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Flaggschiffe, Flottenkadetten und Flops Folge 20: Sternschnuppen internationaler SF-Autoren

  Mini- und Subserien bei Terra und UtopiaFlaggschiffe, Flottenkadetten und Flops
Folge 20:
Sternschnuppen internationaler SF-Autoren

Von den Fünfzigern bis in die Achtziger hinein gab es SF auch in zahlreichen Reihen. Herausragend dabei die ›Marken‹ »Utopia« und »Terra«. Für viele der erste Kontakt mit der Science Fiction bzw. dem ›utopischen Roman‹. In diesen Reihen erschienen zahlreiche Sub- und Miniserien. Diese werden in den kommenden Wochen einmal etwas näher betrachtet ... 

In mehreren Folgen dieser Artikelserie haben wir bereits auf bekannte Serien internationaler Autoren geblickt, die ihre Publikationsgeschichte im deutschsprachigen Raum in den Utopia- und Terra-Reihen begonnen haben. Im Vergleich des Utopia Zukunftsromans mit dem Konkurrenten Terra Utopische Romane fällt auf, dass in Terra bei den internationalen Autoren sowohl die größere Zahl von Titeln als auch Werke von im Schnitt höherer Qualität erschienen. Dennoch wurden auch bei Utopia zusätzlich zu den bereits in den früheren Folgen vorgestellten Titeln aus dem Darkover- und dem Randwelten-Universum sowie der Doc Savage-Serie und den Spitzentiteln von Asimov noch etliche weitere Titel publiziert, die zu Kurzserien gehören, welche es verdienen, hier besprochen zu werden. Dies gilt insbesondere für den Utopia Großband, der durch sein Format mit 96 Seiten, Klebebindung und engem Satz Platz für längere Werke bot. Damit war er der unmittelbare Konkurrent des Terra Sonderbandes im Moewig Verlag, in dem auch etliche berühmte Werke, zum Beispiel die ebenfalls schon vorgestellte Foundation-Serie von Isaac Asimov und die Isher-Romane von A. E. van Vogt erschienen und der mit Band 100 nahtlos in die Nachfolgereihe Terra Taschenbuch überging. In der heutigen Folge versammeln wir einige internationale Autoren, die sich ganz unterschiedlichen Themen widmeten und deren Kurzserien verstreut in den Utopia- und Terra-Reihen erschienen sind, ohne dass auf den Titelseiten besonders darauf hingewiesen worden wäre – sozusagen Sternschnuppen am SF-Himmel.

Der unglaublichre PlanetMurray Leinster (1897 – 1975), mit bürgerlichem Namen William Jenkins) war ein amerikanischer SF-Autor, der zeitlebens den Großteil seiner vielen Geschichten in Magazinen veröffentlichte. Er ist auch derjenige englischsprachige Autor, von dem mit mehr als dreißig Bänden die größte Anzahl von Titeln in deutschen Heftreihen erschienen ist, die später nicht in Buch- oder Taschenbuchform neu herausgegeben wurden. Obwohl von ihm nur wenige herausragenden Werke im Gedächtnis geblieben sind (er bekam zwar einmal einen „Hugo Award“ für eine Kurzgeschichte), darf man es sich nicht zu einfach machen und ihn als Schundschreiber herabwürdigen. Er war ein Autor mit soliden naturwissenschaftlichen Kenntnissen, die er auch für einige Erfindungen ausnützte. In seinen Erzählungen ist diese gute Basis durchaus zu spüren, allerdings sind sie heute doch sehr vom Zahn der Zeit angenagt. Bekannt geblieben sind seine Erzählung „Sidewise in Time“, eine der ersten Parallelwelterzählungen und die Story „A Logic Named Joe“, in der bereits 1946 die Kommunikation mit einem Computer und ein Kommunikationsnetz vergleichbar dem heutigen World Wide Web geschildert wurde. An erwähnenswerten Serien sind neben den Erzählungen um den Weltraumarzt Calhoun, welche wir bereits in Folge 13 besprochen haben, die „Colonial Survey“-Geschichten über einen Planeten-Inspektor in Utopia zu nennen, die später zum Episodenroman „The Planet Explorer“ vereinigt wurden, welcher unter dem Titel "Der Planeten-Inspektor" bei Heyne erschien. Dann gibt es noch die dreiteilige in Utopia Großband und Utopia Kriminal erschienene "Joe Kenmore"-Serie, die das in den Fünfzigern noch utopische Szenario einer bemannten Raumstation über der Erde und schließlich die noch heute utopische Mondstadt beschrieb.

