»Schön war die Jugend?« - Ausflüge in die Romanheftvergangenheit: Revolte in der Hölle (Gespenster-Krimi 594)
Ausflüge in die Romanheftvergangenheit:
»Revolte in der Hölle«
Gespenster-Krimi 594 von Logan Derek (aka Uwe Anton)
Als der Gespenster-Krimi 1985 in den allerletzten Zügen lag, hatte der Verlag es ja gegen Ende mit dem tausendfachen Wiedererkennungsfaktor versucht, um die letzten verbliebenen Leser der seligen Einzelromanserien vielleicht doch noch an die sterbenden Anthologieserien zu binden.
Eigentlich schon ab Band 400, aber auf jeden Fall seit dem Ausstieg des seriellen Überfliegers „Tony Ballard“ mit Band 467, hatte man die kreative Lücke des Zugpferdes mit immer neuen Subserien zu stopfen versucht.
Ob sich das für die Leser nun gelohnt hat, darüber streitet das Publikum vermutlich heute noch herzhaft, sobald man es mit der Nase auf das Thema stupst – fest steht, dass die Autoren sich plötzlich alle miteinander mit ihren ureigensten Schöpfungen allein oder zu zweit in lose fortgesetzten Serien amüsieren durften, wenn sie denn nur wollten.
Einige dieser Helden gab es schon vorher und sie führten weiter ihr genügsames Dasein (Frank Connors), andere bildeten sowieso nur einen Spin-Off anderer Serien nach (Ted Ewigk). Einige waren extrem kurzlebig, unabhängig davon, ob sie nun als originell wahrgenommen wurden oder nicht (Shirl Randall, Udo Münch), andere hatte man, als anderswo die Axt fiel, einfach innerhalb des GK weitergeführt (Damona King), dies sogar mit kreativem Erfolg.
Am Ende feuerte man, schon etwas hilflos, auf allen Zylindern: Raven, Coogan, Mack Norman, sie alle betraten das Schlachtfeld, ehe Wolfgang Hohlbein mit einem kreativen (Verlege die Handlung komplett in das 19.Jahrhundert!) und einem literarischen Kniff (Lehne alles an das Universum H.P.Lovecrafts an!) so gut abräumte, dass die Herren vom Verlag das Wagnis mit einer eigenständigen Serie nach bloß acht Romanen eingingen – auf Kosten des GK, dessen Todesurteil da schon längst gefallen war.
Und dazwischen gab es eben noch Daniel O‘Shea, der eine gewisse Exotik mit sich brachte, denn Autor Uwe Anton hat es mit dieser Figur tatsächlich geschafft, nicht nur in zwei Anthologieserien aufzutauchen, sondern sie auch beide mit eben dieser Figur feierlich zu Grabe zu tragen.
Zunächst veröffentlichte Anton im zarten Alter von 25 Jahren die ersten vier „O‘Sheas“ im Vampir-Horror-Roman, bis diese klassische Serie im Oktober 1981 schließlich leider auslief. Dann nahm er den Faden 18 Monate später im Gespenster-Krimi wieder auf, als diese Serie auch so langsam aber sicher in Agonie über ging. Immerhin verblieb ihm so noch genügend Zeit für ein Dutzend weitere Abenteuer, bis der vorliegende Band dann praktisch drei Wochen vor dem Exitus einen recht runden Abschluss präsentierte.
Heute spielt Anton – natürlich auch mangels Veröffentlichungsangebot – in der Gruselabteilung keine große Rolle mehr (auch wenn er Jahre später im „Dämonen-Land“ noch einen weiteren Roman nachlegen sollte), sondern gestaltet als Autor kreativ seit Jahren die unzerstörbare Perry-Rhodan-Serie mit, war sogar eine Weile für die Exposé-Redaktion verantwortlich.
Dagegen sind die O‘Shea-Abenteuer praktisch Jugendsünden aus dem Gruselromanbausatzkasten, mit mystischen und mythischen Anteilen, mit Druiden und magischen Pentagrammen und Amuletten, also praktisch eine knackebunte semi-esoterische Zamorra-Kopie, für die man aber praktisch auch bei anderen Serien problemlos Parallelen ziehen oder Anschlüsse finden könnte.
