Bilder für Geschichten - Alisha Bionda (Hrsg.) DARK POEMS
Bilder für Geschichten
Alisha Bionda (Hrsg.) DARK POEMS
Der Künstler
Im Grunde steht Mark Freier im Mittelpunkt der Anthologie. Seine düsteren schwarz-weißen Illustrationen liefern die Inspiration für die Geschichten der Autoren. Er wurde 1967 in Münschen geboren und lebt heute am Stadtrand in Waldtruding. Den Phantastik-Liebhabern ist er wohlbekannt. Im Jahre 2002 veröffentlichte er sein erstes Buchcover ("Jenseits des Hauses Usher", Blitz-Verlag). Sage und schreibe sechs Mal wurde er mit dem Vincent Preis für die beste Horrorgrafik ausgezeichnet (2008, 2009, 2010, 2011, 2014 und 2015), seit 2006 war er neunmal auf der Shortlist für den "besten Grafiker" des Deutschen Phantastik Preises. Aktuell betreut er als Grafiker z.B. die Hörspielreihen Dorian Hunter, Sherlock Holmes Chronicles, Jules Verne - Neue Abenteuer und DreamlandGrusel. Auch als Musiker und Autor hat er sich einen Namen gemacht.
Die Autoren
Alisha Bionda hat es wieder verstanden einige Urgesteine der dunklen Phantastik für ihr Projekt zu gewinnen. Da ist etwa Jörg Kleudgen zu nennen, der die Reihe "H.P. Lovecrafts Schriften des Grauens" bei Blitz und die "Edition Arkham" des Basilisk-Verlages betreut. Mit dabei ist auch Markus K. Korb, der wohl einzige deutsche Autor, der fast nur Kurzgeschichten und Novellen verfasst und beinahe jährlich eine Kurzgeschichtensammlung veröffentlicht. Er ist für seine Kurzgeschichten mehrfach mit dem Vincent Preis (2008, 2012 und 2014) und dem Deutschen Phantastik Preis (2004) ausgezeichnet worden. Tobias Bachmann zählt seit 20 Jahren zu den produktivsten deutschen Kurzgeschichtenautoren und hat auch schon Kurzgeschichtensammlungen herausgebracht. Für "Liebesgrüße aus Arkham" bekam er den Vincent Preis 2016 für die beste Storysammlung. Barbara Büchner ist schon seit Jahrzehnten sowohl in der Kurzgeschichte wie im Roman zu Hause. Im Arunya Verlag erscheint momentan die "Edition Barbara Büchner".
Dazu kommen einige routinierte Autoren, die in den letzten Jahren in Erscheinung getreten sind. Dazu gehört Florian Hilleberg, der zusammen mit Alisha Bionda das Literaturportal LITERRA ins Leben gerufen hat und außerhalb der Kurzgeschichte seit einiger Zeit bei MADDRAX und JOHN SINCLAIR Heftromane schreibt. Guido Krain schreibt außer Kurzgeschichten auch Romane und ist Expokrat und Autor bei der SF-Serie O.R.I.O.N. Vincent Voss hat neben einem umfangreichen Kurzgeschichtenwerk auch etliche Horror-Romane veröffentlicht und für einen davon den Vincent Preis 2016 erhalten. Auch für die beste Kurzgeschichte ist er 2013 schon einmal mit dem Vincent Preis ausgezeichnet worden.
Ergänzt wird die Autorenriege durch einige neue Gesichter. Faye Hell etwa wurde 2016 für ihren Debutroman "Keine Menschen Seele" mit dem Deutschen Phantastik Preis und für ihre Kurzgeschichte "Cock sucking Vampires from Hell" mit dem Vincent Preis ausgezeichnet. Dazu kommen David Seinsche und Frank G. Gerigk, der schon einige fantastische Kurzgeschichten geschrieben hat, und ein Buch über den Perry-Rhodan-Zeichner Johnny Bruck herausgebracht hat.
Schließlich stammt auch eine Kurzgeschichte aus der Feder von Mark Freier selbst, der bereits in den beiden preisgekrönten von Alisha Bionda herausgegebenen Anthologien "Der Dünne Mann" (2006) und "Der ewig dunkle Traum" (2005) vertreten war.
