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Die Vampire und Dirk - Der Vampir-Horror Roman: Der Frauenhexer

Dirk und die VampireDer Vampir-Horror-Roman
Der Frauenhexer

Der Vampir-Horror-Roman ist eine Legende des Heftromans. Ich bin leider erst nach Einstellung der Reihe auf die Serie gestoßen und habe in den achtziger Jahren jede Menge davon gelesen.

Dreißig Jahre später wiederhole ich das Experiment Vampir-Horror-Roman lesen nochmals. Ob es immer noch gefällt?

Der FrauenhexerDer Frauenhexer
von Earl Warren

Vampir Horror-Roman Nr. 64
April 1974 / DM 1,20

Pabel Verlag
Der selbsternannte Hellseher und Parapsychologe Charles Otranto, steht kurz davor, das Geheimnis des 1583 eingemauerten Hexers Gilbert Signefeu zu lüften. Mit ein paar handfesten Männern dringt er in ein verstecktes Gewölbe des „Galgenwirtshauses“ ein und spricht, nachdem er die Arbeiter weggeschickt hat, einige beschwörende Worte. Der Hexenmeister lässt nicht lange auf sich warten, doch er ist stinksauer. In den den ersten Jahrhunderten seiner Gefangenschaft hätte er seine Befreier fürstlich belohnt, doch nach fast 400 Jahren hat er nur noch Hass für die Menschheit übrig. Ein weiterer Zeuge  des unheimlichen Vorgangs ist ein hagerer Schatzjäger, der es auf das Raubgut der Spessarträuber jener Jahre abgesehen hat. Er hat den Parapsychologen auf die Spur des Hexers gebracht. Als er sieht, dass Signefeu, mit einem Feuermal im Gesicht gezeichnet, Otranto umbringt, ergreift er panisch die Flucht.

Regisseur Viktor Schultz-Breitenbach hat sich mit seinem Filmteam in einem Hotel, nahe der Reste von Burg Falkenfels, breit gemacht. Mit seinem neuen Streifen „Das Galgenwirtshaus“ will er den Hammer- Productions Konkurrenz machen und den Horror-Film nach Deutschland holen. Die Burg und das alte Wirtshaus in seinem Schatten geben eine prima Kulisse ab. Im Speisesaal des Hotels hängt ein altes Bild von Roxane von Falkenfels, die man 1583 als Hexe verbrannt hat und die der Hauptdarstellerin Linda Scholz zum verwechseln ähnlich sieht. Ein Zufall, oder steckt mehr dahinter?

Kurz nach Mitternacht schleicht eine unheimliche Gestalt, begleitet von Kettengeklirr und lautem Gestöhne, durchs Hotel und verschwindet spurlos. Breitenbach hält den Vorfall für einen Scherz oder Sabotage der Konkurrenz, doch bei Drehbeginn gibt es weitere Ungereimtheiten. Aus einem Loch der provisorischen Umkleide kriechen zahlreiche Erdkröten und vergraulen die Komparsen, der Hauptdarsteller Thorsten Thorn wird von einem Unsichtbaren geschlagen und im Gewölbe der Burg wird in einem Raum eine Leiche gefunden. Die Polizei ermittelt. Zudem läuft in der Gegend ein Irrer herum, der immer wieder laut und voller Schrecken den Namen „Signefeu“ ruft. Die Ereignisse werden aber noch getoppt, denn bei einem Schäferstündchen in Lindas Zimmer bemerkt Thorn einen Zuschauer auf dem Balkon. Als er ihn stellen will, macht er aus der zweiten Etage einen unfreiwilligen Abflug (sechseinhalb Meter) – und kommt mit ein paar Kratzern davon.

Linda hat in der Nacht einen seltsamen Traum.Vergangenheit:

Roxane von Falkenfels trifft sich abseits einer Jagd mit ihrem Bräutigam, Arno von Schönhall, auf einer Lichtung. Sie ist verliebt und freut sich auf die Zukunft mit ihm. Er macht sich ein wenig Sorgen, denn seit einiger Zeit hat ihr Vater, Bodo von F., einem vermeintlichen Hexer, Gilbert Signefeu, das Galgenwirtshaus verpachtet. Arno würde diesen am liebsten hängen sehen, weil er Roxane eindeutig anschmachtet.
Die Jagdgesellschaft stößt dazu und Arno sieht den unheimlichen Gastwirt in einem Gebüsch stehen, in dem auch ein riesiger Keiler sein Versteck hat. Die Hunde trauen sich nicht heran und so muss Arno das Untier zur Strecke bringen. Dieses Vorhaben bezahlt er mit dem Tod. Am Grab gesteht Signefeu Roxane seine Liebe, verzaubert sie und macht sie hörig. Arno hatte mit seiner Vermutung recht.