Da ich in diesem Fall tatsächlich Heft 16 von 16 angehe (und ich habe vorher wie nachher tatsächlich noch keinen anderen O‘Shea gelesen), stürzen wir uns also praktisch ins letzte Gefecht, literally! Bekommt das dem Tester?
Blaurot ist mein Weltenschacht, blaurot bin auch ich…
Vom Cover grüßt mich der Untertitel „Ein Abenteuer mit Daniel O‘Shea“, insofern kann ich davon ausgehen, dass es hier in der ersten Szene der Protagonist persönlich ist, der in seiner magisch gesicherten Heimstatt (natürlich in London) mit seinen magisch aufgeladenen Waffen, zwei Halbkugeln von unbekannter Macht, signifikant angegriffen wird.
Daniel ist offenbar einer (von mehreren bekannten) der Erben der Macht, auch wenn sein Erbe bei ihm immer noch nicht voll durchgeschlagen ist. Er lenkt seine psychischen Kräfte offenbar mit seinem Willen, kann Energiebahnen und sphärische Strömungen sehen und weiß so, dass eine dämonische Entität mittels eines „Weltenschachtes“ (aka dämonisches Wurmloch) einzudringen versucht. Eine Verbindung seiner Kräfte mit den Halbkugeln schlägt die „home invasion“ zurück, doch sein engster Vertrauter, Thomas Lannister, ist dennoch besorgt.
Derweil stehen in der Dämonenwelt einige Umstrukturierungen in der Hierarchie an: Dagoth Satanas soll der neue Herr der Hölle werden, auch wenn O‘Shea im letzten Band gerade seinen sterblichen Körper kaputt gemacht hat. Das monströse Wesen erschafft aus seiner eigenen Substanz eine ziemlich zahllose Armee von kuttentragenden Feuerdämonen und macht sich dann damit auf die Socken nach…
...Hell Central!
Der bisherige Herrscher der Hölle, irgend so ein gewaltiges Echsenwesen, das bei schlechten Nachrichten sofort die Boten und alle Umstehenden mit Hitzeblick pulverisiert, ist auf dem absteigenden Ast und muss so langsam mal den Erben der Macht meucheln. Aber hurtig bitte, weil die Stelle ist jetzt schon ausgeschrieben.
Also entwirft man einen hastigen Last-Minute-Plan, der arg windig ausfällt: man beauftragt den höllenaffinen Konzern „Shaleb“ damit, O‘Shea endgültig zu entsorgen, gleichzeitig soll die servile Bon-Po-Sekte, die auf den Erben sowieso einen fiesen Jieper hat, Daniels Freunde Thomas und seine Holde entführen. Der Weg zu Daniel führt wohl nur über seinen Polizisten-Vertrauten Thomas Manning, dessen Schicksal den Erben aus seinem safe house locken soll.
Während die Jungs von Shaleb also ihre Geheimwaffe, einen gewissen Allan Jones klarmachen, reist Daniel allerdings bereits fleißig ab: Manning hat ihn gebeten, für den Sohn des Chefs eines obskuren Inselvölkchen (die allseits bekannten Malanga-Inseln!) seine esoterischen Keulen mal schwingen zu lassen. Häuptlingssohnemann Mr.Shibandar breitet dann auch einen duften Arbeitsplan vor Daniel aus: sein Vater ist kurz vor dem Griff in den Besteckkasten, doch leider ist er nicht im Kampf gefallen, sondern hat sich sogar vorsichtshalber vergiften lassen. Ihm droht die ewige Verdammnis im Reich der Todesgöttin Kishu, weswegen Daniel die Seele seines Vaters retten und begleiten soll. Das macht so ein Erbe dann aber doch sofort.
Derweil wird Allan Jones seinem Geheimnamen „Alptraum-Monster“ gerecht. Von einer mysteriösen Droge infiziert, wird er nur selten auf spezielle Leute losgelassen, die dann bei Hautkontakt einem schleichenden und tödlichen Wahnsinn anheim fallen.
Jones ist eigentlich ein ziemlich armes Schwein mit einer arg traurigen Vorgeschichte (unglückliche Liebe, Unfall, Missverständnis, Hammerstory!), aber auf Droge konzentriert er sich voll auf sein Ziel: Manning! Außerdem gibts Freigang.
