»Tony Ballard« revisited - Teil 27 - Feuer und Flamme
»Tony Ballard« revisited
Teil 27 - Feuer und Flamme…
Dass Totgeglaubte meistens länger leben ist bekannt, dass vermeintlich tote oder besiegte Gegner gerne mal wieder aus der Versenkung auftauchen, ebenfalls. Wenn es aber in der Ballard - Serie eine Figur gab, von der man sich gewünscht hätte, sie wäre für immer dort geblieben, wo der Autor sie zwischengelagert hatte, dann dürfte das wohl Murdock Vidor sein, der in der Nr. 32 zwar im Sumpf versank, jedoch leider nicht in jenem des Vergessens. Bevor der Held sich aber ein weiteres Mal mit diesem Gegner herumschlagen muss, bekommt er es in dem
Wer nun denkt, dass der Titel des Romans doch immerhin auf einen interessanten Background hinweisen könnte, der irrt leider. Zwar handelt es sich bei dem „roten“ Zombie tatsächlich um einen Indianer der in den 20er Jahren ein Dorf in Angst und Schrecken versetzte, allerdings spielt die Herkunft dieses Indianers dann im weiteren Handlungsverlauf überhaupt keine Rolle mehr, weshalb der Titel letztlich nur irreführend ist. Immerhin haben wir es hier endlich mal mit einem „richtigen“ Zombie zu tun, der seine Gegner nicht nur würgt, sondern auch schon mal das eine oder andere Stück aus ihnen herausreißt. Das kann er natürlich erst, nachdem er von einem übereifrigen „Zombie - Killer“ aus der Höhle befreit wurde, in der er jahrzehntelang verschüttet war, und so dauert es natürlich auch nicht lange, bis weitere Zombies die Gegend unsicher machen, was schließlich die Kollegen Ballard, Silver und Severin auf den Plan ruft. Dass diese ein bisschen mehr zu tun bekommen, als nur den „roten“ Zombie Yazzingha unschädlich zu machen, liegt aber nicht nur an dessen Bissfreudigkeit und Vermehrungsbereitschaft, sondern auch an der Dummheit der Dorfbewohner. So erleben wir etwa, wie ein Bekannter eines der ersten Opfer des roten Zombies die Tür öffnet und seinen torkelnden, blassen, stammelnden und mit hässlichen Bisswunden versehenen Kumpel allen Ernstes fragt, ob er es geschafft hätte, den Zombie zu vernichten…
Als die Helden schließlich am Ort des Geschehens eintreffen, gibt es also genug zu tun, um den Einsatz von gleich drei Leuten zu rechtfertigen. Dennoch wundert man sich natürlich am Ende nicht wirklich, dass Yazzingha selbst keine wirkliche Bedrohung für das Team darstellt. Gefährlich wird er erst in dem Moment, als er zunächst Severin und später eine junge Frau als Geisel nimmt, um zu verhindern, dass man ihn mal eben mit einer Silberkugel über den Haufen schießt, nachdem er so lange in einer Höhle verschüttet war. Tatsächlich reicht diese dann auch nicht aus, ihn zu vernichten. Immerhin haben wir es hier ja auch mit einem ziemlich schlauen Zombie zu tun, der schon mal ein „wissendes Grinsen“ zeigt und sogar Geiseln nehmen kann. Den Feuerlanzen, die Silver mit seinen Augen verschießt, hat er aber dann doch nichts mehr entgegenzusetzen…
In dem lernen wir dann, dass ein Schwarzblütler selbst dann aus der Versenkung wieder auftauchen kann, wenn er bereits besiegt wurde. So beschließt Obermotz Atax, dem im Sumpf versunkenen Murdock Vidor noch „eine zweite Chance“ zu geben, zieht ihn aus dem Morast und haucht ihm neues Leben ein. Der frisch Zurückgekehrte verspürt daraufhin natürlich den dringenden Wunsch, sich an jenen zu rächen, die seiner Existenz ein so unrühmliches Ende bereiteten. Somit steht neben Tony Ballard auch Professor Hale auf seiner Abschussliste, der damals mit von der Partie war. Nachdem Ballard durch Yuums Auge erfahren hat, dass Vidor ihm auf den Fersen ist, warnt er den Professor zwar noch, begibt sich dann aber, trotz der akuten Bedrohung, die auch ihn persönlich betrifft - ins Krankenhaus (!), um sich mal so richtig durchchecken zu lassen. Hintergrund dieses Aufenthalts sind natürlich die rätselhaften Anfälle, die sich in letzter Zeit seiner bemächtigten, allerdings muss man sich diesbezüglich doch wundern, dass Ballard gar nicht auf die Idee kommt, es könnte einen magischen bzw. übernatürlichen Grund dafür geben, selbst nachdem die Untersuchung absolut nichts ergeben hat.
Immerhin waren die Kollegen in der Zwischenzeit nicht ganz untätig, und durch den Einsatz des neuen Mitstreiters Boram kann Professor Hale schon einmal aus der Schusslinie gebracht werden. In diesem Zusammenhang lernen wir dann auch, dass es durchaus möglich ist, mit einem Nesselvampir zu telefonieren…
Ballard dagegen wird, kaum dass er einen Fuß aus dem Krankenhaus gesetzt hat, sofort von Vidors Komplizen entführt, so dass es dem Team erst auf den letzten Seiten gelingt, den „Rächer aus dem Totenreich“ zu stellen, welcher durch Silvers Höllen - Schwert und den Dämonendiskus, der ja in letzter Zeit in beinahe jedem Heft durch das Finale segelt, besiegt werden kann.
