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»Tony Ballard« revisited - Teil 33 - Der Roxane - Zyklus (2)

»Tony Ballard« revisited»Tony Ballard« revisited
Teil 33 - Der Roxane - Zyklus (2)

Als im Oktober des Jahres 1982 der erste Band der Tony Ballard Serie das Licht der Welt erblickte, waren seit 1974 bereits 67 Romane mit dem sympathischen Helden in der Gespensterkrimi - Reihe erschienen, so dass die eigenständige Serie bei ihrer Geburt schon über einen ansehnlichen Stamm an festen Helden, Feinden und Schauplätzen verfügte, welcher im Laufe der Zeit noch weiter anwachsen sollte.

In dieser Artikelserie befassen wir uns mit der Entwicklung der Serie vom reinen „Fall der Woche“ hin zu dem späteren, durchaus komplexen Serienkosmos…

Das SchädelgrabWer die ersten beiden Teile des Roxane - Zyklus aufmerksam verfolgt hat, der wird bei der Lektüre des TONY BALLARD Band 68 „Das Schädelgrab“ nicht überrascht sein, dass Tuvvana, die bereits mehrfach erwähnte Freundin des Gnoms Cruv, dann doch mal persönlich in Erscheinung tritt. Zwar befindet sie sich zu Beginn des Romans noch in einer scheinbar aussichtslosen Situation (sie wird von Teufelszwergen gefangen gehalten), allerdings zweifelt man nicht wirklich daran, dass die Helden sie früher oder später finden und befreien werden, zumal ihr verschollener Freund Cruv ja mit von der Partie ist. Dieser bittet Kumpel Ballard dann auch, nach seiner Holden zu suchen, nachdem man im Band zuvor ja erfahren hat, dass sie noch lebt. Dem ist zwar bewusst, dass Coor ziemlich groß und es fast unmöglich ist, eine Zwergin zu finden, von der jede Spur fehlt, aber vielleicht ahnt er ja, dass man sie wohl irgendwann zufällig finden wird, weil einem der Zufall schließlich schon recht oft behilflich war, in den letzten 67 Bänden. Er willigt also ein, und es dauert nicht lange, bis die Gefährten dann tatsächlich den Teufelszwergen über den Weg laufen, Ballard im Kampfgetümmel unterliegt und sich - schwups -  direkt neben der Gesuchten in einem Käfig wiederfindet.

In der Zwischenzeit schlagen Atax und seine beiden Begleiterinnen Roxane / Arma und Cuca sich mit ein paar Banditen herum und auch Mago und Metal sind in der feindlichen Welt unterwegs. Während Mago nach wie vor auf Rache an Atax sinnt, würde Metal gern seine Gefährtin zurückhaben, allerdings treffen die drei unterschiedlichen Parteien hier noch nicht aufeinander, dafür sind alle viel zu sehr damit beschäftigt, sich ihrer Haut zu wehren und - wie schon in den Bänden zuvor - von einer Gefahr in die nächste zu stolpern. Neben den Banditen gibt es da noch die bereits erwähnten Teufelszwerge, außerdem Zyklopen und den „Wald der würgenden Lianen“. Ein sehr buntes, abwechslungsreiches Action - Fantasy Getümmel, das einem hier geboten wird, allerdings hat man die ständigen Kämpfe gegen immer neue, immer merkwürdigere Gegner und Gefahren doch irgendwann satt, wohingegen die Ausbildung Frank Esslins zum Mordmagier, die den Leser vielleicht etwas zu Atem hätte kommen lassen, leider viel zu kurz kommt und nur nebenbei erwähnt wird.

Nachdem die Gefährten die Teufelszwerge besiegt und Tuvvana befreit haben, trifft man dann doch etwas sehr schnell bei dem Mordmagier Sastra ein und kann ihn dank des übermächtigen Silver auch sehr schnell und problemlos überwältigen, worauf man dann ebenso problemlos in den Besitz des ersten Teils von Bilcos Leiche gelangt - und als wäre das noch nicht reibungslos genug verlaufen, erfährt man sogar noch, wo Sastra die anderen beiden Körperteile versteckt hat, die man benötigt, um Bilco wieder zum Leben zu erwecken.

