Die Vampire und Dirk - Der Vampir-Horror Roman: Der rote Affe
Der Vampir-Horror-Roman
Der rote Affe
Der rote Affe
Mein Senf
Wenn ich mir den einen oder anderen Artikel in den letzten Tagen beim Zauberspiegel ansehe, kann man schon fast von einer Großaffen-Themenwoche sprechen. Zufälle gibt´s, aber hatten wir schon einen roten?
Wie war das noch gleich mit König Kong? Edgar Wallace hat das Drehbuch geschrieben oder besser gesagt, er hatte es vor. Leider kam ihm da sein Ableben dazwischen, aber der Name war zumindest mit dem Projekt „King Kong“ von da ab auf ewig verbunden. Geschrieben wurde es tatsächlich von einer Frau, Ruth Rose, basierend auf der Idee ihres Ehemanns Ernest B.Schoedsack und seinem Kollegen und Allrounder (Schauspieler, Schriftsteller, Produzent usw.)Merian C. Cooper, die den filmischen Meilenstein aus dem Jahr 1933 produziert hatten und Regie führten. Schoedsack und Cooper hatten den damaligen Markt für Film und Spannungsliteratur genau beobachtet und befanden, dass die Zeit reif ist für etwas Gewaltiges. Heraus kam dabei die Geschichte um den Riesenaffen King Kong. Tricktechnik und Spezialeffekte wurden immer wichtiger und deshalb konnte sich der Trickspezialist Willis O` Brian mit seiner wegweisenden Einzelbildbelichtungs-Technik (Stop-Motion) und der Erfahrung aus diversen anderen Filmen ebenfalls ein Denkmal setzen. Eine direkte literarische Vorlage wie bei Dracula oder Frankenstein gab es nicht, aber jede Menge Anstöße und Ideengeber.
Der Dschungel war in den Dreißigern des letzten Jahrhunderts groß in Mode und der noch relativ junge Film stürzte sich mit Begeisterung auf exotische Kulissen. Seit Erfindung des Tonfilms konnte man jetzt sogar Tarzan brüllen hören und zehn Jahre später ritt Mowgli/Sabu auf einem Elefanten durch den indischen Urwald. Der Zuschauer wollte etwas von der Welt sehen (wenn auch nur in schwarz/weiß), die bis dahin ja auch noch nicht bis auf die letzte Insel im Meer erforscht war. Die Entdeckung einer riesigen, lebenden Kreatur, egal ob im Wasser, an Land oder in der Luft, wäre vermutlich eine Sensation gewesen, aber vielleicht nicht so eine Überraschung wie heute, wo man ja alles mit wissenschaftlichen Erkenntnissen zu erklären versucht und keine großartigen Entdeckungen mehr gemacht werden. Nessie, Yeti, liebe Trolle – es wird Zeit. Höchstens die Tiefsee könnte noch ein paar Überraschungen bieten. Die Menschen von damals waren noch nicht so abgestumpft, hatten, ähnlich wie heute, für phantastische Geschichten eine Menge übrig und strömten bei solchen Monumentalfilmen zu Tausenden die Kinosäle. Die Werbung dürfte ihr übriges dazu beigetragen haben. Einige Szenen des Films (zB. Riesenspinnen fallen über ihr Opfer her) mussten sogar entschärft oder direkt gestrichen werden, um zart besaitete Zuschauer nicht zu schockieren. Dass ausgerechnet ein Affe das erste, ernst zu nehmende Film-Riesenmonster wurde, war vielleicht ein wenig dem damaligen Dschungel-Fieber geschuldet. Wenn man sieht, wie viele Filme, Romane, Comics usw. schon am König Kong verdient haben, und wie populär das Thema heute noch ist (siehe Skull-Iland), hat King Kong zumindest den gleichen Stellenwert wie Dracula, Frankenstein oder Werwolf und ist die Nummer eins der Gattung Groß-Monster. Mit seinem exotischen Dschungel-Setting ist er vielleicht sogar noch etwas angesagter als seine Genre-Kollegen.