Breitenbach hält die ganze Sache für hysterischen Humbug und lässt Dr. Heydenreich, angestellt bei der Centra-Film, zum Set kommen. Nach ausgiebiger Untersuchung stellt er nichts besonderes bei Thorsten Thorn fest, verbietet ihm aber für diesen Tag das Drehen. Allein in seinem Zimmer spricht der unsichtbare Signefeu mit Thorn und droht ihm mit dem Tod, wenn er Roxane nicht in Ruhe lässt. Der Hexer hält Linda Scholz für seine Angebetete. Sogar die Einheimischen machen sich Sorgen, denn der Sonnenaufgang zeigte sich in einem unnatürlichen Schwefelgelb und die Kühe geben blutige Milch. Um der Sache auf den Grund zu gehen, besuchen Thorn und Heydenreich das Kirchenarchivar des Ortes und stöbern in alten Aufzeichnungen. Hier wurden die Missetaten des Hexers detailliert beschrieben. Scheinbar hatte er auch drei Hexen im Schlepptau, die nach seiner Ergreifung verbrannt wurden. Signefeu selber mauerte man in einer Gruft unter dem Galgenwirtshaus ein. Der Archivar und Pfarrer vermutet, als er die Schilderungen von Thorsten Thorn hört, dass Signefeu wieder auferstanden ist. Da Lindas Vater ein von Hardenberg ist, könnte hier eine Verbindung zu den damaligen Ereignissen bestehen.

Die Nacht wird turbulent, denn Signefeu taucht, samt drei Hexen, vor dem Fenster des Hotels auf. Heydenreich teilt sich mittlerweile das Zimmer mit Thorn, um ihn besser beobachten zu können und macht jetzt selber Bekanntschaft mit den unheimlichen Wesen. Der Hexer lässt den Arzt bis zum Morgen erstarrt an Ort und Stelle stehen, woraufhin dieser entnervt abreist.

 Linda hat noch einen schrecklichen Traum. Als sie aufwacht steht Signefeu vor ihrem Bett und lässt sie von zwei Hexen auf eine Lichtung transportieren. Er will Linda zur Ober-Hexe machen aber diese lehnt ab. Um ein bisschen Druck auszuüben, erwürgt er aus der Ferne den Hotelbesitzer Rüger und droht damit, das Gleiche mit Thorsten Thorn zu machen. Da Signefeu nur eine Stunde nach Mitternacht fleischlich ist, muss er sein Vorhaben verschieben.

Neben dem toten Hotelbesitzer findet man noch den Verrückten Schatzjäger vom Anfang mit einem Strick um den Hals. Damit nicht genug, brechen bei den Dreharbeiten gleich drei Männer zusammen. Die Rolle des obersten Richters muss neu besetzt werden, das Herz . Die Scharfrichter-Komparsen erholten sich schnell wieder. Für Breitenbach waren dass jetzt ein paar Tote zu viel. Er unterbricht die Dreharbeiten - soll sich doch die Polizei um alles kümmern.

Die Kripobeamten nehmen die Sache nicht ganz ernst und halten die Schauspieler für einen Haufen Spinner. Thorsten und Linda fahren in die Stadt um nochmals im Archiv zu stöbern. Inzwischen ist die Bevölkerung mächtig sauer, denn Signefeu und seine Hexen werden zur Bedrohung. Als der Mob dem Paar an die Wäsche will, geht der Pfarrer dazwischen. Herausgefunden haben sie an diesem Abend nur, dass Linda um drei Ecken mit Roxane verwandt ist.

Linda hat erneut einen Traum, aber diesmal träumen Thorsten Thorn und Schultz-Breitenbach mit.

