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Die Novelization - Der Roman zum Film: Aufs Glatteis geführt

Die Novelization - Der Roman zum FilmAufs Glatteis geführt

Üblicherweise entsteht ein Film nach einer Vorlage, sei es nun ein Buch, ein Comic oder gar ein Spiel. Meist handelt es sich aber um literarische Vorlagen, also ein Buch oder eine Erzählung. Manchmal aber ist es genau umgekehrt: Nicht die Henne war zuerst da, sondern das Ei, sprich: der Film. War dieser erfolgreich, folgte posthum oft eine literarische Fassung. Das nennt man dann eine Novelization. In dieser Reihe stelle ich in loser Folge einige Nacherzählungen aus dem phantastischen Genre vor.


Das Ding aus einer anderen Welt (The Thing)Das Ding aus einer anderen Welt (The Thing)
von Alan Dean Foster
Über den Film:
Mehr als nur ein Remake des 1951 veröffentlichten SW-Klassikers von Howard Hawks ist dieser Streifen von John Carpenter, folgt er doch direkter und genauer der literarischen Vorlage von John W. Campbell´s Who goes there? aus dem Jahre 1938.
Hawks übernahm nur die Thematik und erzählt dann eine ganz eigene Geschichte. Auch wurden die Namen der Akteure völlig verändert und zusätzliche Figuren hinzufügt; Carpenter hält sich da schon enger an die Vorlage.

Das Ding aus einer anderen Welt (The Thing)So übernimmt er neben dem Wesen und den speziellen Fähigkeiten des Dings auch die Namen und Charaktere aus der Novelle. Weibliche Darsteller gibt es bei ihm nicht, ähnlich wie schon bei Dark Star. Das Drehbuch lieferte Burt Lancaster Sohn Bill, nachdem frühere Versionen u.a. von Tobe Hooper wieder verworfen wurden. Die Darsteller waren und sind bis auf Kurt Russell weitegehend unbekannt. Gedreht wurde in Alaska und Kanada, Die Innenaufnahmen entstanden in den Universal Studios. Die Kosten waren mit 15.000.000 US$ relativ hoch, wurden aber nicht wieder eingespielt: der Film floppte an den Kinokassen.

Der Film bekam übrigens 2011 ein so genanntes Prequel mit dem simplen Titel The Thing. Erzählt wird in diesem durchaus sehenswerten Streifen die Vorgeschichte zu Carpenter´s Film. Die finale Szene ist zugleich die Anfangssequenz zu genanntem Carpenter-Streifen. Überflüssig, aber durchaus originell, wie ich finde. Besonders erfolgreich war The Thing allerdings nicht, es war eher für Cineasten wie mich interessant.

Das Ding aus einer anderen Welt (The Thing)Die Story:
Ein entlaufener Schlittenhund scheint nicht das zu sein, für das man ihn zunächst hält. Anders lässt sich die paranoid-panische Reaktion der Teilnehmer einer norwegischen Antarktis-Expedition nicht zu erklären. Eine ebenfalls in der Nähe stationierte Gruppe von amerikanischen Wissenschaftlern versucht dem Rätsel auf die Spur zu kommen, und sucht die Station der Skandinavier auf, die sie allerdings in Trümmern liegend vorfinden. Sehr schnell wird klar, dass sie einem Geheimnis auf der Spur sind, das die Existenz der gesamten Menschheit bedrohen könnte…

Das Ding aus einer anderen Welt (The Thing)Die Romanfassung:
Abermals wurde der routinierte Novelizator Alan Dean Foster mit dem Schreiben der Romanfassung betraut, die 1982 erschien. Foster schrieb den Roman basierend auf Lancasters Drehbuch, wich aber in einigen Details davon ab. Die Novelization an sich ist eine Skurrilität, da es ja bereits eine literarische Vorlage für den Film gab: eben John W. Campbell´s Story Who goes there? aus dem Jahre 1938, die aber zu kurz für eine Romanveröffentlichung war. So blöd wie sich der deutsche Titel Wer da? auch anhören mag, unter diesem Namen erschien Campbell´s Novelle zu allerersten Male im Jahr 1952 in deutscher Sprache in Überwindung von Raum und Zeit in der Reihe Rauch´s Weltraumbücher.