Der unglaublichre PlanetLeinster setzte auch verschiedene Folgen von zwei utopischen Fernsehserien routiniert in Romane um, die auf Deutsch in Terra-Heften erschienen. Da war zum einen die Serie „Der Zeittunnel“, in der Wissenschaftler eine Zeitmaschine erfinden, dann aber unfreiwillig durch verschiedene Epochen der menschlichen Geschichte (= die jeweilige Fernsehfolge) getrieben werden. Von den 30 amerikanischen Folgen wurden 13 synchronisiert und 1971/72 in der ARD ausgestrahlt. Und dann war noch die Serie „Planet der Giganten“ um das Suborbitalflugzeug „Spindrift“, das auf seinem Flug durch einen Dimensionswirbel auf einen anderen Planeten gerät, auf dem alles zwölfmal so groß ist wie auf unserer Erde, der aber sonst menschliche Bewohner und irdische Flora und Fauna hat. Gulliver lässt grüßen! In den USA gab es 51 Folgen. Leinster schrieb drei Romane, die auf Episoden dieser Serie beruhen, diese erschienen in Deutschland bei Terra Nova und Ullstein 2000. Beide Serien wurden mit bescheidenem Budget gedreht und waren deswegen recht sparsam in der futuristischen Ausstattung. Bei „Planet der Giganten“ bilde ich mir ein, um 1970 herum auch etwas im deutschen Fernsehen gesehen zu haben, bin mir aber nicht sicher. Für Hinweise dazu wäre ich dankbar. 1992 gab es auf jeden Fall die ganze Serie in PRO 7.

Der unglaublichre PlanetAndre Norton (1912 – 2005, mit bürgerlichem Namen Alice Mary Norton) war eine Autorin, die nicht nur ein hohes Lebensalter erreichte, sondern auch viele Jahrzehnte schriftstellerisch aktiv war. Die gelernte Bibliothekarin debütierte mit historischen Romanen, widmete ihre schriftstellerische Karriere jedoch bald dem SF- und Fantasy-Genre. In den Anfangsjahren ihrer Karriere verwendete sie das männliche Pseudonym Andrew North, möglicherweise weil sie sich im zu dieser Zeit männlich dominierten Genre damit bessere Chancen ausrechnete. Sanft, beinahe unauffällig, führte sie auch Heldinnen in ihre Bücher ein. Sie schrieb bis ins hohe Alter, in ihren letzten Lebensjahren meist mit Hilfe von Co-Autorinnen. Ihre Werke wurden ab den fünfziger Jahren auch in deutschen Ausgaben herausgebracht, großteils in den Utopia- und Terra-Heftreihen. Norton schrieb großteils anspruchslose Abenteuerliteratur, immer nach den strengen Maßstäben der fünfziger Jahre für Jugendliche geeignet, deswegen erschienen einige Werke von ihr auf Deutsch auch in Jugendbuchverlagen. Die Themen, die Norton beschrieb, sind typische SF-Standardszenarien der Nachkriegszeit: fremde Planeten in der Galaxis, Zeitreisen, auch in alternative Welten, Begegnungen von Erdmenschen mit (nicht sehr fremdartigen) Außerirdischen, PSI-Kräfte, harmlose Liebesgeschichten. Interessant, dass sie öfters indianische Protagonisten schilderte, geradezu wohltuend entgegen dem lange gepflegten Klischee vom bösen Indianer. Außerdem spielen Tiere immer wieder eine Rolle, besonders Katzen, für die Autorin eine besondere Zuneigung hatte.

Der unglaublichre PlanetIhr Hauptwerk liegt mit der „Hexenwelt“-Serie, die in Amerika mehr als dreißig und in Deutschland zwölf Bände erreichte, etwas außerhalb des SF-Mainstreams. Hexenwelt kam in Deutschland zuerst in Terra Fantasy und dann mit noch zwei Bänden in der Bastei Fantasy-Reihe heraus. Streng genommen ist es aber ein SF- bzw. maximal ein Science Fantasy-Szenario: Der Erdmensch Simon Tregarth kommt durch ein Dimensionstor auf eine andere Welt, wo der er eine Invasion von Fremdintelligenzen, den Koldern, bekämpft. Manche der Einheimischen haben PSI-Kräfte, es gibt auch Mischlinge mit anderen Spezies, die wie irdische Sagengestalten z. B. Faune oder Minotauren aussehen. Dies wird aber zunehmend mit einem Fantasy-Touch geschildert, deswegen wird diese Serie heutzutage großteils unreflektiert als Fantasyserie betrachtet. Wir werden uns nächstes Jahr in einer neuen Artikelserie genauer auch mit der Hexenwelt befassen.

Der unglaublichre PlanetNorton schrieb eine große Zahl von SF-Kurzserien, hauptsächlich Zwei- bis Vierteiler, die verstreut ohne Serienkennzeichnung in den Utopia- und Terra-Reihen publiziert wurden. Bei vielen davon erschienen in den USA weitere Bände, die in Deutschland speziell nach dem Ende der Heftreihen nicht mehr übersetzt wurden. Ich beschränke mich in der Bibliografie auf die in Deutsch erschienenen Titel, die weiteren Bände sind bequem im entsprechenden ISFDB-Eintrag aufzufinden. Für Ordnung bei den deutschen Publikationen hätte die Andre Norton-Taschenbuchreihe im Moewig Verlag sorgen können, wenn diese nicht auch wie fast alle anderen Heft- und Taschenbuchreihen außerhalb des Perry Rhodan-Universums nach elf erschienenen Bänden 1986 eingestellt worden wäre.