Während Daniel also zu den „Südseemulatten“ aufbricht, schüttelt Jones plangemäß Manning die Hand und infiziert diesen gar heftig. Es startet mit Kopfschmerzen.
Gleichzeitig beauftragt der Höllenherr die Bon-Po mit der Entführung von Thomas Lannister und Susan Mitcham in den „Tempel der Flasche“ in Schluchtenscheißers-Asien. Die Bonpops und ihr Swami Hang Yulgye (tsorry, Knoten inne Zunge...) sind ziemlich sauer, seit Daniel ihnen ihre „Flasche der Nacht“ kaputt gemacht hat (muss in einem früheren Abenteuer gewesen sein, klingt aber zum Piepen!).
Am nächsten Morgen befreien die Sektis also erst mal Jones, den man bis dahin als Psycho bei der Polizei eingekastelt hatte. Jones hat sich inzwischen wirklich dauerhaft in ein monströses Alptraumding verwandelt und nennt sich jetzt „Chörki“ (muharhar), womit er in jedem Biomarkt in der Auslage liegen darf. Doch lieber flieht er per Weltenschacht. Parallel dazu werden Lannister und Mitcham beim Shopping von einem Tentakelmonster entführt.
Kein Wunder also, dass Daniel, auf Malanga angekommen, ein schlechtes Gefühl bei der Sache hat.
Aber Job ist Job, also bindet er sich an die Seele des Dahinscheidenden und folgt diesem zum nächsten Klippenrand, von wo aus die ganzen Seelen in das Reich von Kishu absteigen. Per Netz wird auch seine Seele eingefangen und ins Zwischenreich gezogen.
Wieder auf den Beinen versucht er es vor der gewaltigen Kishu erst mit Verhandlungen, doch als das nicht wirkt, machen er und sein Druidenstern Ernst: er verkloppt und pulverisiert diverse ihrer Diener, dann fängt er den Sohn der Göttin höchstpersönlich in dem Transportnetz und droht, ihn ins ewige Feuer zu werfen. (Warum nicht gleich so?)
Das wirkt nachhaltig und Daniel und die Häuptlingsseele können das Dämonenreich verlassen.
Weil er aber neugierig ist und viele Weltentore zur Auswahl stehen, will er mal eine Runde in der Hölle durch den Spion gucken. Das geht voll nach hinten los. Denn just durch die Tür dorthin getretetn, attackieren die Horden von Dagoth gerade drölfzillionenfach die alten Dämonenechsen und er gerät in eine riesige Schlacht, in der er bald ausgeknockt wird.
Derweil irrt ein zunehmend wahnsinnig werdender Manning stunden- und nächtelang paranoid durch ein scheinbar menschenleeres London.
Bei Wiedererwachen wird Daniel gerade von ein paar Höllendämonen gefoltert, als er seiner „Kraft“ mal spontan die Sporen gibt und ordentlich was um ihn herum zu Staub zerstrahlt. Anschließend beschwört er seinen Mentor, den Druiden Mhyrwhyl um Hilfe und wird von einer unglaublich mächtigen Wesenheit gerettet, die für die Liebe streitet (irgendwelche Schicksalsmächte, wir brauchen sowohl Gut wie auch Böse, naja, man kennt das ja..). Kurz darauf kommt auch noch Mhyrwhyl persönlich zu Hilfe, der ihn vor die Wahl stellt : entweder die totale Erkenntnis oder eben seine Freunde und die Welt retten. Weil Daniel (logo!) das Letztere wählt, kehrt er endlich in seinen Körper zurück und bekommt dort sofort Begleitung.
Ein Mann namens Dr.Fate stellt sich zu seiner Verfügung bereit und rollt für Daniel mittels eines magischen Observatoriums die ganze Backstory auf.
Er versetzt Daniel zu dem inzwischen bewusstlosen Manning, den der Erbe auch nach sorgfältiger Instruktion trotz allem mit der Hand berührt und so den Wahnsinnskeim übernimmt. Das versetzt Manning und ihn unerklärlicherweise in eine idyllische Traumwelt im Griechenland des fünften Jahrhunderts, wo ihm ein alter Zausel ein Tagebuch des Platon überreicht, der offenbar ein Zeitreisender war, der es mangels genügend Plutonium nicht mehr mit seinem Maschinchen aus dem alten Atlantis bis in die Gegenwart gekommen ist und somit einen Hauslehrerjob als Philosoph annehmen musste. Ob das nun eine Parallelweltidentität von Daniel selbst sein soll, kommt nicht so ganz raus, die Episode hat auf jeden Fall keine großen Folgen, außer dass Daniels mentale Kräfte den Alptraumkeim aus Manning und sich selbst ausbrennen.
