Die Vampire und Dirk - Der Vampir-Horror Roman: Opfer der Dämonen
Der Vampir-Horror-Roman
Opfer der Dämonen
Opfer der Dämonen
Mein Senf
Im Juli 1940 veröffentlichte das amerikanische Pulp-Fantasy-Fiction Magazin UNKNOWN diese seltsame, irgendwo zwischen Psychothriller und Horror angesiedelte Story des Jim Lowry. Sie ist, bis jetzt, die älteste Geschichte bei den Vampiren von Pabel und hat einiges an phantastischen Ideen zu bieten. Es gab schon den ein oder anderen Roman innerhalb der Serie, der mit einer überraschenden Schlusspointe punkten konnte, aber FEAR setzte noch mal einen drauf.
In den 30/40er Jahren des letzten Jahrhunderts kam L.Ron Hubbard so richtig in Fahrt, was das Schreiben von Geschichten für Pulpmagazine anbelangte. Im gleichen Jahr wie FEAR erschien auch DEATH´S DEPUTY – der als Nummer 26 (1973) bei Pabels VHR veröffentlicht wurde. Damals hatte Hubbard mit Scientology noch nichts am Hut, sondern war ein talentierter, aufstrebender Autor von Science-Fiction und Horror-Storys, die er in diversen Magazinen veröffentlichte. Etwas über zehn Jahre später gründete er dann „seine Kirche“, um anfänglich Steuern zu sparen. Kirchen zahlten zu dieser Zeit in Amerika keine Abgaben an den Fiskus. Mit Religion hatte das Ganze, so viel ich weiß, aber nicht viel zu tun. Wohl nichts für die Masse und fürs alltägliche Seelenheil. Gelegentlich sieht man Hubbards Jünger noch mit Tapeziertischen voller Bücher an belebten Ecken größerer Städte stehen. Im Pabel Impressum ist das Erscheinungsjahr von FEAR übrigens mit 1951 angegeben, was vielleicht an einer Zweitverwertung (Galaxy Science Fiction Novel Nr.29) liegt und es von dort angekauft wurde.
Konzentrieren wir uns lieber auf den heutigen Roman, der es diesmal wirklich in sich hatte.
Jim Lowry`s Artikel im Newspaper Weekly brachte die Gemüter einiger studierter Herren in Wallung. Wissenschaftlich ging er gegen den tief verwurzelten Aberglauben der Menschen vor und zog sie mit ihren Ängsten auf. Er vertrat die These, dass windige Schamanen, Druiden oder Medizinmänner früh die Leichtgläubigkeit ihrer Mitmenschen erkannt hatten und schon weit vor der Antike daraus ein Geschäftsmodell machten. Mit viel Trara und Hokuspokus führten sie die Gläubigen an Götter und Dämonen heran, um anschließen aus ihrer Furcht nutzen zu ziehen. Die Wissenschaft widerlegt Stück für Stück diesen Irrglauben und erklärt dem modernen Menschen die Zusammenhänge. Eigentlich recht plausibel, denn schließlich kann man alles irgendwie wissenschaftlich erklären. Oder doch nicht? Warum hat der Mensch auch heute noch Angst vor gewissen Dingen. Unter Leitern durchgehen, sich beim Trinkspruch in die Augen schauen oder die Vorsicht am Freitag dem dreizehnten sind wahrscheinlich eine schwache Form des Aberglaubens, dennoch richten wir uns gelegentlich danach. Man will ja nichts heraufbeschwören. Steckt diese manchmal seltsame Vorsicht in unseren Genen und stammt noch aus der Zeit richtiger Bedrohungen? Lowry zumindest glaubte nicht an Geister und Dämonen. Vielleicht ein Fehler, denn wo früher das Böse mit Festen und Ritualen besänftigt wurde, kann es in scheinbar aufgeklärten Zeiten im Verborgenen wuchern und unentdeckt zuschlagen.
Nachdem ihm Direktor Jebson verbal den Anus aufgerissen hatte, nimmt Lowry noch einen Drink bei seinem Freund Tommy. Als er die Handtasche seiner Frau auf der Ablage sieht, dichtet er den beiden (unbegründet) ein Verhältnis an und bringt sie noch an Ort und Stelle um. Das Ganze muss die vergeblich gesuchten 4 Stunden gedauert haben und seinen Hut hat er auf der Ablage vergessen. Zwischendurch wurde der Leser von Hubbard so richtig in die Irre geführt. Immer wieder tauchten unheimliche Wesen auf, die an Dämonen und Geister glauben ließen. Auf welcher Seite sie dabei standen, war ungewiss. Seine Frau bewegte sich seltsam schwebend und sein Freund Tommy kam ihm merkwürdig zynisch vor. Kein Wunder - sie waren ja tot und nur in seiner Traumwelt real. Diesen Umstand erfuhr der Leser wirklich erst kurz vor Schluss.
Die Kirche fand im Roman auch statt, spendete aber keinen Trost, sondern wirkte seltsam schwach und angestaubt. Man ging nur zur Messe um seinen neuen Hut zu zeigen und um nicht ins Gerede zu kommen. Die (Traum-)Reisen hatten schon sehr phantastische Züge und erinnerten ein wenig an Eco`s Baudolino in Kurzform, als man unter Einfluss von grünem Honig (eine Art Opium) glaubte, auf der Suche nach dem Priesterkönig Johannes zu sein. Lowry traf auf dem Weg nach „Unten“ jede Menge seltsamer Gestalten, die ihm nicht alle wohlgesonnen waren. Der Henker Jack Ketch hatte ihm schon mal die Schlinge geknüpft und verlangte Geld, damit es schnell geht. Der kleine Mönch Sebastian gehörte zur katholischen Kirche und wollte seinen goldenen Gürtel zurück. Eine Anspielung auf den gehorteten Reichtum des Vatikans? Ich glaube, dass zwischen den Zeilen des Romans noch viel mehr Andeutungen und Metaphern stecken, aber vielleicht interpretiere ich auch nur etwas in den Namen L. Ron Hubbard hinein.