Roxane versucht, unter Zwang, ihren Vater zu erklären, dass Signefeu der Richtige für sie ist. Er riecht der Braten und ahnt, dass seine Tochter nicht Herrin ihrer Sinne ist, sperrt sie ein und schmeißt Signefeu raus -  hetzt sogar die Hunde hinter ihm her. Die Lage beruhigt sich wieder und am Abend kommt ein Spielmann mit einer Fiedel in die Burg. Der Spielmann entpuppt sich als der Teufel persönlich und lässt den Grafen solange nach seiner schrägen Musik tanzen, bis dieser mit einem Herzinfarkt zusammen bricht. Der Hexer spielt jetzt seine Macht aus. Der Sohn des Grafen wird eingekerkert, kann aber befreit werden. Signefeu lässt die Leute ziehen und umgibt sich nur mit ein paar Getreuen und Hexen, die Nacht für Nacht eine Orgie feiern.
Gottfried von Falkenreich hat Herzog Albrecht um Hilfe gebeten. Gemeinsam wollen sie die Burg stürmen, aber Signefeu schickt ihnen ein riesiges Ungeheuer entgegen. Sie müssen sich weiter zurückziehen.
Am Grab ihres Vaters versucht Roxane Ruhe und Kraft zu finden und vernimmt plötzlich seine Stimme. Es gibt in der Nähe eine Quelle, deren Wasser den Hexer 14 Tage lang seiner Kräfte beraubt. Sie holt das Wasser und besprengt damit den Hexenmeister und seine Leute. Die böse Meute flüchtet aus der Burg und Signefeu wird festgenommen. Roxanes Bruder hält sie noch immer für eine Buhlin des Teufels und lässt sie verbrennen. Vorher gab sie noch den Tipp, dass man das Quellwasser für den Mörtel von Signefeus Gruft benutzen sollte.

Nach dem Aufwachen ist Schultz-Breitenbach davon überzeugt, dass sie unbedingt das Wasser haben müssen. Der Pfarrer aus der Stadt kommt zufällig mit einer Kanne des selbigen vorbei und so macht man sich zu viert auf den Weg zum Galgenwirtshaus. Dort tobt schon der Hexenreigen und das riesige Monster ist auch wieder dabei. Signefeu feuert ein paar Flüche ab und hetzt das Ungeheuer auf die Eindringlinge. Dann taucht der Geist von Roxane auf, wünscht den Hexer zur Hölle und Thorsten Thorn erwacht aus einer vorübergehenden Lethargie. Er besprengt mit dem Wasser Signefeu und vernichtet ihn. Der Spuk ist vorbei und der Dreh kann endlich beginnen.

Dirk und sein SenfMein Senf
Kamera läuft - Walter Appel die Zweite...

Frisch und unverbraucht im Gruselgeschäft, schrieb der kommende Dämonenkiller Autor unter seinem Dauer-Pseudonym Earl Warren, diesen recht vergnügten Roman rund um das Filmteam der „Centra-Film“ Gesellschaft. Dass er sich ein paar Anregungen bei Grusel-Kloppern und Märchen vergangener Tage holte, sei ihm verziehen, denn schließlich lebte die hier vertretene Filmbranche auch von solchen Steilvorlagen. DER FRAUENHEXER war, wie sein letzter Beitrag beim VHR, wieder ein Trip in die Vergangenheit. Dem Thema Hexe blieb er im Kern auch treu, aber Appels erstes Giganten-Monster tauchte auf! Er hatte ein Händchen dafür, wie man diese Unholde perfekt einsetzte und beschrieb ihre Ausmaße und Wirkung auf die Opfer sehr gekonnt und plastisch. Da kommt mir sofort  (die Szene ist bei mir echt hängen geblieben) der Dämonenkiller Nr.47 (PANIK) in den Sinn. Da gab es ein ähnlich großes Seeungeheuer, das ganze Schiffsdecks voller Menschen abgeräumt und zerkaut hat. Ja, damals ging so was noch durch.

Der heutige Roman fing auch sofort märchenhaft an, denn der befreite Hexer war ähnlich sauer wie der berühmte Geist aus der Flasche. Er ließ sich aber nicht so leicht austricksen wie der Dschinn im Abenteuerstreifen „ Der Dieb von Bagdad“, wo Abu/Sabu ihn als so eine Art Reittier benutzte und der fliegende Hüne eher die Rolle des nützlichen Trottels ausfüllte. Immer noch einer meiner Lieblingsfilme. Dann schwenkte die Story leicht in Richtung „Phantom der Oper“ um, samt des entstellten Gesichts von Sifgnefeu  und der einseitigen Romanze zur Hauptdarstellerin. Die Hintergrundmusik, Kettengeklirr und lautes Stöhnen, kam vom „Gespenst von Canterville. Das Ganze wurde dann mit ein paar Tatsachen und Hintergründen aus alten Archiven garniert und obendrauf kamen noch so bekannte Namen wie Otranto oder Herzog Albrecht. Fertig. Nein, so leicht hat er es sich dann doch nicht gemacht