Die Geschichten
eröffnet mit "Die Männerfresserin" den Reigen der Geschichten. Die Handlung spielt in der Zeit der Französischen Revolution. Exilfranzosen präsentieren im englischen Exil eine Art Reliquie. Dazu erzählen sie eine Geschichte über ein Päarchen, das sich auf das Ausnehmen älterer alleinstehender vermögender Herren spezialisiert hat.
schildert in "Nachbarn" wie sich das Leben eines Studenten dadurch verändert, dass ein merkwürdiges Paar in sein Mietshaus einzieht. Seit Melchom und Lilith dort wohnen gibt es z.B. ungewöhnlich viele Fliegen im Haus.
behandelt in "Narbenherz" das Thema Herzinfarkt. Der Schriftsteller Frank ist unter Zeitdruck. Mit Kaffee und Zigaretten versucht er wach zu bleiben. Da kommt der Zusammenbruch ... und als er wieder zu sich kommt ist er "Narbenherz", der niemals vorbeischießt, und bewegt sich durch eine surrealistische Gangsterwelt.
"Lapua" spielt in Finnland. Hier beginnt alles mit einem nächtlichen Gang über den örtlichen Friedhof und einer Geistererscheinung. Irgendwie hat alles mit einer vierzig Jahre zurückliegenden Explosion in einer Patronenfabrik zu tun.
schreibt in "Alma Mater" über eine einsame Therapeutin, die eines nachts unangemeldeten Besuch erhält. Ihr neuer Patient hält sich für einen Vampir und sie verliebt sich rettungslos in diesen mysteriösen Mann.
behandelt in "Die dunkelnde Schwärze" wie Markus und Sandra einen Geisterjagd-Urlaub machen. Sie wollen ihre kriselnde Partnerschaft durch den Aufenthalt auf Harlaxton Manor wieder kitten. Lady Godiwan erzählt ihnen bei ihrer Ankunft eine gruselige Geschichte und warnt sie vor Geistererscheinungen. Natürlich schlagen die beiden alle Ratschläge in den Wind.
erzählt in "Familaris" eine ganz andere Geschichte. Bei ihm geht es um den Kater Gouda, der in eine Falle gerät, sein Herrchen Felix, der seinen Gefährten bitter vermisst und den Dämonenbeschwörer Andreas Meiringer, der drei Katzen opfern will.
schreibt in "Spiegel der Seele" über den Tod von Soul. Ein Freund vermisst die junge Künstlerin, die ständig damit beschäftigt war, ihre Umwelt zu schockieren und Grenzen zu überschreiten. Betrunken landet er in ihrer Wohnung und findet einen Spiegel.
"Die Wiedergeburt" spielt im Theatermilieu. Im München des Jahres 1967 steht die Aufführung eines selten gespielten Stückes an. Ein junger Schauspieler ergattert eine Hauptrolle in "Der Tod trägt schwarz". Intendant, technische Leitung, künstlerische Leitung und Regisseur erweisen sich als äußerst exzentrisch.
führt den Leser auf den Balkan in die Zeit der Türkenkriege. Als Lacrima von marodierenden Osmanen vergewaltigt wird, beginnt eine Leidensgeschichte. Sie flüchtet mit ihrem Kind Richtung Transsilvanien. Und ihr Kind ist kein normales Kind.
Den für mich beeindruckendsten Beitrag liefert mit "Schwesterchens Dunkelheit". Tabea hat ein Problem mit ihrer agilen kleinen Schwester Lisa. Als diese aufgrund einer Verletzung zu einer Art unselbständigen Zombie wird, scheint sich alles zum Guten zu wenden. Dummerweise ist die behinderte Schwester danach jedoch äußerst anhänglich und folgt Tabea auf Schritt und Tritt.
Fazit
DARK POEMS ist ein gutes Beispiel für die von Alisha Bionda gerne angewandte Technik "Text for Art", in der die normale Herangehensweise, dass ein Künstler vorliegende Geschichten illustriert, auf den Kopf gestellt wird. Hier werden fertige Grafiken Autoren vorgelegt, die sich davon inspirieren lassen. Daher ist die Anthologie auch eine Verbeugung vor dem Künstler Mark Freier. Alisha Bionda hat eine interessante Mischung aus etablierten Autoren und neuen Namen zusammengestellt. Die Geschichten variieren stark, was Zeit, Ort und Hauptperson betrifft. Das Niveau aller Beiträge ist jedoch gleichbleibend hoch. Und auch bei der Reihenfolge der Storys beweist die Herausgeberin wie gewohnt ein glückliches Händchen. Kurzinfos zu den Autoren werden auch geboten. Wer "Schwarze Phantastik" mag, darf bedenkenlos zugreifen!
Dark Poems