Die Vampire und Dirk - Der Vampir-Horror Roman: Der Werwolf
Der Vampir-Horror-Roman
Der Werwolf
Der Werwolf
Mein Senf
Und wieder reihte sich ein neuer Autor in die Riege beim Vampir Horror-Roman ein. Kein geringerer als Hans Kneifel gab sich die Ehre. Ihn muss man, so glaube ich, nicht besonders groß vorstellen, denn er ist den meisten wohl durch seine Tätigkeit bei Perry Rhodan bekannt. Leider verstarb er 2012 in München. Sein Lebenslauf lässt erkennen, dass es sich bei ihm um eine sehr vielschichtig begabte Person handelte. Bevor es ans studieren ging, absolvierte er erst einmal eine Lehre als Konditor und hing noch einen Meister dran. Seinen ersten Roman (SF) schrieb er 1956 als er sein Pädagogik Studium mit dem Staatsexamen abschloss. 1965 schrieb er sein erstes Perry Rhodan Taschenbuch und drei Jahre später stieg er in die Heftromanserie ein. So, jetzt ist aber Sense mit Altbekannten. Ich schätze mal, dass so ziemlich alles Wissenswerte über ihn schon viel adäquater zusammen getragen wurde. Da er sich eh mehr den SF und Fantasy-Romanen verschrieben hatte und die Ausflüge ins Grusel-Genre doch recht dünn waren, muss man ihm auf diesem Gebiet auch kein Denkmal setzen.
Aus dem sehr interessanten Archivmaterial beim Zauberspiegel konnte man seine etwas zwiespältige Einstellung zum Gruselroman auch wunderbar herauslesen. Durch Ernst Vlcek und Kurt Luif ist er zum VHR gekommen und später auch zum Dämonenkiller. Wahre Liebe verband ihn mit diesem Genre wohl nicht, aber es war halt Neuland und der Verdienst war sicherlich auch nicht schlechter als bei anderen Serien. Es hatte jeder Autor seine Neigungen und Vorstellungen, was nun gruselig ist, so auch HK. Gerade hier beim Zauberspiegel gehen die Meinungen über sein Können auf dem Gebiet nicht gerade stark auseinander und wenn ich ehrlich bin, hatte ich auch eine gewisse Furcht vor seinen Dämonenkiller Werken. Was schmiss er diesmal durcheinander oder würde man seine geliebten Romanfiguren überhaupt wiedererkennen, wenn sie denn mitspielten? Ging mir bei Carson und Chess aber ähnlich. Palmer brachte einen auch manchmal auf die Palme, naja. Wie schön, dass es nicht um den Dämonenkiller geht bei dem er nie richtig Fuß fassen konnte. Leserumfragen katapultierten ihn dann auch eher in den hinteren Bereich der Beliebtheitsskala. Aber da er ein gestandener Profi war, wird ihn das nicht gerade umgehauen haben. Aber bevor es an die Däkis ging, durfte er sich noch ein wenig beim VHR austoben um sich den richtigen Drive zu holen. So richtig gelungen ist ihm das leider nicht, wenn ich mich recht erinnere. Heute also seine ersten Gehversuche in die Geisterwelt.
DER WERWOLF fing noch recht flott mit einem brutalen Gemetzel an. Kehlen wurden aufgerissen, Kehlköpfe durchbohrt, Blut spritzte bis zur Decke und auf Seite acht wurde sogar ein kleines Kind gemeuchelt. Der Jugendschutz hätte wahrscheinlich das Blut bemängelt. Alles da für einen schrecklichen Anfang, doch dann flachte die Story allmählich ab. Der Leser wusste wahrscheinlich eher als Kneifel selbst, wo der Wolf das nächste mal zuschlagen würde. Man war ja schließlich schon länger dabei. Keine Überraschungen, keine effektvollen Wendungen, nix... Dabei war der Roman gar nicht mal schlecht geschrieben, nur halt ein wenig trocken. Das hier ein richtig guter Autor am Werk war, konnte man schon merken, aber ihm fehlte das Gespür für diese Art von Romanen. Der Schreibstil von Kelasker/Kneifel kam mir sehr detailliert vor, aber irgendwie war das Miteinander unter den Protagonisten doch etwas seltsam. So richtig störte man sich gar nicht an den Werwolf. Selbst nach mehreren Toten konnte der Isegrim noch schalten und walten. Das der Leser dabei immer wieder Einblicke in die Gedanken des Wolfes bekam, war am Anfang noch recht spannend, zumindest als die Post bei den Lassners abging, nutzte sich aber recht schnell ab. Eine Liebschaft wurde angedeutet, man trank Sekt in rauen Mengen und schaute in die Flimmerkiste um sich abzulenken. Becker und die Witwe Franke verloren ihren kleinen Hund an den Wolf als sie Nachschub holen wollten. Überhaupt ging es in diesem Roman einigen Hunden an den pelzigen Kragen. Schien so eine Art Nebenmission des Wolfes zu sein.