Bei Otranto klingelte bei mir sofort etwas. Klar, eine Hafenstadt in Italien, aber da gibt es diesen Schauerroman von Horace Walpole aus dem Jahr 1764, der als Vorläufer  romantischer Geschichten mit Gruselelementen gilt und etwas später als erster den Titel Gothic-Novel trug. Bei Appel kippte der großspurige Hellseher mit gleichem Namen schon nach einer Seite aus den Pantinen. Bei Herzog Albrecht kann es sich nur um Albrecht Friedrich von Preußen handeln, der um die Zeit zu derer von Falkenfels regierte. Ob er allerdings den Falkenfels bei der Zurückeroberung ihrer Burg half, bleibt mal dahin gestellt. Er starb in völliger geistiger Verwirrtheit – eine Folge der Begegnung mit Walter Appels Riesenmonster? Das sich der Autor in der näheren Gegend gut auskannte und auch seine fundierten Geschichtskenntnisse immer wieder durchblitzten, gehe ich mal davon aus, dass auch der Rest des geschichtlichen Rahmens nicht groß an den Haaren herbei gezogen ist.

Star-Regisseur Viktor Schultz-Breitenbach fiel mit seinem 52-köpfigen Filmteam in die waldige Idylle des Spessarts ein, um der Konkurrenz aus England, der Hammer Film Productions, in die Suppe zu spucken. Da hatte er sich etwas vorgenommen, denn der Markt für folkloristische Horror-Streifen war zu dieser Zeit schon reichlich gesättigt. In Deutschland konnte man in den frühen 70ern eher mit  Kino-Krachern wie „Liebesgrüße aus der Lederhose“ punkten, die ja auch gut ins Grusel-Genre gepasst hätten. Uschi Glas und Ilja Richter waren damals auch auf Abwegen.Wenn ich da nur an den unheimlichen, nosferatesken Richter und seine unspaßigen Späße aus der Disco denke (Trallalala humpa pum ping... Goethe haha...Schiller hihi), läuft mir jetzt noch eine Gänsehaut über den Rücken. Mit eigenständigen Produktionen (siehe Manfred Knorrs Film-Infos) aus deutschen Landen war 1974 nicht viel los, man beteiligte sich höchsten mal an diversen Projekten. Allerdings waren die glorreichen Zeiten bei Hammer auch so langsam vorbei. Der Horror war, vielleicht durch Filme wie DER EXORZIST, ein anderer geworden

 Breitenbach war der typisch herrschsüchtige Regisseur ala Rainer Werner Fassbinder, nur dass er seine Mimen nicht verdroschen hat (Aussage Hanna Schy.). Er hat sie eher mit väterlicher Fürsorge fertig gemacht und zu sagen hatten sie bei ihm auch nichts. Seinem Hauptdarsteller mit dem hübsch/hässlichen Gesicht, Thorsten Thorn, schickte er sogar den Film-Mediziner Heydenreich mit aufs Zimmer, um ihn besser unter Beobachtung zu haben. Die Gesundheit ging halt vor. Eine Millionen Mark (gefühlte fünfzig Millionen heute) ließ die Centra Film-Gesellschaft sich die Sache kosten, denn man rechnete mit hohen Einspielergebnissen - zumindest in Deutschland. Der Film hatte einiges zu bieten: Horror, Hexenverfolgungen, Heimatfilmromantik, mittelalterliche Actionszenen, gute Massenszenen, Liebe, Sex, alles was das Publikum will (so Breitenbach auf Seite 10). Ich glaube, es wurden in den 50-70er Jahren in Filmen mehr Hexen verbrannt als zu Zeiten der Inquisition.

Die jüngeren Schauspieler von Breitenbachs Truppe verströmten noch in Resten den Geist der 68 Jahre, waren aber schon dem Kommerz (lockeres Jet-Set Leben kostet halt Geld) verschrieben. Freie Liebe gab es auch nicht mehr so häufig und der feste Partner wurde so langsam wieder interessant. Mit ihm ließ sich besser planen. Bei Walter Appel suchten sich die Frauen selber ihren Liebhaber aus und durften sogar, wenn erwünscht, oben liegen. Das Baby Doll (ein kurzes Nachthemd für Frauen, welches nach der gleichnamigen Hauptfigur des US-Spielfilms „Baby Doll-Begehre nicht des anderen Weib“ benannt wurde) leistete zuverlässige Dienste und brachte Thorsten und Linda in schlüpfrige Sphären. Sie ließen auch nicht ab von ihrem Liebesspiel, als der Hexer schon angefangen hat das Filmteam auszudünnen. Etwas unglaubwürdig kam mir dabei die Sache mit Thorns unfreiwilligem Abflug vom Balkon rüber. Der Junge ist sechseinhalb Meter in die Tiefe gerauscht, hat sich  voll auf die Mappe gelegt und kam mit ein paar Krätzerchen davon. Was für ein Akrobat... oder besser gesagt: Mensch Walter, hier hast du eventuell ein wenig übertrieben und einen Ticken „Salto Mortale“ (wurde zu dieser Zeit bestimmt wiederholt) zu viel dran gehangen.

