die Auswahl an gezeigten Streifen zu dürftig. Am besten schnitt bei ihm noch ein belgischer Beitrag von Harry Kümel (Malpertuis) ab, der mir auf Anhieb gar nichts sagt. Verteilt wurden übrigens goldene und silberne Asteroiden. Die VAMPIR INFORMIERT Seiten waren immer wieder, dank Knorrs zotigen aber kenntnisreichen Kommentaren, schön frisch zu lesen und sehr interessant. Von Patina spürt man jedenfalls nicht viel.
Der VHR Nr.37 KLINIK DER VERLORENEN wird übrigens nachgereicht. Sorry!
Kommentare
Schon interessant, wie viele Filme Knorr besprochen hat, die untergegangen sind. "Malpertius" sagte mir auch nichts, dabei ist der mit Orson Welles, wie ich eben gesehen habe. Ich kenne auch nur Kümels schönen Vampirfilm.