Leit(d)artikel KolumnenPhantastischesKrimi/ThrillerHistorischesWesternAbenteuer/ActionOff TopicInterviewsHintergründeMythen und WirklichkeitenFictionArchivRedaktionelles

Die Novelization - Der Roman zum Film: Im Trüben gefischt

Die Novelization - Der Roman zum FilmIm Trüben gefischt

Üblicherweise entsteht ein Film nach einer Vorlage, sei es nun ein Buch, ein Comic oder gar ein Spiel. Meist handelt es sich aber um literarische Vorlagen, also ein Buch oder eine Erzählung. Manchmal aber ist es genau umgekehrt: Nicht die Henne war zuerst da, sondern das Ei, sprich: der Film. War dieser erfolgreich, folgte posthum oft eine literarische Fassung. Das nennt man dann eine Novelization. In dieser Reihe stelle ich in loser Folge einige Nacherzählungen aus dem phantastischen Genre vor.


Das Monster der schwarzen Lagune (The Creature from the black Lagoon)Das Monster der schwarzen Lagune (The Creature from the black Lagoon)
von Carl Dreadstone (Diesmal: Walter Harris, *1925)
Über den Film:
Der Schrecken vom Amazonas ist ein später Klassiker aus den Universal-Studios. Gedreht wurde er 1954 in 3-D. Regie führte Jack Arnold (Tarantula), das Drehbuch schrieben Harry Essex (arbeitete bereits 1953 mit Arnold zusammen an „Gefahr aus dem Weltraum) und Arthur Ross. Angeblich hatte Produzent William Alland die Idee zu der Titelfigur, nachdem er Indio-Legenden über Fischmenschen in Südamerikanischen Flüssen gehört hatte. Dem Film folgten noch zwei Fortsetzungen, allerdings mit mäßigem Erfolg. Die Hauptdarstellerin Julie Adams ist noch am Leben und war in der Originalfassung von „Der Gott des Gemetzels“ in einer Szene als Telefonstimme zu hören. Ausserdem betreute sie Christoph Waltz für den Film als „Dialect-Coach“.

Eine ausführliche Besprechung gibt´s von Kollege Konrad Wolfram unter dem Titel
Vom letzten seiner Art oder ein Monster mit Gefühl im Zauberspiegel

P.S.: Die mir vorliegende DVD stammt aus der „The Monster Legacy Box“ mit 18 Filmen und sehr viel Bonusmaterial.

Das Monster der schwarzen Lagune (The Creature from the black Lagoon)Die (eigentliche) Story:
Eine Gruppe von Geologen stößt am Amazonas auf eine abgelegene Lagune, in der sich eine Art lebendes Fossil aus dem Erdzeitalter Devon niedergelassen hat. Nachdem das Untier mehrere Besatzungsmitglieder getötet hat, entführt es die einzig weibliche Expeditionsteilnehmerin und es kommt zum Showdown. Der Film ist auf Deutsch als DVD erhältlich, allerdings nur in flachem s/w. In 3-D ist der Film auf Blue-ray erhältlich, allerdings ohne deutsche Tonspur.

Das Monster der schwarzen Lagune (The Creature from the black Lagoon)Die Romanfassung:
Walter Harris schrieb diesen sehr von der Filmvorlage abweichenden Roman 1977 unter dem Verlagspseudonym Carl Dreadstone, das auch Ramsey Campbell für 3 Romane benutzt. Es handelte sich ebenfalls um Novelizations klassischer Horrorfilme. Das Buch erschien ebenfalls in der Reihe The Universal Horror Library (In England erschien der Roman übrigens unter dem Pseudonym E.K. Leyton). Ein gut erhaltenes Exemplar kostet gebraucht mittlerweile zwischen 40-50 $ und hat einen Umfang von 194 Seiten. Der Autor hat insgesamt 9 nur Bücher veröffentlich, unter dem Sammelpseudonym Carl Dreadstone war er 2x tätig. Seit seinem neunzigsten Lebensjahr ist er als so genannter „Voice Over-Sprecher“ tätig. Beim Voice-Over wird die Stimme des Sprechers über eine Tonaufnahme gelegt, so dass das Original aber noch zu hören ist. Zurück aber zum Thema:

Das Monster der schwarzen Lagune (The Creature from the black Lagoon)Der Film wurde bereits  zuvor „novelisiert“, und zwar im Jahre 1954 von John Russel Fearn unter seinem Pseudonym Vargo Statten. Re-Noveliziert wurde der Stoff dann 2006, diesmal von Paul DiFilippo. Erschienen ist das Buch bei Dark Horse unter dem Titel: The Creature from the black Lagoon: Time´s black Lagoon. Erwähnenswert ist die sehr schöne Covergestaltung. Das Buch ist leider nicht auf Deutsch erschienen.