Der unglaublichre PlanetHerausragende, anspruchsvolle Titel wird man wohl vergebens suchen. Am ehesten sticht noch „The Stars Are Ours“ (auf Deutsch in zwei Bänden als „Terra“ und „Ad Astra“ und später als „Die Sterne gehören uns“ erschienen) heraus, wo die Flucht eines Raumschiffes mit Wissenschaftlern vor der herrschenden Erddiktatur und nach einer langen Raumreise im Tiefschlaf der Aufbau einer neuen Heimat auf einem fremden Planeten erzählt wird.

Noch ein paar Stichworte zu den weiteren in Deutsch erschienen Kurzserien Nortons:

Blake Walker: Der Protagonist reist „quer“ durch die Zeit, also nicht in die Vergangenheit oder Zukunft, sondern zu Alternativerden mit gleichem Datum. Blake tritt dem Crosstime-Korps bei und bekämpft Verbrecher, die ebenfalls quer zwischen den Erden reisen.

Central Control: Das Galaktische Imperium fällt auseinander, und die Weltraum-Ranger der Sternpatrouille versuchen, die Ordnung aufrecht zu erhalten. Erdmenschen werden als Söldner auf fremden Welten eingesetzt, um die Erde zu schwächen.

Forerunner/Warlock: Der Planet Warlock, der von den Wyvern, einer Spezies mit PSI-Kräften bewohnt wird, in der die Frauen das Sagen haben, wird Opfer einer Invasion von aggressiven Insektenwesen. Etliche Menschen werden in die Ereignisse hineingezogen. Die Central Control und die Ranger werden auch hier erwähnt.

Mondsänger: Krip, der freie Handelsschiffer, wird von der Mondsängerin Maelen zur Rettung aus Lebensgefahr in einen anderen Körper versetzt. Die beiden werden ein Paar.

Murdoc Jern: Ein junger Juwelenhändler und sein Gefährte Eet, ein Mutant, auf den Spuren der Schätze der alten Galaktiker.

Gods and Androids/Psychocrat: Dies ist keine Serie, wie der deutsche Wikipedia-Artikel über Andre Norton und die ISFDB glauben machen. Die beiden Bände „Androiden im Einsatz“ und „Schlüssel zur anderen Zeit“ haben inhaltlich nichts miteinander zu tun, sondern wurden 2004 in einer Omnibus-Ausgabe im gleichen Band veröffentlicht. Im Roman „Androiden im Einsatz“ werden aber die Psychokraten erwähnt, um deren böse Hinterlassenschaften es auch im Buch „Die Eiskrone“ geht.

Solar Queen: Der junge Dane Thompson heuert als Matrose auf der Sonnenkönigin, einem Frachtschiff der Freien Händler an und erlebt dabei spannende Abenteuer. Durch die Freien Händler/Handelsschiffer (unterschiedliche Übersetzung von „Free Traders“) gibt es eine Querverbindung zu den Forerunners, Mondsängern, zu Murdoc Jern und auch zu „Voorloper“.

Zeitagenten: Die Zeitagenten Russ Murdock und Travis Fox sind in Raum und Zeit unterwegs, um die Erde gegen die „Roten“ (= die russischen Kommunisten) und eine außerirdische Spezies zu verteidigen, die die Erde mittels Zeitreise verändern wollen. Das erinnert etwas an Poul Andersons Zeitpatrouille und Peter Terrids Zeitschwadron.

Council/Confederation: In der ISFDB sind vier Romane unter diesem Titel als angeblich zusammengehörend gelistet. Die Handlung hat nicht wirklich einen Zusammenhang, denn alle Romane spielen auf unterschiedlichen Planeten und haben andere Protagonisten. Ich konnte nur die „Space Patrol“ und die ihr angehörenden Scouts sowie die Zacathaner als deutlich gemeinsame Merkmale finden. Man spürt aber den gemeinsamen Hintergrund mit einer Menschheit, die sich in der Galaxis ausgebreitet und viele Planeten kolonisiert hat, wo sich durch die Umweltanpassung unterschiedliche Menschenrassen gebildet haben (Norton verwendet den Ausdruck „Rasse“ ohne Differenzierung zu „Spezies“ unbefangen, ohne rassistisch zu sein). In „Voorloper“ werden auch die Planeten Astra, wo sich Flüchtlinge von der Erde angesiedelt hatten, und Limbo, wo die „Solar Queen“ gefangen war, erwähnt. Damit sind die Romane in das gleiche Universum wie Nortons „Ad Astra“ und das der „Freien Handelsschiffer“ einzuordnen. Außerdem werden auch die Vorgänger (Forerunners) erwähnt, deren Hinterlassenschaften unter anderem auch in den Warlock-Romanen auftauchen. Letzten Endes ist dieser – wenn auch sparsam ausgearbeitete – Hintergrund für eine ganze Reihe von Nortons Büchern gemeinsam. Von den angeführten Serien sind das alle außer die Zeitreise- bzw. Parallelweltgeschichten um Russ Murdock und Blake Walker. „Die Sklaven von Klor“ haben mit der Koexistenz der Styor, den Herren des Raumes, und den Terranern als untergeordnetes Händlervolk aber einen anderen Hintergrund. In der offiziellen Andre Norton-Homepage sind alle vier Bücher als Einzelromane aufgeführt, sie sind aber in einer amerikanischen Omnibusausgabe 2009 gemeinsam erschienen.