Das Ding aus einer anderen Welt (The Thing)Immerhin erschien sie aber im Jahre 1967 unter dem bekannten Namen Das Ding aus einer anderen Welt in der Pabel-Serie Terra – Utopische Romane im Heftromanformat, übersetzt von Margarete Auer. Allerdings ist dies nur eine Wiederveröffentlichung der Story aus dem Gebrüder Weiss-Verlag von 1958. Als Wer da? wurde sie in Titan 8 (Heyne), sowie als Wer geht da? in Playboy Science Fiction abermals abgedruckt.

Das Ding aus einer anderen Welt (The Thing)In neuer Übersetzung von Fabian Dellemann und Alexander Rösch erschien die Story dann 2016 im Festa-Verlag. Diese Veröffentlichung ist durchaus empfehlenswert, hat aber den Nachteil, dass die Zweitstory (die allerdings doppelt so lang ist) von Shane McKenzie nicht so recht dazu passt. Das war jetzt zwar recht viel zu der ursprünglichen Story, aber mir war es durchaus wichtig diese ebenfalls zu erwähnen, ist die Novelization ja sowohl eine Filmadaption, als auch ein Pastiche eines bereits bestehenden literarischen Werkes.

Das Ding aus einer anderen Welt (The Thing)Der US-Verlag Dark Horse brachte vor einigen Jahren auch eine mehrteilige Comic-Adaption auf den Markt, die aber nicht auch Deutsch erschien.

Auf Deutsch erschien Fosters Roman im Heyne Verlag im Jahre 1982, übersetzt von Heinz Nagel.

Wieder einmal routiniert (aber mehr auch nicht) umgesetzt vom Viel-Novelizator Alan Dean Foster. Die Handlung des Romans basiert auf dem Drehbuch von Bill Lancaster, weicht aber in Details davon ab. So heißt der Filmcharakter Windows im Buch Sanders.

Die Sequenz, in der MacReady, Bennings und Child eine Gruppe infizierter Schlittenhunde in der Ödnis der Antarktis auf Motorschlitten verfolgen, ist im Film nicht zu sehen. Allerdings war sie ursprünglich im Drehbuch vorgesehen. Nauls Abwesenheit gegen Ende des Films wird von Foster ebenfalls erklärt.

Das Ding aus einer anderen Welt (The Thing)Zum Cover der deutschen Ausgabe:
Das Cover zeigt den Hauptdarsteller Kurt Russel in einer kämpferischen Pose vor unheilvoll rotem Hintergrund. Eine bearbeitete Szene aus dem Film. Irreführend ist der Text über dem Namen des Autors:

„Der Roman, nach dem der sensationelle, gleichnamige John Carpenter-Film gedreht wurde“

Stimmt nicht, es war genau anders herum!

Insgesamt ist das Cover wenig ansprechend und für sich allein gestellt ganz gewiß kein Kaufanreiz.

Bewertung:
Ein typischer Foster Roman, gut geschrieben und sauber erzählt. Mehr aber auch nicht. Man spürt deutlich die Routine.
Ich vergebe 3 von 5 Eiszapfen

Die Novelization - Der Roman zum FilmNachwort:
Nun sind es doch mehr Artikel geworden als ursprünglich vorgesehen. Die Beiträge zu Die Mumie und Dracula´s Tochter waren eigentlich gar nicht eingeplant. Ich besaß zwar die Filme, aber leider nicht die Romane. In der Bucht und bei Amazon wurden sie angeboten, aber zu unanehmbaren Preisen. Es wurmte mich zwar, aber ich habe ja keinen Geldscheißer, wie meine Oma immer zu sagen pflegte. Gerade aber weil es mich so wurmte, suchte ich immer wieder im Netz nach vernünftigen Angeboten. Und siehe da, was lange währt wird endlich gut. Ich konnte beide Novelizations zu realistischen Preisen erstehen.