Im Anschluss gibt Fate Daniel den Rat, nun endlich mal sein Erbe zu entfesseln, wegen Gleichgewicht der Kräfte, Allmacht Dagoth Satanas nach Verspeisung des letzten Höllenherrschers und dem Untergang des deutschen und britischen Gesundheitssystems.
Er bringt den „Erben“ zu den Bon-Po, wo er sich mit den Flaschen der Sekte rumschlagen muss, aber schließlich Thomas und Susan befreien kann.
Kurz darauf verknuspert Dagoth den alten Herrscher und bekommt nun Allmachtsphantasien. Er stürzt sich mit seiner Armee durch den nächsten Weltenschacht und macht hier ein Fass auf, dass verdächtig der Apoklalypse Marke Johannes riecht. Daheim in London bei den magischen Halbkugeln, entfesselt Daniel nun endlich alles, was so in ihm drin ist, seine Kumpels geben auch noch mentale Energie und Fate (oder eine partielle Inkarnation von Mhyrwhyl oder isjaauchegal…) steuert auch noch ein paar magische Kräfte bei. Das führt die magischen Halbkugeln schließlich zur Gänze zusammen und löst eine ungeheure weißmagische Eruption aus, die fast alle Attacken des Bösen neutralisiert, den fiesen Dagoth durch den Weltschlacht ins Sonstwo wegschleudert und nur ein kleinen abgespaltenen Teil des Bösen auf Erden zulässt. Gut und Böse sind wieder bei uns vereint.
Fate stirbt, Mhyrwhyl lebt trotzdem weiter und Daniel weiß endlich, wie er die weißmagischen Mächte anwenden kann. Dann kann‘s ja weitergehen. Oder auch nicht, wär ja jetzt ziemlich kleinskalig alles…
Folgt dem Chörki! Nein! Folgt der Flasche…
Ufftata! Das ist doch mal ein Roman!
Das schnuppert ein wenig nach „Nachricht vom Verlag! Serie wird bald eingestellt! Autoren, kommt jetzt langsam mal zum Ende!“
Also bringen sie ihre Geisterjägerkosmen zum Höhepunkt und zum Ende (Anfang), als gäbe es kein Morgen mehr. „Revolte in der Hölle“ liest sich in etwa so, als hätten die Macher einer TV-Serie erfahren, dass die geliebte Serie nicht um noch eine Staffel verlängert wird, aber das man noch mal richtig Kohle locker machen konnte, um eine knallige Doppelabschlussfolge inszenieren zu können und da hat man nun einfach mal alle angerissenen Handlungsstränge und möglichen Gegner hinein gepfropft, alles auf einmal, ganz großes Katastrophenkino.
In der letzten Folge gibt es jetzt die audiovisuelle Volldröhnung, mittenmang rein jede Menge obskure Mystik und Esoterik und ganz viel nur unscharf umrissenes Gedöns rund um ein Erbe, die Mächte dahinter und das Gleichgewicht des Kosmos.
Fazit: am Ende muss alles wieder ins Lot, Gut und Böse beziehen nette Apartments auf dem gleichen Planeten, denn eine Seite allein ist langweilig. Tatsächlich hat das dann Jahre später A.F.Morland wirklich einmal gewagt, indem er die Hölle einfach hat untergehen lassen, weil nur so ein Geisterjäger auf Rente gehen kann. Hat aber nicht wirklich funktioniert.
Ich persönlich lasse mich gern mitreißen und auch ein wenig überfluten, aber bei all den Spezialeffekten, Körper- und Dimensionswechseln kann dieser Roman doch nicht ganz verhehlen, dass er ziemlich zügig zusammen geklöppelt wurde, denn er ist – bei all dem Lärm, der das übertönen soll – relativ uneinheitlich.