Der unglaublichre PlanetKeith Laumer (1925 – 1991) haben wir bereits in der letzten Folge mit seiner humorvollen Parallelweltenserie um Lafyette O'Leary vorgestellt. Das Hauptwerk des amerikanischen Autors war aber zweifellos die Serie „James Retief, der galaktische Diplomat“, deren erster Band als Utopia-Heft veröffentlicht wurde. Einige Jahre später wurden diese Kurzgeschichtensammlung sowie sechs weitere Bücher über den wackeren Gesandten in den Terra Taschenbüchern zu einer hübschen Serie ausgebaut. In Amerika kamen noch weitere acht Bände aus dieser Serie heraus. Retief würde eigentlich ganz gut zu Dominic Flandry vom Geheimdienst Ihrer Majestät passen, denn Diplomaten sind doch so gut wie immer im Zweitberuf Geheimdienstagenten, oder was meinen Sie? Laumer war tatsächlich für das US-Außenministerium einige Jahre im diplomatischen Dienst tätig, bis er sich auf das Schreiben konzentrierte und etliche seiner Erfahrungen aus der Diplomatie auf humorvolle, aber auch oft zynische Art im Gewand von SF-Erzählungen umsetzte. Dabei bekommen nicht nur die Extraterrestrier ihr Fett ab, sondern auch die aufgeblasenen höheren Bürokraten des „Corps Diplomatique Terrestrienne“ und die skrupellose Politik, die je nachdem, was ihr gerade Vorteile verspricht, ohne jedwede moralische Hemmungen Standpunkte und Allianzen wechselt.

Der unglaublichre PlanetSymptomatisch dafür ist die Geschichte „Die Protestnote“, enthalten in der Sammlung „Diplomat der Galaxis“. Retief bittet seine Vorgesetzten, Schritte gegen die Aggression der Aga Kagans gegen die Bojaren auf dem Planeten Flamme zu unternehmen. Sechzig Jahre vorher hatte das Corps die Bojaren ermutigt, sich auf Flamme anzusiedeln. Nachdem die Bojaren in den folgenden Jahrzehnten die lebensfeindliche Umwelt mit harter Arbeit gezähmt hatten, erheben die Aga Kagans plötzlich Ansprüche auf das Land, obwohl sie bei Beginn der Kolonisation nicht mitgemacht hatten, weil es ihnen als uninteressant erschien. Retief schlägt vor, dass ein Geschwader des Friedenserhaltungskoprs in der Nähe des Planeten ein „Routinemanöver“ abhält, der Staatssekretär bietet aber als einzige Hilfe an, eine Protestnote zu verfassen. Retief sucht zusammen mit der Protestnote und dem Regierungschef der Bojaren den Anführer der Aga Kagans auf und verprügelt ihn solange ordentlich, bis er einen von Retief aufgesetzten Vertrag unterschreibt, in dem festgelegt wird, dass die Besatzer abziehen und den Bojaren Entschädigung leisten. Der Staatssekretär ist vom Friedensschluss aber nicht angetan, sondern tadelt seine Untergebenen, weil er eigentlich Flamme den Aga Kagans überlassen wollte, um die Position des CDT „als moralisch Überlegene zu festigen und einen Ansatzpunkt für künftige Verhandlungen zu haben“. Somit haben sie seine Bemühungen „und ein Jahr Arbeit“ zunichte gemacht.

In diesem Zusammenhang muss ich noch eine Bemerkung zum „Lexikon der Science Fiction Literatur“ machen, das in zwei verschiedenen Ausgaben im Heyne Verlag 1980 und 1987 erschienen ist. Dieses Werk hat als Nachschlagewerk über die Themen und Geschichte der SF, Vorstellung von SF-Autoren und ihrer Werke mit umfassenden bibliografischen Angaben über die deutschsprachigen Ausgaben ihrer Werke einen Standard gesetzt, der nach wie unerreicht ist. Bis jetzt gibt es leider nach wie vor kein adäquates Werk, das als Nachfolger auch die Entwicklung der letzten drei Jahrzehnte mit abgebildet hätte. Dieses Standardwerk, das deshalb für Recherchen nach wie vor unverzichtbar ist, hat einen riesigen Nachteil, über den ich mich schon oft grün und blau geärgert habe. Es ist die Bewertung der beschriebenen Autoren, je nachdem ob sie den Herausgebern politisch genehm waren oder nicht. Laumer war es anscheinend nicht, als ehemaliger Angehöriger des diplomatischen Dienstes der USA wurde er wahrscheinlich als zu bekämpfendes Kapitalistenschwein identifiziert. Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Meinungen sind erlaubt, Autoren können einem gefallen oder nicht. Aber die Fakten müssen stimmen. Lesen wir mal den Eintrag zu Laumer nach:

Die Geschichten um den galaktischen Diplomaten James Retief haben deutlich autobiographischen Charakter. Sie sind durch Laumers Tätigkeit als Luftwaffenattaché in der US-Botschaft von Burma beeinflußt. In ihnen legt Laumer unfreiwillig die Praktiken einer imperialistischen Politik bloß, indem er seinen Helden in zynischer Manier die Regierungen unterentwickelter Planeten radikal und kaltschnäuzig übers Ohr hauen läßt.