Anfang 1974 kam Kurt Luif, mal wieder unter James R. Burcette, und brachte den Affen für den Vampir Horror-Roman auf Vordermann. Zwar hieß er bei ihm nicht Kong sondern Harlo, aber die Ähnlichkeiten der Story´s sind doch recht frappierend. Er lieferte zwar auch keine Erklärung woher das haarige Ungetüm seine Größe hat, aber er bemühte mal wieder einen verkappten, genialen Wissenschaftler als Bösewicht und die haben eine Menge fieser Tricks auf Lager. Neu war, dass der Mad Scientist sich nicht in irgend einem Keller einnistete, sondern in den Amazonas zog, um da seine Experimente an Mensch und Tier zu vollführen. Aber so richtig abgrundtief böse war Terry Tucker dann auch wieder nicht beschrieben. Zwar nahm er den Tod von unschuldigen Indianern in Kauf und manipulierte das ein oder andere gefangene Dschungel-Mädchen für seine Zwecke, aber den Größenwahn, die Welt zu beherrschen oder gar zu vernichten, hatte er nicht. Er kam eher wie der kleine Junge rüber, der im Verborgenen eine überfahrene Katze mit einer 9 Volt Batterie wieder zum Leben erwecken möchte. Drogen und undefinierbare Substanzen kamen ebenfalls wieder zum Einsatz. So hatte man es leichter mit dem Personal.
In früheren Luif Romanen benutzten die Konstrukteure verschiedener Unholde noch Blut oder Strom, um ihren Gewächsen unheiliges Leben einzupflanzen. Beim roten Affen benutzte der neue Typ Wissenschaftler Sperma. Man kann sich ungefähr vorstellen, wie Terry Tucker mit der neuen „Praline“ und dem „Schlüsselloch“ bewaffnet ein neues Monster kreierte. Klingt erst einmal krass anders und ein wenig unappetitlich, aber warum eigentlich nicht, denn von allen Körpersäften die dem Mann zur Verfügung stehen, steckt im Sperma noch das meiste Leben. Also gar nicht so abwegig, nur halt anders. Das Kurt des öfteren nackte Haut und die ein oder andere schlüpfrige Situation in seine Romane einbaute, dürfte allgemein bekannt sein. Eigentlich gab es immer ein paar nackte Brüste und Beischlaf, aber beim ROTEN AFFEN waren diese Szenen, für die der Reporter Jeff und die gelangweilte Bösewicht-Schwester Carol zuständig waren, noch etwas direkter beschrieben. Da wurde eifrig gestoßen, hinein gerutscht, gestöhnt und geklammert, bis der böse, leicht eifersüchtige Bruder mit der Knarre vor dem Bett stand. Kurz wurde eine Art Geschwisterliebe angedeutet, ohne dabei ins Detail zu gehen. Auf jeden Fall hatte Kurt den Liebesakt und dessen Begleiterscheinungen gut drauf. Da habe ich schon weitaus Trockeneres gelesen. Ein Happy-End, wo alles in einer nie endenden Heftroman-Liebe gipfelt, gab es nicht. Dafür war der Lebenskünstler und Reporter Jeff Baker kein Typ. Überhaupt könnte er ein Ableger, auch von der Optik her, Dorian Hunters sein, dessen Vorlieben und Eigenheiten ähnlich waren. Kein Typ zum ständigen kuscheln, dafür immer mit beiden Beinen auf dem Boden und einem schnellen Nümmerchen gegenüber nicht abgeneigt.
