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Eine »unheimliche« Mischung - Dämonenkiller – Die Taschenbücher: Liebesgrüsse aus dem Jenseits

Eine »unheimliche« Mischung: Dämonenkiller – Die TaschenbücherLiebesgrüsse aus dem Jenseits

Der kommerzielle Erfolg der Marke "Dämonenkiller" muss in der Tat beträchtlich gewesen sein. Nicht nur wurde die Serie bereits nach 17 Heften aus dem Vampir-Horror-Roman ausgekoppelt, um sich fortan allein auf dem Markt zu behaupten.

Innerhalb kürzester Zeit wurde die Serie auch auf wöchentliche Erscheinungsweise umgestellt. Zeitgleich brachte man im März 1975 eine Taschenbuchreihe auf den Markt.


Die schwarze KapelleLiebesgrüsse aus dem Jenseits
von Paul Wolf
Dämonenkiller Taschenbuch Nr. 62
März 1980

Geschichten und Bewertung:

  • 1. Die Blutwand
  • 2. Ein todsicheres Rezept
  • 3. Nekromania
  • 4. Inkubus und Sukkubus
  • 5. Der Dämon aus dem Unsichtbaren

Natürlich weiß man nicht, wie lange dieses Buch in Vorbereitung war und wie oft Ernst Vlcek den Termin hat platzen lassen, musste er doch fünf Kurzgeschichten abliefern. Will man der ziemlich unzuverlässigen Bibliografie im Ernst Vlcek-Gedächtnisband aus dem Fabylon Verlag Glauben schenken, sind es alles Originalgeschichten und keine Nachdrucke. Böse Zungen würden jetzt vielleicht behaupten, dass da jemand dem Autor noch etwas schuldig war, um so ein Projekt bei einer ohnehin schwächelnden Reihe noch auf den Weg zu bringen. Außerdem wollten die Leser von Paul Wolf garantiert Dämonenkiller-Geschichten und bestimmt keine beliebigen Gruselkurzgeschichten. Insofern ist es schon merkwürdig, dass man hier nicht auf den Namen Vlcek zurückgriff.

Andererseits waren diese Stories garantiert eine willkommene Abwechslung für den Autor, mal befreit von dem Korsett ewiger Exposés und strenger Vorgaben etwas zu schreiben, worauf er Lust hatte.

Besonders originell sind die Geschichten aber leider alle nicht. "Die Blutwand" ist von der Atmosphäre her vielleicht noch am gelungensten. Die Geschichte eines Untermieters, dessen Vermieterin sich als eine Art Hexe und Männerfalle entpuppt, deren Opfer in der besagten Wand enden, beschwört noch einmal das Thema Verfall und Österreich, das Autoren wie Vlcek und Strassl in den 70ern gelegentlich so gut vermitteln konnten.

"Ein todsicheres Rezept" erzählt von dem reichen Alten, der die junge Erbschleicherin geheiratet hat, die ihn umbringen will. Natürlich gibt es eine Pointe, denn der Alte ist in Wahrheit ein Zauberer, der mittels Körpertausch seit Jahrhunderten lebt. Die Geschichte wirkt wie eine Art stilistischer Fingerübung, da sie in der zweiten Hälfte fast nur durch Dialoge erzählt wird. Die Idee ist aber alles andere als neu.

"Nekromania" ist die einzige Geschichte mit einem Funken Biss. Der Freund des Erzählers wird nach einem Flubzeugabsturz in der Arktis notgedrungen oder durch eine fremde Macht zum Kannibalen; nach seiner Rettung steckt er andere damit an. Auch den Erzähler, der ihn am Ende umbringt. So, wie es erzählt ist, war es in der Prä-Hannibal-Ära vermutlich packender, als es sich heute liest.