zitiert aus: Autoreneintrag zu Keith Laumer, in: Alpers/Fuchs/Hahn/Jeschke: Lexikon der Science Fiction Literatur Band 1, Heyne TB 7771, 1980

Wenn man die Zusammenfassung der Geschichte „Die Protestnote“ liest, wird die Manipulation augenscheinlich. Der Verfasser des Autoreneintrags hat sowohl unterschlagen, dass sich Retief auf die Seite der Angegriffenen schlägt, als auch, dass er die zweifelhaften Pläne seiner Vorgesetzten keinesfalls billigt und sogar unterläuft. Schaut man sich auch die anderen Geschichten genauer an, wird deutlich, dass die Angehörigen der „unterentwickelten Planeten“ als genauso gute und schlechte, kluge und blöde Leute wie wir Erdmenschen geschildert werden. Der Autor legt auch keineswegs unfreiwillig die Praktiken einer imperialistischen Politik bloß, sondern tut das absichtlich und macht auch klar, dass sein Held Retief als sein Alter Ego diese Politik überhaupt nicht unterstützt. Solch manipulative Aussagen, von denen es leider eine ganze Anzahl im Lexikon gibt, haben dessen Wert drastisch vermindert. Im Fanpro-Verlag sind vor einigen Jahren großformatige Lexika über die Schwestergenres Horror und Fantasy erschienen, die zum Teil von den gleichen Herausgebern stammen und nach ähnlichem Schema wie die Ausgaben des Heyne SF-Lexikons aufgebaut sind. Bei diesen beiden Lexika hat man meiner Meinung nach dazugelernt und sich viel mehr Mühe zu ausgewogenen Bewertungen der präsentierten Autoren gegeben. Beim Fantasylexion wurden die Autoreneinträge sogar mit dem Namenskürzel des Verfassers des jeweiligen Eintrags versehen. Ein SF-Lexikon als aktualisierte Version der Heyne-Ausgaben war auch geplant, wurde leider aber nicht mehr publiziert. Die Vorarbeiten dazu waren wohl vergebens. Hans Joachim Alpers ist verstorben, den Fanpro-Verlag gibt es nicht mehr. Ob sich jemand anderer an diese Mammutaufgabe macht oder ist das im Zeitalter des Internets eine vergebliche Hoffnung? So wertvoll das Internet mit seinen Online-Recherchemöglichkeiten ist, so wichtig ist es auch, mit gedruckten Informationen immer wieder zu einem Stichtag einen zu diesem Zeitpunkt vorhandenen Informationsstand festzuschreiben. Deshalb bleibt auch im Internetzeitalter das sich gegenseitig ergänzende Nebeneinander von gedruckter und elektronischer Publikation unerlässlich.

Der unglaublichre PlanetAußer der Retief-Serie sind hier auch noch die beiden Bände in den Terra Taschenbüchern „Invasoren der Erde“ und „Feinde aus dem Jenseits“ zu erwähnen, die Umsetzungen von Folgen der Fernsehserie „Invasion von der Wega“ sind. Diese Serie stammt aus der gleichen Ära wie die oben bereits erwähnten „Zeittunnel“ und „Land der Giganten“ und wurde ebenfalls mit bescheidenen Mitteln abgedreht. Futuristisches Design war auch kaum nötig, denn die Invasoren traten in menschlicher Gestalt auf und heizten die UFO-Hysterie weiter an. Das Rätsel der Invasoren vom Hauptstern der Leier wurde in den Büchern genauso wenig in der Fernsehserie gelöst.

Der unglaublichre PlanetJohn Brunner (1994 – 1995) war ein englischer Autor, der sich Respekt bei intellektuellen Kritikern durch seine ambitionierten, kopflastigen, dystopischen Werke aus seiner späteren Schaffensperiode erworben hat. Darunter sind Werke wie das mit dem Hugo preisgekrönte „Morgenwelt“ (Stand on Zanzibar), „Schafe blicken auf“ (Sheeps Look Up) oder „Die dunklen Jahre“. (The Stone That Never Came Down) zu nennen. Am Anfang seiner Karriere schrieb Brunner jedoch eine größere Anzahl unterhaltsamer, abenteuerlicher Romane, von denen auch ein großer Teil in den Utopia- und Terra-Heftreihen erschienen ist, teilweise auch unter dem Pseudonym Keith Woodcott. Für Sammler schwierig machte Brunner die Geschichte dadurch, dass er etliche dieser Werke einige Jahre später überarbeitet und erweitert mit neuem Titel nochmals auf den Markt brachte. Heute ist da die Recherche mit World Wide Web und ISFDB kein Problem mehr, aber vor dreißig Jahren war das knifflig. Brunner war kein Serienautor, er schrieb zum Großteil Einzelromane und Kurzgeschichten. Ausnahme waren die drei lose verbundenen Romane um die Flüchtlinge von Zarathustras Planet, die von ihrem Heimatplaneten fliehen, weil ihre Sonne zur Nova wird, und ein wechselvolles Geschick auf den Planeten erleiden, wo sie stranden. Hatten wir ein ähnliches Szenario nicht schon bei Campbells „Unglaublichem Planeten“? Die drei Romane erschienen verstreut in den Terra-Reihen und wurden 1992 bei Heyne in einer Gesamtausgabe in einem Band neu herausgebracht. Bei der gäbe es nichts zu meckern, wenn man nicht für den zweiten Teil eine alte Übersetzung verwendet und den dritten Teil neu übersetzt hätte, was zur kuriosen Folge hatte, dass im zweiten Teil der Name des Planeten „Cyclops“ unübersetzt blieb, während er im dritten Teil als „Zyklop“ eingedeutscht wurde, und das im gleichen Buch. Ein aufmerksames Lektorat hätte einen solchen Fehler verhindern müssen.