Die Tierhorror Geschichten haben immer etwas mit zertrampeln, auseinanderreißen und Massenpanik zu tun. Godzilla und King Kong tun sich da besonders hervor, obwohl sie andere Techniken beim abräumen ganzer Städte benutzen. Godzilla arbeitet ganz gerne mit dem Schwanz, wohin gegen Kong lieber von oben auf seine Gegner hüpft und ihnen nebenbei einen „Dänischen-Kuss“ verpasst. Harlo (hat dieser putzige Name eine Bedeutung?), ist dagegen der Schrecken der Indianerdörfer. Beim zertrampeln der winzigen Hütten gab er sich jedenfalls ordentlich Mühe. Das ihm dabei auch ein paar Indianer unter die Sohlen gekommen sind, ist nicht weiter schlimm, denn im Roman waren sie ausnahmslos feindlich gesinnt und wenig nett beschrieben. Außerdem rochen sie nach ranzigen Fett...(kein Scherz) Luif hat den Dschungel sehr lebendig und kenntnisreich in Szene gesetzt. Das Gebrüll der Schweifaffen (Uakari, Satansaffe und Konsorten) habe ich noch immer in den Ohren. Ich schätze mal, dass mindestens 30 verschiedene Tiere den Weg von Jeff Baker gekreuzt haben und da sind die Insekten noch nicht mitgezählt. Die Namen der Städtchen und Flüsse und deren Lage waren nicht aus den Fingern gesogen, sondern exakt recherchiert. Kurt war eindeutig nicht der Meinung, dass man dem gewöhnlichen Heftroman Leser Stuss erzählen sollte und machte sich die Mühe, auch mal eine Karte (Atlas) in die Hand zu nehmen. Auf den ersten ca. 20 Seiten lief Luif zur Hochform auf und wenn ich ehrlich bin, war das einer der besten Einstiege in einen Heftroman, die mir so untergekommen sind. Ein tolles Abenteuer im frühen Dämonenkiller-Stil, nur ohne Magie.
Bei „King Kong und die weiße Frau“ flossen am Ende, als der Riesenaffe sich ans Hochhaus klammerte, bestimmt schon einige Tränen beim Kinobesucher, denn eigentlich war das plüschige Ungeheuer ja nur ein etwas zu groß gewordener, angeschossener Gorilla mit Liebeskummer und Heimweh. Aus Profitgier und Geltungssucht hat man das arme Tier von der Insel geschleppt und ein artgerechtes Gehege hat er auch nicht bekommen. Welch Tierliebhaber fühlt da keinen Stich in der Herzgegend? Harlo ging am Ende den gleichen Weg, aber so richtig traurig konnte man über sein Ableben nicht sein, denn eigentlich war er für Terry Tucker nur Mittel zum Zweck. Für einen eigenen Charakter oder ein paar Anekdoten aus seinem Alltagsleben war auf 63 Seiten leider kein Platz. Von Harlo werden wir nichts mehr lesen (oder?), aber Jeff Baker taucht im VHR Nr.138 (Die Mörderpranke) noch mal auf. Wie gesagt, er hatte Ähnlichkeit mit Hunter... Vielleicht ein Rohentwurf der noch in der Schublade lag?
Am Schluss dieses rasanten Spektakels gab es übrigens noch einen 1A Cliffhanger ala Gebrüder Grimm (oder so):
„Niemand kennt den Aufenthaltsort deines Bruders“, sagte Jeff. „Er wird seine Experimente weiterhin durchführen, und wir können nur hoffen, dass es der Polizei gelingen wird, ihn zu erwischen.
Doch die Polizei erwischte Terry Tucker nicht. Er blieb verschwunden.
Und es sollte einige Zeit vergehen, bis er wieder auftauchte.
Alles begann damit, dass...
Aber das ist eine andere Geschichte.
Was gab es sonst noch?
Vier nackte Brüste auf dem Titelbild gab es auch noch nicht so oft. Naja, zwei davon kann man direkt wieder vergessen, aber die Amazonas-Beauty konnte sich sehen lassen. Von menschlichen Zügen kann man beim roten Affen auch nicht gerade sprechen. Ansonsten ein treffendes Cover für allerhand affigen Lesespaß.