Nicht besiegt bzw. gelöst ist dagegen das Rätsel um die seltsamen Anfälle Ballards. Lange hat der Autor seine Leser rätseln lassen, was es damit auf sich haben mochte, aber in dem wird das Rätsel dann bereits auf den ersten Seiten gelöst. Zumindest wird es bei den meisten Lesern Klick gemacht haben, als der gute Tony mal eben in Flammen aufgeht, ohne dabei zu verbrennen. Das kommt einem doch bekannt vor, und auch bei Ballard selbst, so sollte man meinen, müsste spätestens in diesem Moment der Groschen fallen. Doch erst als Silver auffällt, dass sein vor sich hin brennender Kollege haargenau wie ein Bewohner der „Feuerwelt“ aussieht, kommt man zu dem Schluss, dass der arme Tony sich wohl gerade ein solches Wesen verwandelt hat. Dass die Anfälle mit dieser Verwandlung in einem Zusammenhang stehen, davon geht man erst mal aus, obwohl der Held da natürlich noch nicht flambiert war. Immerhin weiß man nun, dass er sich bei seinem Aufenthalt in der Feuerwelt irgendwie mit dem Feuerkeim „angesteckt“ haben muss, also bricht man natürlich postwendend dorthin auf. Nebenher erfährt man noch, dass der gerade noch in den tiefsten Höllenklüften verschollene Tucker Peckinpah in New York wieder aufgetaucht ist und als erste Amtshandlung nach seinem „Urlaub“ mal eben Ballards Konto gelöscht hat. Das ist zwar besorgniserregend, aber da man zunächst einmal ganz andere Sorgen hat, begibt man sich als erstes in die Feuerwelt und nimmt den Überbringer dieser Hiobsbotschaft, den Gnom Cruv, gleich mit.
Nachdem man dann die fremdartige, wenn auch gar nicht mal so heiße Feuerwelt erreicht hat, dauert es auch gar nicht so lange, bis Ballard erfährt, wie er sich wieder in einen normalen Menschen zurückverwandeln kann: Er benötigt, wer hätte das gedacht, den Zahn der Hydra dafür, welcher allerdings dummerweise an dem dazugehörigen Viech festsitzt, das man erst einmal besiegen muss.
Dabei ist der gute Tony, nachdem er sich prompt in ein nettes Feuermädchen verguckt hat, gar nicht mehr so sicher, ob er sich überhaupt zurückverwandeln will, allerdings wird relativ schnell klar, dass die Kleine nicht allzu lange zu leben hat, damit der fest vergebene Held nicht in Gewissenkonflikte gerät. Bevor man sich jedoch mit der Hydra anlegen kann, gilt es zunächst einmal, deren Gefolge zu bekämpfen, bei dem es sich um eine Gruppe von Rebellen handelt, die dem König abgeschworen haben und nun die fünfköpfige Hydra anbeten. Ein wieder mal sehr typischer Endboss, der praktischerweise auch gleich das Gegenmittel für Ballards Problem dabei hat. Das wohl größte Manko dieses Romans ist allerdings die Feuerwelt selbst, denn wie schon im ersten Beitrag zu diesem Thema macht der Feuerzauber auch hier wieder wenig bis gar keinen Sinn. Da das Feuer in dieser seltsamen Welt nämlich keine Hitze erzeugt, was sowohl für die brennende Umgebung als auch für die Bewohner gilt, sind die Flammen letztlich nichts weiter, als ein netter optischer Effekt, den man irgendwann einfach vergisst, eben weil er keine Rolle spielt. Der Autor hätte dieses Szenario ebenso gut im Reich der grünen Schatten spielen lassen können, bzw. hätte im Grunde ganz darauf verzichten können seinem kleinen Universum noch eine weitere Welt hinzuzufügen.
Am Ende kommt es, wie es kommen muss und die Hydra und ihre drei Dienerkreaturen, welche netterweise noch das Rebellenoberhaupt aus dem Weg räumen - werden vernichtet, wobei Tony sich die Hydra selbst zur Brust nimmt, während Kollege Silver sich um das Dienergekreuch kümmert. Während diese sich jedoch als überaus angriffslustig und sogar gefährlich herausstellen, zieht die Hydra es vor, doch lieber aus dem Hintergrund heraus zu agieren. Zumindest solange, bis Ballard sie verhöhnt und ihr allen Ernstes droht, überall herumzuerzählen, was für eine feige Memme sie sei…
Nach getaner Arbeit (es wird natürlich wieder der Diskus geworfen) schnappt Ballard sich den Zahn, verwandelt sich wieder in einen Menschen, und man kann sich endlich auf den Heimweg machen. Eine doch recht schwache und enttäuschende Lösung für ein Rätsel, das den Helden immerhin ein paar Monate beschäftigt hat. Die Frage, warum denn dieser Zahn überhaupt eine Rückverwandlung ermöglicht, wird von der Orakelpriesterin des Königs mit den weisen Worten beantwortet, dass er halt „ungeschehen machen kann, was geschehen ist…“
Ach, wenn doch alles so einfach wäre…
noch mit einem anderen „Monster der Woche“ zu tun. Mit einem stinknormalen Zombie nämlich.
Tränen stürzten aus Flemings Augen.
(TB 53 / S. 36)
Gegen Yazzingha wagte er sich nicht zu werfen.
(TB 53 / S. 36)
Mitleid krallte sich in mein Herz.
(TB 53 / S. 43)
Als sich die Tür öffnete, fiel die Spannung von mir ab, wie eingetrockneter Schlamm.
(TB 54 / S. 44)