Der unglaublichre PlanetZwei Raumschiffe von Zarathustra-Bewohnern haben auf ihrer „Flucht vor der Nova“ eine Notlandung auf einem fremden Planeten hingelegt. Captain Arbogast vom einen Raumschiff begeht Selbstmord, nachdem sein Raumschiff im Meer liegt und nicht mehr repariert werden kann. Doc Jerode übenimmt dann das Kommando. Ihm zur Seite steht der junge, zwanzigjährige Lex, der ihm anvertraut, dass er ein „Polymath“ in Ausbildung ist. Polymathen sind gentechnisch veränderte Menschen und dafür vorgesehen, die Aufsicht über einen neu erschlossenen Planeten zu übernehmen, allerdings erst nach fünfundzwanzig Jahren spezifischer Ausbildung genau für diesen. Obwohl Lex weder eine abgeschlossene Ausbildung hat noch für ihren Exilplaneten geschult werden konnte, der vor der Notlandung unbekannt war, schafft er es durch seine Tatkraft, Vielseitigkeit und Führungsstärke, das Überleben der unfreiwilligen Kolonisten zu sichern. Er kann auch einen Angriff der Überlebenden des zweiten ebenfalls gestrandeten Raumschiffs abwehren, dessen Kapitän sich zum Diktator aufgeschwungen und ein Terrorregime errichtet hatte, und seine Gewaltherrschaft beenden. Die zusammenwachsende Gemeinschaft der beiden Raumschiffe baut eine neue Heimat auf.

Der unglaublichre PlanetNicht nur auf dem namenlosen Planeten, wo Lex Geburtshelfer einer neuen Zivilisation war, sind Flüchtlinge von Zarathustra gestrandet, sondern sie haben sich auf einer Vielzahl von Planeten in der Raumkugel rund um die explodierte Sonne niedergelassen. Als die Planeten nach und nach von der Erdzivilisation entdeckt werden, wird vom Galaktischen Korps eine Direktive zur Nichteinmischung in die Entwicklung der jeweiligen Planeten erlassen, um den Einwohnern die Möglichkeit nicht zu verbauen, ihre Zivilisationen weiterhin eigenständig weiterzuentwickeln. 750 Jahre nach der Katastrophe sind 21 Flüchtlingsplaneten entdeckt. Maddalena Santos, eine junge Mitarbeiterin des Korps, erhält nach einigen Fehlleistungen eine letzte Chance, sich als fähig zu beweisen und wird als „Geheimagentin der Erde“ auf Planet Vierzehn gesandt, um den Tod eines Korpsagenten auf diesem Planeten aufzuklären. Ihr Landeboot wird abgeschossen, sie überlebt aber die Notlandung. Es gelingt ihr, einen Aufstand gegen Belfeor, den Herrscher der Stadt Carrig zu organisieren. Er ist ein Fremder vom Planeten Cyclops, der sich mit seinen überlegenen Waffen widerrechtlich die Herrschaft angeeignet hat, die radioaktiven Elemente des Planeten von Fronarbeitern ausbeuten lässt und sowohl für den Tod ihres Vorgängers als auch für den Abschuss ihres Landungsbootes verantwortlich war. Belfeor wird als Gotteslästerer durch „Die Rächer von Carrig“ enthauptet und seine Spießgesellen werden umweltgerecht im rauchenden Schlot eines Vulkans entsorgt. Die Nichteinmischungsdirektive bleibt für die Öffentlichkeit unangetastet, weil Maddalena und ihr irdischer Kollege den Aufstand als Undercover-Agenten angezettelt haben.