Zwischendurch kam mir auch die Idee, mich mit Konrad Wolfram zusammen zu tun, da es ja einige Berührungspunkte zu unseren Beiträgen gab. Wir sprachen uns kurz und zwanglos ab und konnten so insgesamt 3 Beiträge zeitlich passend veröffentlichen. In diesen Beiträgen musste ich natürlich etwas vorsichtig sein, dass ich nicht zu viel über den Film schrieb, denn das war ja Konrads Aufgabe. Bei Das Omen hielt ich mich ein wenig zu sehr zurück, deshalb ist dieser Beitrag auch so kurz geraten. Auch fiel mir zu dieser Novelization recht wenig ein.

Die Idee zu der Reihe kam mir eigentlich zufällig. Da ich wieder ein wenig mehr für den Zauberspiegel schreiben wollte, fielen mir da einige meiner älteren Rezensionen ein, die eins gemeinsam hatten: es waren Rezensionen von Novelizations. Und so machte ich mich auf die Suche in meiner Bücher- und Heftromansammlung und fand einiges an Material.

 Filme hatte ich genügend in der Sammlung, hier musste ich nur wenig dazukaufen. Bei 2 Filmen war dies aber nicht möglich: Der Teufel auf Rädern und Squirm.

Glücklicherweise kann man beide Streifen bequem im Netz finden und sich zu Gemüte führen. Nun hieß es also: Filme schauen, Bonusmaterial sichten, Romane lesen, wiederum kurze Blicke in den Film werfen und zwischendurch das Netz und Bücher nach Informationen durchforsten. Hilfreich beim Recherchieren war in vielen Fällen das auf den DVD´s enthaltene Bonusmaterial. An erster Stelle möchte ich hier die „The Monster Legacy Box“ mit den 18 Filmen und ihrem exklusiven und aufschlussreichen Bonusmaterial erwähnen.


Viele hilfreiche Informationen fand ich im Netz:
http://www.isfdb.org
https://en.wikipedia.org/wiki/Main_Page
http://www.imdb.com/?ref_=nv_home
https://www.abebooks.com/?cm_sp=TopNav-_-Results-_-Logo
Die deutschsprachigen Seiten waren für mich leider wenig ergiebig und recht dürftig.
Als wertvolle Sekundärliteratur dienten u.a.:
William K. Everson: Klassiker des Horrorfilms
Stephen King: Danse Macabre
Aufschlussreich waren auch oftmals Vor-, bzw. Nachworte:
Mark Cotta Vaz: „Eine Alpträume, Horror und Dramatik heraufbeschwörende Kreatur“
George A. Romero: Vorwort zu „Die Nacht der lebenden Toten“
Sonstiges:
Sean Clarke´s hallowed Grounds of Horror

Erwähnenswert sind auch Kollateral-Erkenntnisse, aus denen abermals resultiert, dass man Informationen aus dem Netz wirklich sehr, sehr kritisch betrachten muss. Hinweise aus dieser Quelle sollten sehr sorgfältig geprüft und hinterfragt werden. Sie stimmen nicht immer. So wurde wiederholt fälschlicherweise das Pseudonym „Curtis Richards“ Dennis Etchison zugeschrieben. Ramsey Campbell wurde sogar als alleiniger Autor hinter allen Carl Dreadstone-Romanen angegeben, bzw. als Autor eines von Walter Harris geschriebenen Romans. Hierzu hatte ich auch eine kurze, aber sehr sachliche Diskussion mit einem bekannten deutschen Verleger. Aber das ist nur für Rosinenausscheider (wie mich) wichtig ;)

Wie dem auch sei, ich hoffe, es hat euch einigermaßen Spaß gemacht. Falls ja: schaut euch die Filme an und lest die Bücher, bzw. Hefte. Es lohnt sich - größtenteils. Wer Fehler oder Widersprüche in meinen Beiträgen entdeckt, der soll sie mir bitte mitteilen.

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