Duell um das HöllenschwertDa sich nach all den lang und breit geschilderten Kämpfen die Seitenzahl dem Ende entgegen neigt, verschiebt man die Beschaffung jedoch auf den nächsten Band, den TONY BALLARD Band 69 „Duell um das Höllenschwert“. Wer sich hier angesichts des vielversprechenden Titels auf ein Duell zwischen Silver und Mago gefreut hat, der ja ebenfalls auf Coor weilt und das Höllenschwert natürlich gern wiederhaben möchte, wird allerdings enttäuscht, denn Mago und Silver treffen hier gar nicht aufeinander. Stattdessen gibt es ein kurzes, relativ vorhersehbares Kräftemessen mit Cinto, dem Vernichter, bei dem es sich um einen weiteren strahlenden, muskelbepackten Helden handelt, der von dem Höllenschwert „gehört“ hat und Silver zum Duell herausfordert, da auch er glaubt, es müsse von dem Stärkeren geführt werden.

Natürlich verliert er den Kampf, schließt sich den Gefährten aber immerhin an, man kommt ins Plaudern und es stellt sich heraus, dass Cinto sogar weiß, wo sich die Karte befindet, die Ballard und Co noch fehlt, um Loxagons Grab zu finden. Nicht schlecht für jemanden, der ein paar Seiten zuvor nur „gehört hat“, dass es sich bei dem Höllenschwert um eine Art Wunderwaffe handelt… Nachdem der vollmundige Titel des Romans sich also eher als kleine Reiberei entpuppt hat, geht es mit der Suche nach den Körperteilen Bilcos weiter, die interessanterweise alle an geheimnisvollen, magischen Orten versteckt sind. Befand sich der Rumpf im letzten Band in einem riesigen Schädelgrab, so führt der Kopf die Gefährten hier zum „Friedhof der Phantome“, was dann auch ein etwas treffenderer Titel gewesen wäre, wenn man natürlich auch erst wieder ganz am Ende des Romans dort ankommt und den Kopf dann wieder relativ mühelos beschaffen kann.

Nicht ganz so mühelos gestaltet sich dagegen der Kampf gegen den rachsüchtigen Fujex (wir erinnern uns an den Tyrannen aus Teil 1) der Ballard das Ende seines Schoßhündchen immer noch übel nimmt und der Gruppe mit einer Hundertschaft Kämpfern auf den Fersen ist. Als wirklich gefährlich stellt sich dann aber nur Frank Esslin heraus, der sich Fujex angeschlossen und zuvor noch seinen Ring etwas aufgepimpt hat, nachdem er sich die Kräfte einer Hexe während des Beischlafs (!) aneignen konnte. Wann immer er jetzt das Wort „Dobbox“ ruft, erscheint ein Strahlenpanther, der für ihn kämpft. Keine schlechte Idee, wenn man mal von dem etwas dämlich klingenden Zauberwort absieht. Die Begegnung mit dem ehemaligen Freund und jetzigen Todfeind Frank Esslin ist dann auch der Höhepunkt dieses etwas vorhersehbaren aber auch wieder sehr abwechslungsreichen und actionlastigen Romans.

Der Galgenbaum im JenseitsErneut kommt es zu einem Zweikampf, und auch wenn wohl niemand geglaubt hat, dass der gerade erst erstarkte Esslin in diesem Heft das Zeitliche segnet oder den gerade erst verbesserten Ring an seinen Besitzer abgeben muss, so wird dem Leser hier ein deutlich spannenderes Duell geboten, als das im Titel angekündigte. In dem TONY BALLARD Band 70 „Der Galgenbaum im Jenseits“ laufen dann alle Fäden zusammen und man erfährt, wie es mit Roxane / Arma weitergeht, die im vorherigen Band nicht ein einziges Mal auftauchte. Dass die kleine Gruppe um die entführte Hexe aus dem Jenseits den ominösen Todessee erst im fünften und letzten Teil des Zyklus erreichen würde, war allerdings vorauszusehen. Und auch dass die eher farblose und irgendwie fehl am Platz wirkende Cuca früher oder später auf der Strecke bleiben bzw. das Zeitliche segnen würde, überrascht uns nicht weiter. Zwar hat der Autor es auch in diesem Fall, wie schon bei Frank Esslin,  wieder der Spekulation des Lesers überlassen, ob sie wirklich tot ist, aber da die Rivalitäten zwischen ihr und Arma die Handlung nicht wirklich weitergebracht haben, ist man dann doch eher erleichtert, als Arma sie mit einem kleinen Zaubertrick mal eben aus dem Weg räumt.

