Eine »unheimliche« Mischung - Dämonenkiller – Die Taschenbücher: Luzifers rechte Hand
Luzifers rechte Hand
Luzifers rechte Hand
Im Prolog besucht Luzifer einen Sabbat und freut sich über die Sünder. Der deutsche Bankräuber Paul Anke fährt auf der Flucht vor der Polizei seinen Wagen zu Schrott. Im Delirium glaubt er, in der Hölle zu landen. Tatsächlich stirbt er auf dem OP-Tisch. Allerdings bekommt er das nicht mit. Er begegnet Luzifer, der ihm für für seine Seele noch ein paar Jahre Leben anbietet. Anke glaubt zu träumen und willigt ein. Luzifer versüßt den Deal mit einer blonden Schönen, die Anke wie ein Schatten begleiten soll.
Anke wacht für tot erklärt in einem Sarg auf. Er befreit sich, tötet einen Penner und legt den in seinen Sarg, damit man ihn auch für tot hält. Seine Komplizen sind überrascht, als er plötzlich wieder vor ihnen steht. Hat man ihn doch laut Zeitung längst begraben.
Obwohl ihn manchmal seltsame Visionen von der geheimnisvollen Schönen und der Hölle heimsuchen, geht es Anke ansonsten gut. Er nimmt den Namen Weinheim an und taucht mit seinen Komplizen in Paris unter. Von neuer, satanischer Kraft erfüllt führt Anke seine Verbrechen fort. Als er mit dem Verbrecherboss Lequandieur aneinandergerät, der einen seiner Leute umbringt, tötet er ihn und übernimmt seine Organisation, zusammen mit seinem Besitz Barsac Couers. Seinen alten Ratgeber Derreux, einen gewieften Organisator und das eigentliche Hirn der Bande, übernimmt er gleich mit.
Die alte Hellseherin Theresia, eine hässliche, zahnlose Greisin, zeigt ihm bizarre Visionen, die ihn nicht mehr loslassen. Danach bricht er einen Verbrecherkrieg vom Zaun, weil er die ganze Macht über die Banden von Paris haben will. Noch läuft alles wie von selbst; niemand bringt Monsieur Weinheim mit dem "toten" Paul Anke in Verbindung.
Durch einen Zufall lernt er die schöne Lucella kennen, die der geheimnisvollen Schönen aus seinen nebulösen Visionen entspricht. Besessen von ihr macht er sie zu seiner Geliebten. Dass sie manchmal mit den Schatten zu sprechen scheint, hält er für Halluzinationen, die ihn auch weiterhin heimsuchen. Der Bandenkrieg geht weiter. Ankes Gegenspieler Contreux macht sich an Lucella ran und bietet ihr viel Geld, wenn sie eine "Unterredung" vermittelt.
Anke dreht den Spieß um und tötet ein paar von Contreux' Männern. Mit Lucellas Hilfe sprengt er schließlich seinen Widersacher in die Luft. Jetzt ist er der größte Bandenboß. Er prahlt damit, dass er mit seiner Macht selbst den Teufel in die Tasche stecken kann. Das kommt bei seinem stillen Partner Luzifer gar nicht gut an. Prompt geht alles bergab. Im Geschäft scheint es einen Verräter zu geben, seine Höllenvisionen setzten ihm zu, er sieht die knackige Lucella als hässliche alte Greisin.
Dann verschwindet Lucella. Bei der Suche nach ihr stößt Anke erneut auf die Hellseherin, die ihm neue schlimme Visionen einflößt. In der Zwischenzeit kommt ihm die Polizei auf die Spur, angeführt vom deutschen Kommissar Lauer. Anke dreht durch, kann zwischen Realität und Wahnvorstellungen nicht mehr unterscheiden. Er verlässt sich immer mehr auf den Franzosen Derreux, obwohl der ihn in der Zwischenzeit auch schon mal gezwungenermaßen an einen Konkurrenten verriet.
Dann geht Ankes Geschäft endgültig den Bach runter. Pleite und in die Enge getrieben hält er seine engsten Kumpane für Verräter und bringt sie um. Derreux will ihm zur Flucht verhelfen. Außerdem weiß er angeblich, wo Lucella ist. Er bringt Anke in das vorgebliche Versteck, ein unterirdisches Gewölbe in der Nähe von Barsac Coeur. In einem Tresor befindet sich der Notgroschen des ermordeten Lequandieurs. Raubgut in Millionenhöhe.
