Eine »unheimliche« Mischung - Dämonenkiller – Die Taschenbücher: Zwischen Mitternacht und Jenseits
Zwischen Mitternacht und Jenseits
Zwischen Mitternacht und Jenseits
Nach dem größtenteils auf Taschenbuchlänge aufgeblasenen deutschen Heftromanhorror der letzten Monate lagen bei der Redaktion wohl noch die Rechte einiger Anthologien in der Schublade herum, die man irgendwann veröffentlichen musste. Obwohl das eigentlich die Domäne vom Vampir-Horror-Taschenbuch war, kam diesmal der Dämonenkiller zu der Ehre.
Roger Elwood (1943-2007) und Vic Ghidalia (1926-2013) waren amerikanische Autoren und Herausgeber. Elwood begann schon in den 60ern damit, SF-Anthologien herauszugeben, obwohl die Arbeit hauptsächlich von Sam Moskowitz und Vic Ghidalia hinter den Kulissen geleistet wurde. In den frühen 70ern gelang es ihm zum Neid vieler Kollegen, auf einen Schlag mehr als 50 Anthologien an alle möglichen Verlage zu verkaufen. Der Inhalt ist als streng konservativ zu betrachten, als strenggläubiger Christ achtete er auf die Inhalte. Also alles Hochgeschlossen und nichts Religionskritisches.
Vic Ghidalia arbeitete als Publizist für ABC-TV. Seine Interessen lagen deutlich mehr bei der Phantastischen Literatur, wie die vielen Ahthologien zeigen, die er auch allein veröffentlichte. Der vorliegende Band ist mal wieder ein deutscher Zusammenschnitt zweier Originalanthologien. "Horror Hunters" (1971) und "Wizards and Warlocks" (1972). Für den zweiten war allein Ghidalia zuständig, während Elwood für den ersten zumindest seinen Namen hergab.
Beide Anthologien vereinten bereits beim Veröffentlichkeitszeitpunkt betagte bis uralte Stories, die man für kleines Geld oder auch kostenlos bekommen konnte. "Horror Hunters" umfasst 8 Geschichten, "Wizards and Warlocks" umfasst 9 Geschichten. Von den 17 Geschichten suchte sich die Pabel-Redaktion gerade mal 7 aus.
Über die Qualität lässt sich streiten. Zwei schwergewichtige Klassiker der Phantastischen Geschichte fehlen bedauerlicherweise. Sowohl Algernon Blackwoods "Ancient Sorceries" wie auch M.R.James "Casting the Runes" blieben außen vor. Wobei man fairerweise sagen muss, dass ihr Umfang den Pabel-Rahmen gesprengt hätte und sie bereits in den hochkarätigen Phatastik-Anthologien von Heyne und Insel vorlagen. Kann man also verstehen.
Lovecraft fehlt auch, allerdings war in beiden Orginalen dieselbe Lovecraft-Story enthalten, und zwar "The Unnamable". Was deutlich die Originalität des Ganzen illustriert. Nicht geschafft nach Deutschland haben es auch C.A.Smith, L.Ron Hubbard, E. Hoffman Price, Bruce Elliot und Nathaniel Hawthorne.
Betrachtet man die Ursprungsquellen der deutschen Ausgabe, liegt der Schwerpunkt deutlich auf Material aus Weird Tales. Aber da ist wenig oder nichts Herausragendes dabei.
Dennoch sind ein paar aus heutiger Sicht interessante Beiträge dabei. Die Story von W.Hope Hodgson gehört zu seiner Serie um den Geisterdetektiv Carnacki, die bisher nie komplett auf Deutsch vorlag. Robert Blochs "The Secret of Sebek" ist eine seiner frühen Arbeiten von 1937, als er noch fleißig seinen Freund Lovecraft imitierte. Hier lohnt sich der Vergleich mit seiner Geschichte "I kiss your shadow" von 1956, die im "Magazine of Fantasy&SF" erschien. Ein stilistisch ganz anderer Bloch, der märkteorientiert schrieb. Eine Entwicklung, zu der so viele seiner Kollegen nie fähig waren.
Aber das sind alles nachträgliche Überlegungen. Dem Leser von 1978 wurde keiner der versammelten Autoren näher vorgestellt. Vielleicht kannte der treue Pabel-Käufer Howard aus der Terra-Fantasy, und der Name Bloch war da schon untrennbar mit "Psycho" verschmolzen, aber das dürfte es auch schon gewesen sein.
Aber so durchschnittlich die Zusammenstellung auch sein mag, der Titel hat was. Das ist einprägsam und hat einen schönen Klang.
Das recht atmosphärische Titelbild von Manuel Pérez Clemente alias Sanjulian erfreute sich offensichtlich großer Beliebtheit. Schon im Vorjahr schmückte es Vampir-Heft 220, und Bastei, das viel Sanjulian brachte, nahm es dann noch einmal für den Gespensterkrimi.
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Kommentare
Die Howard-Story ist verglichen mit anderen seiner Sachen ziemlich schwach, aber wenn man die nicht kennt - und zum Erscheinungszeitpunkt kannte man sie eben nicht - , ist sie natürlich viel besser.
Die angesprochenen Ausgaben von Blackwood und James waren im Vergleich unerschwinglich. Falls man sich ihnen als normaler Leser überhaupt bewusst war. Und vermutlich hätte man sie auch damals ziemlich langweilig gefunden. Ich mag Blackwood sehr und James mittlerweile auch, aber zur Erscheinungszeit des DK hätte ich nur wenig mit ihnen anfangen können.
www.cbmhardware.de/wbblite/thread.php?sid=&postid=78427#post78427
Obwohl ich zugeben muss, dass ich mit der Pointe von Lovecraft's "Außenseiter" schlichtweg überfordert war und erst Jahre später verstand, was es mit dieser kalten, unnachgiebigen Fläche polierten Glases auf sich hatte.