Thrill – Don't Kill - Mil-SF-politisch korrekt
Thrill – Don't Kill
Mil-SF-politisch korrekt
Kurz die Handlung: Ein neuer Antrieb führt einen ebenfalls neuen Kreuzer zu einem Absturz auf einem Planeten, wo die Nachkommen ehemaliger terranischer Konzerntruppen gegen die Einheimischen ums Überleben kämpfen. Die Kampftruppe des Direktorats trennt die Kombattanten und zieht letztlich mit ihnen von der Welt der Eingeborenen ab. Es handelt sich also um eine ungewollte „Rescue-Mission“. Zwar wird auch hier geschossen, meist Warnschüsse, nur die beiden planetarischen Gruppen bekämpfen sich bis aufs Messer, ein geschickter stilistischer Schachzug des Autors, um durch die Verlagerung der Kampfbeschreibungen wenigstens Action im Roman zu haben, denn die wirklichen Hauptpersonen, die Direktoratstruppen agieren ja letztlich nur wie Blauhelme der UNO in Wirklichkeit, indem sie Konflikte beenden und den Einheimischen ihren Planeten vollständig überlassen. Es handelt sich also um einen Band sehr vernünftiger Mil-SF, da hier weder terranisches oder außerirdisches Expansionsbestreben noch große interstellare Konflikte aufgeschrieben werden. Der Bereich, der die militärische Beschreibung der Truppe enthält, ist überzeugend geschrieben, vom befehlshabenden Offizier über den ausführenden Sergeanten bis zu den handelnden Mannschaften. Auch der Sprachwitz kommt in den Dialogen nicht zu kurz. Langeweile tritt nur dort auf, wo die Truppe eben den planetaren Konflikt beendet zugunsten der einheimischen Planetarier. Ein also für Mil-SF zwar intelligent geschriebener Band, jedoch mit langweiligem Ende.
Natürlich greift der Autor beschreibend auch Ähnlichkeiten zu älteren Bänden auf, etwa zur „Bibel“ der Mil-SF, Robert A. Heinleins „Starship Troopers“ wird in der Kommandoführung des Trägerschiffes klar und eindeutig herauskonturiert, als über den Unterschied zwischen dem Kapitän des Schiffes und dem Kommandanten der Marineinfanterie gesprochen wird. (Selbst „Jelly“ fehlt nicht, nur ist hier der Ausbildungs-und Drill-Sarge ein weiblicher Schiffs-Captain.) Auch das suggestive Bild des Wing-Commander-Films wird beschworen, als in einer Übung ein simuliertes Leck mit einer großen Wandplatte geflickt werden soll. Bilder haben eben doch große Macht und viel Einfluss.Doch tuen diese Einschübe der Handlung keinen großen Abbruch. Zitate und Anspielungen sind ja immer nett und wir alle sind irgendwie beeinflusst durch bestimmte Medien oder Bilder.
Dabei sind auch die ausführlichen Beschreibungen der Handlungen auf dem Planeten, wo sich die Einheimischen und die Konzernüberlebenden in der Darstellung abwechseln, spannend und dicht, überzeugend beschrieben.Auch die fremdartigen Planetarier kommen charakterisiert sehr gut herüber. Dennoch kommt bei aller Freude über die gute Darstellung von Kommandostrukturen nicht das richtige Feeling auf; vielleicht ist der Band trotz aller Action und Konflikte auf dem Planeten doch insgesamt zu „brav“ geschrieben, denn die Menschheit steckt hier zurück. Andererseits besitzt sie einen neuen, schnellen Sternenantrieb...und so kann man in Zukunft auf weitere schöne Abenteuer weiter draußen im All hoffen.Der nächste Band wird hinten im Buch schon beworben... Als Fazit lässt sich sagen: ein überzeugend geschriebener, spannender Band mit viel Hintergrund, der nur eben eine Spur zu politisch korrekt ausgefallen ist, um wirklich als echte Mil-SF interessant zu sein.
© 2016 by H. Döring
Kommentare
War übrigens in der DDR auch so, vielleicht nicht ganz so schlimm...
Die Erklärung interessiert mich.
Nein, in der DDR wurde von grossen Teilen der Bevölkerung "politisch korrekt" im Sinn der Regierung geredet.
Aber dass weißt Du ja. Die Frage verwundert mich.
Für mich bedeutet PC, dass die Sprache von Begriffen befreit wird, die andere Menschen in Hautfarbe, Herkunft, Sex. Orientierung usw. nicht herabwürdigt.
Die DDR-Regierung hat schlicht und einfach gelogen
Nein, das weiß ich nicht.
Für mich bedeutet PC, dass die Sprache von Begriffen befreit wird, die andere Menschen in Hautfarbe, Herkunft, Sex. Orientierung usw. herabwürdigt.
Die DDR-Regierung hat schlicht und einfach gelogen
Ich wollte nicht über die DDR herziehen. Natürlich wird/ wurde auch im Westen kräftig gelogen.
Ich habe meine Nachfrage an matthias sicherlich etwas zugespitzt formuliert. Ich verstehe nur nicht, wo im Osten pc in den Kommunikationsstrukturen vorgekommen sein soll.
Ich schätze, da ging es primär um die "Freunde" und um die Gastarbeiter aus sozialistischen Bruderländern wie Angola oder Vietnam.