VAMPIR INFORMIERT erinnerte mich daran, dass es neben Lee, Price, Carlow noch andere Größen gab, die den Zuschauern im Kino das Fürchten lehrten. Einer davon war unbestritten Paul Naschy, der in nicht wenigen Filmen dieser Zeit den Werwolf und anderes spielte. Der Mime war vor seiner Filmkarriere spanischer Meister im Gewichtheben. Da hatten die Damen einiges zu bestaunen, wenn ihm bei Vollmond das Hemd platzte.
Alfred ja, Berthold auch...irgendwie bringt das ohne Bilder nichts. Ab heute lass ich das und schreibe lieber auf, was ich so beim lockeren tippen an Vinyl gehört habe. Als da wären:
The Sugar Cubes (life`s too good – die fällt mir wegen ihrer Farbe immer wieder in die Finger), The Chameleons (Script of the bridge - ich muss mir mal wieder ein paar Buntstifte zulegen), Rainbow (Bent out of shape – ohne Kommentar) und ein wenig Prog-Rock vertreten durch Genesis (Three sides live/Doppelalbum – nix Neues, aber habe ich günstig erstanden) und Eloy ( Silent cries and mighty echoes – geiles Schulenglisch)... und andere.
Kommentare
In der Fortsetzung geht es mit Terry Tucker weiter, der sich an seine Schwester und Jeff Baker rächen will.
Manfred Knorr war offensichtlich ein echter Paul Naschy-Fan. Seine Filme gelten heute ja eher als Trash-Granaten, auch wenn das nicht ganz fair ist.
Aber Knorrs Beiträge sind eine echte Zeitkapsel. Hier prophezeit er Naschy ja eine internationale Karriere und einen Film mit Terence Fisher. Aus beidem wurde nichts, aber der Gedanke zählte.
Informativ war das allemal.
Kurt Luif hat 1974 auch noch Krimis für die Fledermaus-Serie geschrieben. Er war Anfang der Siebziger recht fleißig als Autor...
Mir wurden die Fledermäuse mal komplett für 100 Euro angeboten... Ich Trottel habe sie nicht genommen.
In der Tat nicht ganz fair! Heutzutage ist es immer leicht, über "Filme von damals" die Nase zu rümpfen und sich darüber lustig zu machen. Ganz unbestreitbar waren die Filme von Paul Naschy mit wesentlich mehr Liebe zum Genre gemacht als z.B. die von reinen "Technikern" konstruierten "Hammer"-Filme...
Zweifellos. Naschy hatte ein Händchen dafür, abwegige Figuren darzustellen, die Hammer zu extrem gewesen wären. Und selbst seine Interpretation als Dracula ist nicht übel, wie in "Count Dracula's Great Love". Der fängt eigentlich da an, wo Hammer aufgehört hat.
Alle 800 Hefte? Okay, dann warst du ein Trottel Aber Scherz beiseite, die sind größtenteils unlesbar heute. Ich hatte mal einen Stapel von 50 Bänden gekauft, noch aus der Kostümphase. Nach 10 durchgequälten Heften hatte ich die Nase voll und habe sie wieder verscherbelt.
Heute wäre für mich der einzige Grund, sie zu kaufen, die Lonati-Titelbilder. Selbst die "Collagentitelbilder" aus den 70ern sind ganz gelungen.
Nr. 719 Die Nacht der Teuflischen
Nr. 723 Ein Millionär im Fadenkreuz
Nr. 729 Um drei sind Sie ein toter Mann
Nr. 738 Dreimal umsonst zur Hölle
Nr. 747 Herzliches Beileid zum Geburtstag
Nr. 771 Sie sind perfekt gestorben, Mr. Fisher
Nr. 790 So echt starb Mr. James noch nie
Nr. 798 Goldfische für Mexiko
Seine Mitarbeit endet mit dem Start der eigenständigen Dämonenkiller-Serie im Jahr 1974.