»Tony Ballard« revisited - Teil 10: Unter schwarzer Flagge
»Tony Ballard« revisited
Teil 10: Unter schwarzer Flagge
Nachdem der gute AF Morland ja bereits auf den letzten paar Leserseiten immer wieder verkündete, dass der sympathische Silberdämon Mr. Silver sich in der ersten Trilogie der Serie aufmachen würde, um seine verlorenen Kräfte zurückzuerhalten, kommt der Leser mit dem endlich in den Genuss des ersten Teils. Und auch wenn Silver den „Tunnel der Kraft“ in diesem Roman noch nicht erreicht, so zeichnet sich hier bereits deutlich ab, dass es spätestens im nächsten Band dazu kommen wird. In diesem ersten Teil der lang und groß angekündigten Trilogie muss er nämlich noch mit seinem Kollegen Ballard und anderen Mitgliedern des Teams gegen ein paar Zombie - Piraten kämpfen, welche das beschauliche Dorf Cullkirk unsicher machen.
Nachdem nämlich der große Obermotz Atax mithilfe seiner „Geistfühler“ Wind davon bekommen hat, dass sich beinahe das gesamte Ballard Team dort anlässlich der 800 Jahresfeier aufhält, nimmt er die Gelegenheit wahr und erweckt die Piraten zu einem untoten Leben, damit sie Angst und Schrecken verbreiten mögen. Dass sie sich dabei nicht sonderlich geschickt anstellen, liegt dann nicht etwa daran, dass die Kämpfe zunächst einmal unter Wasser stattfinden, da die Gesetze der Physik, wie wir erfahren, nun einmal nicht für Zombies gelten, sondern eher an der Überlegenheit des Gegners, sprich unserer Helden - auch wenn diese den Gesetzen natürlich sehr wohl gehorchen müssen.
Wesentlich interessanter und spannender geht es da auf der Prä - Welt Coor zu, wo Roxane auf der Suche nach dem Tunnel der Kraft dem Gnom Cruv begegnet und ihm gleich mal das Leben rettet, worauf er sich ihr anschließt. Dass ausgerechnet der kleine Gnom, welcher hier immer wieder als niederstes Glied in der „Nahrungskette“ beschrieben wird, weiß, wo sich der Tunnel der Kraft befindet, erscheint dann zwar etwas an den Haaren herbeigezogen, ebenso wie Roxanes blindes Drauflosstolpern in dieser extrem feindlichen Welt etwas sehr naiv erscheint, aber das ganze wird immerhin recht temporeich und unterhaltsam geschildert. Der Autor zeigt hier, wie schon in dem sehr guten Band 12, dass ihm diese bunten, einfach gestrickten Fantasy - Abenteuer durchaus liegen. Spannend wird es dann am Ende noch, als das ungleiche Duo dem - zunächst noch undurchschaubaren Magier Soltaff begegnet, auch wenn der Autor die Frage, ob es sich um Freund oder Feind handelt, leider viel zu schnell auflöst. Aber schließlich benötigt der erste Teil einer Trilogie einen ordentlichen Cliffhanger und so stellt sich Soltaff am Ende natürlich als Gegner heraus und greift den längst misstrauischen Cruv an.
Wie dieser Kampf ausgeht, erfuhr der damalige Leser dann erst zwei Wochen später in dem Und wie im ersten Teil, so erweist sich auch in diesem zweiten Band der Trilogie die Fantasy - Handlung als deutlich spannender, nicht nur weil Silver hier endlich auf Coor an - und somit dem Tunnel der Kraft ein bisschen näher kommt, sondern auch weil die Story um die Geisterpiraten doch stellenweise etwas unausgegoren wirkt. Zum einen erscheint es unglaubwürdig, dass die Zombie - Piraten ihren Gefangenen so lange am Leben lassen, besser gesagt, dass sie ihn überhaupt am Leben lassen, nur um ihn angemessen zu „bestrafen“, zum anderen ist es noch viel unglaublicher, dass der arme Junge dann auch noch gerettet werden kann, nachdem er erst bei Ballards Eintreffen wirklich ernsthaft in Lebensgefahr gerät. Da erscheint es wahrscheinlicher, einen Schneeball aus der Hölle zu retten…
Überhaupt gibt es bei den Kämpfen gegen die Zombie - Piraten viel zu wenig Verluste bzw. Opfer vor allem wenn man bedenkt, dass hier nicht nur kampferfahrene Recken beteiligt sind. Da hilft dann auch die Eröffnung, dass es sich bei dem windigen Reporter um keinen Geringeren, als Rufus handelt nicht mehr über die Logiklöcher hinweg.
Auf Coor wundert man sich derweil nur ein bisschen über die „Hauruck“ - Lösung, mit welcher der Autor den Silberdämon nach Coor schafft: Er setzt einfach ein paar Monolithen in die Gegend, die man in einer Notsituation einfach nur berühren muss, um sich eine bestimmte Person herbeizuwünschen und voila - schon wird diese von einer riesigen Geisterhand geschnappt und nach Coor gebracht… Immerhin kommt die Handlung auf Coor dann mit dem Eintreffen des Silberdämons richtig in die Gänge, es gibt die ersten Frotzeleien zwischen Silver und Cruv und es macht einfach Spaß, diesen bunten, flott geschilderten Handlungsstrang zu lesen. Da verzeiht man dem Autor dann auch schon mal die hundertste Wiederholung der Aussage, dass das Leben eines Gnoms auf Coor nichts Wert sei, oder die Tatsache, dass man dort stundenlang marschieren kann, ohne, dass etwas passiert, worauf die Gefahren dann wieder im Minutentakt auftreten.