Auf Deutsch erschienen ist Walter Harris' Roman dann 1979 als Vampir Horror Roman Taschenbuch Nr. 67, übersetzt von Rudolf Mühlstrasser.

„Sie nennen die Riesenbestie AA – Anonymes Amphibium. Niemand weiß, ob das Monster, das Angst und Schrecken verbreitet, aus der Vergangenheit oder aus der Zukunft kommt. Eine kleine Gruppe abenteuerlustiger Wissenschaftler macht Jagd auf AA. Kay Lawrence ist die einzige Frau in dem bunt zusammengewürfelten Haufen. In seinem Blutrausch ist AA unersättlich, ein Killer, der alle umbringt. Und dann hat auch Kay Lawrence ihre Begegnung mit AA. Sie sieht diese ekelhaften, schuppigen Beine, diese gräßliche, grinsende Fratze. Sie spürt den stinkenden Atem, fühlt die Berührung durch diese entsetzlichen Klauen. Fast alle anderen hat die Bestie umgebracht, Kay bleibt verschont. Als sie an den möglichen Grund denkt, setzt ihr Herzschlag aus ... War es denn möglich, dass dieses Monstrum Zuneigung zu ihr gefaßt hat?“

Das Monster der schwarzen Lagune (The Creature from the black Lagoon)Der Klappentext lässt an den Klassiker Der Schrecken vom Amazonas denken. Auch der Name des Mädchens – Kay Lawrence -deutet darauf hin. Aber weit gefehlt! Titel und Cover verheißen etwas anderes als das Taschenbuch beinhaltet. Wer eine richtige Novelization, also ein Buch zum Film erwartet, der wird enttäuscht werden. Zwar sind einige Charaktere des Films (namentlich)identisch, aber alleine der Schauplatz ist ein anderer.  Die Handlung spielt zwar durchaus an einem Fluß im Dschungel, aber es ist eben nicht der Amazonas.

Das Monster der schwarzen Lagune (The Creature from the black Lagoon)Schon sehr früh wird dem Leser klar, dass hier eine ganz andere Geschichte als erwartet erzählt wird. Die Handlung weicht nämlich schon nach den ersten Seiten gewaltig von der angeblichen Vorlage ab und entwickelt rasch deutliche Parallelen zu einem anderen Klassiker des Monster-Films:  King Kong und die weiße Frau. Das Ungeheuer scheint sich nämlich ebenfalls sehr von der weiblichen Hauptperson angezogen zu fühlen. Sogar ein Ureinwohner-Stamm taucht auf, dies wohl allerdings nur, um dem Roman mehr Seiten zu verschaffen. Das Monster selbst ist eher albern bis ekelhaft beschrieben und ähnelt in keiner Weise dem „Gill-Man“ des Films. Geschrieben ist der Roman nicht mal schlecht, er liest sich durchaus flüssig und hat sogar einige spannende Momente. Aber dies ist leider nicht genug, zumal der Text auch einige gravierende Fehler beinhaltet; so z.B. die widersprüchlichen Größenangaben in Bezug auf das Monster oder Piranhas die anfangs nicht im Fluß sind, später aber dann doch.

Zum Cover der deutschen Ausgabe:
Lutohin hat hier mal eine ganz passable Arbeit geliefert, trägt aber auch seinen Teil zur Verwirrung des Lesers bei: er hat nämlich nicht das im Buch beschriebene Monster dar-gestellt, sondern den Original Kiemenmenschen aus dem Film. War vermutlich eine Vorgabe des Verlags.

Bewertung:
Insgesamt ein leidlich gut zu lesender Roman, aber stellenweise ziemlich dämlich. Ich vergebe nur 2 von 5 Badehosen

Zur EinleitungZur Übersicht

 

Der Gästezugang für Kommentare wird vorerst wieder geschlossen. Bis zu 500 Spam-Kommentare waren zuviel.

Bitte registriert Euch.

Leit(d)artikelKolumnenPhantastischesKrimi/ThrillerHistorischesWesternAbenteuer/ActionOff TopicInterviewsHintergründeMythen und WirklichkeitenFictionArchivRedaktionelles

Wir verwenden Cookies, um Inhalte zu personalisieren und die Zugriffe auf unsere Webseite zu analysieren. Indem Sie "Akzeptieren" anklicken ohne Ihre Einstellungen zu verändern, geben Sie uns Ihre Einwilligung, Cookies zu verwenden.