Obwohl der Höllen-vs-Dagoth-Konflikt echt interessant wäre, fallen für ihn nur einige wenige Inserts ab, weil praktisch von Zeile 1 der Ausgang klar gemacht wird. Sehr viel Stoff geht auch für Daniels erweiterte Ratespielchen drauf, ob Mhyrwhyl, sein getreuer Druidenhelfer aus dem Zwischenreich, ihm nun hilft oder nicht; wer hinter dem Druiden steht, ob er nun stirbt oder überlebt. Nebenbei zieht derselbe dann auch noch die Nummer mit dem ominösen Dr. Fate ab (da musste ich wirklich an einen Superhelden denken), der eigentlich den gleichen ominösen Mumpitz redet und am Ende dann doch der Druide ist. Wieso die Abspaltung (vermutlich weil das der Teil von Mhyrwhyl war, der sich komplett opfern durfte) überhaupt vorgenommen wurde, wird nicht ganz klar, genauso wenig wie das Insert mit der Traumwelt im alten Griechenland, die eigentlich nur Fragezeichen hinterlässt und mit der Handlung davor und danach gar nichts zu tun hat.
Sehr viel Zeit wiederum geht für den Besuch bei den „Südseemulatten“ und ihrer Kali-ähnliche Jenseitsgöttin drauf, bei dem O‘Shea wieder einmal beweist, dass ein Held mit „Erbe“ und schwer definierbaren „psychischen“ Aktivierungskräften eine zeitweise sehr frustrierende Sache ist, denn entweder hat Ladehemmung von zu viel Nachdenken oder pulverisiert gleich halbe Dimensionen, wenn es eng wird.
In der ersten Hälfte nimmt dann der Schmonz rund um den irre komplizierten Plan des Höllenherrschers, Daniels Freunde zu entführen, sehr viel Platz ein. Dass dabei mal niemand aus der Hölle checkt, ob der Herr überhaupt noch im Lande oder auf der Welt ist, beweist schon grobe Fahrlässigkeit, immerhin tritt er keine Teleportreise an, sondern fliegt ordnungsgemäß mit dem Flugzeug.
Stattdessen bringt Anton alles in Stellung: einen bösen Konzern, das Alptraum-Monster, die Bon-Po-Sekte mit ihrer Nachtflasche (prust!), die letztendlich noch für eine Indiana-Jones-mäßige Rettungsaktion herhalten müssen, während wir ungeduldig auf die weltenverschlingenden kosmischen Dämonen warten.
Seitenlang geht es ferner um Thomas Manning unter Einfluss des Wahnsinnskeims, der ewig durch die Straßen driftet, hier und da mal klingelt, einen Polizisten anbettelt und reichlich Paranoia schiebt, während sich die Schatten durch seine Hirnschale schieben. Ganz nett, aber nicht wirklich originell, auch wenn Anton einen gewagten Psychoseschub hinein schreibt, bei dem das Opfer denkt, aus dem Polizisten Kleinholz mit Soße gemacht zu haben.
Alle Nebenfiguren werden so mehr oder minder zu Statisten, während Daniel das Möglichste tut, um die wirren Winkelzüge seiner Mentoren nachzuvollziehen und deren Lauterkeitsprüfungen zu bestehen. Dennoch ist das eine Figur, zu der man keinen leichten Zugang findet, weil sie sehr versponnen, nachdenklich, ja fast „übermenschlich“ wirkt, evolutionär einen Schritt weiter, wie ein Sherlock, dem die gängigen Emotionen nur untergeordnet vorkommen.
Am Ende wirds praktisch biblisch, aber das geht auch nur für die letzten vier Seiten, das zählt dann nicht zu der spannungserzeugend ausgewogensten Apokalypse, die ich je gelesen habe, das Finale von „Damona King“ war da irgendwie befriedigender und kam auch etwas drastischer daher, denn hier kommen die Guten schlussendlich ohne Kratzer und ohne tote Nebenfigur heraus.
Aber: ein prachtvoll buntes Finale, das so oft die Richtung, das Tempo und die Schauplätze wechselt, dass einem schon nach zwei Dritteln die Ohren klingeln. Da bekomme ich richtig Lust, jetzt noch mal einen frühen Roman aus dieser Feder zu probieren, als Michael Bay noch nicht mit den FX beauftragt worden war.
Dennoch: nur mit solchen Hammerschlägen kann man seine Subserien krachend zuende führen. Alles was nach so etwas kommt, ist tatsächlich nur Kleinkram.