Wer war der Hauptakteur des Romans? So einfach ist die Frage nicht zu beantworten, aber ich denke mal, dass Thorsten Thorn diese Rolle zugedacht war. Breitenbach hatte zwar das letzte Wort (eigentlich auch das erste), Roxane funkte im finalen Kampf  dazwischen, aber Thorsten musste am meisten einstecken und durfte den Hexer mit dem heiligen Quellwasser bespritzen. Würde mich nicht wundern, wenn Walter bei seinen Wanderungen durch den Spessart eine solche Quelle gefunden hat. Die Rolle des Fieslings war eindeutig besetzt. Gilbert Signefeu wiederholte bei seinen Auftritten immer wieder, dass er der/den Größte(n) ist/hat und keiner gegen ihn anstinken kann. Dagegen sprach seine Verhaftung und Einkerkerung in der Vergangenheit und die relativ zügige Vernichtung in der Gegenwart. Zudem war sein Timing etwas daneben. Zuerst droht er Linda mit allem Schrecknissen die er so drauf hatte und dann hat er keine Zeit mehr, weil die Stunde nach Mitternacht abgelaufen ist. Gut, er kam ursprünglich aus Frankreich und hatte mit deutscher Pünktlichkeit nichts zu tun.

Wie schon in seinem ersten Werk für die Vampire von Pabel, hat Walter Appel den relativ seichten Horror mit ein wenig Geschichte umwickelt. Dazu kamen noch klassische Grusel-Elemente, eine Priese 1000 und 1 Nacht und wahrscheinlich gibt es eine Sage über den“Teufel mit der Fiedel“  oder so. Das muss man erst einmal alles vermengen, um daraus einen Heft-Roman zu basteln. So richtig blutig wurde es nicht, dafür aber viel an Herzversagen gestorben. Die Story hat mich jetzt nicht unbedingt aus den Plateau-Schuhen gerissen und hier und da gab es Parallelen zu Walters Nummer 1 (VHR 54 JOSEPHAS HENKER), aber insgesamt war das ein recht flotter Earl Warren. DER FRAUENHEXER hätte als Film, unter Regie von Victor Schultz-Breitenbach, sicherlich gut in das Nachmittags Programm anno 1974 gepasst. Damals wurde die Dauerschleife erfunden. Wenn mal kein Geld für´s Kino (15.00 Uhr Vorstellung) da war, lief wenigstens DER DIEB VON BAGDAD oder DER ROTE KORSAR wenn nicht sogar ein „Brüller“ mit Tarzan in der Flimmerkiste – aber zuerst musste man durch den verrauchten „Internationalen Frühschoppen“. Ein Roman, voll aus dem Herzen der Siebziger geschrieben.

Übrigens kann man den Roman unter ROXANE UND DER HEXER für 2,99 Euro günstig im Internet bestellen. Aus den ca. 60 Heftromanseiten wurde hier 101 Seiten im (glaube ich) Taschenbuchformat. Der neue Titel passt besser zum Inhalt des Romans, aber DER FRAUENHEXER wirkt spannender und wilder.

Was gab es sonst noch?
Das Titelbild von Thole kommt diesmal recht einfach daher. Ein Totenschädel, der ein wenig an Glotzkowski aus der Monster AG erinnert oder an eine Anatomie Studie mit Resthaar. Schön schaurig, hätte aber auch auf anderen Romanen funktioniert. Recht unverbindlich sozusagen.

