»Tony Ballard« revisited - Teil 28 - Die dritte Dimension…
»Tony Ballard« revisited
Teil 28 - Die dritte Dimension…
Auf einen starken Anfang folgt nicht immer ein starker Roman. So beginnt auch der
Natürlich tut er dies nicht ohne Gegenleistung, da er jemanden braucht, mit dem er sich gegen Atax verbünden kann. Metal geht zum Schein darauf ein, denkt aber bereits darüber nach, wie er Mago überlisten kann. Diese kleinen Ränkespielchen machen durchaus Spaß, und auch die Handlungsebene um Ballard und Silver, die feststellen müssen, dass sie Roxane nicht mehr trauen dürfen und sie zunächst außer Gefecht setzen, kann überzeugen. Erst als sowohl die Helden, welche sich auf die Spur Peckinpahs begeben, als auch Mago und Metal sich alle beinahe zur gleichen Zeit nach New York begeben, wo Atax bereits aktiv ist und eine Art realen 3D Horror - Film auf die Menschheit loslassen will, geht die Spannungskurve etwas nach unten und der Handlungsverlauf wird von zu vielen Zufällen und Ungereimtheiten bestimmt.
So erfährt Ballard z.B. durch das Fernsehen (!), dass Mago und Metal in der Stadt sein müssen. Diese waren nämlich so umsichtig, eine neugierige Nachbarin aus dem Weg zu räumen, vielmehr wurde sie von Magos Schergen zu einem Totenkopf - Zombie gemacht, welchen der Sohn der Frau in einer TV - Reportage beschreiben kann, woraufhin der TV -Zuschauer Ballard zu dem besagten Schluss kommt. Er selbst wird dann noch von einer „Furie“ besucht, bei der es sich, wie man später herausfindet, um einen dämonischen Doppelgänger eines Callgirls handelt, welches kurz zuvor von Atax in Gestalt eines Filmvorführers heimgesucht wurde. Allerdings scheint er dann vergessen zu haben, das Original zu töten, was natürlich dazu führt, dass Ballard ihm, nachdem er die Furie vernichtet hat, auf die Schliche kommt. Da fragt man sich natürlich, welchen Sinn dann überhaupt die Tarnung macht, ganz zu schweigen von dem immensen Aufwand, den Atax betreibt, um Ballard einen „höllischen“ Gruß zu schicken…
Währenddessen wird Silver von der Polizei verhaftet, weil er dem gesuchten Silbermann zum Verwechseln ähnlich sieht. Da er seine übernatürlichen Fähigkeiten nicht gegen die Cops einsetzen will, sieht er sich zunächst gezwungen, sein Heil in der Flucht und ein passendes Versteck zu suchen und läuft, wie der Zufall es will, seinen Feinden Metal und Mago direkt in die Arme. So groß scheint die Millionenstadt dann wohl doch nicht zu sein…
Und obwohl der in dem geschilderte Kampf gegen die Peitschen schwingenden Schergen Magos durchaus packend geschildert wird, zweifelt man natürlich keine Sekunde daran, dass der Silberdämon ihnen auch dieses Mal ausweichen kann. Schließlich wissen wir ja, dass nur ein einziger Treffer bereits reichen würde, ihm seine übersinnlichen Fähigkeiten zu rauben, und da der Autor die entsprechende Prozedur der Wiederbeschaffung bereits lang und breit geschildert hat, kann man davon ausgehen, dass er es kein zweites Mal tun wird. Stattdessen setzt er die Verwechslungsstory noch eine Weile fort, bis Ballard die Sache irgendwann aufklärt, worauf die Hatz abgeblasen wird. Bevor er das tun kann, muss er sich allerdings erst noch mit einem Werwolf herumschlagen, der - als hätte man es nicht geahnt - natürlich direkt aus der Leinwand bzw. dem durch Atax Magie real gewordenen Horrorfilm in den Kinosaal springt und dort für Panik und Entsetzen sorgt.