Der unglaublichre PlanetNach einem weiteren Einsatz auf einem anderen Planeten wird Maddalena nach Zyklop versetzt, dem Planeten, woher Belfeor und seine Helfershelfer stammten. Dort hilft sie mit, eine Affäre aufzudecken, bei der Menschen von einem bisher unentdeckten ZFP als lebendes Ersatzteillager für Transplantationen auf Zyklop verwendet werden. Nutznießer davon sind die Superreichen, angefangen von der Planetenherrscherin. Deren Liebhaber wird nach einem Unfall, bei dem ihm ein Bein abgetrennt wurde, in das Krankenhaus des Galaktischen Korps eingeliefert und man stellt fest, dass er bereits vor dem Unfall ein fremdes Bein mit einer Gensequenz hatte, die von keinem der bekannten Planeten stammen konnte. Der eklatante Verstoß gegen das Nichteinmischungsgesetz durch die Tötung der Bewohner vom ZFP 22 ist für das Galaktische Korps der Anlass, die Herrscherin von Zyklop und die anderen „Mechaniker der Unsterblichkeit“ hopszunehmen und die Ordnung wiederherzustellen. Die Nichteinmischungsdirektive, die wir in ähnlicher Form auch vom Raumschiff Enterprise kennen, bleibt aber ein Diskussionsgegenstand, weil dadurch Chancen für eine schnelle wirtschaftliche und soziale Entwicklung der Planeten ungenutzt bleiben. Parallelen zu Zuständen auf der Erde des 21. Jahrhunderts sind nicht zu übersehen und waren meiner Meinung nach vom Autor auch beabsichtigt. Ein Beispiel dafür, dass es Brunner verstand, auch in vermeintlich anspruchslose Abenteuerromanen Themen einzubringen, über die nachzudenken es sich lohnt.

Der unglaublichre PlanetJack Vance (1916 -2013), der wortgewaltige Meister der feinen Ironie, der problemlos zwischen SF, Fantasy und Krimi intermittierte, hatte mit den drei Romanen um Adam Reith, der auf dem von verschiedenen Fremdrassen bevölkerten „Planeten der Abenteuer“ Tschai strandete, auch eine kleine Serienpublikation in Terra Nova. Diese Romane waren seine einzige Serie, die in Deutsch in Heftform erschien und für mich die erste Begegnung mit diesem hochinteressanten Autor, auf dessen Neuerscheinungen ich mich dann immer wie der Geier gestürzt habe. Der vierte und gleichzeitige Abschlussband erschien erst mit der Taschenbuchausgabe der gesamten Serie einige Jahre später bei Ullstein. Einen so vielschichtigen Autor mit einem lapidaren Absatz zu einer seiner weniger bedeutenden Miniserien abzuhandeln, geht ja gar nicht. Aber der Fokus dieser Artikelserie gilt Veröffentlichungen in den Utopia- und Terra-Reihen. Deshalb darf ich schon heute vorankündigen, dass wir uns dem Werk von Vance nächstes Jahr im Rahmen einer neuen Artikelserie von einer anderen Seite nähern werden.

Der unglaublichre PlanetAdam Reith strandet auf dem Planeten Tschai, nachdem er von einem mysteriösen Funkspruch neugierig gemacht und dann sein Raumschiff abgeschossen wurde. „Der Planet der Abenteuer“ wird von vier verschiedenen außerirdischen Spezies beherrscht: den Khasch, den Wankh (in der Neuausgabe als Wannek), den Dirdir und den Pnume, die jeweils den Schwerpunkt eines der vier Bände bilden und einander feindlich gegenüberstehen. Alle diese Spezies haben menschliche Sklavenvölker, die sie seit Jahrhunderten so gezüchtet haben, dass sie ihnen auch äußerlich ähnlich geworden sind. Die Pnume sind die einheimische Spezies, alle anderen sind von den Sternen gekommen und haben sich auf Tschai angesiedelt. Reith hat das Ziel, die Ursache für seinen Absturz herauszufinden und wieder vom Tschai wegzukommen, indem er zuerst versucht, ein Raumschiff zu erwerben und später, selbst eines zu bauen. Er begibt sich dabei in allerhand gefährliche Situationen, in denen er auch die für Vance typischen seltsamen Sitten und Gebräuche der einheimischen Rassen kennenlernt. Die Pnume, die in einem ausgedehnten Höhlensystem im Untergrund leben, wollen Reith sogar in ihrem Museum der Tschai-Lebensformen Ewigkeit (im Original Foreverness) als Ausstellungsobjekt präsentieren. Ist Tschai Fantasy? Nein, natürlich nicht, denn er ist ein fremder Planet, der durch ein Raumschiff aufgesucht wird, die Gimmicks sind Technologie und keine Zauberei. Aber ähnlich wie in vielen anderen Miniserien von Vance und in der Krishna-Serie von de Camp gibt es durch die abenteuerliche Handlung ein gewisses Fantasy-Feeling. So würde man auch zum Beispiel bei Vances Kurzroman „Die Drachenreiter“ eine Fantasy-Story vermuten. Tatsächlich handelt es sich aber eine Geschichte über eine dekadente Zivilisation auf einem fremden Planeten, wo drachenartige Geschöpfe als Reittiere dienen. Da fällt einem natürlich auch Anne McCaffrey ein, die mit ihrer umfangreichen Serie über die Drachenreiter von Pern eine vergleichbare Konstellation beschrieb.