Aber dann sperrt Derreux Anke in einen luftdichten Raum. Anke erstickt dort. Er findet sich in der Hölle wieder, wo ihn bereits Lucella und Luzifer erwarten. Und Luzifer, der irgendwie wie Derreux aussieht, vermählt ihn mit Lucella. Aber die knackige Sirene verwandelt sich in die zahnlose greise Hellseherin Theresia, die Anke jetzt für alle Ewigkeit quälen darf.
Im Epilog kauft Derreux unter neuem Namen die Villa. Nun hat er einen Pakt mit Luzifer geschlossen und wird Böses in die Welt bringen.
Joe Juhnke (1925-2016) war eigentlich Gastronom. Laut Selbstauskunft schrieb er an die 1000 Heftromane. Vor allem waren es Western, von denen viele bei Kelter erschienen und dort auch noch immer nachgedruckt werden. Aber er schrieb auch für andere Genre. Bei Pabel erschienen drei Gruselromane von ihm, zwei in der Vampir-Horror-Reihe unter seinem Pseudonym J.E. Shane, und der eine Dämonenkiller.
Die Western sind recht schlichte Kost, die Gruselromane sind komplexer geschrieben. Der Dämonenkiller ist eine Mischung aus Krimi und Grusel. Allerdings bleiben die übernatürlichen Elemente allein auf den Kopf des Protagonisten und sein "Glück" beschränkt, Magie kommt hier nicht zum Einsatz. Das ist stellenweise überraschend subtil. Andererseits hält sich die Atmosphäre in Grenzen. Auch wenn Anke letztlich von den Toten aufersteht, ist das bald vergessen. Die Idee, die dahintersteckt, dass der ohnehin schon "böse" Verbrecher mit Hilfe des Teufels noch viel bösere Taten vollbringt und Zwietracht verbreitet, fährt schnell gegen die Wand. Zwar wird immer mal wieder erwähnt, dass Anke nun den größten Teil des Verbrechens von Paris kontrolliert. Aber das taten seine Vorgänger auch. Ohne Hilfe einer übernatürlichen Macht. Also wozu der Aufwand?
Das Konzept will nicht so richtig funktionieren. Die Idee mit dem Sukkubus Lucella, die zugleich die hässliche alte Hellseherin ist, hat durchaus Potential. Aber da Anke ja schon seine Seele verkauft hat, ist das letztlich alles recht sinnfrei. Lucella kann nichts mehr bei ihm verderben, was den Plan des Teufels wie gewöhnlich im Heftroman relativ uneffektiv macht.
Der größte Teil der Handlung wird von dem Krimi in Anspruch genommen. Die Bemühungen der Polizei und vor allem des deutschen Kommissars sind ziemlich realistisch gehalten und erinnern an Tatortästethik, okkulte Themen kommen dabei aber auch nicht vor.
Aber auch wenn es von der Konzeption her nicht so recht zündet und die Höllenszenen eher an Goethes Faust und Volksmärchen erinnern als an die typische Genreliteratur der Zeit – genau wie in Juhnkes anderen Gruselromanen auch -, ist es ganz flott erzählt. Gnädigerweise bleiben einem mal Professoren und Exorzisten erspart, die den Plot erklären, das Ende ist vergleichsweise originell realisiert. Insofern ist es von der Anlage her schon etwas besser als das durchschnittliche Horrorheft. Auch wenn es als Teufelsgeschichte nicht mit anderen Romanen dieses Themas mitkommt.
Lutohin hat Pause, ein Agenturbild lag noch in der Schublade. Der britische Altmeister Les Edwards ist an der Reihe. Mit dem Inhalt hat das zwar nun aber auch nicht das Geringste zu tun. Macht aber nichts. Es ist ein Les Edwards.
Copyright © by Andreas Decker
Kommentare
War wohl nicht das schlechteste Däki-Taschenbuch. Da scheint Pabel, neben den Coco Storys noch mal einen rausgehauen zu haben.
Das Titelbild ist der Kracher. Ist das eine Kollage? Egal, sieht gefährlich aus.
Es ist eines von zwei Titelbildern, die Les Edwards für die Anthologienreihe 'Star Book of Horror" geschaffen hat (Gouache auf Pappe). Hier ein Blick auf zwei Originale, die Pabel von diesem Künstler verwendet hat:
www.gruselroman-forum.de/thread.php?threadid=11303&sid=
www.gruselroman-forum.de/thread.php?threadid=10941&sid=
Bon appétit...