Der Franke-Wolf arbeitete präzise seine Todesliste ab und lief dann auch prompt in die Falle, welche man ihm gestellt hatte. Der Showdown war dann ein Sprung in die Flammen. Übernatürliche Wesen sollten eigentlich andere Lösungen auf der Pfanne haben als einen schnöden Suizid. Aber irgendwie passte das Ende zum Rest der doch sehr bemüht wirkenden Werwolfgeschichte. Die beiderseitige Hetzjagd war vielleicht keine schlechte Idee, aber ich hatte zu keiner Zeit das Gefühl einen Horror-Roman zu lesen. Kneifel bemühte sich vielleicht redlich dem Roman einen gruseligen Anstrich zu geben, aber rausgekommen ist dann eine wüste Beißerrei gemischt mit kruden Rachegedanken. Was hatte ihm das kleine Kind vom Anfang getan? Das war schon harter Tobak, zumal er das Baby (!) vorher selig schlummernd in seinem Kinderbettchen beschrieben hat. Ein weiteres unschuldiges Opfer war wohl der arme, ausgesetzte Wolf ohne Rudel und Partnerin. Überhaupt kam das „Übernatürliche“ sehr knapp weg. Ein Werwolf der durch einen Stromunfall durch Zufall entstanden ist - in Frankenstein/Werwolf sozusagen. Warum er sich am Ende wieder in einen Mann verwandelt hat, war wohl das größte Rätsel im Roman. Franke war ja bereits gefunden und begraben.
Hört sich alles ein wenig negativ an, aber man muss auch bedenken, dass es sich bei DER WERWOLF um Hivar Kelaskers Erstlingswerk beim VHR handelt. Vielleicht wird der Geisterreiter in ein paar Wochen ja besser. Man soll die Hoffnung bekanntlich nie aufgeben. Zudem bin ich, was seine Romane anbelangt, durch den Dämonenkiller ein wenig voreingenommen bzw. vorgewarnt … aber ist ja nur eine Lesereise.
Übrigens ist das Thema: Die Rückkehr der Wölfe... wieder sehr aktuell. Gerade heute habe ich eine Meldung über die Abschussfreigabe im Raum Münster (NRW) gelesen und der National Geographic spendierte dem schlauen Jäger in seiner neuesten Ausgabe einen 24-seitigen Artikel. Etwa 50 Rudel (ca. 600 Tiere) tummeln sich wieder zwischen Oder und Nordsee. Ein Wolf im eigenen Garten ist in manchen Gebieten keine Seltenheit mehr. Man hat Angst um die Nutztiere (hier bedient sich der Graurock schon mal), Jogger trauen sich nicht mehr in den Wald und einige Freiluft-Kindergärten haben den Betrieb schon eingestellt. Ausgewachsene Tiere können schon bedrohlich wirken und wenn man selbst nicht betroffen ist, hat man immer gut reden, aber ich hoffe, dass sich das Thema nicht zur Hysterie auswächst, bevor man sich wieder an die Tiere gewöhnt hat. Wäre schade drum.
Was gab es sonst noch?
Ich bin ein großer Bewunderer von Tholes Titelbildern, denn oft waren sie Kunst und weniger schnöde Aufmacher eines Groschenromans. Nur seine Werwölfe fand ich immer etwas eigenwillig. Diesmal hatte er die Aufgabe aber sauber gelöst, denn das Tier auf dem Cover ist eindeutig auf Krawall gebürstet.
Manfred Knorr stellt auf knapp anderthalb Seiten gefühlte 30 Filme vor und hat zu jedem noch etwas interessantes zu berichten. Amicus schien zu dieser Zeit gerade die Produktionen von Hammer zu überrollen. 1974 scheint auch das Thema Werwolf wieder angesagt zu sein, denn der 1973 fertig gedrehte Streifen THE RETURN OF THE WEREWOLF (der erste seit `61) hat sich auf den Weg nach Deutschland gemacht. Ob er überhaupt übersetzt hier angekommen ist, konnte mir auch das Internet nicht so richtig beantworten, aber wenn ich richtig geschaut habe ist der Streifen mit Paul Naschy. Immerhin.
Die Innenzeichnung von Berthold passt diesmal haargenau zum Roman. Wenn ich mich nicht täusche, zeigt er den abgetrennten Kopf des Kindes mit einer grinsenden Wolfsfratze im Hintergrund. Wie gesagt, starker Tobak diesmal... Da konnte auch der Cartoon von Alfons und das Vampirella-Comic nichts mehr weichzeichnen. Die gute, alte Vor-Jugendschutz-Zeit...
Kommentare
Interessant aber war, wie anders er sich las, verglichen mit dem späteren Kneifel. Hier hatte er seine nervigen Ticks noch nicht so entwickelt.
Die mordende Bestie im Roman war genau das Gegenteil zu (z.B.) den Ungeheuern von Strassl. Und wie du es schon sagst, die Story drumrum fehlte ein wenig.
Das Wort meucheln trifft den feigen Angriff des Wolfes wohl am ehesten.