Manfred Knorr machte auf seinen VAMPIR INFORMIERT Seiten Werbung fürs ZDF. Es ging um Edgar Wallace Filme, die von 1959 bis 1972 in den Kinos liefen. Das Zweite strahlte ab dem 13.4.1974  sechzehn der dreißig Streifen aus. Knorr hielt diese Filme zum Teil noch (ab 1966) für Horror aus Deutschland. Ich sehe das etwas anders und würde sie eher bei den lupenreinen Krimis unterbringen. Sie waren an die atmosphärischen s/w Klassiker vergangener Tage angelehnt, erinnerten an Theaterstücke mit festem Ensemble (Kinski, Fuchsberger, Baal, Arent...), hatten wenig mit den Gewalt-Orgien kommender 70/80er Streifen gemein und kamen, zugegeben, recht unheimlich rüber. Aber Horror? Ob die Schauspieler heute so einen Typen wie Klaus Kinski am Set ertragen könnten? Der hat mir als Kind echt Angst gemacht, und wenn ich mich recht an die Worte meiner Mutter erinnere, ihr auch.  Sogar Christopher Lee spielte in zwei Streifen mit (DAS GEHEIMNIS DER GELBEN NARZISSEN 1961 und DAS RÄTSEL DER ROTEN ORCHIDEE 1961) aber er stand dabei immer auf der Seite der Guten. Mal eine Abwechslung für ihn. Spannend waren die Wallace Streifen allemal.

Auf Seite 13 (Absicht?) torkelte der auferstandene Hexer von Franz Berthold aus seiner Gruft und die Seite 35 gehörte dem Alfons Cartoon. Neben dem Spoiler-Kästchen gab es jetzt auch noch eine Leseprobe zum kommenden VHR - samt unkenntlichem Titelbild (viel zu dunkel). Hivar Kelasker lässt den GEISTERREITER auf die Leser los. So richtig mitgerissen hat mich der Vorabtext nicht. Hoffentlich waren das nicht die Highlights des Romans.

Ich überlege immer noch wer gruseliger war -  Klaus Kinski oder Ilja Richter? Ich tendiere zu Richter...

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Kommentare  

#1 Andreas Decker 2018-02-07 10:38
Zitat:
Ich überlege immer noch wer gruseliger war - Klaus Kinski oder Ilja Richter?
Richter, keine Frage - obwohl man dem immer noch zugestehen muss, dass er hart für seinen Unsinn gearbeitet hat (egal wie das Ergebnis aussah) , im Gegensatz zu den heutigen Promis, die bei Sat1 und RTL ihr Unwesen treiben.

Zitat:
Hivar Kelasker lässt den GEISTERREITER auf die Leser los. So richtig mitgerissen hat mich der Vorabtext nicht. Hoffentlich waren das nicht die Highlights des Romans.
Die Vorabtexte sind so nichtssagend wie heute Filmtrailer. Aber ich bin wirklich gespannt auf dein Urteil. Ich habe ihn letztens nochmal durchgeblättert und fand ihn ...

Wenn die Zeit was überholt hat, dann die "Horrorfilmmannschaft in Gefahr" Geschichten im Heftroman. Ich kann sie heute nicht mehr lesen, egal ob von Grasmück, Tenkrat oder sonst wem. Da sind die Geister noch glaubhafter als diese Klischee-Zombies. ;-)
#2 Thomas Mühlbauer 2018-02-07 20:01
Da muss ich gestehen, dass ich mich für die Warren-Romane im VHR nie so richtig erwärmen konnte. Natürlich gab es immer wieder mal Sachen, die mir zugesagt haben (Die Rache des Magiers, Die Vampir-Oma und ihre Kleinen, Die Killer-Frösche, Der Affendämon oder Massaker in der U-Bahn), aber insgesamt war mir das immer zu sehr Klischeegrusel, wo einfach die Originalität fehlte und schnell in die Standardlinie abdriftete. Sicher war Walter Appel extrem produktiv und professionell zugange, wofür ihm höchster Respekt gebührt, aber an den VHR habe ich immer andere Ansprüche gestellt als bei anderen Reihen/Serien.
#3 Heizer 2018-02-08 15:21
Zum Artikel : Wie immer schön geschildert, Herr Thronberens.
(Alias Toni ....?).
Da du nun mal den Abschluss des Artikels mit Ilja R.
gefunden hast und den Lesern diese provozierende Abschlussfrage mit auf den Weg gabst : Ich denke, der Mann hat mit seinen steten Ansprüchen bzw. Anspielungen Richtung „ernstes Fach“ schon damals (trotz höherem Bildungsniveau [?] der Zusachauer ) an der Zielgruppe vorbeimoderiert. Als Musiksendung hat DISCO aber irgendwie wohl funktioniert. Und genau betrachtet: was lief denn sonst so ab im Popbereich (inklusive späterer NDW)? .....da bleiben wir doch mal beim Thema und machen einen kleinen Ausflug mit der Geisterbahn. Los gehts. ...Nicht anschnallen bitte! Wir könnten es innerhalb weniger Sekunden sehr eilig haben.