Dass der Silberdämon den Tunnel der Kraft bereits in diesem Band erreicht, erwartet man allerdings ohnehin nicht. Schließlich fehlt auch noch ein gewisser Dämonenhasser, welcher im dritten Teil, dem
Währenddessen taucht in Cullkirk - wo sich offenbar noch nicht genug Freunde und Feinde gegenseitig auf die Füße treten - eine alte Bekannte auf: Yora, die Totenpriesterin, welche sich ausgerechnet jetzt und hier an Ballard rächen möchte und zu diesem Zweck dessen Freundin Vicky Bonney entführt. Diese fällt auch prompt auf den ältesten Trick der Welt herein („Komm mal mit, ich muss dir etwas zeigen…“), was immerhin insofern nachvollziehbar ist, als es sich bei der Dame ja um Odas Zwillingsschwester handelt. Dass diese dann allerdings sofort an ihre Schwester denkt, statt die Entführung Rufus, dem „Dämon mit den vielen Gesichtern“ anzulasten, von dem man ja weiß, dass er sich in der Nähe aufhält, muss dann wohl an der geschwisterlichen Intuition liegen, welche nur Zwillingen zueigen ist…
Auf Coor schnetzelt und brutzelt man sich währenddessen durch ein paar Monsterhorden, bis man schließlich und endlich den Tunnel der Kraft erreicht, welcher allerdings zunächst außer Reichweite liegt. Was tut man also, wenn man sich in die Lüfte erheben muss, aber nun mal nicht fliegen kann? Richtig, man schneidet einem frisch erlegten Flugsaurier die nicht mehr benötigten Flügel ab und benutzt sie als eine Art prähistorischen Gleiter… Dass nach dieser schlauen Aktion der eigentliche Flug durch den Tunnel der Kraft eher nebenbei stattfindet, merkt man dann auch erst, als die Helden sich im nächsten Abschnitt dann schon wieder in Cullkirk befinden.
Schließlich wird der Platz in dem Heft langsam knapp und es gilt noch ein paar Zombie-Piraten auszuschalten, Vicky zu befreien und wenn möglich Yora und Rufus auszuschalten. Dass letztere am Ende entkommen, überrascht dann zwar nicht weiter, dennoch erweist sich dieses Finale dann doch als wesentlich spannender und dramatischer, als die Ereignisse auf Coor, welche trotz oder gerade wegen der vielen bunten Actionszenen im Vergleich mit dem zweiten Band doch etwas abfallen. Am Ende muss das Ballard Team dann auch noch einen schweren Verlust hinnehmen, als Rufus bei seinem diesmaligen Selbstvernichtungs - Abgang den Kollegen Frank Esslin mit sich reißt, von dem wir ja wissen, dass er in späteren Bänden zwar zurückkehrt, wobei er dann aber die Seiten gewechselt haben wird…
Unterm Strich kann man sagen, dass die Trilogie nach dem Band 12 den bis dahin wohl besten Beitrag aus der Feder des Autors darstellt, wenn es auch stellenweise schon etwas zu viel des Guten ist, was das Aufgebot an Feinden und Freunden betrifft und das eigentliche Ziel - Silvers Wiedererstarkung - am Ende doch etwas unspektakulär ausfällt.
ebenfalls mithilfe der Monolithen nach Coor „befördert“ wird. Dass dieser doch etwas merkwürdige Wunsch -Teleport ausgerechnet in jenem Moment durchgeführt wird, da sowohl auf Coor, als auch in Cullkirk die Lunte brennt, erscheint dann allerdings etwas konstruiert, auch wenn es in der entsprechenden Situation durchaus Sinn macht. Aber: „Solche Zufälle gibt es“, wie der gute A.F seinen Helden dazu anmerken lässt. Dieser kann sich dann gleich bei seine Mitstreitern bedanken, indem er ihnen den Allerwertesten rettet und man macht sich gemeinsam auf zum Tunnel der Kraft.
Ich hatte im Laufe der Zeit eine Nase für faule Dinge entwickelt.
(TB 18/S.31)
Die Magie, mit der sich der attraktive Körper aufgeladen hatte, versetzte dem schwarzen Piraten einen furchtbaren Schlag.
(TB 19/S.20
Vicky Bonney erschrak zutiefst. Yora, die Totenpriesterin wollte ihr die Seele aus dem Körper schneiden!
(TB 20/S. 30)
Der Untote grinste geschmeichelt. Er war diesem schönen, gefährlichen Mädchen gern gefällig.
(TB 20/S. 37)
Aus dem Boden ragten dicke Steinzapfen. Wie Stalagmiten sahen sie aus. Hatte ein Riese dort seinen steinernen Kamm hingeschmissen?
(TB 20/S. 45)
Kommentare
Diese hauchdünnen Konzepte wie Coor waren mir zu sehr Grabbeltisch-Fantasy, und die Schurken zu sehr Cartoon-Figuren. Zu diesem Zeitpunkt litten all diese Serien daran, dass man einfacher in der nächsten Dimension als beim Aldi um die Ecke war. Irgendwann fand ich das nur noch einfallslos. Und mit diesen "putzigen" Figuren wie dem Gnom hier oder sein Gegenstück in anderen Serien kannst du mich eh jagen.
Zitat: ja, das stimmt wohl. Obwohl man dann den Rest der Serie eigentlich als Grabbeltisch - Horror bezeichnen müsste...
Ich selbst habe damals dann auch lieber den DK oder Hexer gelesen. TB hatte immer was von ner Seifenoper. Man liebt sie oder man hasst sie...
Stimmt. Aber der war auch nie als Eddi Arendt-Platzhalter gedacht gewesen