Während sich also Roxane / Arma unaufhaltsam dem Todessee und damit der Erfüllung ihres Schicksals nähert, sind die Gefährten um Ballard nach wie vor auf der Suche nach diversen Körperteilen, um den zerlegten Bilco wieder zusammenzufügen. Und tatsächlich erreicht man die sogenannte „heilige Insel“, wo Sastra das Herz versteckt hat, dann auch bereits gleich am Anfang des Romans. Da ist man als erfahrener Leser natürlich skeptisch, weiß man doch, dass die Helden solche wichtigen Objekte immer erst am Schluss finden - und so wundert man sich dann auch nicht, als man erfährt, dass ein paar Diebe das Herz gestohlen haben, weil sie es für einen Kristall hielten.

Ein paar Seiten / Kämpfe später bringt man dann aber auch dieses letzte fehlende Puzzleteil in seinen Besitz und fügt Bilco wieder zusammen, welcher daraufhin auch wieder quicklebendig, und nicht etwa untot ist, wie man nach einer solchen doch recht tödlich anmutenden Behandlung vermuten würde. Aber Zauberei macht halt alles möglich, und nachdem Parthos dann, wie versprochen, wieder in der Lage ist zu zaubern, macht man sich schnell auf den Weg zum Todessee, wo er die Verwandlung Roxanes aufhalten soll. Zwar macht man sich Sorgen, ob man noch rechtzeitig dort ankommt, aber der Leser ahnt natürlich längst, dass diese Sorge wie so oft völlig unbegründet ist, und wie der Zufall es will, erreichen dann auch tatsächlich alle drei Gruppen genau in dem Moment den Todesssee, als Roxane gerade hineinmarschiert. Nun kann Parthos endlich zeigen, was in ihm steckt, und das ist in der Tat mehr als beachtlich. Er schafft es nämlich nicht nur, Metal und Mago mal eben im Alleingang aufzuhalten, indem er einfach ihre Pferde zu Fall bringt, es gelingt ihm natürlich auch, Roxane zu retten. Zu diesem Zweck wird mal eben ein „Sonnenschwert“ aus dem Hut gezaubert, das er ihr in die Brust stößt, woraufhin Arma sofort und ohne den Hauch einer Gegenwehr aus ihrem Körper entfleucht. Eine doch recht schnelle und einfache Lösung nach all den Strapazen und dem ewigen psychischen Stress durch dieses Doppelleben, zumal Roxane anschließend nicht mal ein Zeichen von Schwäche zeigt, sondern sofort voll da ist und sogar schon wieder kämpfen und zaubern kann…

Ein doch recht schwaches Ende dieses eigentlich recht ordentlichen, bunten und actionreichen Zyklus. Wie so oft wird mal eben auf den letzten Seiten alles in einem schnellen Hauruck - Verfahren beendet und anders als in der letzten Trilogie, ist die Handlung hier auch über weite Strecken zu vorhersehbar. So zweifelt man weder daran, dass die Gefährten die Mission des Zauberers erfolgreich absolvieren, noch befürchtet man ernsthaft, dass Roxane sich am Ende tatsächlich in Arma verwandeln wird. Was die neuen Figuren betrifft, so hätte man auf die etwas blasse und eher überflüssige Tuvvana verzichten können. Der freche Prä Welt Floh Jubilee ist immerhin eine kleine Bereicherung für die Serie.  

Kleine Zitate - Grosser MeisterZentimeter nicht entscheidend…
„Dort regieren die Teufelszwerge“, sagte der blonde Hüne. „Ein großes Volk.“   
(TB 68 / S.11)

Gut abgerichtet…
„Such ihn!“, befahl er dem Schwert. „Such Tony Ballard!“
(TB 68 / S.41)

Verfluchte Emotionen…
Ich begriff, dass sie tatsächlich mich wollten. Das war ein ganz verdammtes Gefühl.
(TB 68 / S.42)

Überaus sprunghaft…
Ich warf mich vehement in die Büsche.
(TB 70 / S.44)

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