Ganz zu Anfang des Romans ließ Hubbard zwei Geistwesen das Gespräch zwischen Lowry und seinem Arzt mithören. Ab hier dachte ich an eine Art - „Einer der auszog das Fürchten zu lernen“- Geschichte, wo der Ungläubige eines besseren belehrt wird. Im Laufe der Handlung driftete der Protagonist dann immer tiefer in die Welt des Unglaublichen und Unheimlichen. Zudem gab es noch ein höheres Wesen, das nicht unbedingt an Gott denken ließ, aber zu den „Mächtigen“ gehörte. Kennt man die Auflösung vom OPFER DER DÄMONEN, wird einem natürlich sofort alles klar: Lowry glitt immer tiefer in seinen Wahnsinn und hat seine schreckliche Tat einfach geistig bei Seite geschoben. Allmählich sickerte das Verbrechen wieder in sein Bewusstsein und spielte ihm Streiche. Der Weg dazwischen war - für Heftromanverhältnisse – eigentlich schon großes Kino.
Insgesamt gesehen ein spannender, für den VHR untypischer Roman mit viel Charakter. Sein Alter merkte man ihm an (immerhin fast 70 Jahre), auch wenn die Übersetzerin Biggy Winter das Todesdatum von Lowry auf einem Grabstein ins Jahr 1974 datierte. Der etwas antiquiert wirkende Schreibstil der 40/50er Jahre passte hervorragend zum biederen Alltag der etwas schwermütigen Story. Hüte waren noch ein unabdingbares Kleidungsstück und wer seine Kopfbedeckung verloren hatte, war nur ein halber Mensch. Das Frühstück, bestehend aus Eiern und Speck (+Kaffee), kostete, in einem Selbstbedienungsrestaurant (mit Bedienung), 40 Cent. Der Kirchgang am Sonntag war selbst in aufgeklärten Akademikerkreisen ein gesellschaftliches Muss und die Frau häuslich und fürsorglich. Mary war das Paradebeispiel einer 40er Jahre Hausfrau, wie man sie aus Filmen dieser Zeit kennt. Die Kirche fand im Roman zwar statt, spendete aber keinen Trost, sondern wirkte seltsam schwach und angestaubt. Man ging nur zur Messe um seinen neuen Hut zu zeigen und um nicht ins Gerede zu kommen. Etwas seltsam kamen die Kinder in Lowrys Tagträumen (ein kleiner Junge mit Strohhut und frechen Fragen und später ein kleines Mädchen das seltsam altklug und anzüglich wirkte) daher. Vielleicht ein wenig Alice im Wunderland? Ansonsten war der Roman mal was ganz anderes als das, was Pabel sonst auf die Leser losließ. Natürlich positiv gemeint. Die an manchen Stellen etwas kompliziert wirkende Geschichte, mit ihren vielen Traumsequenzen und Fieberträumen (man darf die Malaria nicht vergessen) dürfte dem ein oder anderen ottonormal- Feierabendleser vielleicht über den Horizont gegangen sein, aber zwischendurch darf es auch mal eine Spur abgehobener sein sonst wird es im Serienalltag zu langweilig.
Was gab es sonst noch?
Wieder mal ein Portrait-Bild von Thole. Wo er diese Gestalt hergenommen hat, wird wohl ein Rätsel bleiben. Mit dem Roman hatte das Cover diesmal nichts zu tun, auch wenn das „Etwas“ mit dem abgerissenen Kopf zwischen den Zähnen bei näherer Betrachtung fies auf den Magen schlägt. Es gab schon schönere Thole´s.
Hatte in der letzten Nummer ein Geisterjäger bei VAMPIR INFORMIERT seinen Arbeitsalltag vorgestellt, kam jetzt ein professionelles Medium zu Wort. Geisterexpertin Susy Smith kennt aus Erfahrung 4 Arten von Geistern. Als erstes wären da die normalen Toten, deren Ableben ungeklärt blieb oder die noch irgendwo ein Testament hinterlegt hatten, das unbedingt noch gefunden werden muss. Die zweite Art von Geistern entspringt unserem eigenen Geist. Wer genug Angst (zB. im Dunkeln auf Friedhöfen) hat, kann überall Geister sehen, die sich bei großer Anhäufung von Furcht tatsächlich gelegentlich manifestieren können.
Dann gibt’s noch Menschen, die sich im Schlaf von ihren Körpern lösen und schließlich an weit entfernten Orten gesehen werden. Hier spricht man vom Geist der Lebenden. Zum Schluss erwähnt Susy noch die geplagten Ruhelosen, die nach einem dramatischen Ereignis einen Abdruck in der realen Welt hinterlassen haben und an bestimmten Orten immer wieder auftauchen. Diese Unterart trifft man oft in Spukhäusern oder auf ehemaligen Schlachtfeldern. Sehen vier anwesende Personen eine Erscheinung und ein fünfter steht gelangweilt daneben, kann es an der fehlenden Sensibilität der Person liegen. Eigentlich passt das Thema klasse zum vorliegenden Roman.