Ah! Da soll uns Manfred Sexauer Angst einjagen.....Puh. Das war knapp....und überhaupt: wo sind die talentierten GoGoGirls ? Weiter gehts: Schock: Da steht Rainer Holbe.....und irgendwie liegen hier überall Holzspäne herum!
Andererseits war Rainer damals aber auch unser Adressat fürs Übersinnliche.......( und wir haben in der Geister-Bude hier die Kurve zum Thema wiedergefunden....).....Aber das wahre Grauen findet in unseren Köpfen statt. Und deshalb fürchte ich mich vor der nächsten Kurve. Da liegen nämlich ne Menge Notiz Kärtchen auf der Erde. Und sah ich nicht kurz eine Armbanduhr aufblitzen ....? Mit ein wenig Glück ist es ja auch nur Viktor Worms......nun aber schnell raus aus der Gondel. Sonst landen wir am Ende noch in Teufels Plattenküche und rutschen auf Bananas aus....und Olivia Pascal erwarte ich dort eher nicht. Die finden wir vielleicht bei den Go-go-Girls. Oder anders formuliert: Ilja Richter hatte wenigstens ein schräges Profil, an das man sich auch heute noch erinnert......Kölle Alaaf !
PS: Über Kinski muss ich eher immer schmunzeln. Wenn nicht sogar laut lachen.
#4 Toni 2018-02-08 20:46
Habe jetzt die ersten 20 Seiten "Geisterreiter" von Kelasker hinter mir und muss zu meiner Schande (Schandmaul) gestehen, dass mir zumindest der Anfang recht gut gefallen hat. Die Unterhaltung der beiden Wiedererweckten Hunnen war ganz witzig. Ich finde solche geschichtlichen Einschübe immer ganz interessant. Deshalb kommt Walter Appel bei mir vielleicht auch gut weg. Und er hat noch den Dämonenkiller-Bonus. Hier hat er sich immer recht gut reingeschrieben und war neben Luif und Vlcek für mich die Nummer drei. Die VH-Romane waren wohl seine ersten Gehversuche auf dem Gebiet und dafür recht gut lesbar - zumindest aus meiner Sicht. Bin gespannt auf die Vampir-Oma... hört sich krass an. Die "richtig" guten VHR´s liegen wohl hinter uns.