Der unglaublichre PlanetDas Werk von Vance wird in Deutschland seit vielen Jahren äußerst verdienstvoll von Andreas Irle begleitet, der sich als Einmannbetrieb die Mammutaufgabe vorgenommen hat, sein Gesamtwerk in von Irle selbst neu übersetzten, edel aufgemachten Hardcoverausgaben komplett herauszubringen. Bis jetzt sind bereits 32 Bände erschienen, alles SF- und Fantasy-Titel. Hut ab! Besondere Erwähnung verdienen auch die Übersetzungen, denn Irle versucht hier werkgetreu zu sein. Das Verb „versucht“ ist keineswegs abwertend gemeint, denn bei einem solchen Sprachtüftler wie Vance kann man nicht einfach nur übersetzen, da ist das Wort „Nachschöpfung“ wohl eher angebracht. Die Vielzahl von Wortschöpfungen von Vance, die einem ganz eigenen Muster folgen und einen besonderen Sprachklang haben, dazu die Fußnoten, die den Leser eher mit zusätzlichen Fragen zurücklassen als dass diese geklärt würden, stellen den Leser und natürlich noch mehr den Übersetzer vor ganz besondere Anforderungen. Vergleichbares ist mir sonst nur beim Fantasy-Übervater Tolkien untergekommen. Einen ähnlichen Ansatz wie die „Edition Andreas Irle“ verfolgte auch die „Vance Integral Edition“ in Amerika, die allerdings von einer ganzen Anzahl von Vance-Fans mit Unterstützung von Vance selbst und seiner Familie getragen wurde und in der Zwischenzeit die Publikation des Gesamtwerks von Vance in ungekürzten Ausgaben nach den soweit wie möglich wiederhergestellten Originaltexten und mit den von ihm bei den Verlagen vorgeschlagenen Titeln bereits abgeschlossen hat. 44 Bände, darunter auch die Kriminalerzählungen, sind in dieser Ausgabe erschienen.

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Kommentare  

#1 Andreas Decker 2016-12-29 11:36
Wieder ein schöner Artikel.

Wenn du mit dem Lexikon zur SF Probleme hast, darfst du aber wenn es um Sachlichkeit geht nicht das des Horrorfilms benutzen :lol:

Deine allgemein nicht ganz unberechtigte Kritik wäre aber mit einem anderen Beispiel stichhaltiger :lol: Ich kenne die Story nicht, aber wenn der Held hier so verfährt, wie du es beschreibst - Retief sucht [...] den Anführer der Aga Kagans auf und verprügelt ihn solange ordentlich, bis er einen von Retief aufgesetzten Vertrag unterschreibt [...] - ist das die gleiche Mafiapolitik wie die seiner Vorgesetzten, ganz nach dem alten Al Capone-Zitat "Man erreicht mehr mit einer Knarre und einem guten Wort als mit einem guten Wort allein". Ob es nun Nötigung hier durch Folter, "Routinemanöver" an der Grenze (der Klassiker der Einschüchterung) oder die auf der anderen Seite vorgebliche "moralische Überlegenheit" ist, das sind nun wirklich nur die beiden Seiten derselben imperialistischen Münze. Insofern ist es in diesem Fall in der Tat unfreiwillig entlarvend, denn Retief ist genauso schlimm wie seine Vorgesetzten. Nur mit dem Unterschied, dass er sich ganz nach Westernmanier selbst die Hände schmutzig macht.

Laut Wunschliste.de war Pro7 der erste Sender, der "Planet der Giganten" 1992 zum ersten Mal sendete. Die Seite ist bei so etwas eigentlich recht zuverlässig.

Auf deine Vance-Artikel bin ich gespannt. Trotz mehrerer Versuche konnte ich mit nie mit ihm anfreunden und verstehe bis heute nicht, was an Cugel dem Cleveren so witzig sein soll. :-)
#2 AARN MUNRO 2016-12-29 12:10
...zur mich immer wieder amüsierenden Serie des Mannes vom CDT von Laumer sei noch anzumerken (ich weiß nicht, ob Du es im Artikel erwähnt hast,Heinrich, habe ihn jetzt nur überflogen), dass Retief rückwärts gelesen "Feiter"="Fighter" heißt...


Vance war immer köstlich zu lesen, bunt und gobelinhaft, wirklich amüsierend. Allein die Durdane-Trilogie oder die Alastorbände waren fabelhaft aber auch Cugel usw. Seine Sprachbilder, seine bunten Beschreibungen sind in ihrer Vielfalt zu würdigen...auch die anstrengungen des Herausgebers...Vance kann wirklich als der barocke SF-Autor angesehen werden, der eben auch ein wenig Kultur in die maschinenahfte, blechstarrende SF einbrachte...mit Wein und Wandteppich... ;-)
#3 Henry Stardreamer 2016-12-29 14:27
@Andreas:
Du hast natürlich recht, dass Gewalt nicht zu billigen ist. Aber nachdem Retief ein unterdrücktes Planetenvolk gegen die Gewalt von ausländischen Aggressoren verteidigt und dies auch noch gegen die Direktive seiner imperialistischen Vorgesetzten, kommt er bei mir mit Notwehrüberschreitung glimpflich davon.

Mit dem Vance-Artikel wird es aber dauern, denn zuerst steht die Fertigstellung der laufenden Serie an (es werden jetzt 30 Artikel), und dann brauche ich etwas Pause, um mich von euren Kommentaren zu erholen :lol: und meine Leserückstände aufzuarbeiten.

@Aarn:
Danke, der Fighter ist mir nicht aufgefallen, obwohl ich Anagramme liebe. In Folge 24 kann ich aberauch 2 Beispiele liefern, der Artikel ist schon fertig.

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