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Horror vom Feinsten - Michael Schmidts Zwielicht Classic 11

Zwielicht Classic 11Horror vom Feinsten
Michael Schmidt (Hrsg.) Zwielicht Classic 11

Im September 2010 erschien die erste Ausgabe des Magazins Zwielicht Classic. Zuerst als reine eBook-Reihe konzipiert, gab es ab April 2013 dann auch die gedruckten Ausgaben. Herausgeber Michael Schmidt kombinierte "herausragende Geschichten" und "vergessene Kleinode" mit ansprechenden Artikeln. Dabei versteht er Zwielicht Classic als Ergänzung zu Zwielicht, das neue Geschichten und Artikel bringt.


Zwielicht Classic 11Zur Einführung
In der elften Ausgabe seines Magazins Zwielicht Classic setzt Herausgeber Michael Schmidt wieder voll auf Geschichten und begnügt sich diesmal mit einem einzigen Hintergrundartikel. Dabei kann er erstmals Markus K. Korb und Uwe Voehl, zwei Schwergewichte der deutschen Horror-Kurzgeschichtenszene, präsentieren. Mit dabei sind mit Vincent Voss und dem Autorenduo Vanessa Kaiser und Thomas Lohwasser zwei weitere Highlights der Szene.

Diesmal gibt es  also 13 Geschichten  aus den Jahren 2000 bis 2016. Viele davon sind ursprünglich in Anthologien erschienen, einige auch in Magazinen und bei einer handelt es sich sogar um eine Erstveröffentlichung. Das schwarz-weiß gehaltene Titelbild stammt wie bereits in der letzten Ausgabe wieder von Oliver Pflug.

Die Geschichten
Den Abschluss und Höhepunkt der Geschichten bildet diesmal Vincent Voss mit "Eine kurze Geschichte über den Tod und den Untod". Damit gewann der Autor 2013 den Vincent Preis. Protagonistin ist eine Frau, die gleich zu Beginn ihren Mann und ihre kleine Tochter mit einer Axt erschlägt. Seit sie als Kind unmittelbare Zeugin eines Badeunfalls wurde und an der Bergung der Leiche beteiligt war, hat sie ein besonderes Verhältnis zum Tod. Das äußert sich dann auch in der Wahl ihres Studienfaches Kulturwissenschaften. Dort beschäftigt sie sich mit dem kulturellen Umgang mit dem Tod und macht ein Praktikum bei einem Bestatter. Ein Jahr Feldforschung führt sie schließlich in eine abgelegene Region auf der Insel Bali, wo sie sich mit den örtlichen Bestattungsriten befasst. Gegen Ende ihres Aufenthaltes dort hat sie ein verstörendes Erlebnis mit einer scheinbaren Auferstehung von den Toten. Doch der wahre Horror erwartet sie dann erst wieder in der Heimat.

Richtig fies ist die Geschichte "Kleiner" von Karin Reddemann, die erstmals auf www.phantasticon.de erschien. Ein alter Mann bekommt nach dem Tode seines Hundes einen neuen Begleiter, eben Kleiner. Doch dabei handelt es sich um einen ganz besonderen Begleiter.

Mit einem Hund fängt auch alles an in "Gedankenspiele" von Christian Weis. Diese Geschichte voller Schwarzem Humor schildert wie ein ganz normaler Mann zu einem wahnsinnigen Mörder mutiert.

Markus K. Korb führt den Leser in "Katzenaugen im Dämmerlicht" auf die Kanalinseln. Die jungen Leute verlassen die Inseln und die alten Fischer bleiben unter sich. Im Sommer kommen Studenten und junge Leute vom Festland und helfen beim Fischen. Alles geht seinen beschaulichen Gang. Doch die alten Fischer pflegen ein geheimnisvolles Ritual, um den Bestand der Fischbestände sicher zu stellen. Dazu entfernen sie den gefangenen Fischen mit einem Löffel die Augen und reden mit ihnen. Doch alle hundert Jahre schweigen die Fischaugen und der Fang geht dramatisch zurück. Dann ist es die Aufgabe des ältesten Fischers sie wieder gnädig zu stimmen.

Vanessa Kaiser und Thomas Lohwasser berichten in "Im Schatten" über einen englischen Detektiv aus der klassischen Kutschenzeit. Der ohne Vater aufgewachsene junge Mann erhält eines Tages einen lukrativen Auftrag. Er soll für einen kinderlosen reichen Geschäftsmann seinen als Erbe eingesetzten Neffen beschatten. Während er der Frage nachgeht, ob der Mann ein "unzüchtiges und ausschweifendes Leben" führt, wird er nicht nur mit verlockenden Versuchungen konfrontiert.