Toni stimmt Heizer! Thronberens... Throni...Toni - irgendwie kam mein Umfeld mit dem langen Namen nicht zurecht und so wurden es immer weniger Buchstaben. Ich habe mich dran gewöhnt. Aus heutiger Sicht war Disco mit Ilja schon sehr speziell. Es waren ja nicht nur seine Späße sondern auch die schräge Musikauswahl. Gleich hinter Deep Purple´s Highway Star kamen Cindy und Bert und verstopften mit ihrem Zigeunerwagen die freie Bahn. Dazu noch die erstarrten Gesichter des bewegungslosen Publikums im wahrscheinlich überhitzten Aufnahmestudio. Die haben damals ganz schön in ihren Kunstfaser-Rollkragenpullover geschwitzt. Am besten waren die aufgeschreckten Gewinner des Preisausschreibens. "Spot an" - so schnell konnte man sich gar nicht verstecken. Richter steht wohl immer noch auf der Bühne. Kann mich auch noch an Peter Illmann erinnern. Der hat sich höchstens 2 mal pro Sendung bewegt...
#5 Thomas Mühlbauer 2018-02-08 21:41
Stimmt, ohne den oft zitierten Erinnerungsbonus würde man viele Hefte heute gar nicht mehr beachten; da wird natürlich auch vieles verklärt. Aber das kann man wohl auf zahlreiche Bereiche erweitern.
#6 Toni 2018-02-09 21:23
Ja, irgendwie ein Trick unseres Gehirns, Thomas.
Zum Erinnern ist da so eine Lesereise ganz nützlich :-)
#7 Heizer 2018-02-11 18:52
Die, im durchaus doppelten Sinne, „Verkehrs-Hindernisse, die mit ihrem Zigeunerwagen (nicht nur auf der Straße) für Verstopfungen sorgten, hießen nicht Cindy und Bert.
Auch nicht Adam und Eve ( die gabs auch!).
Den Zigeunerwagen haben Nina und Mike auf die Straße gebracht. Bzw. hätten es gerne, denn :
„ Einen Zigeunerwagen, den würden wir gern haben... träller, träller usw. „
Ich habe das jetzt aber nicht gegoogelt.......ich könnte also auch daneben liegen.
#8 Thomas Mühlbauer 2018-02-11 19:32
Eigentlich wurde die mittlerweile rassistisch angehauchte Fortbewegungsmöglichkeit von Ann & Andy benutzt, während sich Nina & Mike zwar als fahrende Musikanten outeten, über ihren mobilen Untersatz aber weitestgehend ausschwiegen.
#9 Heizer 2018-02-11 20:30
Sauber Herr Mühlbauer. :lol:
Da sage noch jemand, ZS lesen würde nicht diverse populäre Irrtümer aus dem Weg räumen.
.....oder dass googeln im Zweifel nichts bringen würde.
#10 Heizer 2018-02-11 20:58
Und Toni! Damit Du siehst, dass ich mich auch mit Deinem Artikel auseinandergesetzt habe:
Der Typ auf dem Titelbild erinnert mich an die Gegner der Menschheit aus dem Film „Mars Attacks“
Ist aber ein Albinovertreter dieser Spezies.
#11 Toni 2018-02-11 22:32
Da lag ich mit Cindy und Bert ganz schön daneben. Die haben ja auch eine ganz andere Mucke gemacht als die anderen erwähnten :-) . Stimmt, Adam und Eve gab es ja auch noch... Die kamen immer wie die Eloys aus der Zeitmaschine rüber. Wo wir auch schon beim Titelbild von Thole wären, von wegen Albinovertreter. Danke fürs auseinandersetzen Heizer...
#12 Heizer 2018-02-12 19:46
Das mit den Eloys war eine schöne Volte, Toni.
Und was Cindy und Bert angeht: Deshalb gibt es den ZS. Um die Feinheiten und Unterschiede der ehemals bekannten Schlagerduos herauszuarbeiten.
Der ganze Rest ( Literatur, Filme etc.) ist doch nur Beiwerk. :D
#13 Thomas Mühlbauer 2018-02-13 21:37
zitiere Toni:
Die "richtig" guten VHR´s liegen wohl hinter uns..


Verglichen mit den ersten etwa 80 Romanen stimmt das wohl. Alleine mit dem Wegfall der französischen Übersetzungen hat die Reihe einen enormen Aktivposten verloren. Der Dämonenkiller ist erwachsen geworden und hat das Elternhaus verlassen in Richtung eigene Serie. Stattdessen wurden nun die Säulen für die nächsten Jahre etabliert wie eben Earl Warren, Frank Sky, Gay D. Carson oder Al Fredric, die schon auch gute Romane lieferten (vor allem Dönges, der auch gerne mal etwas anderes ausprobierte und zudem amüsanten Grusel schreiben konnte), aber das Niveau der ersten zwei VHR-Jahre nicht mehr erreichten - eigentlich gar nicht mehr erreichen konnten. Dazwischen gab es bis zum Ende der Reihe im Jahr 1981 regelmäßig jene Autoren, die den Leser (mich!) eigentlich nie enttäuschten. Das waren Cedric Balmore, Thomas B. Davies und Donald F. Glut und andere mehr.
#14 Andreas Decker 2018-02-14 10:14
zitiere Thomas Mühlbauer:
Stattdessen wurden nun die Säulen für die nächsten Jahre etabliert wie eben Earl Warren, Frank Sky, Gay D. Carson oder Al Fredric, die schon auch gute Romane lieferten (vor allem Dönges, der auch gerne mal etwas anderes ausprobierte und zudem amüsanten Grusel schreiben konnte) [...] die den Leser (mich!) eigentlich nie enttäuschten. Das waren Cedric Balmore, Thomas B. Davies und Donald F. Glut und andere mehr.


Dönges war besser als sein Ruf, was man von Francis' nicht behaupten kann. Der Glut wurde heftig zensiert, aber ich hatte auch immer etwas für die Serie übrig. Obwohl der Autor sich für die Romane, die in Deutschland spielten, heute noch schämen sollte. Ich habe die im Original, da weiß man nicht, ob das eine verunglückte Hommage an die Universal-Filme sein soll oder einfach nur die übliche amerikanische Ignoranz ist. :-)

Die einzigen Romane, die mich in den letzten Jahren im VHR überzeugen konnten, waren die von Dubina. Der Rest hätte genauso gut im Gespenster-Krimi oder SGK erscheinen können.

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