"Inkubus und Sukkubus" ist für seine Länge schrecklich öde. Im Mittelpunkt steht mal wieder eines von Vlceks nervtötenden Ehepaaren; Ella will unbedingt Kinder, kann aber keine kriegen. Unwillkürlich fragt man sich nach dem Grund für ihren Wunsch, denn ihr Mann Paul ist in jeder Beziehung ein gönnerhafter Arsch. Sie besuchen einen Fruchtbarkeitsguru und dessen "Schwester" in ihrer Waldhütte, die sich beide als Albinos erweisen. Der Guru verarscht Paul und zieht irgendwelchen Hokuspokus durch, bis Paul der Kopf nur so raucht. Am Ende schließt er seine Ella – oder die Albinoschwester, das bleibt offen – wieder in die Arme. Neun Monate später gibt es Nachwuchs. Es ist ein ... na? Genau, es ist ein Albino! Für diese maue Pointe sind 21 Seiten einfach zu viel.

Auch die letzte Geschichte "Der Dämon aus dem Unsichtbaren" ist für den Inhalt einfach zu lang. Anna, Kritikerin eines hochgestochenen Literaturmagazins, hat ihren Freund Richard abgeschossen, weil der Gruselschund schrieb. Jetzt ist Richard verschwunden. Seine derzeitige Freundin Gabi bittet Anna um Hilfe. Um Richards Fantasykreation Esotanien hat sich ein Kult gebildet, den der Occumagus an sich gerissen hat. Anna gerät dazwischen, denn Richard in seiner Dimensionswelt richtet in der Realität Schaden an, die der Occumagus verhindern will. Natürlich gibt es die unvermeidliche Pointe. (Warum muss jede dieser Kurzgeschichten mit einer Pointe enden, egal ob sie gut ist oder nicht? Horrorgeschichten auf Pointengeschichten zu reduzieren ist schon eine sehr begrenzte Sichtweise.) Darüber hinaus beschleicht einen der Verdacht, dass es sich hier um übrig gebliebenes Konzept des zur Veröffentlichungszeit schon langsam in gnädige Vergessenheit geratenen Hexenhammers handelt. So unspannend ist das.

Zu diesem Band fällt einem nur die Wertung routiniert, aber Mittelmaß und weniger ein. Zweifellos ist der Vergleich unfair, aber im selben Jahr erschien in Amerika die Horror-Anthologie "Dark Forces" von Kirby McCauley, die auch noch fast 40 Jahre später als Meilenstein des Genres gilt. Die mit Kings "Der Nebel". (Die Einschätzung gilt nur fürs Ausland. Hierzulande hat der Band keine Spuren hinterlassen, es gab davon nur die wirklich missratende Ausgabe von Moewig Phantastica.) Vergleicht man Machart und Inhalte, muss man leider feststellen, dass die phantastische Kurzgeschichte einfach nicht die Domäne deutscher Autoren war und ist.


Das Titelbild
Da lag noch ein Patrick Woodroffe in der Schublade, dessen oft farbenprächtige phantastischen Kompositionen mystischer Landschaften diverse Fantasyromane aufgewertet haben. Dieses Bild gab es zuerst als Plattencover 1974. Strawbs: Burning for you. Später erschien es unter anderem auf einem Bildband des 2014 verstorbenen Künstlers.

Copyright © by Andreas Decker

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Kommentare  

#1 Erlkönig 2017-07-04 20:25
Du hast sicher Recht, daß phantastische Kurzgeschichten nicht unbedingt eine Spezialität deutschsprachiger Autoren sind. Ich fand allerdings z.B. die Kurzgeschichten von Doris Grünning (erschienen in diversen Luther-Bänden) außerordentlich gelungen und lesenswert.
#2 Andreas Decker 2017-07-05 09:47
Das ist wahr. Grünning war wirklich nicht schlecht.
#3 Hermes 2017-07-06 14:22
Zitat:
Vergleicht man Machart und Inhalte, muss man leider feststellen, dass die phantastische Kurzgeschichte einfach nicht die Domäne deutscher Autoren war und ist.
Gerade im Bereich der Horror-Kurzgeschichten hat sich in den letzten 10 Jahren eine Menge getan. Bei Amrûn gibt es die Reihen Horror-Legionen und Mängelexemplare, außerdem erscheint seit einigen Jahren Zwielicht - das Horrormagazin. Diabolus vom Luzifer-Verlag war auch nicht schlecht.

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