In die Welt des Musikbusiness führt "Profit durch Mord" von Marianne Labisch. Wie kommt es, dass soviele Musiker einen frühen Tod sterben und ihre Werke sich danach erst richtig verkaufen?

Um einen einsamen Wanderer, der einer Melody in seinem Kopf folgt und dadurch ein Bergkloster aufsucht, geht es bei Uwe Voehl in "Sternschnuppennächte".

Susanne Schnitzler erzählt in "Lenni Bell beschwimmt den Teufel" eine fast schon vergnügliche Geschichte. Eine Gruppe Jugendlicher badet an einem See. Einer von ihnen fordert den Teufel heraus und dieser lässt natürlich nicht lange auf sich warten. Nur eines der Mädchen nimmt den Kampf um seine Seele auf.

Um Weihnachten und einen durch ein neues Verfahren geheilten Krebspatienten geht es bei Andreas Fieberg in "Heute, Kinder, wird's was geben". Seit seiner schon nicht mehr erwarteten Heilung geht dem Mann seine Lebensfreude ab. Nicht einmal Weihnachten kann ihn mehr emotional aufrütteln. Da erhält er Besuch ... vom Weihnachtsmann!?

Susann Obando Amendt macht die Leser in "Blendlicht" mit einer Wohnungsvermittlerin vertraut. Aber eigentlich geht es auch um ihre Eltern und ihre Schwester. Ein Autounfall bringt das Leben der nur auf ihre Arbeit fixierten Frau Weiher durcheinander. Und dann begegnet sie auch noch im Park einem Selbstmörder.

Bitterböse geht es wieder bei Michael Tillmann in "Rationalisierungsmaßnahmen" zu. Dort geht es darum, wie man die Folter optimieren und gleichzeitig den teuren Faktor menschliche Arbeit minimieren kann.

Nadine Muriel führt ihren Protagonisten in "Jesses Reise" in das Hotel California. Sex, Drugs and Music bringen ihn dazu, seine geplante Auslandsreise um ein paar Tage zu verschieben. Ein Fehler, wie sich dann herausstellt.

Wie auch schon in der letzten Ausgabe gibt es auch hier ein bisher unveröffentlichtes Fragment des 2004 verstorbenen Autoren Hubert Katzmarz.  In "Der Mann, der die Wespen hasste" geht es um einen Toten, der in der Nähe eines Wespennestes aufgefunden wird. Katzmarz Ehefrau Ellen Norten hat dazu wieder einen Begleittext verfasst.

Die Artikel
Dieser Teil besteht diesmal aus einem längeren Text über Horror von Karin Reddemann "Die dunkle Muse". Die Autorin beschäftigt sich Hauptsächlich mit Horrorfilmen. So geht sie unter anderem das Thema "Lebendig Begrabensein" an. Sie verweist dabei auf "Kill Bill 2" und "Lebendig begraben". Auch die Filme "Alexandre Ajas Maniac", "Flatliners" und "American Psycho" werden gewürdigt. Reddeman stellt dabei die literarischen Vorbilder der Filme vor und ordnet diese ein. Interessant für jeden Cineasten.

Extras
Wie in der Reihe gewohnt, gibt es auch diesmal wieder einen ausführlichen Quellennachweis zu den einzelnen Geschichten. Außerdem werden die Autoren jeweils kurz (oder auch mal ausführlich) vorgestellt.

Fazit
Michael Schmidts Zwielicht Classic ist eine Fundgrube für alle Freunde der Horror-Kurzgeschichte. So auch wieder diese Ausgabe. Neben den Größen der Szene präsentiert er auch immer wieder neue, relativ unbekannte Autoren. Zwar gibt es außer dem Oberbegriff Horror keine inhaltliche Klammer, trotzdem fügen die Geschichten sich auch diesmal wieder zu einem gelungenem Ganzen zusammen. Ich jedenfalls freue mich schon auf die nächste Ausgabe von Zwielicht Classic!
Zwielicht Classic 11
Zwielicht Classic 11

Michael Schmidt (Hrsg.)
Cover: Oliver Pflug
ISBN 978-1539762812
217 Seiten
9,90 Euro
Create Space 2016

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