Zwar kann Ballard ihn relativ problemlos erledigen, aber da ein Werwolf allein ja noch nicht besonders abendfüllend ist, tauchen noch weitere dieser sehr stark behaarten und schlecht gelaunten Gesellen auf. Da fragt man sich natürlich, wie das denn nun wieder sein kann, wenn es sich doch bei dem ersten Exemplar nur um ein zum Leben erwachtes Filmmonster handelt. Es besteht jedoch, wie wir erfahren, eine magische Verbindung zwischen dem Film -Wolf und dem jenseits der Leinwand nichts böses ahnenden Schauspieler, und nachdem dieser ganz ohne Maske und Makeup auch zum Werwolf mutiert und sogar den Keim weitergeben kann, haben die Helden endlich genug zu tun, und das eigentlich Vorhaben, die Suche nach dem in New York aufgetauchten Tucker Peckinpah gerät leider ins Hintertreffen.
Dann gibt es da ja auch noch den in Teil 1 entstandenen Totenkopf - Zombie, welcher nicht einfach nur hirnlos durch die Gegend schlurft, sondern sogar mit dem Fahrstuhl fahren kann… Am Ende kommt es dann zwar zu einer Begegnung mit den Oberschurken Mago und Atax, aber wie so oft ziehen diese es natürlich vor, sich schleunigst aus dem Staub zu machen, während Metal, der sich ja mit Mago gegen Atax verbündete und hier hauptsächlich für Verwirrung sorgte, gar nicht mehr erwähnt wird. Wenn man bedenkt, wie viele Hauptgegner der Autor hier auffährt, wird doch etwas wenig geboten in diesem Doppelband, der ja noch recht vielversprechend anfing. Zwar gibt es neben den üblichen Kämpfen gegen eher niedere Gegner auch ein paar Intrigen und interessante Gespräche, aber sehr viel herumgekommen ist dabei dieses Mal nicht. So bleibt unterm Strich ein etwas schaler Nachgeschmack zurück… sehr vielversprechend, es tauchen gleich mehrere Gegner auf, die Ballard - Crew setzt sich mit internen Problemen auseinander, wie etwa der von Metal veränderten Persönlichkeit Roxanes oder dem überraschenden Wiederauftauchen Peckinpahs, und es gibt ein Wiedersehen mit eben jenem Silberdämon, welcher ja immer noch auf Protoc weilt, wohin der Autor den Leser dann auch gleich zu Beginn entführt. Dort muss der nach wie vor schwer verletzte Metal sich mit ein paar Pavianen auseinandersetzen, wird aber in letzter Sekunde von Mago gerettet, welcher ihn zur Erde bringt, um ihn zu heilen.
Kommentare
Ich habe ein wenig die spaßigen Zitate vermisst...
Dafür habe ich in dem neuen King "Sleeping Beauties", den ich gerade lese, so einige entdeckt, aber um die zu bringen, müsste ich den Roman ja rezensieren...
Wäre doch mal nicht schlecht wenn du uns den großen Meister (hatte man mir jedenfalls angetragen, dass man ihn so nennt) hier mal noch ein Stück näher bringst. Zumal ich mit "Sleeping Beauties" noch nicht wirklich weiß, wo da der Zug hingeht (also Genre usw.). Also, nur Mut ...
Das ist ein 1000 Seiten Wälzer. Bis ich damit durch bin, hat der schon drei neue geschrieben...
Aber mal schauen. Empfehlen würde ich ihn jetzt, nachdem ich etwa die Hälfte geschafft habe, durchaus. Interessante Idee auf die übliche Kingsche Weise umgesetzt. Dass sein Sohn da mitgeschrieben hat fällt nicht groß auf, weder negativ noch positiv. Stilbrüche gibt's jedenfalls eher keine.
Die Idee, dass alle Frauen auf dem Planeten sich in einer Art Kokon verpuppen, sobald sie einschlafen (weckt oder befreit man sie, werden sie sehr ungehalten) und die daraus resultierende Frage, worauf das hinausläuft, hat schon was. Die auf sich allein gestellten Männer sind natürlich aufgeschmissen. Es herrschen Chaos und Anarchie. Also fast schon ne Art Apokalypse - Roman.
Und mittendrin noch "Evie" die einzige Frau, die sich nicht verpuppt, für alles verantwortlich und direkt aus dem Garten Eden zu kommen scheint...